Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Sonntag, 29. Mai 2016

Priestermissionsbund: gibt's den noch?

Gebetsmeinung von Pius XI. aus dem Jahr 1936. Der Gründer, P. Paolo Manna, ist bereits seliggesprochen.

Den Priestermissionsbund gibt es tatsächlich noch, denn eigentlich wollte ich mit der Frage anfangen, ob es Priester gibt, die dieses Werk gerne wiederbeleben würden, bis ich nach etwas Recherche gesehen habe, dass er noch existiert. Heute heißt er Päpstliche Missionvereinigung der Kleriker und wohl niemand hat je von ihm gehört ;-) 

Eine Neubelebung mit dem alten Missionsgeist wäre sicherlich trotzdem nötig.

So sah das früher aus: 

Der Priestermissionsbund

Nach neuester Schätzung gehören dem Missionsweltverband [unio cleri pro missionibus] der Priester 100.000–110.000 Mitglieder an. Das ist ein Heimatheer von gewaltiger Macht, wenn jeder Priester dem Grundgedanken des Bundes entsprechend durch Gebet und durch das Wort, durch Belehrung und Ermunterung das Missionswesen in seinem Wirkungskreis fördert. Und dies ist erst ein Bruchteil der Gesamtpriesterschaft der Welt. Von Monat zu Monat werden Tausende neuer Mitglieder gewonnen, und es steht zu hoffen, dass schließlich die Mehrheit der Priester dem Bund angehören wird, der dann als einflussreichste Heimatorganisation gelten kann.

Samstag, 28. Mai 2016

Wie Mission NICHT geht – Die Orthodoxen und die Heidenvölker Russlands

Tschuwaschen

Sehr bezeichnend für den Wert der Missionstätigkeit, wie sie die russisch-schismatische Kirche übt, ist folgende aus Russland uns zugehende Mitteilung. Ein großer Teil der Völker im Norden Russlands, wie die Samojeden, ist bis heute überhaupt nicht evangelisiert worden. Die in der Umgebung von Kasan, Nischni-Nowgorod, Perm, Kirow und Urschumsk ansässigen Fremdvölker der Mordwinen, Wotjaken [Udmurten], Permier, Tschuwaschen, Tscheremissen u. a. (im ganzen schätzungsweise 4 Millionen), die sich noch heute von den Russen in Kleidung, Sprache, Sitten und Gewohnheiten streng absondern, sind nicht durch Evangelisierung und Unterricht, sondern durch Gewaltmittel oder bedingte Zuwendung verschiedener Privilegien zur Annahme der orthodoxen Taufe gebracht worden. Von einem Übertritt aus Überzeugung war keine Rede. 

„Die orthodoxe Geistlichkeit war weder mit der Sprache und den Sitten, noch mit den Lebensanschauungen ihrer ‚Neubekehrten‘ bekannt. Sie tat auch nichts, um sie über die elementaren Wahrheiten des Christentums aufzuklären, so dass diese sog. Christen nach wie vor unter dem unmittelbaren Einfluss ihrer alten Götzenpriester blieben.“ 
Nur die Furcht vor den Polizeimaßregeln hielt dieselben davon ab, ihre alten heidnischen Gebräuche auch offen fortzusetzen. Im Geheimen wucherte das alte Heidentum ruhig fort. „Die ganze Tätigkeit der orthodoxen Geistlichkeit beschränkte sich auf die Einsammlung der Stolgebühren und anderer Beiträge für den Unterhalt der Kirchen und des Klerus, was selbstverständlich die Neubekehrten noch mehr reizte und der Geistlichkeit und Kirche entfremdete. Und so warteten diese halben Heiden und halben Christen nur auf eine Gelegenheit, um die ihnen fremde Religion und verhasste Geistlichkeit abzuschütteln. Eine solche Gelegenheit bot sich ihnen bei Verkündigung des kaiserlichen Ukas über die Gewissensfreiheit. Sofort fielen sie scharenweise von der orthodoxen Kirche wieder ab.“

Wie aus zuverlässigen Mitteilungen von Landeskundigen hervorgeht, bringen diese Stämme heute ihre heidnischen Opfer wie ehemals im Dunkel der Wälder dar. Das beliebteste Opfertier ist der Schwan, an dessen Stelle man sich mit einer weißen Ente oder Gans begnügt. An Ehrlichkeit übertreffen diese Heiden das russische Landvolk bei weitem, weisen sie doch selbst Trinkgelder für geleistete Dienste zurück.


 (Aus: die katholischen Missionen, 1907) 

Freitag, 27. Mai 2016

Ein jugendlicher Glaubenszeuge aus Äthiopien


Aus der Katholikenverfolgung Anfang des 20. Jahrhunderts:

„Ein Beispiel, welchen Mut auch junge Christen bei den peinlichen Verhören beweisen, erzählt P. Basilius. Als der noch jugendliche Nikolaus Membru, wie es scheint, der Sohn des […] Alaka Sahale, der früher schismatischer Geistlicher war, dem Abuna [Bezeichnung für Priester, hier ein Schismatiker] selbst vorgeführt und gefragt wurde: warum er katholisch sei, erwiderte er: 

„Ich bin katholisch, weil mein Vater mich diese heilige Religion gelehrt hat. Ihr wisst, dass mein Vater hier im Lande ein angesehener Doktor gewesen ist. Er selbst hat lange nach einer wahrhaft heiligen Religion, die rein wie Gold und strahlend wie die Sonne wäre, gesucht, und er fand sie in der Religion der römischen Kirche. Die Religion meines Vaters soll auch die meinige sein. Hoffet ja nicht, dass ihr mich zur Erlernung und zur Annahme eines anderen Glaubens verleiten könnt.“

„Wie wagst du es“, fiel einer der Richter ein, „du, noch fast ein Kind, in solcher Weise zu unserem Abuna zu reden?“ – „Hast du denn  nicht gelesen, was im Evangelium geschrieben steht: ‚Führt man euch vor den Richter, so denket nicht, was ihr sprechen, noch was ihr antworten sollt. Es wird euch im Augenblick das Rechte eingegeben werden, und nicht aus euch werdet ihr sprechen, sondern der Geist meines Vaters wird aus euch sprechen‘.

„Weshalb ist dein Vater nach Rom gegangen?“ – „Weil das Evangelium sagt: ‚Wenn man euch an einem Orte verfolgt, so fliehet in einen anderen.“ – „Gib uns die Namen derjenigen an, welche vorgeben, zu katholischen Kirche zu gehören.“ – „Frage darüber den Abba Andreas (Msgr. Jarosseau O.F.M. Cap., der Apostolische Vikar); das ist eine Sache, die ihn angeht.“

Es ist ein Jammer, dass dieses Volk der Abessinier mit seinem kraftvollen Wesen und seinem tiefreligiösen Sinn dem Schisma verfallen ist. Welch wertvolle Hilfe könnte Abessinien, einmal bekehrt, bei der Evangelisierung Afrikas, zumal des nahen Sudan, leisten! Seit 400 Jahren bemüht sich die katholische Mission, den hartnäckigen Widerstand des Schismas zu brechen. Das Volk ist gut und würde in Masse der wahren Kirche sich zuwenden, wenn es frei sich entscheiden könnte. Hoffen wir, dass die langsam ins Bergland vorrückende Kultur demselben auch das einzige bringt, dessen die Mission bedarf, die Religionsfreiheit.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1907) 

Sonntag, 22. Mai 2016

Große Missionsbischöfe: Msgr. Alessio Filippi O.F.M., Apostolischer Vikar von Südwest-Hupé



„Ich habe den Schmerz“, so schriebt am 1. Januar 1889 P. Benjamin Christiaens, Provikar von Süd-Hupé [Msgr. Filippis Nachfolger], an die Direktoren des Vereins der Glaubensverbreitung, „Ihnen anzuzeigen, dass uns der Tod unseren vielgeliebten Apostol. Vikar Msgr. Alessio Filippi entrissen hat. Sein langes, durch unermüdliche Arbeit zur Ehre Gottes und für das Heil der Seelen geheiligtes Leben, sein hehres Beispiel, das er als Apostel und Ordensmann uns gegeben, lassen uns hoffen, dass seine Seele bereits die Ruhe der Auserwählten genießt. Trotzdem bitten wir herzlich um Ihr frommes Gebet für einen Mann, der mit ganzer Seele sich dem Werke geweiht hatte, dessen Förderer und Beschützer Sie sind.“

Msgr. Alessio Filippi O. Min. Ref., Apostol. Vikar von Südwest-Hupé, Titularbischof von Cäsarea Philippi, erblickte das Licht der Welt in Modena am 16. Dezember 1818. Msgr. Filippi kam 1845 nach China. „Sein Seeleneifer“, so heißt es in einem Berichte aus dem Jahre 1876, der seine feierliche Konsekration zum Bischof in Wu-tschang-fu beschreibt, „achtete nicht der Entbehrungen, Mühen und Gefahren, denen die Missionäre damals ausgesetzt waren. Ganz allein in dem ungeheuren Distrikt, welcher gegenwärtig das ihm anvertraute Vikariat bildet, fand er Zeit und Wege, jährlich wenigstens einmal alle Gläubigen zu besuchen. Wie oft musste er sich während dieser Zeit der Verfolgung durch die Flucht den Feinden unserer heiligen Religion entziehen! Eines Tages in seinem Verstecke von den Häschern aufgespürt, wurde er gebunden in die Stadt geführt und zum Abschaum der Verbrecher ins Gefängnis geworfen; zur Nahrung hatte er nur, was seine armen Christen ihm bisweilen heimlich zukommen ließen. Nach zwei Monaten dieser schrecklichen Gefangenschaft, als er hoffte, die Krone der Martyrer zu erlangen, wurde er wieder in Freiheit gesetzt und seinen Christen zurückgegeben. 

Damals durchzogen die Rebellen plündernd und raubend diesen Teil Chinas, und Msgr. Filippi musste seine heiligen Gewänder und alle Kirchensachen vergraben, um sie diesen Räuberhorden zu entziehen. 
Nach vielen und langen Bemühungen war es ihm endlich gelungen, eine kleine Kirche und eine Wohnung für den Missionär zu errichten; sie waren kaum fertig geworden, als ganz unerwartet die Rebellen zurückkehrten. Es war gerade ein hoher Festtag und die Kirche geschmückt mit all den ärmlichen Schätzen, welche der Missionär sich im Laufe der Jahre durch zahllose Entbehrungen zusammengespart. Wieder musste er sich flüchten, um sein Leben den Christen zu erhalten. Als er zurückkehrte, waren seine Kirche, sein Haus mit allem, was sie enthielten, nur mehr ein Schutt- und Aschehaufen. Es galt also wieder von vorne anzufangen, ja zu darben und sich zu plagen, um den Verlust zu ersetzen. Indem der Heilige Stuhl Msgr. Filippi zur bischöflichen Würde erhob, erteilte er dem würdigen Missionär eine wohlverdiente Anerkennung. Meine Mitbrüder und ich freuen uns ungemein, zum Bischof einen so seeleneifrigen Apostel zu besitzen, dessen ganzes Leben für uns das beste Beispiel und die regste Aufmunterung zur unablässigen Arbeit für das Seelenheil unserer teuren Neophyten bilden.“

Dreizehn Jahre lang trug Msgr. Filippi die Last und Sorge eines Apostolischen Vikars, bis Gott den treuen Arbeiter zu sich rief.


(Aus: die katholischen Missionen, 1890)

Einer seiner Nachfolger als Apostolischer Vikar in der „Blutmission“ von Südwest-Hupé war Msgr. Verhaegen, der gemartert wurde.

Samstag, 21. Mai 2016

Zum Dreifaltigkeitssonntag



Andächtige Christen!

Die Taufe im Namen des dreieinigen Gottes ist der Segen aller Segnungen, nicht beschränkt auf ein Volk und eine Zeit und einen Erdstrich, sondern bestimmt für alle Völker und alle Zeiten und alle Lande. Diesen Segen des allmächtigen Gottes vermitteln wir durch das Missionswerk den Heidenvölkern. Den Segen Christi sprechen wir durch unsere Missionäre über eine ganze Welt des Zornes aus und verwandeln sie in eine Welt der Gnade. Doch nicht nur das. Alle Tage bis ans Ende der Zeiten bleibt Christus bei seiner Kirche, und alle Seelen, die sie belebt mit dem Leben Christi, und alle Völker, die sie segnet mit Christi Segen, alle diese macht sie zu Kindern des himmlischen Vaters, alle diese gewinnt sie zu lebendigen Mitgliedern des Reiches Christi und wandelt sie um zu Tempeln des Heiligen Geistes. Wir werden die Kinder Gottes (Röm 5, 2), die Kinder des Tages (1 Thess 5, 5), die Kinder des Lichtes (Jo 12, 36). Aus dieser Kindschaft Gottes folgert dann der Völkerapostel in dem Brief an die Neubekehrten zu Rom: „Wenn aber Kinder, dann auch Erben, und zwar Erben Gottes, Miterben aber Christi“ (Röm 8, 17), und in dem Brief an die Galater: „Weil ihr aber Kinder seid, entsandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen“ (Gal 4, 6).

O andächtige Christen! Welche Lichtblicke auf Zeit und Ewigkeit eröffnen diese Worte! Ein Glück, das Himmel und Erde umfasst, liegt in ihnen ausgesprochen. Haben wir es je erfasst, welche Gnaden das Sakrament der heiligen Taufe uns gebracht und zu welchem Gnadenbunde es uns erhoben hat? Es ist kein Bund, wie Menschenkinder ihn schließen, der an die rinnende Stunde gebunden und durch wechselnde Verhältnisse bedingt ist. Der Taufbund, den Gott mit dem Menschen schließt, ist ein heiliger, ein ewiger Bund der Liebe und Gnade. Diesen Gnadenbund soll die Kirche im Namen des dreieinigen Gottes mit allen Menschen schließen. Ihr Missionswerk ist die große Völkertaufe. Sie reinigt und heiligt eine ganze fluchbeladene Welt. Tote Menschenseelen erweckt sie zum Leben und zu Kindern des Vaters, der im Himmel ist. Die Heiden bringt sie aus der Ferne herbei und setzt sie ein zu Miterben Christi. Den ganzen Erdkreis baut sie aus zu einem Tempel des Heiligen Geistes, zu einem großen Gotteshaus zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit.


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Montag, 16. Mai 2016

Zu Pfingsten (Teil 3)



„Als nun diese Stimme erscholl, kam die Menge zusammen und entsetzte sich; denn es hörte ein jeder sie reden in seiner Sprache.“ Andächtige Christen! Die Menge der Juden hatte das Brausen des Sturmes, der die Ankunft des Heiligen Geistes verkündigte, vernommen. In dichten Massen drängten sie sich um den geheimnisvollen Abendmahlssaal. Derselbe Geist, der die Apostel antreibt, hinauszutreten und zu der Menge zu reden, derselbe Geist treibt auch sie an, dies Haus zu umlagern, das in seinen Mauern die eben geborene Kirche Christi birgt. Das Apostelhaus, das neue Sion, wird der Sammelpunkt, an welchem die Menge  der Völker zusammenkommt. „Es waren aber zu Jerusalem Juden wohnhaft, gottesfürchtige Männer, aus allerlei Völkern, die unter dem Himmel sind.“ „Parther, Meder, Älamiter und Bewohner von Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, Pontus und Asien, von Phrygien und Pamphylien, Ägypten und von den Gegenden Libyens bei Cyrene…, Ankömmlinge von Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber.“

So steht auch heute noch, andächtige Christen, das Apostelhaus auf Sion, unsere heilige Kirche, als die Stätte, als der Vereinigungs- und Einigungspunkt, an welchem die Menge der Völker, wenn ihre Stimme erschallt, zusammenkommt. Unsere Kirche ist wahrhaft die Kirche Christi, weil sie die eine Völkerkirche, die allgemeine, katholische Kirche ist. Ihre Missionstat ist die Verwirklichung der Pfingsthoffnung: „Sende aus deinen Geist, und sie werden neu geschaffen, und du wirst das Angesicht der Erde erneuern.“ 

Das Jerusalem des Pfingstfestes wird durch die Ausgießung des Heiligen Geistes zum erklärten Gegensatz Babels. Dort, beim Beginn der Völkergeschichte, wurde die ursprüngliche Einheit in die Vielheit und Verschiedenheit der Sprachen und Religionen, der Götter und Kulte, der Stämme und Nationen aufgelöst. Hier lernen sich die Völker wieder verstehen. Dort trennten sich die Wege der Menschheit. Hier in Jerusalem führen sie wieder zusammen, insofern alle Menschen in der Einheit des Glaubens, in der einen Familie der Kinder Gottes, in der einen, alle Völker und Zeiten umfassenden Kirche Christi vereinigt werden sollen.

Noch ein anderer Gegensatz waltet zwischen Babel und Jerusalem. Dort in Babel hatte der verblendete Menschengeist gesprochen: „Lasset uns einen Namen machen!“ Hier aber spricht der Gottesgeist, und den Inhalt seiner Worte verkündet die staunende Volksmenge: „Wir hören sie in unsern Sprachen die Großtaten Gottes aussprechen.“ Die Großtaten Gottes! Das war es, was die Menschen vergessen hatten und die Apostel wieder verkündigten. Die Großtaten Gottes in der Erschaffung, in der Erlösung, in der Heiligung und Beseligung, das ist’s, andächtige Christen, was die Heiden nicht kennen und was ihnen die Mission bekannt geben muss. Die Mission verkündet den Völkern in ihren Sprachen die Großtaten Gottes. O dass diese Missionskunde in Sturmesbrausen über das weite Erdenrund dahinfahre! O dass diese Missionsbotschaft in Feuerflammen über die Völker komme! Die Pfingsterleuchtung muss über die Heidenwelt kommen. Die Pfingstbitte muss unsere Missionsbitte und die Pfingsthoffnung unsere Missionshoffnung sein.


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Sonntag, 15. Mai 2016

Zu Pfingsten (Teil 2)


Andächtige Christen! 

Die ganze Hoffnung der Apostel für das große Missionswerk, das ihnen der göttliche Meister bei seinem Hinscheiden zum Vater übertragen hatte, beruhte auf dem versprochenen Tröster, dem Heiligen Geiste. Das Gehen in alle Welt, um sie für Jesus Christus zu gewinnen, das Predigen unter allen Völkern, um ihnen die Gnade und den Frieden des Heilandes zu bringen, das Zeugnisgeben in Jerusalem und ganz Judäa und Samaria bis an die Grenzen der Erde – alles das umschloss die eine Pfingststunde. Die Pfingstbitte der Apostel wurde erfüllt. In Sturmesbrausen und feurigen Zungen kam der Heilige Geist über sie. Schauen wir nun auch an der Hand der heutigen Epistel die Pfingsttat der Apostel. „Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in verschiedenen Sprachen zu reden, so wie der Heilige Geist es ihnen gab auszusprechen.“

Andächtige Christen! Die Apostel beginnen ihr Missionswerk in der Kraft und unter dem Beistand des Heiligen Geistes. Den einen Gott, den einen Glauben, die eine Taufe verkünden sie in verschiedenen Sprachen. Einst hatte der göttliche Meister ihnen verheißen: „Sinnet nicht nach, wie oder was ihr reden sollet; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollet. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet.“ (Mt 10, 19 20). Auf Antrieb des Heiligen Geistes treten die Apostel an die Ausführung des göttlichen Missionsbefehles heran, und in der Kraft des Heiligen Geistes beginnen sie ihr apostolisches Missionswerk. Der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit ist es, der in dem Missionswerk unserer heiligen Kirche zu den Völkern redet; denn ihr ward der Tröster gegeben, damit er bei ihr bleibe ewiglich (vgl. Joh 14, 16).


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Samstag, 14. Mai 2016

Zu Pfingsten (Teil 1)



Andächtige Christen!

In Sturmesbrausen und Feuerzungen kommt es am heutigen Tage über die Jünger im Saale zu Jerusalem. Aber der Sturm, der das Apostelhaus umbraust, vernichtet nicht, und das Feuer, das vom Himmel auf die Apostelschar niederfällt, zerstört nicht. Nein, dieser Sturm ist göttlichen Geistes Wehen, der auf schnellen Flügeln das weite Erdenrund durcheilen und den ganzen Erdkreis erneuern wird.

Diese Feuerflamme ist Gottes Licht, das aufleuchten wird über allen Völkern der dunkeln Heidenwelt. Unter friedlichen Sturm- und Feuerzeichen beginnt am heiligen Pfingsttage das Missionswerk unserer heiligen Kirche.

Das christliche Missionswerk, andächtige Christen, was ist es anderes als die Herabkunft des Heiligen Geistes über die Völker? Der Heilige Geist kam über die Jünger, um die Erlösungsgnade in ihnen fruchtbar zu machen, um die göttliche Offenbarung an die Menschen zu vollenden und das göttliche Werk der Heiligung und Beseligung zu beginnen. Unter dem Antrieb und mit der Kraft des Heiligen Geistes ziehen die Missionäre unserer heiligen Kirche zu den Heidenvölkern hinaus. Sie wollen das Seelenerdreich der Heidenwelt durch Vermittlung der Erlösungsgnaden  für den Himmel fruchtbar machen. Sie wollen das Licht der göttlichen Offenbarung, die reine Flamme unseres heiligen Glaubens über der Nacht des Heidentums entzünden. Sie wollen allen Menschen die Mittel der Gnade und der Heiligung reichen. Das Missionswerk ist die Fortsetzung und die ständige Erneuerung des stürmenden und leuchtenden Pfingsttages von Jerusalem.


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Mittwoch, 11. Mai 2016

Die Entbehrungen und Freuden des Afrikamissionars



„Große Opfer“, berichtet der Missionär [P. Joseph Fräßle S.C.J.] weiter, „verlangt das Apostolat in Zentralafrika. Schon das Klima setzt dem Europäer heftig zu. In den 20 Jahren der Missionstätigkeit am Kongoflusse haben Malaria, Schwarzwasserfieber und Dysenterie über 200 jugendliche Apostel jäh ins Grab gestürzt. Die Wohnungen bieten für gewöhnlich nicht den nötigen Schutz, und die Nahrung, die meistens aus Maniokwurzeln, Fischen und Bananen besteht, vermag den raschen Kräfteverfall durch das Tropenklima nicht zu hemmen.  Dazu bereitet die große Armut der Evangelisation viele Hindernisse. Hätten wir Mittel zum Reisen, fünfmal mehr Erfolge könnten wir erzielen.

Und wie steht’s nun mit meiner Missionsstation? Monatelang fuhr ich in meiner Piroge stromauf, stromab, um die Dörfer zu gewinnen. Oder es ging auf den engen Pfaden der Wilden, gebückt und in Schweiß gebadet, durch den Urwald, über Baumwurzeln und gefallene Waldriesen, über Termitenhügel und durch Ameisenprozessionen, durch Sümpfe bis unter den Arm, durch Bäche bis an den Kopf, sieben, acht, neun Stunden lang. Da winkt denn bald ein knurrender Gorilla mit dem Knüttel, oder eine Elefantenherde versperrte den Weg. Die Neger aber drohten anfangs in den Dörfern beim Absteigen mit Lanzen oder warfen brennende Holzscheite auf mein Fahrzeug oder liefen davon. Wo ich Zutritt erhielt, war erst eine Hütte der Wilden meine Wohnung. Im Freien fand Unterricht und Gebet statt, bis ich mit eigenen Händen einen Schuppen aus Pfählen und Blättern errichtet hatte. Verstand und Herz öffneten sich allmählich, als die Leute die Werke sahen, die die neue Lehre gebietet: Nächstenliebe und Barmherzigkeit. So mancher, der unter dem harten Joch von Häuptlingen oder Arabern gelitten hatte, schloss sich dem Missionär an. Sie wurden mit den aus der Sklaverei losgekauften Knaben erzogen und bildeten den Kern, aus dem die erste christliche Gemeinde immer mehr emporwuchs. Die vor fünf Jahren gegründete Mission zählt heute 1.800 Christen und 3.000 Katechumenen, in 32 Ortschaften zerstreut, wo wir sie alle 2–3 Monate besuchen und unterrichten, die heiligen Sakramente spenden und die Prüfungen über Wissen und Leben jener anstellen, die um die heilige Taufe bitten. Für die Erprobten beginnt die nähere Vorbereitung auf das Sakrament der Wiedergeburt. Und fließt dann das Wasser auf die Stirn der leiblich und geistlich aus Sklavenketten befreiten Armen, so vermischen sich oft die Freudentränen des Missionärs mit denen seiner glücklichen Kinder. In solchen Augenblicken sind alle Mühen vergessen, ist der Lohn überreich, und der Missionär wäre bereit, noch zehnmal größere Opfer zu bringen.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1912)


Sonntag, 8. Mai 2016

Zeugnis für Christus in einer christusfeindlichen Welt – zum Sonntag nach Himmelfahrt

Märtyrer von Nagasaki

Das Missionswerk ist ein Zeugnis für Christus inmitten einer christusfeindlichen Welt. Als die Apostel auf das Geheiß ihres göttlichen Meisters hinauszogen und vor den Völkern predigten, da war ihr Wort von dem Gekreuzigten in den Augen der Welt ein Ärgernis und eine Torheit. Kein Mittel blieb unversucht, um dem Fortschritt des Christentums entgegenzuarbeiten. Da wurden die Apostel und alle, die an Christus glaubten, an die Gerichtshöfe überantwortet und in den Synagogen gegeißelt. Da mussten die Zeugen Christi vor Statthaltern und Königen um Christi willen stehen (vgl. Mk 13, 9). Da wurden sie aus den Synagogen vertrieben und aus der menschlichen Gesellschaft gestoßen. Schmach mussten sie leiden um des Namens Christi willen. Die Stunde war gekommen, wo jeder, der sie tötete, glaubte ein gutes Werk zu tun.

Andächtige Christen! Der Kampf einer christusfeindlichen Welt gegen das Reich und die Lehre Christi hat durch alle Jahrhunderte gedauert, und er wird auch in unseren Tagen weitergeführt. Es ist wahr, jene blutigen Begleiterscheinungen der früheren Zeiten sind in den Hintergrund getreten, aber die Feinde Christi sind trotzdem dieselben geblieben. Die Missionsgeschichte des verflossenen Jahrhunderts hat es uns zur Genüge bewiesen. Die Christenverfolgungen in Japan und Korea, in Hinterindien und China haben sogar gezeigt, dass es auch heute noch Stunden gibt, wo jeder, der die Missionäre verfolgt, glaubt ein gutes Werk zu tun. Durch ein Dekret des Heiligen Vaters wurden 50 Neger aus Uganda auf den Altar erhoben [seliggesprochen]. Sie hatten ihr Zeugnis für Christus mit ihrem Blute besiegelt.

Von dem großen Völkerapostel sprach der Herr: „Ich werde ihm zeigen, wieviel er für meinen Namen leiden muss“ (Apg 9, 16). Dies Wort gilt mehr oder weniger von einem jeden Missionär. Sie alle, die hinausziehen, um das Kreuz den Völkern zu predigen, ziehen hinaus, um Zeugnis von Christus zu geben, und ist dies Zeugnis auch nicht für alle ein Zeugnis des Blutes und Martyriums, für alle ist es ein Zeugnisgeben durch Leiden, durch Opfer und Entsagung. Der Herr zeigt ihnen, wieviel sie für seinen Namen leiden müssen.

Doch gerade deshalb, andächtige Christen, ist das Missionswerk auch ein verdienstvolles Zeugnis für Christus. Sollte er, der versprochen hat, den kleinsten Dienst, einen Trunk kalten Wassers in seinem Namen gespendet, zu belohnen, sollte er den größten Beweis der Liebe zu ihm, die Hingabe des ganzen Lebens für ihn, unbelohnt lassen? Einst hat der göttliche Heiland gesprochen: „Wer mich vor den Menschen bekennt, den werde ich auch vor meinem himmlischen Vater bekennen.“ Das göttliche Zeugnis Christi bei seinem himmlischen Vater ist der Lohn für das Zeugnis vor den Menschen.

(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)





Donnerstag, 5. Mai 2016

Der Berg des Missionsgesetzes


Der Berg, auf welchem Christus seine Jünger versammelt hat, ist der Berg des Missionsgesetzes, der Sinai des Neuen Bundes. Kraft seiner Autorität hatte Gott einst auf Sinai zu seinem auserwählten Volk gesprochen: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine fremden Götter neben mir haben“ – das auserwählte Volk des Alten Bundes sollte die wahre Gotteserkenntnis bis zur Fülle der Zeit bewahren. Kraft seiner Autorität, die Himmel und Erde umfasst, spricht auch Christus zu seinen Jüngern: „Mir ist gegeben alle Gewalt, darum gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker!“ Das auserwählte Volk des Neuen Bundes soll die wahre Gotteserkenntnis verbreiten bis an das Ende der Zeiten.

(…) Darum, weil ihm alle Gewalt gegeben, sendet er seine Jünger in alle Welt, zu allen Völkern. Da ist kein Volk, dass sich seinem göttlichen Anrecht entziehen kann; da ist keine Gewalt im Himmel und auf Erden, die ihm und seinen Missionären sagen kann: Bis hierher und nicht weiter. Wo immer eine Menschenseele lebt, da ist heiliges Land, das Christus sich erschließen muss, da ist rechtliches Missionsgebiet. Das Missionswerk unserer heiligen Kirche kann durch kein Land und durch kein Volk eingeschränkt werden. Es beruht auf der göttlichen Allgewalt Jesu Christi, und „seine Gewalt ist ewige Gewalt, die nicht genommen, und sein Reich ist ein Reich, das nicht zerstört wird“ (Dn 7, 14).


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Mittwoch, 4. Mai 2016

Der Kampf um die Flüchtlingsseelen



So überschrieb der Bayerische Rundfunk, zu dessen Konsum ich mich täglich zwinge, einen „Exklusivbeitrag“ auf seiner Website. Es geht dabei um evangelikale „Missionäre“, die versuchen, muslimische Flüchtlinge zum Protestantismus zu bekehren. Der Tenor ist natürlich, wie auch in der dazugehörigen Radiosendung, eindeutig ablehnend. Auch die evangelisch-lutherische Kirche nimmt kritisch Stellung. So sagte Rainer Oechsler, Islambeauftragter der EKD in Bayern, dem BR: „Ich würde unbedingt drauf achten, dass man nicht bei diesen Bemühungen um die Flüchtlinge den Islam schlecht macht. Also eine Mission, die mit der Abwertung anderer Religionen einhergeht, ist meines Erachtens nicht zulässig.“

Gott sei Dank blieb eine Stellungnahme von Seiten eines katholischen Priesters aus, da ich fürchte, sie wäre ähnlich oder noch schlimmer ausgefallen. Interessant ist das „Schlechtmachen“ oder die „Abwertung“, denn auch im Radio hieß es, die Missionäre sagten den Muslimen, das Christentum sei die bessere Religion. Die bessere Religion oder die wahre? Dies war die grundlegende Fragestellung, die die katholischen Missionäre dazu bewegt hat, größte Beschwerden auf sich zu nehmen, um in fernen Weltteilen den alleinseligmachenden katholischen Glauben zu predigen. Es ging ihnen nicht darum, eine „bessere“ Religion zu bieten, sondern die einzig wahre von Gott geoffenbarte Religion zu verkünden. Und diese Pflicht ist nicht erloschen. So sagte Bischof Christian Schreiber (1872–1933) in einem Vortrag über die Missionspflicht:

Ohne Einschränkung auf einen bestimmten Ort oder einen bestimmten Menschenkreis wird dieses Missionierungsgebot dem Priester bei der Priesterweihe auferlegt. Darum muss der Priester grundsätzlich alle Menschen missionieren. Selbstverständlich an erster Stelle diejenigen, deren Seelsorge ihm in einem abgegrenzten Bezirk durch den Bischof angewiesen wird.

Daraus ist zu schließen, dass prinzipiell jeder katholische Priester zumindest eine Missionspflicht gegenüber den Nichtkatholiken seines direkten Seelsorgskreises hat, egal, ob es sich dabei um Ausländer oder um Einheimische handelt.

Beten wir morgen am Himmelfahrtsfest, an dem unser Herr den Aposteln den allgemeinen Missionsbefehl gegeben hat, dass die katholischen Priester der Welt und besonders Europas treu ihrer Missionspflicht nachkommen. Denn beim „Kampf um die Flüchtlingsseelen“ geht es um Seelen, die nach Gottes Ebenbild geschaffen und für den Himmel bestimmt sind. Wehe denen, die durch ihre Unterlassung mit Schuld tragen, wenn diese Menschen ihr ewiges Ziel verfehlen und verdammt werden.

Montag, 2. Mai 2016

Die Wirkung der Maiandacht in Kamerun




Ein Pallottiner berichtete 1913 im „Stern von Afrika“:

„Speziell in Kamerun wird die Neuchristen recht bald die Maiandacht gelehrt, und nun übt man sie mit großem Eifer. Wir sind uns bewusst, damit dem Neger ein Stück wahren Christentums gelehrt zu haben. Weit davon entfernt, dass der Eingeborene, wie Andersgläubige meinen, götzendienerische Ideen mit dieser Andacht verbindet, empfängt er aus der Gnadenhilfe der Hochgebenedeiten und aus der Anregung gerade der Maiandacht nachhaltige religiöse Hilfe. Besonders das weibliche Geschlecht erhält da Antriebe für das praktische Tugendleben, die umso nötiger sind, als die Frau bei den meisten Heiden aus dem Bannkreis niedrigster Auffassung von ihrer Bestimmung nicht herauskommt. Wie wohltuend und segensreich muss da nicht eine Andacht sein, die ferner die Neger Hochachtung gegen eine Angehörige des von ihnen so tief eingeschätzten und so roh behandelten weiblichen Geschlechts lehrt! Es kann nicht ausbleiben, dass Maria mit ihrer Bedeutung im Christentum und im kirchlichen Andachtsleben ihrem Geschlecht eine Stellung erringen hilft, die die notwendige Grundlage für die wahre Kultur und tieferes Christentum ist. Allen diesen Nutzen erhoffen wir in Kamerun aus der Verehrung Mariens, vor allem aus der Maiandacht.“