Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Samstag, 30. April 2016

Thereschen, ein Gotteskind

Pater Joseph Fräßle S.C.J. berichtet aus seiner Mission im Kongo (in Afrikanische Missionsgeschichtlein, Band I., 1926) :

Krüppel findet man bei unseren Eingeborenen selten, weil sie dieselben gleich nach der Geburt wegwerfen. Einer heidnischen Mutter in Basajo war es trotz allem geglückt, ihr krüppelhaftes Kind zu verstecken und am Leben zu erhalten; der Vater war zudem bald nach seiner Geburt gestorben; es bestand keine Gefahr mehr für des Kindes Leben.

Diesem armen Mädchen standen die Füße nach innen, die Arme nach rückwärts, als wären sie verkehrt eingesetzt; auch waren sie in den Ellenbogen steif, und die Händchen hatten nur zwei bzw. drei Finger. Das Kind konnte also die Hände nicht zum Gesicht erheben, keine Nahrung zum Munde führen; es faltete die Hände auf dem Rücken, nicht vor der Brust.

Man kann sich denken, wie bei wilden Heiden ein solches Wesen das Gespött der bösen Kinder war, wie es überall fortgejagt und geschlagen wurde. „Eine böse Hexe bist du, ein ganz abscheuliches Tier; wir werden dich schon einmal umbringen!“ So rief man ihm überall zu. Wie hat es oft tagelang bitterlich geweint, wochenlang im Dunkel der Hütte seiner Mutter sich verborgen.

Da brachte ich den christlichen Unterricht nach Basajo. Das Mädchen lauschte auf, als es hörte, Gott schaue nicht auf die äußere Gestalt des Menschen, sondern beurteile sie nach ihrem inneren Wert, der allein ihr ewiges Los bestimmt. Das war eine frohe Botschaft für das krüppelhafte Kind. Keinen Tag fehlte es im Unterricht, bis es durch die heilige Taufe den schönsten Seelenschmuck der Gnade und Gotteskindschaft sich erworben hatte. Glück und Frieden waren jetzt in sein Herzchen eingezogen. Es hieß von der hl. Taufe ab Thereschen.

Seelenschönheit zu erhalten und zu vermehren war von da ab des Kindes Streben. Je mehr die Menschen es „abscheuliche Kreatur“ nannten, umso mehr suchte es Gott wohlzugefallen. Und weil der Seelenadel und der Sieg über erniedrigende Begierden nur mit Hilfe der Gnade gelingt, betete das Kind nicht nur tapfer zu Hause, sondern es war auch jeden Morgen um sechs Uhr schon in der 7 km entfernten Missionskirche. Selbst das schlechteste Wetter konnte es nicht von diesem Kirchengang abhalten. Aber da zwang uns höhere Anordnung, den Werktagsgottesdienst schon um halbsechs Uhr abzuhalten. Wie bitter weinte da Thereschen! „Ach nun wird sie mir geraubt, die Kraftquelle und Freude meines Lebens, nach der ich mich sehnte Tag und Nacht, die heilige Messe! Denn so früh können meine Füße den Weg nicht machen, und meine krüppeligen Hände können kein flammendes Holzscheit schwingen, mit denen andere zur Nachtzeit die Leoparden bannen!“ Dafür kniete Thereschen jeden Samstag und Sonntag stundenlang in der Kirche: sie empfing die hl. Sakramente.

Als ich es einmal unter der Kirchentür traf, frug ich: „Sag mir, Thereschen, verspotten dich die Leute immer noch wie früher?“ „Vater, Menschen, die Unglückliche verlachen, wird es immer geben. Doch ich mache mir nichts mehr daraus; bin ich doch Gotteskind! Körperschönheit ist mir zwar versagt – auch die der anderen Menschen dauert nicht. Mögen sie Zeit und Mühe darauf verlegen, um Menschen zu gefallen – ich will lieber darauf bedacht sein, wie ich Gott gefallen könne. Wie fühle ich mich doch so glücklich, seit ich weiß, dass sein Vaterauge auf mir ruht, sein Vaterherz mich liebt. Er soll von mir sprechen dürfen: da hab ich ein geliebtes Kind; an ihm habe ich mein Wohlgefallen.“

Offensichtlich half Gottes Gnade unserem Thereschen von Tugend zu Tugend zu schreiten. „Schau,“ sagte es zu mir ein anderes Mal, „früher wurde ich zornig, habe geweint oder geschimpft, wenn mich die Leute verspotteten und schlugen; jetzt aber denke ich: lass die Menschen nur spotten! Die Schönheit, auf die sie stolz sind, wird auch ihr Ende haben, vielleicht stehen sie dann noch elender da als ich, falls sie die Arbeit an ihrer Seele vernachlässigt haben. Ich schweige jetzt, suche meinen Zorn und meine Empfindlichkeit zu besiegen: jeder Sieg bringt übrigens Seelenstärke und Freude. Auch rufe ich mir immer wieder ins Gedächtnis zurück: Nur so viel ist der Mensch wert, als er in Gottes Augen gilt. Denke ich aber erst an unseren lieben Heiland, wie er verspottet, geschlagen und gekreuzigt worden ist, dann freue ich mich, wenn ich durch solche Leiden ihm ähnlich sein darf. Ich gebe mir Mühe, meinem Erlöser zu zeigen, dass ich ihn lieb habe: Ich schweige und dulde wie Er, und mit Ihm opfere ich meine Leiden dem himmlischen Vater auf für die Rettung der Heiden und Sünder. Kann es etwas Schöneres geben für ein Christenkind, als wenn es durch Leiden seinem gekreuzigten Heiland ähnlich ist?“

Mittwoch, 27. April 2016

Aktuell: Die „Messe der Missionare“ in einem Indianerreservat in den USA


Im Jahr 1884 gründete der deutsche Jesuitenmissionar P. Friedrich Eberschweiler S.J. (Bruder des bekannten Mystikers P. Wilhelm Eberschweiler S.J.) die St. Paul Mission im Norden Montanas. Heute gehört die Gemeinde zum Indianerreservat Fort Belknap Indian Reservation. Seit einiger Zeit wünschen sich die Gläubigen eine regelmäßige Zelebration des überlieferten Ritus, sprich der „Messe der Missionare“. Mehr dazu hier bei Rorate Caeli. 
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Sonntag, 17. April 2016

„Vater meiner Seele, der liebe Heiland lässt mir keine Ruhe mehr“

Die ersten einheimischen Priester von Belgisch-Kongo


Pater Joseph Fräßle S.C.J. berichtet aus seiner Mission im Kongo (in Afrikanische Missionsgeschichtlein, Band I., 1926) :

Schon lange hatte ich bemerkt, wie der elfjährige Andreas X. oft in stillen Stunden in der Nebenkapelle unserer Kirche allein vor dem Bronzekruzifix kniete, das wegen seiner braunen Farbe die Urwaldkinder weit mehr anzieht als andere. „Hier sehen wir so recht, dass der liebe Heiland unser Bruder ist“, sagen sie.

Stundenlang kniete Andreas da mit erhobenen Händen und zum Kreuz gerichteten Augen, indes sein ganzer Körper sich nach vorwärts und zum Heiland hinauf erhob; seine Lippen bewegten sich in emsigem Gebet, bis helle Tränen ihm über die braunen Wangen perlten.

Oft erbaute ich mich heimlich an der Andacht dieses Knaben und frug mich selber: Was mag wohl aus diesem Kinde werden, das die Liebe Christi so sehr erfasst hat? Eines Abends nun kam Andreas befangen aber freudig in meine Empfangshalle, und kniend sprach er: „Vater meiner Seele, der liebe Heiland lässt mir keine Ruhe mehr.“ „Wie? der Heiland! Das kann nicht sein! Er hat ja gesprochen: Kommt alle zu mir; ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.“ „Du verstehst mich nicht, Vater! Der Heiland ruft, ruft bei Tag und Nacht; bald schlafe ich nicht mehr wegen dieses Rufens.“

Schon dachte ich an Samuel. „Was spricht der Herr? Wie lautet die Stimme in deines Herzens Mitte?“ „Sie spricht: Geh zu deinem Priester! Frage ihn, ob nicht auch ein Negerknabe Priester Gottes werden dürfe, um seine Stammesbrüder alle dem Erlöser zuzuführen! Hast du nicht selbst so zu uns einmal geredet?“ „O Kind, du hörst die Stimme einer hohen Gnade; sie kommt aus dem Erlöserherzen selber, kündet seiner Liebe unbegreifliche Erwählung. Doch wir müssen warten, ob sie sich auch ferner hören lässt. Wenn ja, dann will ich dich hingeleiten auf den Weg, der dich zum Altar führen wird. Beten wir, bis des Herrn Wille sich uns klarer kund tut.“

Monate vergingen. In der Seitenkapelle kniete Andreas alltäglich in der geschilderten Andacht. Da kam er eines Abends wieder zu mir. „Vater meiner Seele,“ sprach er, „jetzt ist es Zeit! Zeige mir den Weg! Heftiger als je pocht es in meiner Brust und ruft es: Folge mir!“

An eben diesem Tag war ein Schreiben meines Bischofs eingetroffen: Dem Wunsche des Heiligen Vaters gemäß soll versucht werden, ein Eingeborenen-Seminar zu gründen. Wer fromme und talentierte Negerknaben kenne, die vielleicht Beruf zum Priesterstand haben könnten, mögen dieselben schicken. Wunderbare Gottesfügung!

Mit dem ersten Schiff, das abging, fuhr Andreas zum Bischof, trat in das neue Knabenseminar ein, wurde der beste Student, sprach in wenigen Jahren tadellos Latein und wird mit Gottes Gnade bald der erste schwarzer Priester unserer Mission sein.

Donnerstag, 14. April 2016

Der kleine Karl aus dem Kongo verteidigt die Gottesmutter


Pater Joseph Fräßle S.C.J. berichtet aus seiner Mission im Kongo (in Afrikanische Missionsgeschichtlein, Band I., 1926) :

Im Dorfe Jamokonga am Kongostrand besitze ich ein Kirchlein aus Pfählen und einem Blätterdach darüber. Der Altar besteht aus vier Pfählen, auf denen grob zugehackte Bretter liegen. Über demselben hängt an der Lehmwand ein schönes Madonnenbild, „Maria, die Hilfe der Christen.“

Als an einem Sonntagnachmittag meine 120 dortigen Christen und die Taufschüler des Dorfes im Kirchlein den Rosenkranz zusammen beteten, kam ein Baumkahn voll singender Ruderer rasch über den Strom daher gefahren. Am Ufer vor dem Kirchlein legte er an, und es entstieg ihm ein Europäer. Dieser trat sofort auf die Kirchtür zu, blieb dort stehen und rief hinein: „Ha, da sind die, die eine Frau anbeten!“ Dann klatschte er die Ruderer zusammen und rief die Heiden des Dorfes herbei, trat wieder vor die Kirche und rief: „Schaut da die Frauenanbeter, und lacht über sie!“ Er meinte, damit katholische Religion wegen der Marienverehrung in den Augen dieser Heiden verächtlich machen zu können, weil bei ihnen die Frau ehrlos und rechtlos ist, nicht als Mensch gilt, gar sehr verachtet wird.

Den Christen kochte es in den Adern: sie stürzten heraus, umringten den Weißen, durchbohrten ihn mit ihren zornigen Blicken und alsbald pflanzte sich diesem Engländer gegenüber ein zehnjähriges Negerbüblein auf, das ihn nun keck anredete:

„Weißer, hast du auch eine Mutter, oder hat dich ein Hund geboren? Was sagst du dazu, wenn ich deine Mutter schmähe?“ „Probiere das einmal, du dreckiger Knirps! Dann haue ich dich mit diesem Stock in Stücke!“ „Wie, totschlagen willst du mich, wenn ich deine Mutter schmähe? Meinst du etwa, Jesus Christus, der Gottessohn hochgelobt ihn Ewigkeit, dessen Mutter wir ehren, den du aber abscheulich geschmäht hast, Er könnte, wenn Er einmal dein Richter sein wird, nicht auch einen Stock haben und dich in Stücke schlagen, wenn du seine Ihm liebe Mutter Maria beschimpfst, wo sie doch aller Ehre und Liebe würdig ist? Ersäufen wird Er dich wie eine Hundsgeburt in dem feurigen See, der Hölle heißt. Wir werden es sehen und wir werden rufen: Recht so! Denn Maria, die allerseligste Jungfrau, ist auch unsere, der Christen Mutter, und wir lieben sie, weil es auf der ganzen Erde keine Mutter gibt, so lieb, so gut, so fleckenlos und rein.

 – Und wie frech du lügen kannst! Hast du denn keine Ohren, um zu hören, was doch alle Leute hören? Haben wir etwa gesagt: Maria, Gott bist du, unser Schöpfer, unser Richter: wir beten dich an? oder haben wir nicht viel mehr gesprochen: Maria, Mutter, bitte für uns? – Kommt, christliche Brüder und Schwestern, lasst uns in die Kirche zurückgehen und weiter beten! Der Weiße soll hören und sich seiner Lüge schämen.“

Die Christen drängten in das Kirchlein zurück. Mit silberheller Stimme begann der Knabe vorzubeten: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Weibern…“ Begeisterter als zuvor fielen alle Christen ein: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder…“

„Lokuta te = das ist keine Lüge!“ schrien nun alle Heiden, die vor der Kirche draußen neben dem Europäer standen. „Die Wahrheit ist es, was der kleine Karl gesagt hat! Sie ehren die Mutter des Erlösers, lieben sie wie ihre Mutter und erflehen ihre Fürbitte. Dein Wort aber, Europäer, entspricht nicht der Wahrheit!“


Der Engländer kehrte enttäuscht in seinen Baumkahn zurück und rief seine Ruderer zur Abfahrt. Unterdessen hatten die Christen ihren Rosenkranz vollendet, traten auf den Kirchplatz heraus, umklatschten ihren tapferen Wortführer und riefen: „Karl, du hast brav gesprochen, und der Geist der Kraft hat dich beseelt! Du hast den Heiland und uns erfreut, weil du seine und unsere Mutter verteidigt hast! Wer Maria schmäht, der hat es mit uns zu tun! Wir aber wollten doppelt treu zur guten Mutter unseres Erlösers stehen; denn ihr edles Vorbild macht uns zu wahren Christen.“

Freitag, 8. April 2016

Eifer für das Gotteshaus im Kongo


Pater Joseph Fräßle S.C.J. berichtet aus seiner Mission im Kongo:

„Beim heutigen Wolkenbruch habe ich gesehen, wie ein paar Regentropfen durch das Dach eurer Kirche auf den Altar fielen. Liebe Leute, das darf nicht sein! Bessert das Dach aus und haltet eure Kirche Gottes würdig; denn er ist groß und heilig, und ihm gebührt Ehre.“

So hatte ich in Yambumba zu den Christen gesprochen und fuhr nun weiter flussaufwärts. Nach zwei Monaten glitt mein Einbaum am anderen Ufer hinab, und ich glaubte schon den Yambumba-Leuten unbemerkt entkommen zu sein. Da entstand Gejubel und Gongklang in ihrem Dorf, und herüber auf mich schossen ein Dutzend Kanus. „Du wolltest uns entfliehen? Wohl wegen dem Kirchendach? Glaubst du, das geht bei uns? Unser Auge beherrscht das Wasser. Wir haben dich nun! Du musst mit uns ins Dorf. Du musst die neue Kirche einsegnen!“ „Euer neues Kirchendach, wollt ihr sagen? Dafür kann ich nicht aussteigen! Ich muss heute nach Ilongo.“ Sie aber zogen meinen Einbaum an sich heran, sprangen hinein und ruderten mich dorfwärts ans Ufer, etwa 1 ½ Kilometer weit. Ich erklomm die Uferhöhe. Welch ein Leben! Tausend Hände waren an der Arbeit. Die einen ebneten den Boden, schafften Arbeitsreste fort; andere bemalten die Kirchenwände in sechs verschiedenen Farben mit Kreuzchen, Spitzen- und Blumenformen usw.; andere zimmerten den Altar, wieder andere suchten vielgestaltige Kieselsteinchen und stampften sie in den weichen Lehm des Bodens zu Mosaikgebilden. 


Wie staunte ich! In zwei Monaten hatte ein Geist, der in vierhundert Köpfen lebte, eine Pfarrkirche hervorgezaubert, und ich blieb natürlich, um sie einzuweihen, damit die Freude der Leute voll wäre. Yambumba hat die schönste Kirche am Lohali. Das ließ sich nicht jedes Dorf sagen. Auch sie ersetzen die alten Kirchen durch schöne neue. Es ging um die Wette, wer dem Herrn ein schöneres Gotteshaus erbauen könne.

(Aus: Joseph Fräßle, Meiner Urwaldneger Denken und Handeln)


Mittwoch, 6. April 2016

„Hört ihr’s, meine lieben Christen, der hochwürdigste Bischof zweifelt an eurem Wissen“


Pater Joseph Fräßle S.C.J. berichtet aus seiner Mission im Kongo:

Der hochwürdigste Missionsbischof kam, um die heilige Firmung zu erteilen. Die Christenmenge drängte sich auf allen Wegen und Arbeit gab es grenzenlos die ganze Woche vorher.

„Können alle diese Leute auch den Katechismus?“ frug der hohe Herr. „Hört ihr’s, meine lieben Christen, der hochwürdigste Bischof zweifelt an eurem Wissen.“ „Was tut er? Wir wollen es ihm zeigen! Wo sind unsere Katechisten? Wo bist du, Albert, du Leo, du, Karl?...“ So riefen alle durcheinander. „Kommt her, Brüder, wir stellen uns den Dörfern nach auf, jedes Dorf zu seinem Baba [Vater = Pater], und wir sagen die ganze Religion her. Der Bischof soll hören, ob wir was wissen.“ Bald standen die Christen von achtzig Dörfern in kurzen Abständen in den Alleen der Mission. Jung und Alt, Männer, Frauen und Kinder schrien Katechismus, Gebete und Lieder herunter, alles, was zwischen den Buchdeckeln stand; jedes Dorf suchte das andere zu übertönen und die Sache schneller herunterzuschmettern. „So was habe ich noch nie erlebt“, sprach Seine Gnaden. „Nie hätte ich das für möglich gehalten.“


(Aus: Joseph Fräßle, Meiner Urwaldneger Denken und Handeln)

Sonntag, 3. April 2016

„Selig, die nicht sehen und doch glauben“



„Selig, die nicht sehen, und doch glauben.“ Andächtige Christen! Als der göttliche Heiland diese Worte sprach, da dachte er nicht an seine Apostel und Jünger, die ihn mit ihren leiblichen Augen erblickten, da dachte er an uns und an alle kommenden Menschengeschlechter. Sein göttliches Auge war in die Zukunft gerichtet, und sein Erlöserherz ruhte auch über der Heidenwelt. Gewiss, selig waren jene zu nennen, die um ihn versammelt standen. Aber eine Seligkeit gleich der ihrigen sollte uns allen zu teil werden. Im Glauben umfassen und schauen wir Christus. Im Glauben berühren auch wir seine Hände und seine heilige Seite. Noch mehr, im Glauben an das heilige Sakrament des Altars legen wir Christus wahrhaft und wirklich mit Leib und Seele, mit Gottheit und Menschheit in unser eigenes Herz hinein. Und diese Seligkeit des Glaubens, die einst in der Anschauung Gottes vollendet wird, sollen die Apostel in alle Welt hinaus verkündigen und in eines jeden Menschen Herz hinein verbergen. „Zum Frohlocken der ganzen Erde ist gegründet der Berg Sion“ (Ps. 47, 3). Das Missionswerk unserer heiligen Kirche ist die Beseligung aller Völker durch den Glauben an Christus. „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Samstag, 2. April 2016

P. Robert Streit über den Buddhismus

Tibetanischer Götze 


Für das Buch, in dem diese Zeilen stehen, erhielt P. Robert Streit O.M.I. von Papst Pius XI. die goldene Jahresmedaille.

„Der Buddhismus, Ostasiens vielgepriesene Religion, steht im grellsten Gegensatz zur katholischen Religion. Die katholische Religion hat auf ihrer Missionswanderung durch die Länder die Völker zu sich emporgehoben, hat deren religiöse und sittliche Anschauungen veredelt und deren völkische Eigenart verchristlicht.  Der Buddhismus dagegen ist auf seiner Missionsfahrt durch Ostasien zu den tiefer stehenden Völkern hinabgesunken, hat sich überall den vorgefundenen Volksreligionen angepasst, hat aus ihnen minderwertige animistische Bestandteile in sich aufgenommen, ist mehr und mehr heidnisch geworden. So beherrscht in Ceylon, der Hochburg des Buddhismus, wilde Dämonenverehrung die breiten buddhistischen Volksmassen. In Hinterindien verehrt die buddhistische Bevölkerung Naturerscheinungen, Berge und Flüsse, Wälder und Bäume, ebenso wie sie verehrt die Schutzgeister der einzelnen Menschen, Stämme, Orte und die Seelen der Verstorbenen; sie verehrt dieses Heer von Göttern mit abstoßenden Zeremonien, Beschwörungen, Opferfesten und Maskenzügen. Auf dieser angeblichen Zaubermacht des Buddhismus über die Verstorbenen und über die Naturereignisse beruht seine Lebenskraft auch in China, wo er sich mit einer Menge von Göttern, Zaubergestalten und Aberglauben aus dem Taoismus bereichert hat. In gleicher Weise vermischte er sich mit der vorherrschenden Dämonenverehrung in Tibet und mit den schintoistischen Orts- und Nationalgöttern in Japan.“


(Aus: P. Robert Streit O.M.I.: Die Weltmission der katholischen Kirche. Zahlen und Zeichen auf Grund der Vatikan. Missionsaausstellung 1925, Verlag der Oblaten, Hünfeld, 1928)