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Freitag, 4. Oktober 2013

Ein fanatischer Hindu und Katholikenverfolger bekehrt sich

Kirche des St. Joseph's College, Tiruchirappali (Trichinopoly) (Quelle: vishwaant avk)

„Gott ruft, wen er will“, schreibt P. Lacombe, der Vater der kleinen Brahmanenkolonie zu Trichinopoly in Vorderindien, „das haben wir wieder zu Beginn des Jahres 1914 erfahren. Eines Tages wurde mir mitgeteilt, dass ein kranker Brahmane einen Pater zu sprechen wünsche. Ich begab mich sofort auf den Weg. 


Sobald der Kranke mich bemerkte, rief er laut: ‚Pater, Pater, ich habe Sie rufen lassen. Kennen Sie mich nicht mehr? Ich bin K. Vaidianaden, ein alter Schüler des St. Josephs-Kollegs, das ich von 1895 bis 1901 besucht habe. Ich war in der Klasse von G. Vaidhianatra Ayer, dem berühmten Konvertiten aus der Brahmanenkaste.

Die Züge kamen mir bekannt vor, und ich erinnerte mich noch, dass der Schüler einen schlechten Eindruck auf mich gemacht hatte. Das war alles, was ich mir ins Gedächtnis zurückrufen konnte. ‚Gut‘, erwiderte ich, ‚was wollen Sie denn?‘ – ‚Pater‘, sagte er, ‚seit zwei Jahren leide ich an der Milz, und eine Besserung scheint ausgeschlossen. Ich möchte aber nicht im Unfrieden mit Gott sterben. 
Viele Sünden bedrücken mein Gewissen; bitte, spenden Sie mir die Taufe vor dem Tode, damit ich Verzeihung erlange.‘ Und dann begann er, mir sein Leben zu erzählen. 

‚Im Jahre 1895‘, sagte er, ‚als die ersten Brahmanenbekehrungen sich ereigneten, geriet ich in Wut und schwor, kein Mittel unversucht zu lassen, um der Bewegung Einhalt zu tun. Ich trat in die ‚Religiöse Vereinigung der Hindus“ ein, eine Gesellschaft, die eigens gegründet war, um die Bekehrungen zu verhindern und die Schüler des St. Josephs-Kollegs auszuspüren, die irgendwie Hinneigung zur katholischen Religion verrieten. 
Viel Lästerliches habe ich gegen die Missionäre vorgebracht und mehr als einen Schüler abgehalten, mit den Patres in nähere Berührung zu kommen. 

Als im Jahre 1900 mein Kamerad C.B. Sankaran vor der Taufe stand, war ich es, der dessen Familie davon benachrichtigte und seine Gefangennahme bewerkstelligte: Sobald er in unserer Gewalt war, gab ich den Rat, ihm Fesseln an die Füße zu legen; auch war ich unter denjenigen, die ihn nach dem Süden abführten. Seitdem nun die katholische Religion mir die einzig wahre zu sein scheint, empfinde ich die heftigsten Gewissensbisse über diese Tat.‘

„Zum Glück konnte ich den Kranken trösten mit der Nachricht, dass Sankaran und seine Frau längst getauft seien und las gute Katholiken in Topu Mariä lebten. 
Dann forschte ich, wie er denn zu dem Entschluss gekommen sei, die so gehasste katholische Lehre anzunehmen. 

‚Das will ich Ihnen kurz erzählen, Pater‘, antwortete er. ‚Nach Beendigung meiner Studien erhielt ich eine Anstellung an der Eisenbahn. Ich kam durch ganz Indien, selbst nach Kaschmir, und musste sechs neue Sprachen lernen. Wiederholt erhielt ich einen Posten in fieberverseuchten Gegenden, und da bekam ich das Milzleiden. Während dieser 13 bis 14 Jahre musste ich unwillkürlich mich mit religiösen Gedanken beschäftigen. Die Eindrücke, die ich im St. Josephs-Kolleg durch die Brahmanenbekehrungen empfangen hatte, saßen zu tief. Besonders war mir der Übertritt meines Professors G Vaidhianatra nahe gegangen. 

Ich wollte mir Klarheit verschaffen, die Wahrheit des Hinduismus beweisen und den Unsinn der katholischen Lehre klarlegen. So kaufte ich mir eine Unmenge heidnischer Bücher und studierte und grübelte. Aber anstatt den Frieden zu finden, wurde mein Geist immer verwirrter. 

Die philosophischen Systeme der Hindus standen sich vielfach schroff gegenüber, und schließlich wusste ich nicht mehr wo aus und wo ein. Ich legte Priestern (wohl Hindupriestern) und Gelehrten meine Zweifel vor, fand aber hier die gleiche Verwirrung. 

Eines Tages nun, es war zu Hubli, fragte mich einer der Bahnangestellten, ein Katholik aus Goa, weshalb ich immer so traurig sei. Ich sagte ihm offen den Grund. Voll Liebe und Zuvorkommenheit verschaffte mir mein Kamerad mehrere katholische Broschüren, und da war es mir, als ginge ein Licht in meiner Seele auf. Ich begriff, dass ich die Wahrheit gefunden hatte, und wollte gleich katholisch werden. Da kam die Krankheit dazwischen. Nun danke ich dem Himmel, dass ich hier in einem Spital bei Schwestern bin und Sie getroffen habe.‘

„Diese schlichte Erzählung hatte mich tief gerührt, und ich versprach dem Kranken, ihm ein treuer Freund sein zu wollen. Bei meiner Rückkehr ins Kolleg war die Freude groß, und die beiden Brahmanen, G Vaidhianatra und Sankaran, machten dem Kranken sofort einen Besuch. 

Das Wiedersehen war sehr rührend. Sobald dieser seinen ehemaligen Schulkameraden, den er so schwer verfolgt hatte, erblickte, fiel er ihm zu Füßen, küsste sie und sagte: ‚Erlaube, dass ich jene Füße küsse, die ich in Fesseln legen ließ. Verzeihe mir und bete für mich.‘

„Die Ruhe und das Glück, die der Kranke gefunden hatte, übten auf seinen Körper den besten Einfluss aus, und bald konnte er das Spital verlassen. Er zog mit seinem ansehnlichen Mobiliar in das Haus von Sankaran und erhielt bald darauf die heilige Taufe. 

Der Konvertit, der 33 Jahre zählt, hat nur noch einen Wunsch, es möchten seine zwei Kinder – seine Frau und zwei Kinder sind gestorben – ebenfalls den Frieden in der katholischen Kirche finden.“


(aus: die katholischen Missionen, 1915)