Die allerseligste Jungfrau erscheint dem ungläubigen Juden Alphonse Ratisbonne |
(…) So gelangten wir zur Ecce-Homo-Kirche. Es ist bereits früher in
diesen Blättern von diesem ehrwürdigen Heiligtum die Rede gewesen. als man mit
dem Bau der Fundamente beschäftigt war, stieß man auf eine reiche Quelle,
welche ihren Lauf von Norden nach Süden, vom Palast des Pilatus zum Turm
Antonia und zum salomonischen Tempel nimmt: sie fließt in einem prächtigen,
gewölbten Aquädukt von 7 Meter Breite und 7 Meter Höhe.
Man hat sonst kein
fließendes Wasser in Jerusalem, und im Talmud steht geschrieben, dass, wenn
einmal die drei innerhalb der Mauern dieser Stadt vorhandenen Quellen zu Tage
kommen, die Ankunft des Messias bevorstehe.
Pater Marie-Alphonse Ratisbonne |
Die Juden begrüßten darum die Auffindung dieser Quelle als ein
heilverkündendes Vorzeichen und kamen mit ihren Geschirren herbei, um sich von
diesem heiligen Wasser zu erbitten. Aber P. Ratisbonne antwortete ihnen:
‚Ich weiß sehr gut, warum ihr von diesem Wasser haben wollt: ihr
betrachtet es als ein Unterfand der bevorstehenden Ankunft eures Messias. Nun,
euer Messias ist bereits gekommen und ihr wartet vergeblich auf einen anderen.
Er hat es gefügt, dass ein Israelit, der sein Jünger geworden, an der Stelle,
wo eure Vorfahren seinen Tod verlangt haben, dieses Wasser auffand, damit es zu
eurer Taufe diene. Wollt ihr darum euch taufen lassen, so sollt ihr davon
haben, so viel euch beliebt.‘
Sprach’s, sie aber verschwanden mit ihren Geschirren (…)
(Aus: die katholischen Missionen, 1876)
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