St. Josaphat Kunzewitsch O.S.B.M. |
Johannes Kuncewicz ward zu Wilna (eigentlich in Wolodymyr, Westukraine) 1580 geboren und trat ebendaselbst 1604
unter dem Namen Josaphat in das Basilianerkloster der heiligen Dreifaltigkeit.
Vom heiligen Geist selbst geleitet, übte er sich in dem tiefgesunkenen Kloster
in inbrünstigem Gebet und großer Abtötung, gleichzeitig eifrig ernstem Studium
ergeben, das ihn zum Verteidiger der Union (der
Vereinigung der Orthodoxen mit dem Stuhl Petri) befähigte.
Sein Beispiel
blieb nicht ohne Früchte; bald blühte das Kloster in Wilna auf und zwei neue
Klöster konnten durch den Heiligen von dort aus gegründet werden. Einen ebenso
hochbegabten als frommen Gefährten im Werke der geistigen Neubelebung der
ruthenischen Kirche erhielt der Heilige in seinem Freund Joseph Belamin Rutski.
Metropolit Joseph Rutski O.S.B.M. |
Derselbe hatte seine Studien im griechischen Kolleg zum Rom gemacht, war 1603
nach Wilna zurückgekehrt und 1607 ebenfalls in das Dreifaltigkeitskloster
eingetreten. Nach dem Tod des greisen Metropoliten Pociey, der die Union
mitbegründet und ihre Fahne 15 Jahre lang hochgehalten hatte, bestieg Rutski
1614 den Metropolitansitz. Auf sein Betreiben wurde der hl. Josaphat, so sehr
dessen Demut sich sträubte, zum Koadjutor von Polozk und Bischof von Witebsk
erhoben. Am 12. November 1617 empfing derselbe zu Wilna die Bischofsweihe.
Unter der gemeinsamen Wirksamkeit dieser beiden Männer war zu Anfang 1620 die
Union in ganz Weißrussland siegreich durgeführt.
Ernstere Kämpfe hatte sie aber in Rot- und Kleinrussland zu bestehen.
Rutski hatte zwar feierlich von dem Stuhl von Kiew Besitz ergriffen. Basilianer
aus der Schule des hl. Josaphat sollten daselbst den Kern der geistigen
Neugestaltung bilden.
Der Vorsteher ihrer Schaar, Anton Hrekowicz, wurde von
den wütenden Schismatikern 1618 im Dnjepr ertränkt. Sie schlugen ein Loch in
die Eisdecke und stießen den Blutzeugen hinein unter dem Geschrei: „Du bist ein
Unierter und willst unsere Religion verraten!“.
Als er sich am Rande des Eises
festhalten wollte, hieben sie ihm die Arme ab und höhnten: „Ruf den Papst an!“
während die Wellen des Dnjepr den Ertrinkenden unter die Eisdecke rissen.(…)
Der hl. Josaphat hatte inzwischen dem Sturm zu trotzen, den sein
Gegenbischof Smotrycki losließ. Immer höher gingen die Wogen des Aufruhrs, bis
ihm endlich der Heilige zum Opfer fiel. Am 12. November 1623 wurde Josaphat in
Witebsk grausam ermordet, seine Leiche schmählich entehrt und endlich in die
Wogen der Dwina versenkt.
Der Martertod des Heiligen übte einen gewaltigen Eindruck auf die
Lateiner in Polen und war die Ursache, dass die Union nicht fallen gelassen
wurde, während des Verbrechen von Witebsk anderseits die Sache des Schismas mit
Schmach bedeckte. Der Tod des hl. Josaphat war die Rettung der Union, die bis
zum Sturze Polens in allen Stürmen bestehen blieb.(…)
(Aus: die katholischen Missionen 1886)