„Wie andere Seminarien“, so schreibt uns Herr Diakon Alfons Schneider
aus Würzburg, „so kann auch das Priesterseminar zu Würzburg berichten, dass
unter seinen Alumnen eine rege Missionsbegeisterung herrscht.
Folgende Zeilen
mögen einen kurzen Überblick über die Missionsarbeit im vergangenen
Wintersemester 1913/1914 geben.
An allen Sonn- und Feiertagen zirkuliert die
Missionskasse. Im letzten Wintersemester brachten wir dadurch rund 400 Mark
ein, die an verschiedene Missionsstationen verteilt wurden. Neben dem materiellen
Zweck erreichen wir durch dieses regelmäßige Zirkulieren der Kasse auch den
ideellen, dass die Herren möglichst oft an die Missionen und ihre Bedürfnisse
und an die Pflicht, so viel als möglich zu helfen, erinnert werden.
Durch mehrere Missionszeitschriften, die im Lesezimmer aufliegen, wird
Gelegenheit geboten, sich über Stand und Fortschritte der Missionen zu
orientieren. Es liegen auf: ‚Zeitschrift für Missionswissenschaft‘, ‚Die
kathol. Missionen‘ und ‚Missionsblätter von St. Ottilien‘. Die beiden letzteren
sowie der ‚Steyler Missionsbote‘ und das ‚Vergissmeinnicht‘ der Mariannhiller
Missionäre werden auch noch besonders von mehreren Herren gehalten.
Im Dezember hielt uns P. Prior Placidus Vogel O.S.B. einen
Lichtbildvortrag über seine Reise durch Korea und die Verhältnisse der dortigen
Missionen. Kein Alumnus fehlte dabei. Viel trug zur Belebung des
Missionsinteresses auch bei unsere Tischlektüre vor Weihnachten: P. Fischer
S.V.D., Jesu letzter Wille, und Die Heiligkeit der Kirche im 19. Jahrhundert
von C. Kempf S.J.
Wir sahen hier, was sich in verhältnismäßig kurzer Zeit durch die
Arbeit unserer Missionäre aus den Heiden hat machen lassen.
Die Schilderungen
der blutigen Verfolgungen in den letzten Jahrzehnten und die Berichte über den
Todesmut der jungen Christen hörten sich an wie Märtyrerakten aus Neros und
Decius‘ Zeiten.
Die Liebe, die dadurch für die Missionen geweckt wurde, kam uns
besonders zu statten, als wir auf den zweiten Weihnachtsfeiertag mit einer
größeren Missionsverlosung hervortraten. In liebenswürdiger Weise hatten uns
dazu mehrere Buchhandlungen zahlreiche, teils recht wertvolle Preise gestiftet.
Andere Preise wurden ebenfalls frei gestiftet. Der Reingewinn der Verlosung
betrug rund 400 Mark und wurde den Jesuiten in Japan für ihr Alumnat
überschickt.
„Einzelne Museen (?), besonders das ‚Tugendgärtlein‘ haben noch eine
eigene Kasse für sich und suche von Zeit zu Zeit 30 Mark für ein Heidenkind
zusammenzubringen, dem dann ein Herr auch den Namen geben darf.
Durch allgemeinen Beschluss wurde am 7. März bestimmt, dass wir fortan
eine bestimmte Station als ‚unsere Station‘ mit unserem Beitrag unterstützen
wollen.
Als solche haben wir gewählt die Benediktinerstation Sangi in
Deutsch-Ostafrika. Nachdem aus unserer Missionskasse bereits 60 Mark
anderweitig abgeben sind, können wir P. Theodosius Schall, dem Missionär von
Sangi, jetzt als Rest unserer Kasse nur noch 130 Mark zuweisen.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1914)