Fort Peck, das am Zusammenfluss des Yellowstone mit dem Missouri liegt,
sah vergangenen Sommer den ersten Katholikentag der Assiniboines-Indianer. Die
verschiedensten Stämme: Sioux, Cheyenne, Dickbäuche, Mandans und Arickarees
hatten ihre Vertreter entsandt. Etwa 1500 Gäste beherbergten die Assiniboines
in ihrer Reservation. Eine vielsprachige Indianerversammlung, vereint zum
lauten, freudigen Bekenntnis des katholischen Glaubens!
Die Anwesenheit von Bischof Wehrle O.S.B. und vieler Schwarzröcke
erhöhte die Festfreude der Rothäute. Eine Abordnung Indianer mit ihrer
Musikbande an der Spitze holte den Bischof am Bahnhof ab. Die übrigen, Männer,
Frauen und Kinder, erwarteten ihn bei der Kirche mit ihren Bruderschafts- und
Kongregationsfahnen. Das Pontifikalamt am Sonntag wurde im Freien zelebriert.
Ein Sioux spielte die Orgel, und der Indianerchor sang die Messe getreu nach
den Rubriken und voll erhebender Andacht.
Die große Versammlung am Nachmittag tagte ebenfalls unter freiem
Himmel. Die englische Ansprache des Bischofs wurde von einem Dolmetscher in die
Siouxsprache übersetzt. P. Sialm S.J. fesselte die Indianer mit seiner
phantasievollen Schilderung des Kreuzes als des Zeichens eines wahren Christen,
und die Worte des P. Straßmayer O.S.B. in der klangvollen Siouxsprache
entzündeten heilige Begeisterung für den katholischen Glauben.
Großen Eindruck machte die Rede des Indianers James Garfield. Als er zu
sprechen begann, waren seine Bewegungen etwas befangen; Angst malte sich in
seine Züge. Aber bald kam der Redner in ihm hervor. In seinen Augen leuchtete
das Feuer seiner Seele und seine Stimme zitterte vor Erregung. Die Angst war
verschwunden, er dachte nur noch an die Freude des Kongresses, der die
Erfüllung seiner Gebete und die erste Frucht seines Eifers war.
Wenn man am Schluss der Tagung einem Indianer wie James Garfield die Hand
zum Abschied drückte, fühlte man etwas von der Glaubenskraft des
Urchristentums, so meinte ein Teilnehmer des Kongresses.
Auch die Chippewa-Indianer in Minnesota sind dem Beispiel ihrer
Stammesbrüder gefolgt. Ungefähr zur gleichen Zeit hielten sie in Cass Lake ihre
erste Katholikenversammlung. Der vor kurzem geweihte erste Chippewa-Priester
sang das feierliche Hochamt. Die im Freien abgehaltenen Versammlungen berieten
u.a. über das Wiederaufleben des Anihinabe Enamiad, einer Indianerzeitung, die
vor einigen Jahren eingegangen war.
Hoffen wir, dass die entgegenstehenden Schwierigkeiten sich bald heben
lassen, und dass dieser erste Katholikentag für die Chippewas und Assiniboines
sich ebenso segensreich gestalte wie seine Vorgänger für die vielen anderen
Indianer.
(Aus: die katholischen Missionen, 1915)