„Muzalffarpur“, schreibt uns P. Joseph O.F.M.Cap., „ist die
bedeutendste Hindustadt in der Apostol. Präfektur Bettiah.
Sie zählt 50.000
Einwohner und ist der Sitz vieler reicher Herrschaften. Schwere Hindutürme,
worin hässliche Götzengestalten stehen, überragen die Stadt, leichte Kuppeln
und Türmchen von Göttertempeln leuchten durch das Grün schlanker Palmen und
spiegeln sich in heiligen Teichen, in denen Tausende sich baden.
Von hohen
Minaretts prunkvoller Moscheen tönen die Gebetsrufe der Muselmänner. Eine
englische Kirche öffnet ihr Tor den Anhänger des Protestantismus.
Aber kein
Glockenton vom Turme eines katholischen Gotteshauses klingt über die Stadt, um
die 80 Gläubigen der wahren Kirche Christi zum Gottesdienst zu laden.
Was ist das katholische Gotteshaus in dieser reichen Stadt? Ein
armseliges Gelass. Da saß ich eines Abends mutterseelenallein in dem Kapellenzimmerlein
und schaute in die indische Nacht. Auf einmal fing es an, sich allerorten zu
regen. Unter Tisch und Stuhl hüpften Kröten, Unken quakten in den Ecken,
Fliegen und Käfer, Wespen und Bienen, Moskitos und Fledermäuse flogen durch den
Raum, und am alten Dachgebälk rasselten schwer die fliegenden Hunde.
Da dachte
in unwillkürlich an den Vers des Psalmes, den der Priester beim Lavabo betet: ‚Herr ich liebe deines
Hauses Glanz und den Ort deiner Wohnung‘.
Doppelt schmerzlich fühlte ich den Gegensatz
zwischen der Pracht der Tempel zu Ehren scheußlicher Menschengebilde und dem
elenden Kämmerlein, mit dem der Herr der Heerscharen sich begnügen soll.
Aber
auch doppelt schmerzlich ging mir das Elend der Heidenwelt zu Herzen. Da ist
doch alles hohl und leer; alles tönt herb wie der Klang des Gong, dumpf wie das
Muschelhorn an den heiligen Teichen, spitz und zerreißend wie die kurzen
Schläge der Metallinstrumente, die eben ertönten.
Man braucht kein Missionär zu sein, um zu verstehen, wie meine Wünsche
nach einem würdigen Kirchlein in dieser Stadt gingen. Von Herzen empfahl ich
das Anliegen demjenigen, der mich in dieses Heidenland gesandt, damit ich die
frohe Botschaft verkünde. Gott sei Dank, der Grundstein konnte bereits gelegt
werden. Wann wird die Stunde schlagen, da das Glöcklein laut jubelnd zum Altar
des Gotteslammes lädt? Lieber Leser, du kannst sie rasch herbeiführen.“
(Aus: die katholischen Missionen, 1913)