Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Sonntag, 24. November 2013

Was für ein Missionserfolg! oder: was auch heute noch mit Gottes Gnade und eifrigen Priestern zu schaffen wäre

Kathedrale von Petropolis, Brasilien (Beten Sie für den Photographen!)

Vor ungefähr zehn Jahren (1891) haben vornehmlich deutsche Franziskaner der sächsischen Provinz im Auftrag des Heiligen Stuhles die Aufgabe übernommen, die Reformen ihres Ordens in Brasilien durch Zuführung frischen Bluts ins Werk zu setzen. Sie haben in diesem Zeitraum wirklich Großes geleistet. Eine kleine Vorstellung von ihrer segensreichen Wirksamkeit gibt der folgende Bericht des P. Amandus Bahlmann O.F.M., der uns freilich verspätet und auf dem Umweg eines englischen Blatts zugeht.

In Bahia, so erfahren wir da, konnte man früher die Männer, die noch zur Beicht gingen, an den Fingern zählen; jetzt kommen sie an allen größeren Festtagen zu Hunderten zu den heiligen Sakramenten, so dass die Patres an den Vorabenden oft bis Mitternacht im Beichtstuhl beschäftigt sind. 

Das Gebetsapostolat zählt nahezu 1.000 Mitglieder, die fast alle monatlich die Sakramente empfangen. Dasselbe gilt von den zahlreichen Mitgliedern des dritten Ordens und des Arbeitervereins. Im Jahre 1900 wurden in der Franziskanerkirche beiläufig 40.200 Kommunionen ausgeteilt. 

Während ehedem Christenlehre in der Kirche so gut wie unbekannt war, wird jetzt regelmäßig solche gehalten und von zahlreichen Kindern besucht.  Eine ähnliche Erneuerung des katholischen Lebens und Eifers ist in Recife, der Hauptstadt von Pernambuco, in Petropolis (Staat Rio de Janeiro) und anderen Städten herbeigeführt worden. Die Schule der Patres in Petropolis zählt 500 Knaben. 

Ein Hauptmittel zur Belebung des Glaubens sind auch in Brasilien die Volksmissionen, welche die Patres auf Bitten der Bischöfe unermüdlich über das Land hingeben. Hören wir, wie P. Bahlmann uns eine solche Tour schildert. 

„Vom 9. bis 19. Dezember gab ich mit drei anderen Patres eine Mission in São Lorenço. Wir hatten 2265 Kommunionen und ich spendete (mit päpstlicher Vollmacht) 2.310 Personen die heilige Firmung, welche hier auch schon kleinen Kindern erteilt wird. 310 Zivilehen wurden durch kirchliche Trauung gutgemacht. Vom 20. bis 24. Dezember hielten wir Mission im Gefängnis in Recife. Von 537 Häftlingen kamen 325 zur Beicht. Ich hoffe, dass der gute Same auch bei den übrigen noch Frucht tragen wird.

Gleich nach Weihnachten ging es nach Itambé, der Grenzstadt zwischen den Staaten Pernambuco und Parahyba do Norte. Wir wurden im Triumph abgeholt. Vom Endpunkt der Bahn hatten wir noch 23 Meilen zu machen. 
6 Meilen weit kam uns die Bevölkerung entgegen, alle mit Blumengewinden und Palmzweigen in den Händen. Beim Einzug in die Stadt ritten zwei Musikbanden und eine Reiterzug vor uns her und gab eine wenigstens 6.000 Köpfe starke Volksmenge uns das Geleit. 
Meine Begleiter und ich besorgten, diesem brasilianischen ‚Hosanna‘ möchte gar bald ein ‚Crucifige‘ folgen, sobald wir den Leuten einmal die ewigen Wahrheiten predigten. Die Sorge war grundlos. Die zahlrieche Volksmenge – alle Predigten wurden im Freien gehalten – nahm das Wort Gottes mit dankbarem Herzen auf. Selbst die Beamten, Richter, Advokaten, der Distriktskommissär u.a. kamen zu den Sakramenten. Der Schluss der Mission war großartig. Auf einem der Plätze war hoch auf einer Säule eine schöne Statue unseres Herrn aufgestellt worden. Der Platz soll fürder den Namen Divino Redemptor führen. Hierher bewegte sich am Abend die sakramentale Prozession, denn hier fand die Schlusspredigt mit Segen statt. Die Zahl der Teilnehmer, die alle brennende Wachslichter trugen, wurde auf 10.000 geschätzt.
Es war eine ruhige Mondnacht im Mittsommer (2. Januar 1901). Die Feier machte einen außerordentlichen Eindruck, der die Mission auf lange Zeit hinaus denkwürdig machen wird. Auch hier wurden 3.000 Personen gefirmt und 150 Zivilehen kirchlich eingesegnet. 
Auf die dringende Vorstellung des Kapitelvikars gingen wir dann nach Aquas Bellas im Inneren des Staates Pernambuco, eine ganze Tagereise per Bahn und noch 194 Meilen weit im Sattel. 

Der Weg führt über hohe Gebirge, tiefe Täler und weite Wüsteneien. Eine dieser Wüsten zieht sich 23 Meilen weit hin, ohne Wasser, ohne Wohnung, nichts als Steine und niedriges Buschwerk und darüber die brennend heiße Sonne. Glücklicherweise waren wir auf solche mühsame Ritte eingeschult, so dass wir den Weg in anderthalb Tagen zurücklegten. 

Sieben Jahre lang war an dem Ort kein Priester mehr gewesen. In der Zwischenzeit hatte eine Sekte sich eingenistet, sich in den Besitz von Kirche und Schule gesetzt und bereits manche Leute verführt. Es galt also hier ein Werk gründlicher Reform.  
Man hatte große Hoffnungen an die Mission geknüpft, und sie gingen, Gott sei Dank, auch in Erfüllung. Alle Leute von Ansehen und Stellung, zuvörderst die Ortsbehörden, nahten sich den heiligen Sakramenten.

In Aquas Bellas wohnt auch der zivilisierte Indianerstamm der Caréjos, welcher die Tupi-Sprache redet. Die Leute sind auffallend artig und führen ein sehr sittenreines Leben. 
Einmal im Jahr ziehen sie in die Wälder, um dort den großen Geist zu verehren. Ich gab mir alle Mühe, um herauszubringen, ob sie wirklich den wahren Gott anbeteten oder Götzendiener wären. Sie erklärten mir ganz bestimmt, dass sie nur an einen Gott glaubten; nur die Art ihrer Verehrung ist eigenartig und ein Geheimnis.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)