In einer Erziehungsanstalt Süddeutschlands, wo der Missionseifer in
schönster Blüte steht, erhielt die Vorsteherin von einer kleinen Schülerin
folgendes Brieflein, das wir genau nach dem Original wiedergeben:
„Liebe Frau Vorsteherin! Es tut mir leid, dass ich Ihnen auf so
schlechtem Papier schreibe und nicht einmal ein Kuvert dazu habe; nämlich ich
habe den Brief in sehr großer Eile geschrieben. Bitte, liebe, gute Frau
Vorsteherin!
Ich bitte Sie, möchten Sie doch so gut sein und mir erlauben, dass ich
jeden Sonntag die Pensionärinnen um einen oder zwei Pfennige bitte für die
Missionen. Es wird bald ein kleines Sümmchen zusammen; dann kann ich es Ihnen
mit Freuden geben, und Sie können es in die Mission schicken, wenn Sie wieder
ein Heidenkind kaufen (d.h. aus der Sklaverei freikaufen).
Es bittet Sie darum recht inständig und von ganzem Herzen Ihre dankbare
E…
Nachschrift: O, bitte erlauben Sie es, es ist ein sehr gutes Werk, Gott hat Wohlgefallen daran. O bitte!“
Die Vorsteherin setzte keinen Widerstand entgegen, und heute besteht
der „Pfennigverein“ in der Anstalt.
(Aus: die katholischen Missionen, 1914)