Wenn Sie vielleicht mal, was heutzutage sehr oft passieren kann, im
Gespräch oder in einer Uni-Vorlesung zu hören bekommen, dass die katholische
Kirche die Leute dumm halten wollte (in diesem Wortlaut habe ich das bereits auf
einer höheren Bildungsanstalt gehört) oder etwa, wie uns der öffentliche
Rundfunk, den wir, ob wir wollen oder nicht, mit unserem Geld unterstützen, erzählen
möchte, dass Missionare fiese Kerle sind, die die Sprachen der Einheimischen
verbieten, ist es gut zu wissen, dass, wie in vielen anderen wissenschaftlichen
Gebieten, die katholische Kirche einen unschätzbaren Beitrag zur
Sprachforschung, besonders im Fall der exotischen Sprachen, geleistet hat.
Nachfolgend eine Liste von Ordensleuten, die sich auf diesem Gebiet
hervorgetan haben. Bei den Missionaren, bei denen nicht klar war, wo genau sie
gewirkt haben, ist das Verbreitungsgebiet der Sprache in Klammern angegeben.
Es handelt sich dabei nur um
eine sehr kleine Auswahl.
Dominikaner:
Bischof Ignaz Ibañez O.P. Bischof in Taiwan, 19. Jhd. (?) :
chinesisches Wörterbuch und kleinere Werke zur Amoi-Sprache
Domingo de S. Thoma O.P., Missionar in Peru im 16. Jhd.: Grammatik und
Vokabular des Quechua
Bernardo Lugo O.P., 17. Jhd.: Grammatik des Chibcha (Zentral- und
Südamerika)
Raymund Berton O.P., 17. Jhd.: Werke über das Karaibische (Südamerika)
Luis Cancer O.P. und Domingo de Bico O.P. (16. Jhd.).: Schriften in der
Quiché-Sprache (Guatemala)
Francisco de San José O.P., Missionar auf den Philippinen im 16/17. Jhd.:
Tagalog-Grammatik, führte 1590 den Buchdruck auf den Philippinen ein
P. Maxime Le Clerq O.F.M., Missionar in Kanada im 17. Jhd.: erfand
Schriftzeichen für die Sprache der Mikmak-Indianer
Franziskaner:
P. Franz Pareja O.F.M. Missionar in Florida im 16. Jhd.: Katechismus in
der Sprache der Tumucua-Indianer sowie Grammatik und Wörterbuch in derselben
Ildefonso Flores O.F.M.: Professor des Cakchiquel an der Universität in
Guatemala (19. Jhd.?)
Basilius Rollo von Gemona O.F.M., Apostolischer Vikar von
Schansi-Schensi, China (+1703): Verfasser des Dictionarium Sinico-latinum, das zumindest noch im frühen 20. Jhd.
als Hauptwerk für das Chinesische galt
Markus von Lisboa O.F.M., Missionar im 17. Jhd. auf den Philippinen:
Katechismus und Wörterbuch des Bicol-Dialekts
Darüber hinaus haben sich zahlreiche Franziskaner der Erforschung der
mexikanischen Sprachen (Aztekisch etc.) gewidmet
Hl. Franz Xaver S.J. mit Mitbrüdern: Übersetzung eines Katechismus in
das Malabarische
P. Enrique Henriquez S.J., Gefährte des hl. Franz Xaver an der
Fischerküste in Indien: Grammatik und Wörterbuch des Tamil
P. Roberto de Nobili S.J., Missionar in Indien (+1656): apologetische
und asketische Schriften im Sanskrit
Juan Fernandez S.J., Laienbruder in Japan (1567): Erste japanische
Grammatik mit Lexikon
Lorenzo Hervás y Panduro S.J. (+1809): Einer der Vorreiter der
vergleichenden Sprachwissenschaften, sammelte Proben von 307 Sprachen und
Grammatiken von 40 Sprachen und erforschte mit großem Eifer die malaiischen
Sprachen.
Picpus-Gesellschaft:
Florentin „Tepano“ (Stephan) Jaussen SS.CC., apostolischer Vikar von Tahiti
(+1891): Übersetzung des Neuen Testaments in die Gilbert-Sprache (Kiribati)
Missionare vom heiligsten Herzen:
P. Erdland M.S.C.: Grammatik der Marshall-Sprache
Weiße Väter:
Msgr. Léon Livinhac M.Afr. Apostolischer Vikar von Viktoria-Nyanza, später Generaloberer: Grammatik der Ugandasprache
Msgr. August Hacquard M.Afr., Apostolischer Vikar der Sahara und des französischen Sudans: Grammatik der Bambara-Sprache
(Quelle: Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Dr. Max
Heimbucher, Verlag Ferdinand Schöningh, 1907)
Hier erfahren Sie mehr über die Missionare und die Naturwissenschaften
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