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Samstag, 19. Oktober 2013

Die Maristen bei den Kannibalen in Melanesien (Teil 2)

 
Krieger mit Kanu auf den Salomonen (1895)

Fortsetzung von hier

Nach der Bestattung ihres Bischofs kehrten die Glaubensboten nach Süden zur Insel S. Cristobal zurück; hier versuchten sie, in der Bai von Makira an der Westküste sich niederzulassen. Alles schien gut zu gehen, da fiel als zweiter in der langen Reihe der Opfer der Salomonen P. Crey, ein jugendlicher Missionär, am Fieber. Und nun folgte Schlag auf Schlag. 

Am 20. April 1847 brachen zwei Patres und ein Laienbruder ins Innere auf. Plötzlich wurden sie überfallen und aufgefressen. Kurze Zeit nach der grauenhaften Szene traf der zweite Apostol. Vikar Collomb auf der Insel ein; er veranlasste die übriggebliebenen Missionäre, nach der Insel Woodlark überzusiedeln, wo sich günstigere Aussichten boten. 
Kaum angekommen, raffte das Fieber den Bischof hinweg, ihm folgten noch einige der Patres nach. Es schien, als wäre die Stunde der Bekehrung für die Salomonen noch nicht gekommen. Rom berief die unglücklichen Glaubensboten ab.

Die Priester des eben begründeten Mailänder Missionsseminars boten sich nun an, das verlassene Arbeitsfeld zu übernehmen. Es wartete ihrer das gleiche Los. Nachdem viele Glaubensboten vom Fieber und den Lanzen der Wilden dahingerafft waren, musste der Rest der Missionäre unverrichteter Dinge heimwärts ziehen. Noch 40 Jahre blieben die Salomonsinseln in der tiefen Nacht des Heidentums.

1897 überwies die Propaganda von neuem den Maristen die Inselgruppe, die inzwischen den Herz-Jesu-Missionären zugeteilt war. Sofort wurden zwei Apostol. Präfekturen gebildet; die eine umfasste die nördlichen deutschen Eilande, die andere die englischen im Süden. Da Deutschland einen Teil seiner Inseln an England abtrat, gehört zur Präfektur der nördlichen Salomonen heute deutsches und englisches Gebiet.

Zum ersten Apostol. Präfekten der südlichen Inseln wurde der Apostol. Vikar der Viti-Inseln (Fidschi) ernannt; schon im Mai 1898 gründete er mit drei Missionären eine Station auf der unbewohnten Insel Rua Sura an der Ostseite von Guadalcanal. Mit Forschungsfahrten längs der Küsten begann die Tätigkeit der Glaubensboten. (…) Sehr langsam ging es voran. 

Wiewohl die Zahl der Stationen schnell vermehrt worden war, zählte man 1907 erst 600 Christen, davon war etwa die Hälfte in Missionsschulen erzogen. Auf der Insel Maran konnte man z.B. erst nach fünfjähriger Tätigkeit die erste Taufe spenden. 

Wie viele Opfer diese Erfolge gekostet, lehren die Annalen der Mission mit ihren Berichten von Schiffbrüchen, Überfällen und Krankheiten. In den letzten Jahren geht das Bekehrungswerk schneller von statten. „Von allen Seiten“, so schreibt ein Missionär, „kommen jetzt Gesuche um Priester und Katechisten. Fünf Stationen bestehen auf Guadalcanal, je eine auf S. Cristobal, der berüchtigten Insel Malaita und Neu-Georgien. In Rua, Sura, dem Zentrum der Mission, ist eine Katechistenschule eingerichtet worden, deren 15 Zöglinge uns bald bei der Glaubensverbreitung wertvolle Dienste leisten wollen.“

Im Oktober 1910 erhielt die Mission auch ihre erste Steinkirche in Visale. In Gegenwart des englischen Residenten, eines Protestanten, wurde sie zu Ehren des heiligen Herzens Jesu eingeweiht unter großem Zulauf des Volkes. Da die südlichen Salomonen bereits 1911 2079 getaufte Katholiken zählten und für die Zukunft eine reiche Ernte versprachen, wurden sie 1912 zum Apostol Vikariate erhoben.

Noch langsamer als auf den südlichen Inseln entwickelte sich das Bekehrungswerk auf der nördlichen Gruppe. Zum ersten Apostol. Präfekten wurde 1897 der Apostol. Vikar der Samoa-Inseln, Bischof Broyer, ernannt, der sich alsbald nach Europa begab, um neue Hilfskräfte, namentlich deutsche, zu holen. Mit den Patres Estienne, Flaus und Englert sowie einigen samoanischen Katechisten gründete er 1899 auf dem kleinen Eiland Poporag, das zu der Shortlandgruppe gehört, die erste Station. 

Schon im folgenden Jahr wurden diese und alle Inseln südlich von Bougainville von Deutschland an England abgetreten. Die Missionäre entschlossen sich, fürs erste alle Kräfte auf die beiden deutschen Inseln zu verwenden. Doch ließen sie Poporag als Zentralstelle bestehen. Die Errichtung weiterer Stationen verzögerte das unerwartete Hinscheiden mehrerer Missionäre. 1901 entstand auf Bougainville am Meeresufer bei einer dicht bevölkerten Ebene die Station Kieta. 

Kaum begründet, musste man sie zeitweilig wegen der Überfälle der Wilden, bei denen zwei Kinder ermordet wurden, verlassen. 1904 kaum Buin hinzu; hier zwang der Tod des Missionärs zu vorübergehender Aufgabe. 1907 entstand dann Koromira und 1910 die ersten Station auf der Insel Buka.
Auch auf den nördlichen Salomonen war zunächst an Bekehrung der Erwachsenen nicht zu denken. Unter unsäglichen Mühen zogen die Missionäre auf ihrem Schiff längs der Insel und suchten gegen Geschenke Kinder für die Schulen der Patres und Schwestern zu werben. 

Auch heute bilden die Schulen noch immer den wichtigsten Teil der Arbeit, wenn auch durch den Einfluss der Glaubensboten und der Bekehrten sich bereits ein Umschwung in den rohen Sitten bemerkbar macht. Wie langsam das Werk der Glaubensverbreitung vorangeht, zeigt die Tatsache, dass Poporag 1903 erst 9 getaufte Jünglinge und 14 Mädchen aufwies. Angesichts solcher Umstände wird man es zu würdigen wissen, wenn die ganze Präfektur 1911 schon 740 Katholiken zählte; auf den 5 Stationen widmen sich gegenwärtig 12 Missionäre, 5 Brüder und 9 Schwestern dem Bekehrungswerk. Die Schulen werden von 257 Kindern besucht. Gegen 100.000 Heiden, wo von etwa 70.000 auf deutschen Inseln leben, warten auf den nördlichen Salomonen noch der frohen Botschaft.


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)