Schon bald nach der Enzyklika Pius X. (Lacrimabili statu, lesenswert) vom 7. Juni 1912 über das
traurige Los der Indianer im Putamayogebiet zogen englische Franziskaner nach
den tiefsten Urwäldern Perus, um sich der bedrängten Eingeborenen anzunehmen.
In einem Berichte an den
Generalminister des Ordens legt der Missionsobere P. Leo Sambrook die
Schwierigkeiten des Unternehmens dar. Er führt als hauptsächlichste an den
Mangel an Indianerkolonien, die Verschiedenheit der Sprachen, da die 9.000
Indianer nicht weniger als sieben Idiome sprächen, und die gewaltige Abneigung
vor allem, was europäische und christliche Kultur bedeute.
Von den Erwachsenen, meint der Obere, sei kaum etwas zu erwarten; man müsse
mit den Kindern den Anfang machen. Aber auch hier könne man nur auf äußerst
langsame Fortschritte rechnen. Der Familienzuwachs sei gering, die
Kindersterblichkeit aber groß, und außerdem wollten die Väter nichts von einer
Taufe ihrer Kinder wissen, da diese ihnen nur Unheil brächte.
Im Gebiete von La Chorrera, das die dichteste Indianerbevölkerung
besitzt, gründeten die Franziskaner eine Schule, um allmählich die Jugend zu
gewinnen. Heute zählt sie etwa 40 Kinder. Eine zweite Station gründeten die
Patres im Bezirk Esmeralda, wo sich eine kleine Kolonie von 300 Indianern
befindet. Die Hauptaufgabe der Missionäre besteht einstweilen darin, das Land
zu erforschen, mit den scheuen Wilden Beziehungen anzuknüpfen, ihre Sitten und
Gebräuche zu studieren und sich deren Sprache anzueignen.
(Aus: die katholischen Missionen, 1915)