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Dienstag, 15. Oktober 2013

Die Maristen bei den Kannibalen in Melanesien (Teil 1)





Im Jahre 1844 schlug für die Salomonsinseln die Gnadenstunde nach der langen Nacht der Barbarei und des Heidentums. Im Juli dieses Jahres schuf Gregor XVI. das Doppelvikariat von Melanesien und Mikronesien. Zu Melanesien gehörten Neuguinea, der Bismarckarchipel, Neupommern und die Salomonen. Mikronesien sollte im Norden die Marianen, im Osten die Gilbert- und Marshallinseln und im Westen die Karolinen umfassen. 

Schon am 1. Dezember des folgenden Jahres erschien vor den Salomonen der bescheidene Zweimaster, der den ersten Apostol. Vikar des weiten Missiongebiets, den edlen Bischof Jean-Baptiste Epalle, und die ersten Glaubensboten, 7 Patres und 6 Brüder aus der Gesellschaft Mariens, brachte. Vor den Augen der Missionäre lag die schöne Insel S. Cristobal, die südlichste der ganzen Gruppe. Von dem Verdeck ihres Schiffes grüßten sei das liebliche Eiland. 

In heiliger Begeisterung stimmten sie das Ave Maris stella an, während der Bischof schweigend einige geweihte Medaillen in die Wogen warf. Da S. Cristobal nicht günstig für die Missionsgründung gelegen war, fuhren die Glaubensboten weiter, um einen mehr im Mittelpunkt der Inseln befindlichen Platz zu suchen. 

Nachdem man einige Tage lang in einem kleinen Boot die Ufer untersucht hatte, entschied sich der Apostol. Vikar, ans Land zu gehen. Es war der 16. Dezember, als Bischof Epalle mit 2 Missionären und 4 Seeleuten das Segelschiff verließ. Dem Seemann, der ihn fragte, wohin er das kleine Landungsboot steuern solle, rief er entschlossen zu: „Sofort auf die Hütten los.“

Schon hält der Kahn am Gestade und verschwinden die mutigen Glaubensboten im Gebüsch. Da auf einmal gegen 10 Uhr knallen Schüsse, die Missionäre fliehen zum Boot, ein Laufen, ein Schießen, und in aller Hast fahren sie zum Zweimaster zurück. Was war geschehen? Aufs Schiff hinauf schafft man zuerst den Bischof, blutüberströmt, halbentkleidet. Von fünf Wunden klafft sein Haupt, das Gehirn ist sichtbar. 

Allen voran hatte er sich den Häusern der Eingeborenen genähert, als plötzlich die Wilden aus dem Dickicht hervorbrachen und losschlugen. Zum Tode getroffen, lag er am Boden, während die seinen im ersten Schrecken zum Kahne zurückeilten. Erst dort bemerkte man die Abwesenheit des Apostol. Vikars. Unverzüglich sprang ein Pater wieder ans Land. Mit den Gewehren trieben die Matrosen die Wilden fort, die schon daran waren, den sterbenden Bischof zu entkleiden. 
Mit übermenschlicher Kraft raffte der Priester den Kirchenfürsten auf und eilte zurück zum Schifflein, während die Insulaner tobten. Doch ehe diese eintrafen, war das Boot vom Ufer abgestoßen.

Drei Tage dauerte der Todeskampf des kühnen Missionsbischofs. Am 19. Dezember 1845 hauchte er seine edle Seele aus, der erste Märtyrer der Salomonen.

Am Abend des blutigen Tages hieß es, der Schiffskapitän wolle mit seinen Geschützen und Gewehren die Bluttat rächen; da erhielt er einen Brief, den alle Missionäre unterzeichnet hatten. 

Herr Kapitän, wir kennen zwar nicht die Motive, die Sie bewegen, das Landungsboot noch einmal an das Ufer zu schicken, wo unser Bischof zum Tode getroffen ward, doch glauben wir öffentlich aussprechen zu müssen, dass wir keine Vergeltung wünschen; denn Rache wäre ganz dem Geiste unserer Sendung entgegen. Wir wollen nur Opfer und Frieden.


Nahe bei der Stelle wo er gefallen, beschlossen die Glaubensboten, ihren Bischof beizusetzen. Nachts feierten sie an Bord des Schiffes den Gottesdienst, dann gruben sie auf dem Eiland das Grab und senkten den Märtyrer dort hinab. Ein kleiner Grabstein mit einer Inschrift wurde darauf gelegt, dann deckte man alles mit dem feinen Sand des Meeres zu. 

Mehr als 50 Jahre später fanden seine Mitbrüder, die damals aufs Neue in die Mission zurückkehrten, hier die ehrwürdigen Überreste wieder. Am Schädel waren noch die Spuren der tödlichen Streitaxt zu erkennen. Brustkreuz, zwei Medaillen und Stücke des Rosenkranzes waren noch vorhanden. Jetzt schmückt ein einfaches Grabmal die Stelle, wo einer der ersten Maristen und Apostel Ozeaniens seine Ruhestätte gefunden.

(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

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