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Montag, 24. März 2014

Bischof Schreiber über die Missionspflicht der Katholiken (Teil 1)

(Bildquelle: JoMaSch)

Rede in der Festversammlung des Franziskus-Xaverius-Vereins in Breslau am 15. September 1924.



Von Dr. Christian Schreiber, Bischof von Meißen in Bautzen


Es war ein weltgeschichtlicher und wegweisender Augenblick, als der Völkerapostel auf dem Areopag zu Athen stand, um an die heidnisch-griechische Welt heranzutreten und sie zu missionieren – weltgeschichtlich, weil hier zum ersten Mal ein Apostel mit der Hochburg der heidnisch-griechischen Kultur zusammentraf; wegweisen, weil hier die Tragik der Missionsarbeit für alle Zukunft sich bereits enthüllte, jene Tragik, die darin besteht, dass gerade bei den Intellektuellen die Missionsarbeit oft so geringen Erfolg hat, auch wenn man ihnen mit den überzeugendsten Gründen und mit der kraftvollsten Rede entgegentritt, wie es Paulus auf dem Areopag tat.

Wegweisend ist dieser Augenblick auch deshalb, weil er uns einen tiefen Einblick gewährt in den Pflichtcharakter der Missionsarbeit.

Von seinen Missionsabsichten und seiner Missionstätigkeit will Paulus auf dem Areopag die Gründe vorbringen.

Angesichts der Inschrift eines Altares „Ignoto Deo“ – dem unbekannten Gotte – weist er auf die Einheit Gottes hin: auf die Tatsache, dass der eine Gott allen Menschen und jeder Mensch dem einen Gott zugehört.

Er weist hin auf die Einheit des Menschengeschlechts: auf die Tatsache, dass alle Menschen als Abkommen eines Stammvaters eine einzige Familie bilden und deshalb miteinander verbunden sind durch das Gesetz der Solidarität.

Er weist auf die Einheit der Erlösung: auf die Tatsache, dass Christus für alle Mensch geworden ist, um alle selig zu machen, dass deshalb niemand von der Erlösung und Gnade ausgeschlossen sei, welcher Sprache und welcher Hautfarbe, welcher Nationalität und welcher Staatsgemeinschaft er auch sein möchte.

Paulus weist hin auf die Einheit des zukünftigen Gerichtes: auf die Tatsache, dass alle Menschen vor dem einen Richter sich zu verantworten haben – auch darüber, wie sie ihrer Solidaritätspflicht in Bezug auf das übernatürliche Wohl und Wehe des Mitmenschen gerecht geworden sind.

Paulus weist schließlich hin auf die Allgemeinheit der natürlichen Gotteserkenntnis: auf die Tatsache, dass in jeder gesunden und normalen Menschenseele eine Ahnung von Gott und der natürliche Drang nach Gott vorhanden ist.

Aus dieser Tatsache folgert Paulus stillschweigend, dass er Gott, Christus und der Menschheit gegenüber das Recht und die Pflicht habe, wie alle Menschen so auch die Athener zu missionieren, mit Christi Lehre und Gesetz bekannt zu machen, für Christus und die Kirche zu gewinnen.

Auf dem Areopag tat der Völkerapostel also kund, dass die Missionsarbeit eine heilige Pflicht ist, die wir gegen Gott, gegen Christus und gegen die Menschheit zu erfüllen haben.


(Aus: die katholischen Missionen, 1925)

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