Kapuzinermissionar mit Somali |
Hören Sie nun, wie ein kleiner
Somali stirbt, und sehen Sie dann, ob Ihre Wohltaten nicht erfreuliche Erfolge
haben werden. (Der Missionar hatte zuvor die Leser aufgefordert, Somalikinder
zu „adoptieren“, indem sie deren Unterhalt
bezahlten)
Ein Somali kommt eines Tages mit einem
artigen Bürschchen in die Mission.
-„Was willst du?“ fragt der
Missionär.
-„Ich bringe dir meinen Sohn
Mahmud und vertraue ihn dir an.“
-„Hast du nur diesen da?“
-„Nein, ich habe noch einen
anderen.“
-„Und warum bringst du sie nicht
beide?“
-„Nein, Padri, ich will den einen
Mohammed, den anderen Issa (Jesus Christus) geben.“
Der kleine Schwarze, der Christus
gegeben worden, wuchs in der Mission heran; während aber die anderen sich besserten,
blieb er allein wild. Seine einzige gute Eigenschaft war eine gewisse
Herzensgüte.
Eines Tages wurde er krank, und
der Missionär sah, dass es zum Sterben komme. Was machen? Die Taufe konnte
einem solchen Schlingel nicht gegeben werden; er würde sich übrigens geweigert
haben.
Es handelte sich um die Rettung einer Seele. Nachdem der Missionär die
Hilfe des Himmels angefleht, tritt er zu dem Kranken und sagt: „Mein liebes
Kind, ich glaube, der liebe Gott ruft dich in die Ewigkeit ab.“
„Vater,“ antwortet der Wilde, „ich
bitte dich, lass mich nicht ohne Taufe sterben.“
Der Priester ist nun schon
getröstet, spricht zu ihm noch von den christlichen Hauptwahrheiten und tauft
ihn.
Der arme Knabe litt furchtbar.
Als der Missionär voll Mitleid fragte, was er wünsche, um seine Leiden zu
lindern, murmelte der Knabe: „Vater, ich kann meine gelähmten Glieder nicht
gebrauchen. Kehre mich, ich bitte dich, nach der Seite der Kirche, ich will im
Hinschauen auf das Haus Gottes sterben.“
Der Pater willfahrt seinem
Wunsche, und Mahmud, noch nass vom Taufwasser, stirbt, indem er mit
bewundernswerter Innigkeit das letzte Stoßgebetlein wiederholt, welches ihm der
Missionär vorbetet.
(Aus: Annalen der Verbreitung des
Glaubens, 1906)