In einem Brief aus Holy Rosary Mission schildert P. Th. H. Grotegeers
S.J. eine 250 engl. Meilen weite Missionsreise, die er vom 16.-26. April
gemacht und die ein kleines Bild von dem Missionsleben in diesen Strichen
bietet.
Am 16. April kommt per Telefon ein Krankenruf zu einem schwer
erkrankten Indianermädchen namens Maria Mato Gleska d.h. Gefleckter Bär. Sofort
wird das Wägelchen angespannt, und fort geht’s durch die endlose Prärie.
Nach
einer Fahrt von 50 Meilen ist abends Allen, ein kleiner Ort mit Bethaus,
erreicht. Da in dem weiten Gebiet die katholischen Indianer und Kolonisten in
kleinen Gruppen zerstreut wohnen, wird eine jede Fahrt benutzt, um bei dieser
Gelegenheit möglichst vielen den Trost der Religion zu bringen.
In Allen werden
also die Kranken besucht und in dem einsamen Bethaus wieder einmal die heilige
Messe mit Kommunion gefeiert. Gleich darauf heißt es weiter durch Unwetter und
Schneegestöber, möglichst rasch, um nicht zu spät zu kommen. Eine kurze Rast
bei einer katholischen Familie wird benutzt, um ein allerliebstes dreijähriges
Knäblein zu taufen, das die Leute gerade an Kindes Statt angenommen.
Um 9 ½ ist endlich das Missionswägelchen am Ziel. Der „Gefleckte Bär“
wohnt mit seinen Eltern in einem Wigwam. „Das Mädchen war zwölf Jahre alt, seit
sechs Jahren ein Krüppel und hatte drei Tage fast unaufhörlich Lungenblutungen.
Vor etwa fünf Jahren war sie protestantisch getauft worden, hatte aber jetzt
den sehnlichsten Wunsch, katholisch zu sterben. Deshalb war sie ganz glücklich,
als der Schwarzrock eintrat.
Mein Begleiter und ich unterrichteten sie den
ganzen Tag mit Hilfe eines sehr zweckmäßig angeordneten Bildes, „Die zwei Wege“
genannt, welches eine Länge von etwa sechs Fuß hat und die ganze Geschichte
unserer heiligen Religion in ihren Hauptzügen sowie die Hauptwahrheiten
derselben darstellt.
Dieses Bild wurde schon im 18. Jahrhundert von den alten
Jesuitenmissionären in Kanada mit großem Erfolg gebraucht. Mit Hilfe dieses und
anderer Bilder es uns ohne besondere Mühe, dem Mädchen die notwendigsten
Kenntnisse beizubringen.
Dann betete ich mit Maria, taufte sie bedingungsweise,
hörte ihre Beichte, gab ihr die letzte Ölung, den Sterbeablass und endlich das
Skapulier.
Jetzt war sie überglücklich und fürchtete den Tod nicht mehr. Ich
versprach ihr noch, nach zwei Tagen ihr wo möglich auch die heilige Kommunion
zu bringen.“
Zu diesem Zweck ist erst das nächstgelegene Kirchlein in Bear Creek
aufzusuchen. Von hier aus macht der Missionär erste einen Bogen über Bussard
Basin, taufte dort ein kleines Kind, stärkt einige hungrige Schäflein mit dem
Brot des Lebens und bringt dann von Bear Creek aus dem sterbenden Mädchen, das
inzwischen von einem Katechisten noch weiter unterrichtet worden, die zugleich
als Wegzehrung dient.
Vom Sterbebett fährt der Schwarzrock zurück nach Bear
Creek, hört abends Beichte bis 11 Uhr, hält des Morgens Sonntagsgottesdienst,
bei dem zum ersten Male das neue Harmonium erklingt und tauft danach ein
ehrwürdiges Paar. Der Mann ist schon über 60 Jahre alt. Aber die Taufgnade
macht beide wieder jung.
Die Anwesenden singen ein begeistertes Danklied und
wünschen den Täuflingen nach Indianersitte, durch kräftigen Händedruck, Glück
und Segen.
Ein unerwarteter Vorfall hält den Missionär noch fest. „Kaum hatten
sich die Leute aus der Kirche entfernt, als ich zu einer Frau gerufen wurde,
die auf dem Heimweg plötzlich hingefallen war und regungslos dalag. Ich betete
ihr ins Ohr und gab ihr dann die letzte Ölung. Nach etwa einer Stunde kam sie wieder
zu sich.“
In Polato Creek gelingt es, eine katholische Mutter mit ihren beiden
bereits protestantischen getauften Kindern der Kirche zurückzugewinnen und auch
den Vater und einige andere im Ort günstig zu stimmen. In einem Privathaus wird
kraft eines den Missionären zugestandenen Privilegs das heilige Opfer gefeiert
und einigen Nachzüglern die Osterkommunion gereicht, dann ein Achtzigjähriger
versehen.
(Aus: die katholischen Missionen, 1908)
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