Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Montag, 30. September 2013

Europäer als buddhistische „Missionäre“


Buddhistischer "Exorzismus"

Vor etwa zwei Jahren wurde in diesen Blättern auf die bedauerliche Tatsache hingewiesen, dass der Buddhismus schon im Herzen Europas, zu Lausanne in der Schweiz, seinen Sitz durch Gründung eines Buddhistenklosters aufgeschlagen habe. Wie nun der Oblatenmissionär E. Groussault aus Jaffna uns unter dem 21. April dieses Jahres mitteilt, sind wieder drei Deutsche auf Ceylon gelandet, um in die Lehren und Riten des Buddhismus eingeweiht zu werden. Sie ließen sich vom Oberbonzen zum Bonzen weihen und besuchten dann die Hauptpagoden des Landes, wo sie reiche Geschenke darbrachten. 

Ungefähr um dieselbe Zeit predigten ein Engländer und eine Belgierin der armen buddhistischen Bevölkerung von Jaffna, sie möchten doch bei ihrer angestammten Religion bleiben, diese allein sei die richtige. So werden die Neuheiden Europas zu gefährlichen Widersachern der Missionäre in den heidnischen Ländern und zu noch größeren Verwüstern des Gottesackers in den christlichen Ländern des alten Kontinents.


(aus: die katholischen Missionen, 1915)

Sonntag, 29. September 2013

Bis ans Ende der Welt

Die Flüsse Anderson und Coppermine sowie der große Bärensee (Zwischenraum) sind gelb markiert (Quelle: Shannon1)

Einen kühnen Vorstoß zum äußersten Norden plant man im Apostol. Vikariat Mackenzie. Bisher war der nördlichste Missionsposten des Sprengels die Station U.L. Frau von Good Hope, die schon in der nördlichen kalten Zone liegt. Wie die „Maria Immakulata“ mitteilt, wird der hochw. P. Rouvier O.M.I. bis an die Küste des Nördlichen Eismeers, wo noch zahlreiche Eskimos wohnen, vorzudringen suchen. 

Vom Großen Bärensee soll der mutige Missionär im Kahn auf dem Deasefluss bis zum Dismalsee fahren, wo er zu überwintern gedenkt. Im Frühjahr oder Sommer wird er dann die Flüsse Coppermine und Anderson besuchen und, wenn es gelingt, bis an die Grenze des Eismeers vorstoßen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1912)

Freitag, 27. September 2013

Der Mord an Father James Coyle durch ein Mitglied des Ku Klux Klan

Father James Coyle (1873-1921)


Am 11. August 1921 wurde der irische Priester Father James Edwin Coyle in Birmingham, Alabama auf seiner Veranda von dem methodistischen Prediger und Ku Klux Klan-Mitglied Edwin R. Stephenson erschossen, nachdem er dessen Tochter Ruth mit dem puertoricanischen Katholiken Pedro Gussman verheiratet hatte. Sie war einige Monate davor zum katholischen Glauben konvertiert.

Stephenson war wohl durch das Lesen von antikatholischen Hetzschriften zu dem Mord aufgestachelt worden, die den protestantischen True American vor einer vermeintlichen Übernahme Amerikas durch den Papst warnten. Dazu hätten die  Knights of Columbus im Geheimen Waffen gehortet und nur darauf gewartet, bis das Signal aus Rom kam, den Plan auszuführen. Zudem berichteten die Blätter über die Entführung und Gefangenhaltung von protestantischen Mädchen in katholischen Klöstern.

Father Coyle selbst nahm häufig in der Presse Stellung gegen diese absurden Behauptungen und rief auch seine Gläubigen auf, sich nicht einschüchtern zu lassen und für den Glauben einzustehen. Die Katholiken Birminghams erinnerten sich an ihn als eifrigen und liebenswerten Priester. Bei der Beerdigung gab es einen fast drei Meilen langen Autokorso von der Kirche St. Paul bis zu dem Friedhof, wo Father Coyle beigesetzt wurde.

Stephenson wurde von dem Mord wegen vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit und Selbstverteidigung freigesprochen. Zur Zeit des tödlichen Angriffs war Father Coyle nur mit seinem Brevier bewaffnet. Sowohl Teile der Jury als auch der Verteidigung rekrutierten sich aus Ku Klux Klan-Mitgliedern.

Stephenson starb 1956 in Birmingham. Möge er in seinem Opfer einen gütigen Fürsprecher zu seiner Bekehrung gefunden haben.


Mehr über den Fall beim Father James E. Coyle Memorial Project.


Mittwoch, 25. September 2013

Näheres über den Tod P. Damians (Teil 3)


Fortsetzung von hier

Montag, den 15. April, empfing ich ein Billet von P. Conrardy mit der Anzeige, der Augenblick des Todes sei eingetreten. Ich eilte zu ihm hinüber; aber unterwegs kam mir bereits ein Bote mit der Todesnachricht entgegen. Er ist ohne jeden eigentlichen Kampf ganz ruhig eingeschlummert und starb so eines sanften Todes, nachdem er beinahe 16 Jahre inmitten der Schrecken des Aussatzes gelebt hat. Als guter Hirt hat er sein Leben für seine Schafe dahingegeben. 

Als ich ankam, war er schon mit seiner Soutane bekleidet. Alle Spuren des Aussatzes waren aus seinem Antlitz verschwunden; auch die Wunden an den Händen waren ganz eingetrocknet. Gegen 11 Uhr trugen wir ihn in die Kirche, wo er bis 8 Uhr des folgenden Tages aufgebahrt blieb; die Aussätzigen umringten betend ihren verehrten Vater. Am Montag Nachmittag schmückten die guten Schwestern für ihn einen Sarg; im Inneren schlugen sie denselben mit weißer Seide aus und bedeckten ihn von außen mit schwarzem Tuch, auf welches ein weißes Kreuz aufgenäht war.

Am 16. April las ich für meinen lieben Mitbruder die heilige Messe; nachher setzte sich der Leichenzug in Bewegung. Man zog, an der Spitze das Kreuz, an der neuen Kirche vorüber nach dem Gottesacker. Dem Kreuz folgten die Musiker, die Mitglieder eines Vereins, dann die Schwestern mit den Frauen und Töchtern, der Sarg, welcher von acht weißgekleideten Aussätzigen getragen wurde; hinter dem Sarg schritten der amtierende Priester und P. Conrardy mit den Altarknaben und endlich die Brüder mit den Knaben und Männern.

P. Damian hatte sein Leben auf Molokai in der größten Armut begonnen, so dass er die ersten Nächte unter einem Baum schlafen musste. Seinem Wunsch gemäß, hatte ich während seiner Krankheit unter demselben Baum, einer Pandane, das Grab bereiten lassen. Da ruht nun sein Leib und erwartet die glorreiche Auferstehung. Er ist dem Altar zugewendet. Eine starke Zementschicht schließt das Grab. Da liegen also die glorreichen Überreste des guten P. Damian, den die Welt mit Recht einen Helden der Liebe nennt.


(aus: die katholischen Missionen, 1889

Dienstag, 24. September 2013

Näheres über den Tod P. Damians (Teil 2)


Fortsetzung von hier

„Samstag, den 23. März, war P. Damian noch wie gewöhnlich voll Tätigkeit und ging geschäftig hin und her. Das war das letzte Mal, dass ich ihn so traf. Seit dem 28. März ordnete er seine Rechnungen und nachdem er dieselben unterzeichnet hatte, sagte er zu mir: ‚Wie glücklich bin ich, dass ich jetzt alles in die Hand des hochwürdigsten Bischofs übergeben habe. Jetzt sterbe ich ganz arm und habe nichts mehr.‘ 

Vom gleichen Tag an musste er das Bett hüten. Samstag, den 30. März, bereitete er sich auf den Tod vor. Es war wirklich eine Erbauung, ihn zu sehen; er strahlte von Glück. Nachdem ich seine Generalbeicht gehört hatte, legte auch ich ihm meine Beicht ab; dann erneuerten wir zusammen unsere Gelübde. Am folgenden Morgen empfing er die heilige Wegzehrung. Im Verlauf des Tages war er froh und heiter wie gewöhnlich. 

‚Sehen Sie meine Hände,‘ sagte er, ‚alle meine Wunden schließen sich und der Schorf wird schwarz; das ist ein Anzeichen des nahen Todes, wie Ihnen wohl bekannt ist. Sehen Sie auch meine Augen; ich habe so viele Aussätzigen sterben sehen, dass ich mich nicht täusche, indem ich die Auflösung für sehr nahe halte. Gerne hätte ich noch einmal unseren Bischof gesehen; aber der liebe Gott ruft mich, dass ich das Osterfest mit ihm begehe. Gott sei dafür gepriesen!‘ Er dachte nun an nichts anderes mehr, als sich auf den Tod vorzubereiten. Man konnte sich auch keiner Täuschung mehr hingeben und sah, dass die Auflösung herannahe.

Am 2. April empfing er von der Hand des hochw. P. Conrardy die heilige Ölung. ‚Wie gut ist doch Gott,‘ sagte er mir im Laufe des Tages, ‚der mich so lange am Leben erhielt, dass ich nun zwei Priester an meiner Seite habe, welche mir im letzten Kampfe beistehen werden. Und dann weiß ich jetzt die guten Barmherzigen Schwestern in der Leprosenanstalt; seit dem Tage durfte ich mein Nunc dimittis (Nun, Herr, entlässt Du Deinen Diener in Frieden) beten. Die Anstalt für die Aussätzigen ist jetzt fest begründet; so bin ich nicht mehr notwendig und in kurzer Zeit werde ich in den Himmel gehen.‘

‚Wenn Sie im Himmel sind, Pater,‘ sagte ich zu ihm, ‚so vergessen Sie derjenigen nicht, die Sie verwaist hienieden lassen.‘ ‚O nein,‘ entgegnete er, ‚wenn ich bei Gott etwas vermag, so werde ich für alle bitten, welche zum Leprosenhause gehören.‘ 
Ich bat ihn, wie Elias, um seinen Mantel und um sein weites Herz. ‚Was wollen Sie mit dem Mantel?‘ sagte er, ‚er steckt doch voller Aussatz.‘ Da bat ich ihn um seinen Segen und er gab ihn mir mit Tränen in den Augen; er segnete auch die mutigen Töchter des hl. Franziskus, für deren Ankunft er so viel gebetet hatte. 

Die folgenden Tage fühlte sich der gute Pater etwas besser, und wir hatten sogar einen Funken Hoffnung, dass er uns noch eine kurze Frist erhalten bleibe. 
Die guten Schwestern besuchten ihn häufig. Was ich an ihm am meisten bewunderte, war seine unerschöpfliche Geduld. Er, mit seinem glühenden, lebhaften, starken Wesen, sah sich auf das armselige Krankenbett festgenagelt, ohne dass er außerordentliche Schmerzen empfunden hätte. 

Er lag auf einem armseligen Strohsack auf dem Boden, wie der ärmste und unbedeutendste seiner Aussätzigen, und es kostete uns viel Mühe, ihn zur Annahme eines Bettes zu bereden. Und welch eine Armut! Er, durch dessen Hand so große Summen zur Linderung der Aussätzigen geflossen sind, hatte für sich selbst so wenig gesorgt, dass er nicht einmal die notwendige Leibwäsche oder Betttücher zum Wechseln besaß!

Seine Liebe zur Ordensgemeinschaft, welcher er angehörte, war erstaunlich. Wie oft sagte er zu mir: ‚Pater, Sie repräsentieren mir hier unsere Kongregation, nicht wahr? Wir wollen also zusammen die von ihr vorgeschriebenen Gebete verrichten. Wie trostreich ist es, als ein Sohn der heiligen Herzen zu sterben!‘ 
Mehrere Male beauftragte er mich, an unseren hochw. Generalobern zu schreiben und ihm mitzuteilen, sein süßester Trost in diesen Augenblicken sei das Bewusstsein, dass er als Mitglied der Kongregation der heiligen Herzen sterbe.

Fortsetzung folgt...


(aus: die katholischen Missionen, 1889)

Näheres über den Tod P. Damians (Teil 1)



Wie unseren Lesern aus den Tagesblättern bekannt sein wird, ist am 15. April zu Kalawao auf der Insel Molokai der Apostel der Aussätzigen, P. Damian Deveuster, in seinem 49. Lebensjahr als Opfer seiner Liebe am Aussatze gestorben, von dem er im Dienste seiner Kranken angesteckt wurde. P. Damian und sein Opferleben ist den Lesern dieser Blätter aus wiederholten und eingehenden Schilderungen ein lieber und hochverehrter Bekannter. Noch vor zwei Jahren veröffentlichten wir ausführliche Schilderungen der von ihm gegründeten Gemeinden der Aussätzigen auf Molokai, und wiederholt haben wir seither Briefevon ihm und über ihn mitgeteilt. Wir brauchen deshalb sein schönes und heiligmäßiges Leben auf Molokai nicht noch einmal zu erzählen.

Geboren wurde Joseph Deveuster am 3. Januar 1840 zu Tremeloo, einem kleinen Dörfchen zwischen Löwen und Mecheln in Belgien. Seine echt christlichen Eltern leiteten ihn von der frühesten Kindheit zur Übung der Frömmigkeit und Tugend an. Die erste Schulbildung empfing er zu Werchter und besuchte dann die Gewerbeschule von Braine-le-Comte. 

Infolge von Missionspredigten, welche er an diesem Ort hörte, entschloss sich der fromme Jüngling, dem Beispiel seines älteren Bruders zu folgen und sich in der Kongregation der Heiligen Herzen dem apostolischen Berufe zu widmen. 
So trat er am 2. Februar 1859 zu Löwen in das Noviziat dieser Gesellschaft und legte den 8. Oktober 1861 unter dem Namen Fr. Damian seine Gelübde ab. Noch vor Schluss seiner Studien wurde er an Stelle seines kranken Bruders nach den fernen Sandwichinseln im Stillen Ozean geschickt und schiffte sich zu Bremen am 29. Oktober 1863 dorthin ein. 

Am 19. März 1864 erreichte er Honolulu und empfing daselbst am 21. Mai des gleichen Jahres von der Hand Msgr. Maigrets die heilige Priesterweihe. An verschiedenen Stationen, zu Puna, Kohala und Kamakua, wirkte er als Missionär, bis ihn der liebe Gott auf sein eigentliches Arbeitsfeld berief. 

In Begleitung Msgr. Maigrets besuchte er nämlich am 16. Mai 1873 die Niederlassung der Aussätzigen auf Molokai. Der unsäglich traurige Zustand und die gänzliche Verlassenheit dieser Unglücklichen rührte sein von übernatürlicher Liebe erfülltes Herz so, dass er den heroischen Entschluss fasste, sein Leben für diese von unheilbarer, ansteckender, ekelhafter Krankheit erfassten Menschen hinzuopfern. 

Seine wiederholte und dringende Bitte wurde von den Obern gewährt, und so betrat P. Damian Anfang Juni 1873 in der Blüte und Vollkraft seines Lebens, 33 Jahre alt, Molokai, das vielmehr die Schrecken des Grabes als einen Aufenthalt für Lebende darbot. Nie hat er seither seine Wahl bereut, nie ist er von dem Opfer zurückgetreten; er lebte in der Mitte der Aussätzigen, als ob er vom ersten Tage an mit der Krankheit behaftet gewesen wäre. Er baute ihnen Kapellen, Schulen, Wohnungen; er wusch und verband ihre Wunden, linderte ihre Schmerzen, tröstete sie im Leben und im Tod, grub ihre Gräber und beerdigte sie.

Vor sechs Jahren wurde er, wie von Anfang an klar vorausgesehen, selbst von dem Aussatz ergriffen und fuhr dennoch mit unverwüstlicher Heiterkeit und Geduld fort, seine kranken Brüder zu verpflegen, bis ihn endlich der Herr zum ewigen Lohn berief. Über die letzten Augenblicke des seligen P. Deveuster berichtet der folgende Brief vom 17. April 1889, welchen wir seinem Gefährten, P. Wendelin Möllers, verdanken:

Fortsetzung hier


(aus: die katholischen Missionen, 1889)

Dienstag, 17. September 2013

Kirchweih am Kongo


„Ein großes Werk steht vollendet da“, schreibt P. Josef Fräßle S.C.J., ein geborener Badener, aus der Mission von Basoko (Belgisch Kongo). „Über eine Million Backsteine hatten unsere schwarzen Waisenbuben mit Ameisenfleiß aus dem Lehm mächtiger Termitenhügel in kleinen Holzkisten geformt, in langen Blätterschuppen getrocknet, zu einem Riesenziegelofen aufgetürmt und mit einer in den durchziehenden Gängen acht Tag unterhaltenen Holzfeuerglut gebrannt.

Hölzerne Winden, aus Baumstämmen eigens dazu zusammengefügt, hatten mit armdicken Lianen schwere Felsblöcke aus dem Aruwimifluss gehoben, die zu Fundamenten gelegt worden waren, und auf diesen hat sich in jahrelanger Arbeit die Kirche aufgetürmt in gotischem Baustil, 52 Meter lang, 12 bzw. 16 Meter breit, 14 Meter hoch, bei einer Mauerstärke von 2,40 Meter.

Zwar sind die stattlichen Türme noch nicht ausgebaut, und ein kundiges Auge wird manchen architektonischen Fehler entdecken – hat ja kein Architekt  den Plan entworfen und über seine Ausführung gewacht. Schreiber dieses war selber Bau- und Maurermeister zugleich, und seine Waisenbuben waren die Handlanger. 
Dennoch macht dies größte Bauwerk am Aruwimi- und Kongostrom einen überwältigenden Eindruck und erntet Lob von jedem, der es sieht. Unserem Missionsbischof rang es bei seinem Anblick das Wort ab: ‚Meine schönste Kirche, die schönste Kirche am Kongostrom‘; die Schwarzen aber sagten: ‚Groß ist der Pater, der so baut, und groß sein Gott, dem er solch ein ewiges Haus errichtet.‘

So nahte denn der Tag, an dem unser verehrter Missionsbischof seine erste Kirchweihe halten sollte, der Freudentag für mich, der ich, einst allein hier, die Fundamente gelegt und gesegnet, für meine Amtskollegen, die mir seit ihrer Ankunft wacker arbeitend zur Seite gestanden mit Winkelmaß und Kelle, der Jubeltag für meine Schwarzen, die nach ihren Worten allein die Kirche gebaut haben.
Alles stand bereit und harrte des großen Tages: dort der Altar in glänzender Pracht, überragt vom Kalvarienberg mit dem wunderschönen Christus, in der Mitte das Tabernakel, in das nun bald der liebe Heiland einziehen wird, um stetig bei uns zu weilen; auf der Emporbühne das noch schweigende Harmonium, in den Türmen die noch stummen Glocken: alles Gaben guter Seelen in der Heimat.

Schon zweifelten wir, ob der geschwächte Gesundheitszustand dem hochw. Bischof die weite Reise erlauben würde. Welch ein Jubel darum, als das Schiffsignal ertönte, und ein Knabe auch schon daherstürzte mit der freudigen Kunde. Ein Wort nach links und eines nach rechts, und fort war ich, den Bischof zu empfangen und zur Mission zu geleiten.
 Noch hatten wir nicht die Hälfte der Allee zur Mission hin zurückgelegt, da nahte auch schon die von meinen Kollegen angeführte Prozession unserer Christen, voran 300 fahnentragende Kinder in besten Kleidchen von wohltätigen Händen: ein Anblick, der den Bischof zu Tränen rührte. Der erste Segen ward gespendet.

Dann schlossen wir uns der Prozession an, die, das Magnifikat in der Sprache der Eingeborenen singend, zur Kirche zog. Da – es erstarrten plötzlich aller Stimmen – klangen von den Türmen aus zum ersten Mal die ehernen Glockenstimmen über die Dörfer und Ströme in die Urwälder, nie gehörte Laute, die keinen Wilden mehr in seiner Hütten ließen. 
Alles hin zur Kirche und hinein, soviel sie nur zu fassen vermag. An dem lebensgroßen Christus konnten sie sich nicht sattsehen. Die Kunde von ihm drang durch die Wälder, und von über fünf Tagen im Umkreis her kamen sie zu schauen. ‚Er lebt‘, sagten die einen. ‚Nein, er hing schon gestern so.‘ – ‚Doch, er lebt, schau seine Augen.‘ – ‚Pater, warum hast du diesen Häuptling der Weißen an diesen Baum gehängt? Lass ihn herab.‘ (...) So sprachen sie untereinander, und auf ihre tausend Fragen musste ich Antwort geben. Es dringt die Kenntnis des wahren Gottes, die Kunde vom lieben Erlöser unter die Heiden.

In frühester Morgenstunde riefen Glockengeläute eine unzählige schwarze Menge herbei, in weiten Reihen standen die Christen um das Gotteshaus, dahinter die Heiden, endlos und atemlos.
Es erscheint der bischöfliche Zug, voran 20 schwarze Messdiener in roten und weißen Kleidern. Dann beginnen die erhebenden Zeremonien der Kirchweihe, die Segnung von außen, die Pforten öffnen sich, die Weihe im Innern, die Prostration, die Weihe des Altars und endlich das erste Pontifikalamt in unserer Mission, bei dem all unsere Christen, von der glücklichen Akustik des Gotteshauses hingerissen, kräftig das Ordinarium missae ausführen.
Zum Schluss gaben wir jedem unserer Christen eine Medaille als Gedächtniszeichen an dieses einzige Fest.

Leider musste der hochw. Herr auf die weitere Teilnahme an der Feier verzichten; ein schweres Fieber, die gewöhnliche Folge solcher Anstrengungen hierzulande, band ihn ans Lager.
Nun noch einen Blick auf die Frucht dieser Feier, auf die Wirkung des Gotteshauses unter den Heiden. Der Tag brachte uns 1200 neue Katechumenen, die Kirche ist selbst für das Morgen- und Abendgebet wenigstens zu zwei Drittel angefüllt. 
Unter den älteren Katechumenen entbrannte neuer Eifer, so dass wir das Jahr nicht mehr mit 300 Taufen, sondern mit 600 abschließen werden. Derselbe Eifer zeigt sich auch unter den Christen, bei denen der Sakramentenempfang sich verdreifacht hat.

All dies geschaffene Gute ist die Arbeit guter Missionsfreunde der Heimat; ihnen wird Gott auch den Lohn spenden. Darum bitten mit dem Missionär seine bekehrten Heidenkinder: Mögen diesselben meiner auch fernerhin nicht vergessen!


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Sonntag, 15. September 2013

Die Umtriebe der Freimaurer im Libanon

Zahle, Libanon
Über ganz Syrien hin haben die Freimaurer alle größeren Städte besetzt. Besondere Sorgfalt wandten sie dem christlichen Libanon zu, und hier gibt es kaum eine Ortschaft von Bedeutung, die nicht eine Loge besitzt. Zahle, Ghazir, Saïda, Djebaïl, Batrun, Marjayun, Moallaka, Simmin, Chueïr gelten als die Mittelpunkte der freimaurerischen Bewegung.

Wie in Europa, so betreiben die Freimaurer im Libanon mit Energie die Untergrabung der kirchlichen Autorität und des religiösen Lebens. Ihre beliebteste Methode besteht im Säen von Zwietracht. Sie nehmen Partei gegen den Dorfpfarrer und stellen sie den Leute als antinational gesinnt dar oder wiegeln Dorf gegen Dorf auf. Und nur zu oft gelingt es ihnen, die Laienwelt mit dem Priester im Gegensatz zu bringen, Pfarrer gegen Pfarrer aufzuhetzen, ja selbst Priester gegen ihre Bischöfe aufzustacheln.

Die sog. französische Laienmission unterstützt das Werk der Logen und wird daher von diesen nach Kräften gefördert. Zweimal versuchten die Freimaurer, Beirut, die Hauptstadt Syriens (Anm.: damals waren Syrien und Libanon ein Land), mit einem Laienkolleg zu beglücken. Der erste Versuch misslang, der zweite verlief insoweit glücklich, als das Kolleg nicht gleich wieder einging. In diese Anstalt haben sich bis jetzt nur einige wenige Katholiken verirrt.

Zum Glücke blieb das lichtscheue Treiben der Loge nicht lange unbemerkt. Die Jesuiten nahmen den Kampf auf und führten ihn unverdrossen in der Zeitschrift Al-Machreq, in der wöchentlich zweimal erscheinenden Zeitung Al-Bechir und in eigenen Broschüren. Wenn man bedenkt, dass auf dem Libanon und selbst in Beirut wenig gelesen wird – keine Beiruter Zeitung zählt mehr als 2000 Abonnenten – so muss der Erfolg, den P. Louis Cheikho S.J. mit seinen sechs Broschüren über den Zweck, die Geschichte und die Aktionsmethode der Freimaurerei errang, als außergewöhnlich bezeichnet werden. Von der ersten wanderten mehr als 25.000 Exemplare hinaus, von den anderen über 10.000.

Die von den Patres verfassten Artikel öffneten manchen Katholiken, die in den Logen nur Wohltätigkeitsanstalten gesehen hatten, die Augen, zogen den Jesuiten aber auch den ingrimmigsten Hass der Freimaurer. P. Cheikho besitzt eine ganze Mappe voll Drohbriefen, die aus allen Ecken und Enden des ottomanischen Reiches, sogar aus Nordamerika einliefen und neben den Beschimpfungen und Drohungen die schmutzigsten Dinge enthalten. Gegen P. Rabbath S.J., der zu Djebaïl und Amchitt Vorträge und Predigten gegen die Logen hielt, wurde im letztgenannten Orten ein Bombenattentat verübt. Andere Patres wurden auf den Straßen verhöhnt und geschmäht.

Der Ingrimm der Freimaurer ist das beste Zeichen, dass der Kampf gegen sie nicht nutzlos war. Die Patres führen ihn weiter vereint mit den Bischöfen, die mutig ihres Amtes als Oberhirten walten. (...)


(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Der erste laotische Priester – nach nur drei Jahrzehnten Mission


Der 3. Dezember des verflossenen Jahres war ein besonderer Ehrentag für die Laosmission in Indo-China. Obschon das Evangelium erste 1881 seinen Einzug in dieses Gebiet, das die beiden Ufer des Mekongstromes vom Norden Kambodschas an bis zu der chinesischen Grenze hin umfasst, gehalten hatte, fand sich doch die erste Frucht für das Priestertum reif. Der glückliche Levit war Joseph Moun, geboren 1883 zu Oubone. Seine Eltern gehörten zu den ersten Katechumenen, die sich im Jahr 1881 in dieser Ortschaft den katholischen Missionären anschlossen.

Schon ein Jahrzehnt nach Eröffnung der Laosmission glaubten die Missionäre ein kleines Seminar eröffnen zu sollen. P. Pierre Excosson übernahm 1894 die Leitung der kleinen Anstalt. Das Dutzend junger Leute, denen er Unterricht erteilte, lernte mit Leichtigkeit die Anfangsgründe der lateinischen Sprache, aber nach zwei bis drei Jahren waren alle des Studiums müde und zogen in ihre Dörfer zurück.


Das Jahr 1896 brachte gegen 20 gut talentierte Knaben, darunter Joseph Moun. Von Anfang an zog dieser durch seinen Ernst, seine Begabung und Frömmigkeit die Aufmerksamkeit des Direktors auf sich, und mit unbeschreiblicher Freude gewahrte derselbe, wie er nicht nur während der sieben Studienjahre stets an der Spitze blieb, sondern auch keinen Augenblick an seinem Beruf irre wurde. 

Für den von Alter und Krankheit gebeugten Mann war es ein großer Trost, als der Apost. Vikar von Siam, Bischof Perros, seinem Schützling die Hände auflegen konnte. „Nun scheide ich gern von dieser Welt“, sagte er, „ich lasse meinen lieben Joseph Moun als ersten Priester des Laoslandes zurück.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1913)

Mittwoch, 11. September 2013

Der heilige Jean-Gabriel Perboyre und die Ehre des Martyriums



Der heutige Tagesheilige, Jean-Gabriel Perboyre, Lazaristenmissionar und Märtyrer in China, wusste genau, welche Ehre es ist, für Christus zu leiden und zu sterben. Er sehnte sich förmlich nach dem Martyrium. Wenn die Sprache auf den heiligen Franz Regis Clet, einen Ordensbruder, der vor Jean-Gabriel in China gemartert wurde, kam, sagte er zu seinen Seminaristen: „Wie schön war das Ende des Herrn Clet, bitten Sie Gott, dass ich ende wie er.“


St. Franz Regis Clet

Als Perboyre schließlich selbst in China Missionar war und zusammen mit seinen Christen ständig Gefahr lief, eingesperrt zu werden, ermunterte er diese und sprach von der großen Würde, für Christus leiden zu dürfen. Er las ihnen zum Ansporn auch aus den alten Märtyrerakten der Urkirche vor.

Schließlich wurde er selbst gefangen genommen, nachdem er für 30 Taels verraten wurde, und war fast ein Jahr in Gefangenschaft unter ständiger Folter (z. B. Geißelung, Aufhängen an den Daumen etc.), bis er schließlich am 11. September wie Franz Regis Clet an ein Kreuz gebunden und erdrosselt wurde.

Nach seinem Tod zeigte sich ein großes, leuchtendes Kreuz am Himmel, das von Menschen an verschiedenen Orten gesehen wurde. Es kam zu zahlreichen Bekehrungen. 


Möge der heilige Jean-Gabriel Perboyre für alle verfolgten Christen die Gnade der Standhaftigkeit im Glauben erflehen und auch uns ein Vorbild sein, wenn wir für unseren Glauben leiden müssen!




Freitag, 6. September 2013

Es gibt sie noch, die echten Missionäre: Die Franziskaner der Immakulata in Nigeria

Quelle: Dennis Jarvis
(...) Die nigerianische Mission, wie jeder wissen muss, der von diesem Institut (den Franziskanern der Immakulata) spricht, birgt das tägliche Risiko des Martyriums. Dort gibt es Söhne und Töchter von Padre Manelli (dem Gründer) die täglich ihr Leben für Jesus Christus aufs Spiel setzen. 

Genau aus diesem Grund ist das Apostolat eines der blühendsten des Instituts: es gibt 40 Aspiranten und 30 Aspirantinnen in einem mehrheitlich muslimischen Land, wo die protestantischen Sekten alles Mögliche tun, um das zu zerstören, was die Katholiken aufbauen (…), wo die Heiden ihre Menschenopfer nicht weit vom Kloster verzehren und deren Reste zu Ehren ihrer Dämonen auf der Straße liegen lassen und die Frauen an den Tagen, an denen die Kannibalenriten vollzogen werden, das Haus nur unter Todesgefahr verlassen können. (…)

Die Schwestern können nie alleine das Kloster verlassen und riskieren zum Teil ihr Leben, wenn sie sich nur zeigen. Trotzdem bringen sie, genauso wie die Mönche, Christus dorthin, wo er noch nicht ist und zu denen, die Ihn noch nicht kennen. Gemeinsam mit den Mönchen spenden sie Taufen, helfen bei der Spendung der weiteren Sakramente und der Feier der Heiligen Messe. Sie entreißen dem Teufel buchstäblich Seelen und Leiber. Nach jeder neuen Konversion kehren sie häufig zu den Neuchristen zurück, damit diese nicht im Glauben erkalten und erneut Opfer der falschen Religionen und somit der Verzweiflung werden.
Clara war gerade aus dem Flugzeug gestiegen, als sie bereits zum Heim für Leprakranke gebracht wurde, um am Bett einer sterbenden Frau kniend den Rosenkranz zu beten, denn man kümmert sich dort vor allem um die Seelen und gibt sich nicht damit zufrieden, Bäuche zu füllen.
Das Gebet war der rote Faden, der sich in diesem einen Monat durch das Leben meiner Tochter zog. Es bestimmt auch schon seit Jahren das Leben der Mission, denn dadurch zeichnen sich die Franziskaner der Immakulata aus.(…)

„Nachts“, so sagte mir (dem Vater des Mädchens) Clara, „war mir oft zum Weinen zu Mute, nachdem was ich tagsüber gesehen hatte. Ich habe die Hölle gesehen während ich mich selbst wie im Himmel fühlte. Es ist weder die Armut noch das Elend, die einen weinen lassen, sondern die Verzweiflung einer Welt, die ohne Christus lebt. Tagsüber höre ich die Rufe des Muezzins, nachts die Tam-Tams der heidnischen Riten, und ich konnte buchstäblich fühlen, dass der Teufel existiert, und an mir selbst merkte ich, dass es nur eine wahre Religion gibt, und zwar die unsere, dass der mächtigste Schutz gegen den Teufel aus dem gregorianische Gesang der Schwestern und Mönche, dem ständigen Gebet des Rosenkranzes, den Wachen und den Messen, die zur Ehre Gottes gelesen werden, besteht.“

„Clara, wenn wir möchten, dass unsere Mission noch mehr wächst, dann muss eine von uns sterben und ihr Leben aufopfern, denn es gibt nichts fruchtbares, als das Blut, das für Jesus aufgeopfert wird. Mönche sind schon gestorben, jetzt sind wir an der Reihe.“ Das sagte eine der Schwestern zu meiner Tochter, bevor sie abreiste.

Dies sind kleine Werken, kleine Früchte, die in den Tiefen Afrikas gesät werden, und trotzdem zeigen sie uns, welch starke Wurzeln der Baum hat, den Pater Manelli 1970 in der guten Erde des katholischen Glaubens gepflanzt hat.


(Quelle: Übersetzung aus dem Spanischen, mit freundlicher Genehmigung von Flavio Infante)

Donnerstag, 5. September 2013

Papst Benedikt XV. warnte vor protestantischer Propaganda in Peru

Papst Benedikt XV

In einem ernsten Schreiben, datiert 1. Januar 1919, hat sich der Heilige Vater an die Oberhirten der Nachbarrepublik Peru (zuvor war von Bolivien die Rede) gewandt. 
Er weist darin auf die Werbetätigkeit der Protestanten hin, die dort Unkraut säten, und dies „in nicht geringer Zahl und nicht ohne Erfolg“, durch Schulen und öffentliche Lehrstellen, durch Verbreitung von Zeitungen und Büchern, durch Männer- und vor allem Jünglingsvereine, besonders aber durch reiche Schenkungen an Arme, durch welche Mittel sie nicht nur einzelne, sondern ganze Familien und Gemeinden zu gewinnen suchten, „während die Menschen schliefen“. 

Der Papst überlässt es den Bischöfen, zu entscheiden, ob die der Kirche dadurch schon zugefügten Verluste der Nachlässigkeit und Untätigkeit ihres Klerus zuzuschreiben seien, und fordert sie mit eindringlichen Worten auf, vor allem durch Wachsamkeit, regelmäßige Predigt und Katechese, Christenlehrvereine sowie Gründung und Neuordnung von Priesterseminaren dem Unheil zu steuern. 

In Peru ist die katholische Religion Staatsreligion, die Protestanten zählten noch vor einigen Jahren kaum hundert Anhänger. Der bisherige Präsident hatte Papst Benedikt XV. zu seiner Thronbesteigung telegraphisch seine Glückwünsche übersandt. Vergangenen Juli riss die Revolution die Herrschaft an sich. Ob die Kirche unter der neuen Regierung besseren Zeiten entgegengehen wird, muss die Zukunft lehren.

(Aus: die katholischen Missionen, 1920)

Mittwoch, 4. September 2013

Der Rosenkranz in Bildern: Katechismustheater in Indien

Nachfolgend einige Bilder eines "lebendigen Rosenkranzes", wie er in der Mission von Pune aufgeführt wurde. Zu einem Muttergottesfest wurden alle 15 Rosenkranzgeheimnisse in stehenden Bildern dargestellt und von Katechisten erklärt. Besonders die Darstellung der Passion muss großen Eindruck auf die Christen gemacht haben.  Diese Aufführung war Teil eines großen Missionstheaters, welche die Theaterbegeisterung der Inder für deren geistige Erbauung nutzte.


Die Verkündigung 

Christi Geburt

Die Auffindung im Tempel

Die Dornenkrönung

Die Himmelfahrt Christi
Die Aufnahme Mariä in den Himmel



Dienstag, 3. September 2013

Solche Probleme hat der Klerus wohl nur in der Mission...

Quelle: Kevin Pluck

(…) Auch die Missionsstation stand damals unter dem Zeichen des Löwen. Kurze Zeit vorher war nachts ein Löwe in die Mission eingebrochen und hatte die Schuppen und Stallungen des Viehhofes revidiert. 

Da es ihm nicht gelungen war, in die Viehställe einzudringen, so hatte er sich den Wohnungen der Missionäre zugewandt. Über eine Veranda spazierend, erschaute er das offene Fenster eines Zimmers, in dem ein Bruder den Schlaf der Gerechten schlief. 
Interessiert hob der Löwe die Vorderpranken auf das Fensterbrett und streckte seine Nase zwischen den nur fingerdicken Holzstäben der Vergitterung hindurch. Er hätte nur einen leisen Ruck mit dem Kopf zu machen brauchen, und das Gitterwerk wäre zertrümmert gewesen. 

Durch das Knurren des Raubtieres erweckt, schaute der Bruder nach dem Fenster hin und erblickte dort das furchtbare Löwenhaupt. Eine Waffe hatte er nicht zur Hand und fliehen konnte er nicht, da die Türe seines Zimmers gleichfalls auf die Veranda führte. 

So lag er denn, starr vor Schrecken, auf seinem Lager und wagte kaum zu atmen. Endlich trat der Löwe vom Fenster zurück und ließ sich behaglich knurrend unter der Veranda nieder. – Er konnte warten! – Noch stundenlang hielt er durch sein Schnauben und Schmatzen den geängstigten Bruder munter, bis schließlich der werdende Tag den Unhold vertrieb.

Als nach all diesen Erzählungen ein junger Pater mir bei Sonnenuntergang die Kaffeeplantage zeigte, blickte er von Zeit zu Zeit scheu zur Seite und gab mir auf meine Frage, wonach er denn so eifrig ausspähe, die Versicherung, dass gewiss ebenso wie an den vorhergehenden Abenden auch jetzt wieder ein Löwe in der Nähe sei. – Augenscheinlich fingen die Löwengeschichten an, alle Welt in Mrogoro nervös zu machen.“(…)


(Aus: die katholischen Missionen, 1900)

Zum Fest des hl. Papstes Pius X.




Zum Fest des größten Papstes des 20. Jahrhunderts hier eine Kostproben aus seinem Wirken für die katholischen Missionen.


Omnia instaurare in Christus!




Montag, 2. September 2013

Besuch des Bischofs im Indianerreservat und was diese mit Lourdes verbindet


St. Francis Mission, Rosebud-Agentur (Süd-Dakota)

Schwester M. Leopoldine aus der Genossenschaft von Heythuizen sendet uns über die Tätigkeit der Schwestern unter den Rothäuten Süd-Dakotas und über den Firmbesuch ihres neuen Bischofs folgenden Bericht:

„In diesem Jahre sind über 200 Zöglinge im Haus, welche die in 4 Klassen eingeteilte Schule besuchen und zur Arbeit angeleitet werden. Arbeiten ist zwar ein hartes Ding für eine Rothaut, doch geht’s mit jedem Jahr besser. 
Da seit dem letzten Besuche des allverehrten, unvergesslichen + Bischofs M.Marty O.S.B. unserer Jugend das hl. Sakrament der Firmung nicht mehr gespendet worden war, so kam auf unser Ersuchen der neue hochw. Bischof, Thomas O’Gorman, den Wünschen vieler nach und beehrte von den ihm anvertrauten Indianer-Missionen St. Francis Mission zuerst mit seinem Besuche. 

Groß war die Freude,  als wir endlich die bestimmte Nachricht erhielten, dass der hochw. Prälat am 22. Mai in Crookston, der uns nächstliegenden Station, eintreffen würde. Vorbereitungen zum Empfang unseres neuen Oberhirten wurden nun in bestmöglicher Weise getroffen und keine Mühe gespart, der St. Francis Mission in jeder Hinsicht ein gutes Ansehen zu verschaffen. 

Die Kinder bereiteten sich auf die bevorstehende Firmung durch eine neuntägige Andacht zum Heiligen Geist vor. Jeden Morgen wurde während der heiligen Messe, nachdem ein Lied gesungen war, ein besonderes Gebet zum Heiligen Geist gebetet.


Der Morgen des 22. Mai war endlich angebrochen. Die aufsteigende Sonne wie auch der wolkenlose Himmel verkündeten einen schönen, heiteren Tag. Wohl hundertmal schaute man, soweit das Auge nur reichen konnte, hinaus auf die Prairie, um ein Fuhrwerk zu erspähen. Da, gegen 11 Uhr, sahen wir in der Ferne unseren Wagen rollen. Schnell wurde Alarm geschlagen. Einige unserer Indianerknaben eilten auf ihren Ponys dem hochw. Bischof entgegen, und in dessen Nähe kommend riefen sie ihm das erste ‚Welcome, Bishop‘ zu. 

Unterdessen wurde mit unseren zwei großen Glocken geläutet, dass es weithin über die unabsehbare Ebene hinausschalte. Der St. Josephs-Männerverein und der St. Marien-Frauenverein sowie die Kinder, Patres, Brüder, Schwestern und sonstige Insassen der Mission zogen dem hochw. Prälaten in Prozession entgegen. Einen sonderbaren Eindruck müssen unsere rotbraunen Frauen mit ihren hellblauen Schleiern, die von den Vereinsmitgliedern getragen werden, gemacht haben. 

‚Es gehöre sich,‘ sagte ein alter Indianer, ‚dass wir beim Abholen des Bischofs eines unserer Dakota-Lieder singen.‘ Gesagt, getan. Echte Sioux erhoben ihre Stimmen, und die hochfliegenden Töne, die gar oft daneben schlugen, erfüllten die Luft. Jetzt kam der Zug bis zum Eingang der Kirche. Beim Eintreten musste gewiss das prachtvolle Doppelschild, welches auf der einen Seite die Worte: ‚Ecce Sacerdos magnus‘ und auf der anderen Seite ‚Veni, Sancte Spiritus‘ trug, auffallen. Es wurde extra für diese Gelegenheit gemacht. Unsere Kathedrale, wie sie hier genannt wird, die zweitgrößte in seiner Diözese, wie der hochw. Bischof sagte, prangte in ihrem besten Festschmuck. 

Als der hochw. Bischof den mittleren Gang hinaufschritt, wurde vom Chor das vierstimmige ‚Ecce Sacerdos‘ von Rampert gesungen. Darauf erteilte der hochw. Herr vom Hochaltar aus seiner anwesenden Herde zum ersten Mal in feierlicher Weise seinen Segen. In rührenden Worten dankte er für den herzlichen Empfang, der ihm zu teil geworden. Von der Kirche ging es in die Halle, wo die Kinder ein Willkommenslied sangen, worauf von einem Knaben eine passende Adresse und von einem Mädchen ein Festgruß vorgetragen wurde. Wiederum dankte der hochw. Bischof in väterlicher Weise seinen Kindern und spendete denselben nochmals seinen Segen, indem er betonte, derselbe sei diesmal besonders für sie.

Nach einer dreistündigen Pause für Mittagsmahl und Erholung wurde der hochw. Bischof eingeladen, die verschiedenen Räumlichkeiten sowie auch die Schul- und Handarbeiten der Kinder zu besichtigen. ‚Lead on!‘ (Voran!) war die Antwort, und nun ging es von einem Zimmer in das andere, von einem Gebäude zum anderen. Es braucht schon geraume Zeit, die 16 verschiedenen Bauten in Augenschein zu nehmen, aber alles wurde mit Interesse besichtigt und angehört. 

Am Abend versammelten sich die Bewohner um ihren Lieblingsplatz, die Grotte der Mutter Gottes, die, von hundert Kerzen und den Fackeln der Knaben beleuchtet, ein herrliches Aussehen gewann. 
Als nun P. Perrig S.J. mit seiner aus Indianerknaben bestehenden Musikkapelle ankam, wurde ein Muttergotteslied angestimmt, und laut schallten die Stimmen zur Himmelskönigin empor, die ohne Zweifel mit mildreichem Auge auf die ihr geweihte Schar niedersah. Auch unser guter Oberhirte war tief gerührt. Er kam zu uns heraus und sagte, diese Szene erinnere ihn an seinen Besuch in Lourdes, wo er selbst Augenzeuge dreier Wunder gewesen sei. Dann erzählte er, wie er selbst einen Mann, dem die eine Seite des Körpers ganz gelähmt war, dreimal in das heilbringende Bad getaucht, und wie derselbe beim dritten Mal völlig geheilt herausgekommen, die Krücken niedergelegt und der lieben Mutter Gottes seinen Dank abgestattet habe. 
Zum Schluss ermunterte er alle Anwesenden, der lieben Mutter Gottes recht großes Vertrauen entgegenzubringen, da sie dieselbe Macht, die sie Frankreich gezeigt, auch hier in Dakota auf der weiten Prärie besitze.

Nun war es Sonntag geworden. Nach dem feierlichen Hochamt und der hinreißenden Predigt des hochw. Prälaten wurde 84 Kindern das heilige Sakrament der Firmung gespendet. Die Erwachsenen werden im kommenden Juli gefirmt, weil dann der hochw. Bischof wiederkommen wird, um dem Kongress der Indianer beizuwohnen. Nachmittags wurde unser nun nicht mehr fremder hochw. Bischof in ein für ihn extra errichtetes Zelt geleitet, von wo aus er dem Baseballspiel der Knaben zusehen konnte.

Nach kurzem Aufenthalte begab man sich zum Versammlungslokal der alten Indianer, wo wie gewöhnlich Reden gehalten und diese und jene Anliegen vorgebracht wurden. Gegen 5 Uhr waren wieder alle in unserer Spielhalle versammelt, wo die Kinder zu Ehren des hohen Kirchenfürsten eine rechte hübsche Unterhaltung gaben. Am darauffolgenden Tag verließ uns unser guter Bischof wieder. Er wird sich gewiss noch oft eines ersten Besuches in einer Indianer-Mission erinnern, und wir hoffen, ihn noch recht oft in unserer Mitte zu sehen.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1897)

Sonntag, 1. September 2013

Weihe des ersten gabunischen Priesters


André Raponda Walker (1871–1968)

Ein schönes Fest wurde vor einiger Zeit in der Mission der Väter vom Heiligen Geist in Libreville (Apostol. Vikariat Gabun) gefeiert, nämlich die Weihe und Primiz des ersten einheimischen Priesters, des hochw. Herrn Andreas Walker (siehe mehr hier) aus dem Stamme der Mpongwes. Zahlreiche Festgenossen hatten sich eingefunden, zumal Mpongwes, welche stolz darauf waren, einen der Ihrigen zur Würde des Priestertums erhoben zu sehen.

Beim Heraustreten aus dem Gotteshause wurde der Neugeweihte mit lautem Freudengeschrei empfangen; von allen Seiten drängten sich die Schwarzen heran, um demselben Glück zu wünschen und seinen Segen zu erbitten. Die feierliche Primiz wurde acht Tage später großartig begangen, der Primiziant in großer Prozession abgeholt und von seinem kleinen Schwesterchen Bataganga mit einem schönen französischen Gedicht beglückwünscht.

Bei der Festpredigt des P. Breidel, der einen ergreifenden Rückblick auf die letzten 50 Jahre der Mission warf, blieb kaum ein Auge trocken. An 200 Schwarze traten dann zum Kommuniontische und empfingen aus den Händen des schwarzen Primizianten den Leib des Herrn.
Am Schluss rief der hochw. Bischof noch zwei ehrwürdige Negergreisinnen, Emilia Mbumba und Maria Wdar, die seit 50 Jahren den Schwestern bei Erziehung der kleinen Neger treulich zur Seite gestanden, vorn auf den Chor und steckte jeder einen goldenen Ring an den Finger zur Anerkennung ihrer Verdienste und ihres schönen Beispiels. Es war ein Tag des Jubels und des Stolzes für alle Schwarzen der Gegend.

(Aus: die katholischen Missionen, 1900)