Nach der Bestattung ihres Bischofs kehrten die Glaubensboten nach Süden
zur Insel S. Cristobal zurück; hier versuchten sie, in der Bai von Makira an
der Westküste sich niederzulassen. Alles schien gut zu gehen, da fiel als
zweiter in der langen Reihe der Opfer der Salomonen P. Crey, ein jugendlicher
Missionär, am Fieber. Und nun folgte Schlag auf Schlag.
Am 20. April 1847
brachen zwei Patres und ein Laienbruder ins Innere auf. Plötzlich wurden sie
überfallen und aufgefressen. Kurze Zeit nach der grauenhaften Szene traf der
zweite Apostol. Vikar Collomb auf der Insel ein; er veranlasste die
übriggebliebenen Missionäre, nach der Insel Woodlark überzusiedeln, wo sich
günstigere Aussichten boten.
Kaum angekommen, raffte das Fieber den Bischof
hinweg, ihm folgten noch einige der Patres nach. Es schien, als wäre die Stunde
der Bekehrung für die Salomonen noch nicht gekommen. Rom berief die unglücklichen
Glaubensboten ab.
Die Priester des eben begründeten Mailänder Missionsseminars boten sich
nun an, das verlassene Arbeitsfeld zu übernehmen. Es wartete ihrer das gleiche
Los. Nachdem viele Glaubensboten vom Fieber und den Lanzen der Wilden dahingerafft
waren, musste der Rest der Missionäre unverrichteter Dinge heimwärts ziehen.
Noch 40 Jahre blieben die Salomonsinseln in der tiefen Nacht des Heidentums.
1897 überwies die Propaganda von neuem den Maristen die Inselgruppe,
die inzwischen den Herz-Jesu-Missionären zugeteilt war. Sofort wurden zwei
Apostol. Präfekturen gebildet; die eine umfasste die nördlichen deutschen
Eilande, die andere die englischen im Süden. Da Deutschland einen Teil seiner
Inseln an England abtrat, gehört zur Präfektur der nördlichen Salomonen heute
deutsches und englisches Gebiet.
Zum ersten Apostol. Präfekten der südlichen Inseln wurde der Apostol.
Vikar der Viti-Inseln (Fidschi) ernannt; schon im Mai 1898 gründete er mit drei
Missionären eine Station auf der unbewohnten Insel Rua Sura an der Ostseite von
Guadalcanal. Mit Forschungsfahrten längs der Küsten begann die Tätigkeit der
Glaubensboten. (…) Sehr langsam ging es voran.
Wiewohl die Zahl der Stationen
schnell vermehrt worden war, zählte man 1907 erst 600 Christen, davon war etwa
die Hälfte in Missionsschulen erzogen. Auf der Insel Maran konnte man z.B. erst
nach fünfjähriger Tätigkeit die erste Taufe spenden.
Wie viele Opfer diese
Erfolge gekostet, lehren die Annalen der Mission mit ihren Berichten von
Schiffbrüchen, Überfällen und Krankheiten. In den letzten Jahren geht das
Bekehrungswerk schneller von statten. „Von allen Seiten“, so schreibt ein
Missionär, „kommen jetzt Gesuche um Priester und Katechisten. Fünf Stationen
bestehen auf Guadalcanal, je eine auf S. Cristobal, der berüchtigten Insel
Malaita und Neu-Georgien. In Rua, Sura, dem Zentrum der Mission, ist eine
Katechistenschule eingerichtet worden, deren 15 Zöglinge uns bald bei der Glaubensverbreitung
wertvolle Dienste leisten wollen.“
Im Oktober 1910 erhielt die Mission auch ihre erste Steinkirche in
Visale. In Gegenwart des englischen Residenten, eines Protestanten, wurde sie
zu Ehren des heiligen Herzens Jesu eingeweiht unter großem Zulauf des Volkes.
Da die südlichen Salomonen bereits 1911 2079 getaufte Katholiken zählten und für
die Zukunft eine reiche Ernte versprachen, wurden sie 1912 zum Apostol
Vikariate erhoben.
Noch langsamer als auf den südlichen Inseln entwickelte sich das
Bekehrungswerk auf der nördlichen Gruppe. Zum ersten Apostol. Präfekten wurde
1897 der Apostol. Vikar der Samoa-Inseln, Bischof Broyer, ernannt, der sich
alsbald nach Europa begab, um neue Hilfskräfte, namentlich deutsche, zu holen.
Mit den Patres Estienne, Flaus und Englert sowie einigen samoanischen
Katechisten gründete er 1899 auf dem kleinen Eiland Poporag, das zu der
Shortlandgruppe gehört, die erste Station.
Schon im folgenden Jahr wurden diese
und alle Inseln südlich von Bougainville von Deutschland an England abgetreten.
Die Missionäre entschlossen sich, fürs erste alle Kräfte auf die beiden
deutschen Inseln zu verwenden. Doch ließen sie Poporag als Zentralstelle
bestehen. Die Errichtung weiterer Stationen verzögerte das unerwartete
Hinscheiden mehrerer Missionäre. 1901 entstand auf Bougainville am Meeresufer
bei einer dicht bevölkerten Ebene die Station Kieta.
Kaum begründet, musste man
sie zeitweilig wegen der Überfälle der Wilden, bei denen zwei Kinder ermordet
wurden, verlassen. 1904 kaum Buin hinzu; hier zwang der Tod des Missionärs zu
vorübergehender Aufgabe. 1907 entstand dann Koromira und 1910 die ersten
Station auf der Insel Buka.
Auch auf den nördlichen Salomonen war zunächst an Bekehrung der
Erwachsenen nicht zu denken. Unter unsäglichen Mühen zogen die Missionäre auf
ihrem Schiff längs der Insel und suchten gegen Geschenke Kinder für die Schulen
der Patres und Schwestern zu werben.
Auch heute bilden die Schulen noch immer
den wichtigsten Teil der Arbeit, wenn auch durch den Einfluss der Glaubensboten
und der Bekehrten sich bereits ein Umschwung in den rohen Sitten bemerkbar
macht. Wie langsam das Werk der Glaubensverbreitung vorangeht, zeigt die
Tatsache, dass Poporag 1903 erst 9 getaufte Jünglinge und 14 Mädchen aufwies.
Angesichts solcher Umstände wird man es zu würdigen wissen, wenn die ganze
Präfektur 1911 schon 740 Katholiken zählte; auf den 5 Stationen widmen sich
gegenwärtig 12 Missionäre, 5 Brüder und 9 Schwestern dem Bekehrungswerk. Die Schulen
werden von 257 Kindern besucht. Gegen 100.000 Heiden, wo von etwa 70.000 auf
deutschen Inseln leben, warten auf den nördlichen Salomonen noch der frohen
Botschaft.
(Aus: die katholischen Missionen, 1913)