Inneres der Basilika Notre Dame d'Afrique, Algier (Photochrom-Bild aus den Jahren 1890-1905) |
Am 19. Februar 1914 sah die Kirche U.L. Frau von Afrika bei Algier eine
seltene Feier: vier der vornehmsten Baganda weihten im Namen ihrer 200.000
katholischen Landesbrüder ihr Vaterland der Mutter Gottes.
Diese Wallfahrtskirche ist mit der Geschichte der Weißen Väter und der
Ugandamission innig verknüpft: hier wurde der erste Priester der jungen
Gesellschaft geweiht, von hier aus sandte Kardinal Lavigerie 1878 die erste
Karawane seiner Missionäre ins Herz des schwarzen Erdteils, nach Uganda.
Der Sturm einer blutigen Christenverfolgung ist seitdem über die junge
Saat dahingebraust und hat Uganda und der ganzen Kirche 22 Negermärtyrer
geschenkt. Und das Blut dieser Märtyrer ist der Same neuer Christen geworden:
aus den 4000 Katholiken Ugandas zu Beginn der Verfolgung (1886) sind über
220.000 geworden.
Die frohen Ereignisse der letzten Jahre, die Einleitung des
Seligsprechungsprozesses der Bagandamärtyrer und die Weihe der ersten Bagandapriester haben den Katholiken die Größe ihrer Dankesschuld gegen Maria
wieder klar vor Augen gestellt und sie gedrängt, aus den Edelsten ihres Volkes
vier Gesandte zu wählen, die der Königin Afrikas in ihrem Heiligtum den Dank
des ganzen Volkes abstatten sollten.
Zugleich sollten sie das Mutterhaus der
Weißen Väter, Maison Carée, aufsuchen, von dem so viel Segen über Uganda
ausgegangen, ihren erkrankten Oberhirten, Bischof Streicher, dort begrüßen und
dann als Vertreter des Volkes zum Grabe des Erlösers nach Jerusalem, zum
Heiligen Vater in Rom und nach Lourdes wallfahren.
Die Erwählten waren Stanislaus Mugwanja, der bekannte Justizminister
des Königreichs Uganda, Alexis Pokino, Statthalter der Provinz Buddu, und der
Prinz Joseph Mosonge Wulugembe, Enkel des Königs Mtesa und Vetter des jetzigen
Königs. Außerdem hatte Stanislaus aus der Schar seiner 17 Kinder seinen Sohn
Benedikt an der Reise teilnehmen lassen.
Am Morgen des 19. Februar wurden die vier Baganda in feierlichem Zuge
in die Basilika geleitet, wo sich die Weißen Väter und Schwestern aus dem
Mutterhause und dem Noviziat, der Ordens- und Weltklerus und die Katholiken von
Algier und Umgebung zur Feier versammelt hatten. Nach dem Pontifikalamt, das
Bischof Streicher von Uganda unter Assistenz des Bischofs Livinhac, des
Generaloberen der Weißen Väter, zelebrierte, las Stanislaus Mugwanja mit fester
Stimme die feierliche Weihe vor:
Statue "Notre Dame d'Afrique" |
„O heiligste Jungfrau Maria, unsere Mutter,
schaue auf uns Kinder Ugandas, die wir hier vor dir knien.
Wir sind gekommen,
um dir in unserem Namen und in dem aller katholischen Baganda Dank zu sagen für
die wunderbare Ausbreitung, welche unsere heilige Religion in unserem Land
genommen hat.
Wir danken dir auch für die große Anzahl seeleneifriger Priester,
die du zu uns gesandt hast, damit sie uns in den Wahrheiten des Glaubens unterrichten.
Wir weihen dir unser Land und unterstellen es deiner Obhut.
Nimm unsere Weihe
huldvoll an und erwirke allen jenen, die unseren heiligen Glauben bereits
angenommen haben, die Gnade, ihm treu zu bleiben, jenen unserer Landsleute
aber, die dich noch nicht kennen, sowie die Völker rings umher, das
unschätzbare Glück, katholisch zu werden und so dahin gelangen, in Wahrheit
Jesus, unseren Herrn und Seligmacher, kennen und lieben zu lernen.
Stanislaus
Mugwanja, Alexis Pokino, Josefu Wulugembe.“
„Wiewohl wir die Worte nicht verstanden“, schreibt ein Augenzeuge, „hörten
wir doch aus seinem Vortrag die tiefe Ergriffenheit heraus.“
Die schönste
Freude bot dieser Tag dem greisen Generalobern der Weißen Väter, der als einer
der ersten die frohe Botschaft in Uganda verkündet und als Oberhirte der Kirche
Ugandas die blutige Verfolgung in ihrer ganzen Bitterkeit verkostet hatte.
(Aus: die katholischen Missionen, 1914)