Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Sonntag, 30. Dezember 2012

Große Missionsbischöfe: ein deutscher Bischof auf Hawaii – Msgr. Hermann Koeckemann SS.CC., Apostolischer Vikar von Hawai'i

Msgr. Hermann Koeckemann SS.CC., Apostolischer Vikar von Hawaii 

Am 22. Februar schloss sich in der Kathedrale von Honolulu, der Hauptstadt der Sandwichinseln (Hawaii), die Gruft über der entseelten Hülle des wackeren Apostolischen Vikars Msgr. Hermann Koeckemann aus der Picpus-Kongregation.
Er war wohl der erste deutsche Bischof, der jemals in Ozeanien den Hirtenstab geführt hat. Msgr. Hermann, wie er gewöhnlich genannt wurde, stammte aus dem Land der roten Erde. In Ostbevern stand seine Wiege.
23 Jahre alt, meldete sich der kräftige westfälische Jüngling in Löwen (Belgien) zur Aufnahme in die Genossenschaft der heiligsten Herzen, die von ihrem Mutterhaus in der Rue de Picpus (Paris) gewöhnlich nach diesem Namen benannt wird.
Ein jüngerer Bruder Hermanns trat später in die Gesellschaft Jesu ein und starb 1871 in der Blüte seiner Jahre an den schwarzen Pocken, die er im Lazarettdienst während des deutsch-französischen Krieges sich geholt. 


Bereits im Jahre 1854 landete Hermann auf dem fernen Inselreich Hawaii, das durch seine ältere Missionsgeschichte und neuerdings durch das heldenmütige Opferleben P. Damians so bekannt geworden ist. 25 Jahre lang wirkte er dort unermüdlich an der Seite des vortrefflichen Apostolischen Vikars Msgr. Maigret.
Als dieser bei zunehmender Altersschwäche nach einem Koadjutor sich umsah, konnte die Wahl auf keinen anderen fallen als auf den Mann, der bisher seine rechte Hand gewesen war.
So wurde denn Hermann am 21. August 1881 in San Francisco zum Titularbischof von Olba geweiht.
Kurz nach seiner Weihe erhellte er durch seinen Besuch das traurige Heim der armen Aussätzigen von Molokai und überreichte bei dieser Gelegenheit dem P. Damian das Kreuz der Kommandanten des Ritterorderns von Kalakaua, welches die Regentin Lilinokalani dem Apostel der Aussätzigen „als Zeichen aufrichtigster Bewunderung“ verliehen hatte.
Ein vorzügliches Verdienst erwarb sich der neue Bischof um die Hebung und Vermehrung der katholischen Schulen. Um den Wettkampf mit den protestantischen wirksamer aufzunehmen, berief der Bischof die christlichen Schulbrüder. Der Erfolg hat seinen Hoffnungen glänzend entsprochen.
„Unser Kolleg vom hl. Aloysius zu Honolulu“, so schrieb der hochw. Provikar P. Fouesnel 1888, „welches von Marianiten  geleitet wird, zählt nach seinem fünfjährigen Bestand über 400 Schüler, und die jährlichen Prüfungen beweisen, dass sie, wie selbst unsere Gegner eingestehen, die Zöglinge der anderen Anstalten übertreffen.“
Ähnliche Erfolge erzielten die zur selben Zeit gegründeten und von denselben Brüdern geleiteten Kollegien zu Wailuku auf der Insel Maui und zu Hilo auf Hawaii.
Bischof Hermann war es auch, auf dessen Ruf 1883 die opfermutigen Töchter des hl. Franziskus zum Dienste der Kranken und besonders der Aussätzigen nach Hawaii kamen, ein Ereignis, das P. Damian und seine armen Pfleglinge mit lautem Jubel begrüßten.
Als nach dem Tode des unvergesslichen Aussätzigen-Apostels gewissenlose Verleumdungen das Andenken des Verstorbenen zu schwächen suchten, trat Msgr. Koeckemann mit Entschiedenheit für die Ehrenrettung des hingeschiedenen Mitbruders in die Schranken.
Welche großer Beliebtheit sich der deutsche Bischof bei der ganzen Bevölkerung des Inselreichs erfreute, zeigte sich in erhebender Weise nach seinem Tode, der ihn nach bloß dreitägigem Leiden am 22. Februar dahinraffte. Die Leichenfeier in der Kathedrale von Honolulu war großartig.
Nicht bloß Katholiken, sondern auch Protestanten und die höchsten Würdenträger hatten sich herzugedrängt. Selbst der Bischof der Episkopalkirche gab dem verstorbenen katholischen Oberhirten das letzte Geleit.

(aus: die katholischen Missionen, 1893)

Samstag, 29. Dezember 2012

Interessanter Missionsfakt


"vor Mitte des 14. Jahrhunderts predigte Nikolaus Teschel aus dem Kloster zu Regensburg, + 1371 daselbst, mit einigen Ordensbrüdern (Augustiner-Eremiten) in Afrika."

(Aus: Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Dr. Max Heimbucher, Verlag Ferdinand Schöningh, 1907, III. Abschnitt, dritte Abteilung, S. 206) [Dieses dreibändige Werk ist übrigens jedem wärmstens zu empfehlen, der sich nur entfernt für Orden interessiert.]

Damit war er der Blütezeit der Afrikamission gute 500 Jahre voraus. Die Kanaren wurden erst 1402 erobert, der Großteil der afrikanischen Küstengebiete wurde erst im 15. Jahrhundert von den Portugiesen für die Mission erschlossen.

Ein heiliggesprochener Augustiner-Missionar war Ezequiel Moreno. Mehr hier.

Freitag, 28. Dezember 2012

Ein Leohaus in New York City

St. Patrick's Cathedral, New York City

Ein Leohaus soll in den Vereinigten Staaten das Andenken des Papstjubiläums verewigen. Die zwei Millionen amerikanischen Katholiken deutscher Zunge wollen ihrer Liebe zum Heiligen Vater (Papst Leo XIII.) durch die Errichtung eines Pilgerhauses für die einwandernden Deutschen in New York, welches Leohaus heißen soll, einen bleibenden Ausdruck geben.

Die katholischen Iren wie auch die deutschen Lutheraner haben bereits solche Häuser für die Auswanderer. Die Protestanten rühmen, dass ihr Pilgerhaus reiche Früchte für die innere Mission trage; Leute, die sonst im weiten Amerika sich zerstreut hätten, werden Gründer neuer Gemeinden, in welchen sie sich sammeln. Allerdings hat der Raphaels-Verein einen eifrigen Priester in New York als Vertrauensmann zum Schutz der Einwanderer. Er kann wohl denselben guten Rat erteilen, jedoch keine zeitweilige Heimat bieten. Viele Katholiken fallen Schwindlern in die Hände, werden aus Unkenntnis des Landes und der Sprache ihres letzten Zehnerpfennigs beraubt oder an Plätze hingeleitet, wo keine katholische Kirche und Schule besteht und sie bald das edelste Kleinod ihres heiligen Glaubens verlieren. 


Ist aber ein katholisches Einwanderungshaus in New York, so kann der Ankömmling in fremdem Lande körperlich und geistig sich stärken, er hört den Rat eines erfahrenen Mannes, er erfährt, wo er in den westlichen Staaten leicht Land erwerben und seine Landsleute in einer geordneten katholischen Gemeinde treffen kann. So ist es klar, dass dadurch viele gerettet werden können, die sonst verloren gingen.
Die Einrichtung eines solchen Hauses war schon längst ein tief und allseitig gefühltes Bedürfnis.
Darum hat der Heilige Vater selbst durch den Kardinal Schiaffino zur Ausführung dieses Gedankens ermutigt, und viele Erzbischöfe und Bischöfe unseres Landes haben das edle Vorhaben belob und dazu angeeifert.
Es ist zugleich eine Tat, welche der Nachwelt Zeugnis ablegen soll von der Verehrung, welche die deutschen Katholiken Amerikas im Wetteifer mit ihren Glaubensbrüdern in Deutschland dem großen Papst zollen, der jetzt die Kirche regiert. 


In der Weltstadt New York, wo in der großen Landstraße der Völkerwanderung Menschen aller Rassen und Nationen durchziehen, sollen alle, wenn sie fragen, wer das große schöne Leohaus erbaut hat, die Antwort hören: „Das haben die katholischen Deutschamerikaner, Kinder des hl. Bonifatius, getan; es ist ein Denkmal ihrer Liebe zum Heiligen Vater.
Haben sie auch Deutschland verlassen, so bleiben sie dennoch auch in der Neuen Welt ihrem Glauben treu.“
Und wie in dem Welthafen New York die Bartholdy-Statue hoch in die Lüfte ragt und ihr elektrisches Feuer die Nacht durchblitzt, und allen die Segnungen der welterleuchtenden Freiheit erzählen soll, so soll das Leohaus verkünden, dass es noch ein höheres Licht gibt, ein „Lumen de coelo“ (der Name von Leo XIII. in den Weisagungen des Malachias) den Stern der Wahrheit, ohne welche die Freiheit nur in Knechtschaft toller Leidenschaften ausartet.

Große Summen sind freilich aufzubringen; es ist jedoch zu hoffen, dass, wie die deutschen Katholiken herrliche Gotteshäuser, Schulen, Unterrichts- und Wohltätigkeitsanstalten, Klöster und Abteien errichtet haben, so das Volk, wenn es von seinem Hirten über den schönen Zweck belehrt wird, auch diesmal seine Opferwilligkeit zeige, und der große Gedanke, den deutsche Priester in Chicago gefasst haben, zur Tat werde, zur Verbreitung und Stärkung der Religion, zum Segen für Tausende.

Zur Förderung des Unternehmens hat die deutsche katholische Presse der Vereinigten Staaten beschlossen, ein Jubiläumsalbum von 28 vereinigten Zeitungen herauszugeben und den Reinertrag zum Besten des „Leohauses“ zu verwenden. Ein solches Album wird dem Heiligen Vater überreicht werden. In Cincinnati wurde vom Klerus und den Vertretern der deutschen katholischen Vereine der Entschluss gefasst, im Monat Dezember in der Musikhalle ein großartiges Konzert zum Besten des „Leohauses“ zu veranstalten und in der Festrede zu Ehre des Papstjubilars zum Bau zu begeistern.


(aus: die katholischen Missionen, 1888)

Das Leohaus heute:

http://www.leohousenyc.org/

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Etikette auf Sri Lanka: Zitrone, Regenschirm und Zigarre


Andere Leute, andere Sitten. Wie man in Europa hohen Persönlichkeiten beim Empfang einen Blumenstrauß überreicht, so bietet man auf der Perleninsel Ceylon eine Zitrone auf einem Blatt an. Das Blatt muss eine anständige Größe haben, die Zitrone darf klein wie eine Nuss sein.
Die Etikette verlangt, dass die hohe Persönlichkeit für gewöhnlich nur die Frucht berühre und dann zurückgebe, damit sie von den Gebern verzehrt werde. Eines Tages erhielt Msgr. Van Reeth S.J., Bischof von Galle, den Besuch von drei kleinen Ceylonesen. Jeder bot ihm das herkömmliche Geschenk an.
Da der Bischof sich noch nicht genau in den ceylonesischen Höflichkeitsformeln auskannte, nahm er die Zitrone unter freundlichem Lächeln entgegen und legte sie beiseite. Darüber anfangs großes Staunen, dann aber unbändige Freude über die alles Erwarten übersteigende Herablassung des großen Mannes.

Die Zitrone ermöglicht es auch, in seiner Form Großmut zu zeigen. Einst hatte ein katholischer, auf seine Kaste ungemein stolzer Brahmane dem Apostol. Delegaten Msgr. Zaleski einen kleinen Dienst erwiesen.
Da die Selbstlosigkeit in Indien eine seltene Frucht ist, wünschte seine Exzellenz dem Manne eine Belohnung von einigen Rupien zukommen zu lassen. „Fügen Sie doch dem Brahmanen nicht diese Schmach zu“, bemerkte da jemand dem Bischof. „Legen Sie zwei oder drei Rupien auf ein schönes Feigenblatt, bedecken Sie sie mit einer Zitrone und schicken Sie ihm diese Frucht. Das Geschenk wird für den Brahmanen eine hohe Ehre sein.“

Auch der Regenschirm nimmt eine achtunggebietende Stelle in den Höflichkeitsbezeigungen ein. Begleitet man eine Person von Rang, so hat man gewissenhaft darauf zu achten, dass das Firmament nicht unmittelbar über dem hohen Haupt steht.
Man muss einen geöffneten Schirm über ihn halten selbst im Schatten. Übrigens steht es nicht jedem Sterblichen frei, einen Schirm zu tragen.

Die niedrigen Kasten müssen ohne dieses wichtige Instrument durchs Leben wandern; andere dürfen sich zum Schutz gegen den Regen nur der großen Talapablätter bedienen, wieder andere haben nur ein Anrecht auf eine Art chinesischen Sonnenschirm. Begegnet ein Ceylonese mit geöffnetem Schirm einem anderen aus höherer Kaste, so klappt er ihn entweder zusammen oder senkt ihn, damit er in dessen Gegenwart nicht bedeckt erscheine.

In Ceylon, wo alles raucht, ist es selbstverständlich, dass auch die Zigarre im Höflichkeitskodex steht. Als rücksichtslos und ungeschlacht gilt, in Gegenwart einer geschätzten Person zu rauchen.
Oft ist es für die Missionäre recht amüsant zu betrachten, mit welcher Geschwindigkeit Pfeife und Zigarre namentlich aus dem Munde von Frauen und Kindern verschwinden, wenn sie plötzlich irgendwo auftreten.
Von Höflichkeit zeugt es, einem Hochgestellten eine Zigarre anzubieten. P. Lemaitre S.J. erzählt, er habe einst auf einem Schiff den ehemaligen Gerichtspräsidenten Kalmunai, einen der Mission wohlgesinnten Heiden, getroffen. Sofort habe der Herr ihm eine Zigarre angeboten.
Als er die Höflichkeit erwidern wollte, habe der Expräsident zwar die Zigarre angenommen, sei aber unter keinen Umständen zu bewegen gewesen, sie anzuzünden. „Nie werde ich mir erlauben, in ihrer Gegenwart zu rauchen“, das war seine Antwort.


(Aus: die katholischen Missionen, 1912)

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Eine afrikanische Bildungsanstalt auf Malta

Kardinal Charles Martial Lavigerie 

Die jüngste Schöpfung Kardinal Lavigeries ist die neue apostolische Anstalt in Malta. Die Missionäre Afrikas haben bekanntlich die Absicht, durch Afrikaner Afrika zu bekehren.
Deshalb geht ihre Sorge dahin, möglichst vielen Kindern aus Afrika eine vorzügliche religiöse Erziehung zu Teil werden zu lassen, um in denselben Gehilfen für die Predigt  des Evangeliums zu gewinnen.
Dabei denkt man durchaus nicht daran, alle diese Kinder zu Priestern heranzubilden; sie sind der Wahl ihres Berufes völlig frei. Von guten christlichen Ärzten erwartet man namentlich große Hilfe, und so studieren gegenwärtig zwei junge Araber an der katholischen Universität von Lille Medizin.
Neger aus Zentralafrika oder Sudan, welche an die große Hitze ihrer Heimat gewöhnt sind, kann man aber nicht in nordischen Anstalten unterbringen; sie würden rasch hinsiechen (Anm.: dies war früher eine gängige Meinung).
Da nun Malta die Vorteile eines günstigen Klimas und einer bedeutenden katholischen Hochschule für Ärzte verbindet, entschloss sich der Erzbischof von Algier, den der Heilige Vater soeben in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Missionen mit dem Purpur schmückte, die Negeranstalt des hl. Ludwig von Karthago auf diese Insel zu verlegen.
Augenblicklich sind daselbst 20 Zöglinge, welche durch die Sahara-Missionäre in den Oasen von Wargla und Metlili gesammelt oder auch in Zentralafrika aus der Sklaverei losgekauft wurden.
In katholischer Umgebung werden diese Knaben zugleich mit nützlichen Kenntnissen die Übung christlicher Tugenden erlernen. Kardinal Lavigerie hat mit dieser Anstalt in Malta eine apostolische Schule vereinigt für Knaben, welche Beruf zum Priestertum haben. Diese Schule wurde letzten Herbst am 15. Oktober eröffnet und zählt gegenwärtig 25 Zöglinge, welche aus den zahlreichen Angemeldeten gewählt wurden.


(aus: die katholischen Missionen, 1882)

Dienstag, 25. Dezember 2012

Wie können wir als Laien der Mission helfen?

Thomas Joseph Carr, Erzbischof von Melbourne (1886-1917)

Zur selben Zeit, da die deutschen Bischöfe die Gläubigen anspornten, sich eifrig am Werk der Glaubensverbreitung zu beteiligen, erhob auch ein australischer Kirchenfürst, der Erzbischof Thomas Joseph Carr (Melbourne), seine Stimme, um seinen Diözesanen auf die Pflicht des Apostolats aufmerksam und mit der weltumspannenden Wirksamkeit der Hauptvereine zur Verbreitung des Glaubens bekannt zu machen. Er wies hin auf das Wort Christi „Lehret alle Völker, predigt das Evangelium jeglicher Kreatur“, erinnerte er an die Vorliebe der Päpste für die auswärtigen Missionen und stellte dann die Frage:

„Wie können wir, Priester und Laien, denen der Beruf, den Heidenvölkern das Evangelium zu verkünden, versagt blieb, am erhabenen Werk der Seelenrettung mitwirken?“ — „Auf zweifache Weise“, antwortet der Erzbischof. „Wir können beten. Die Ernte ist reif; flehen wir um zahlreiche Schnitter und reife Garben. Wir können aber auch materielle Hilfe spenden zum Unterhalt der Missionäre und zur glücklichen Weiterentwicklung der begonnen Unternehmungen. ‚Unsere Missionen sind arm, manche sehr arm‘, hat Papst Pius X. gesagt. Die heutige Lage ist nun einmal so, dass der Missionär von den Neubekehrten keine oder nur geringe Unterstützung verlangen kann; ja er muss oft genug für den Lebensunterhalt jener aufkommen, die sich seiner Lehre anschließen.

In weiter Ferne liegen die herrlichen Zeiten, da die großen katholischen Kolonialmächte es sich zur heiligen Pflicht anrechneten, für die geistlichen Bedürfnisse ihrer neuen Untertanen aufzukommen. Was einst die katholischen Regierungen getan, muss heute die barmherzige Liebe unseres katholischen Volkes tun.
Um jedoch eine praktische Antwort zu geben, so rufe ich euch zu: ‚schließt euch dem Verein der Glaubensverbreitung, schließt euch dem Kindheit-Jesu-Verein an!‘“ 

Dieser Aufruf, tätigen Anteil am Weltapostolat zu nehmen, verdient von den australischen Katholiken ernst beherzigt zu werden. 

Australien zählt heute rund 1 Million Katholiken. Ihr Beitrag zum Verein der Glaubensverbreitung betrug im Jahr 1909 die verschwindende Summe von 1278 Franken, während die armen apostol. Vikariate Neukaledonien 1146, Hawaii 2479 und Tahiti 2000 Franken aufbrachten.

(Aus: die katholischen Missionen, 1912)


Montag, 24. Dezember 2012

Weihnachten bei den katholischen Armeniern

Armenisch-katholische Bischöfe und Klerus in Jerusalem (wohl 1893 zum eucharistischen Kongress, Patriarch in der Mitte mit römischem Pallium)

Da die Armenier in ihrer altehrwürdigen Liturgie — sie reicht mindestens bis ins fünfte Jahrhundert hinauf — noch dem Julianischen Kalender folgen, so fällt gegenwärtig ihr Weihnachtsfest mit unserem 6. Januar, dem Feste der heiligen drei Könige, zusammen.
Am Abend des 24. Dezember armenischer Zeitrechnung wird um 11 Uhr die festlich geschmückte Kirche für die Gläubigen geöffnet. In jeder armenischen Kirche stehen im Heiligtum vor dem Altar zwei Paare durch einen halbkreisförmigen Eisenstab verbundener Säulen.
An jedem der beiden Eisenstäbe ist ein Vorhang, der nach einer Seite aufgeht, befestigt. Ist der untere Teil aufgezogen, so ist der äußere Vorhang am vorderen Säulenpaar rot, der innere ist weiß und von sehr leichtem Stoff.
Diese Vorhänge kommen übrigens nur beim feierlichen Hochamt zur Verwendung. Das ganze Heiligtum ist mit einem großen türkischen Teppich belegt. Eine Anzahl Lampen hängen von den Gewölben herab; sie dienen aber nicht zur Beleuchtung der Kirche, sondern bloß zum Schmuck und zur Förderung der Andacht.
Indes ist es vor allem der Hochaltar, welcher die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Auf den zahlreichen Stufen, die zum Tabernakel emporführen, brennen viele Lichter, und auf der obersten Stufe liegt mitten in reichem Blumenschmuck das Bild des Jesuskindes, und bleibt daselbst bis Mariä Reinigung.
Der Gottesdienst beginnt genau nachts 12 Uhr mit Absingen der Matutin und Laudes. Während der Matutin, die bis etwa 2 Uhr dauert, ist der Klerus schwarz gekleidet.
Vor Beginn der Laudes zieht die Geistlichkeit die von der im Abendland üblichen ziemlich verschiedene Chorkleidung an. Sie besteht nämlich in einem aus dickem Stoff gefertigten, meist roten Chorhemd, worüber noch ein dem Chorkragen (Mozetta) der Lateiner ähnliches Kleidungsstück getragen wird.
 Dieses ist an Farbe vom Chorhemd stets verschieden; wie am römischen Messgewand ist auf der Rückenseite ein Kreuz hineingewirkt, ebenso sind zwei kleine Kreuze vorne zu beiden Seiten der Brust. Die assistierenden Priester tragen Messgewänder von der Form der abendländischen Rauchmantel.
Nun beginnen die Laudes; gegen Ende derselben verlassen alle auf ein gegebenes Zeichen das Heiligtum und kommen unter Vorantragung des Kreuzes in Prozession ins Mittelschiff. Hier hält der Zug, und alle ordnen sich in einen großen Kreis.
Nachdem der Diakon den Zelebranten, welcher in der Regel der Bischof selbst ist, dreimal inzensiert hat, stimmt er einen Hymnus an, der Segenswünsche für die vier Weltgegenden ausspricht. Hierauf wendet er sich nach den vier Himmelsrichtungen und liest vier Evangelienabschnitte, welche über die Geburt des Heilands und die verschiedenen Umstände bei derselben berichten, worauf jedes Mal ein auf das betreffende Geheimnis sich beziehender Lobgesang folgt.
Den Gesang begleitet aber keine Orgel, sondern es erschallen in einem fort Zymbeln und andere aus Bronze oder Messing gefertigte Instrumente, die man Zniska heißt; es sind dies zwei hohle Halbkugeln, mit eisernem Handgriff verbunden, welche aneinandergestoßen oder auch mit eisernen Stäbchen geschlagen werden.
Der nach allen vier Weltgegenden erteilte Segen beschließt die Laudes. Inzwischen ist es etwa 3 Uhr geworden, und das Hochamt beginnt.
Das Privileg, am heiligen Weihnachtstag drei Messen zu lesen, hat man im Orient nicht. Die heutige Messe unterscheidet sich nicht von den Messen anderer Tage nach armenischem Ritus; der Hauptunterschied zwischen dieser und der Messe des römischen Messbuchs liegt in folgendem: Das Credo wird vom Diakon allein gesungen, das Offertorium und das Paternoster dagegen vom ganzen Chor. Nach dem Paternoster geht der Zelebrant herum und zeigt dem Volke den hochheiligen Leib und das kostbare Blut des Herrn im Kelche zur Anbetung und erteilt hernach damit vom Altar aus den sakramentalen Segen.
Die armenische Messe enthält mehr Gesänge als die lateinische, sie werden alle auswendig nach altüberlieferten Melodien vorgetragen. — Der oben erwähnte rote Vorhang ist vom Ende des Introitus bis zur Epistel, der innere weiße während der Kommunion des Priesters geschlossen; letzterer ist übrigens von so feinem Zeug, dass der Zelebrant doch sichtbar bleibt. Nachmittags hält man Vesper und Segen wie in Europa.
Das ist die Christtagsfeier der armenischen Kirche. Auch die schismatischen Armenier beobachten ganz dieselben.


(Aus: die katholischen Missionen, 1890)

Allen Lesern wünsche ich gesegnete Weihnachten!

Sonntag, 23. Dezember 2012

Das Jesuskind von der Bitte



In dieser Adventszeit haben die Transalpine Redemptorists eine Reihe von Betrachtungen (bis morgen insgesamt 12) vom heiligen Alfons über die Kindheit Jesu gepostet. Diese kurzen Texte werden von verschiedenen Bildern von Statuen des Jesuskindes begleitet. Station VII zeigt das Jesuskind von der Bitte (El Niño Jesús Nazareno de la Demanda), bei dem das göttliche Kind bereits das Kreuz und die Dornenkrone trägt.
Die Figur wird in der Kirche der Mercedarier in Guatemala City verehrt und wird bei den sehr feierlichen Prozessionen, die in Guatemala in der Karwoche stattfinden, mitgetragen. Die Statue veranschaulicht gut, dass unser Heiland Mensch geworden ist, um für unsere Erlösung den schmachvollen Kreuzestod auf sich zu nehmen. 
Der Beiname "von der Bitte" rührt wohl daher, dass mit dieser Statue im Kapitanat Guatemala Spenden für die Prozessionen gesammelt wurden.

Der Text vom heiligen Alfons lautet: 



Jesus wird im Tempel dargestellt

Bedenke, wie die Jungfrau Maria 40 Tage nach der Geburt des Jesuskindes Ihn auf ihren Armen in den Tempel trug, Ihn Gott für uns aufopferte und somit zustimmte, 
dass er durch sein Leiden und Tod unser Erlöser werden würde. 

O liebevollstes Kind, aus diesem einen Grund hast Du Dich dem Tod übergeben, um mir ewiges Leben zu verleihen. Ich danke Dir, und bitte Dich, dass Du mich durch Deine Selbstaufopferung immer bereit machst, aus Liebe zu Dir mich abzutöten und mir selbst zu sterben.
O meine größte Liebe, es tut mir leid, dass ich Dich beleidigt habe. Ich wünsche, immer treu in Deinem Dienst zu sein: entflamme in mir Deine Liebe, mach mich keusch und heilig.
O Maria, vermittle, dass ich ganz Dir und Deinem Sohn Jesus angehöre.


Mittwoch, 19. Dezember 2012

Popenwahl bei den Schismatikern


„Es gibt nichts Traurigeres“, so schreibt ein Missionär aus Adrianopel (heutiges Edirne, Türkei, griechisch-bulgarisches Grenzgebiet), „als das Schauspiel, welches sich in den griechisch-schismatischen Provinzen darbietet, so oft es sich um die Wahl eines neuen Popen (Namen des Weltgeistlichen in der griechischen Kirche) handelt. Am Sonntag nach dem Ableben des Popen versammeln sich die angeseheneren Bürger auf dem Platz vor der Kirche. Dabei kommt es ungefähr zu folgendem Gespräch:

„Wir haben keinen Popen mehr; wir müssen einen neuen wählen.“
„Du“, sagt der eine zu seinem ehrenwerten Nachbarn, „du hast eine gute Stimme und könntest ganz gut singen. Willst du nicht unser Pope sein?“
„Singen könnte ich schon, wenn’s weiter nichts ist. Aber lesen kann ich nicht. Zudem bin ich Schuster und nimmt mir das Handwerk viel Zeit weg. Nehmt euch einen anderen.“
„Aber du, Dimitri, du musst es annehmen, du kannst lesen und sogar ein bisschen schreiben.“
„Das geht nicht,“ sagt Dimitri, „ich bin ein Schmied und habe eine ganze Schar Kinder zu ernähren. Sucht euch einen anderen.“

 Nach langen Verhandlungen findet sich endlich ein gutmütiger Bauer, der die Wahl zum Popen annimmt. Sehr oft oder meistens ist es der frühere Küster.
Der Gewählte kann erträglich singen und lesen. Er hat zwar sein Brot durch harte Arbeit zu verdienen und Frau und Kind zu ernähren, aber warum sollte sich damit das neue Ämtchen nicht verbinden lassen? Die Sache ist also abgemacht.
Der zukünftige Pope wird zum „Despoten“ (schismatischen Bischof) gesandt, hält sich dort 10 bis 14 Tage auf, um seine „klerikale Bildung“ zu vollenden, und kehrt dann mit dem Zeichen seiner Würde, dem großen Mantel und der Kamilafka (Priestermütze) ausgerüstet, in sein Dorf zurück.

Die Gemeinde hat also wieder einen Popen, und die ehrsamen Bürger haben Ruhe, bis nächstens bei eintretendem Todesfall eine neue Wahl von Nöten wird. Indes — ist jeder Popenwechsel für das arme Dorf eine teure Geschichte, denn der „Despot“ weiht ihnen keinen neuen, wenn sie ihm nicht zuvor einen Bakschisch von wenigstens zehn türkischen Lire (etwas über 180 Mark) ausbezahlen. Welch traurige Zustände!

(aus: die katholischen Missionen, 1890)

Die Zustände sind nicht besser geworden. Laut The Australian haben 11 bulgarisch-„orthodoxe“ Bischöfe während der kommunistischen Herrschaft mit dem Geheimdienst kollaboriert. Die einzigen Mitglieder des schismatischen Episkopats in Bulgarien, die keine Spione für den bulgarischen Geheimdienst waren, waren der Patriarch Maxim und drei weitere Bischöfe.




Sonntag, 16. Dezember 2012

Die Opfergabe eines Kindes


Ein kleiner Knabe in einer Stadt in England las in einer katholischen Missionszeitschrift von dem beklagenswerten Los der armen Negersklaven in Afrika.
Die Tränen kamen ihm fast in die Augen, und seine Wangen brannten vor Zorn und Erregung über die grausamen, herzlosen Sklavenhändler.
Mit einem Mal sprang er auf und rief: „Mutter, ich wollte, ich wäre ein Mann, dass ich nach Afrika gehen und für diese armen Sklaven kämpfen könnte!“ „Das hat noch gute Weile, Kind,“ sagte die Mutter, „jetzt bist du noch lange nicht stark und groß genug.“ „Ja Mutter, aber könnte nicht der Vater gehen? Ich will es ihm sagen, wenn er nach Hause kommt.“ „Nichts da, Kind, der Vater muss hier bleiben und Geld verdienen. Was sollen wir ohne ihn anfangen?“
„Aber, liebe Mama, kann ich denn gar nichts für diese armen Neger tun?“ „O ja, wir können Almosen für die Missionäre geben, damit sie hingehen, um die armen Negerkinder zu retten.“
Kaum hörte das der Kleine, als er seine Sparbüchse holte, den ganzen Inhalt — es waren nicht weniger als 20 Schilling (Mark) — auf den Tisch schüttete und fröhlich rief: „Das sollen alles die armen kleinen Neger haben.“
War das nicht eine edle Gesinnung, ein selbstloses Opfer und eine in den Augen Gottes höchst verdienstliche Tat, die gewiss ihres Lohnes nicht entbehren wird!


(Aus: die katholischen Missionen, 1890)


Lieber Leser, ebnen auch Sie in dieser Adventszeit dem Jesuskind den Weg in Ihr Herz und spenden Sie an eine katholische Hilfsorganisation, z.B. an Kirche in Not.

Samstag, 15. Dezember 2012

Beruf zum Missionsleben, angeregt durch das Lesen der „katholischen Missionen“


Am 11. Juni 1889 starb zu Puoli, in der Mission von Südschantong (China), im Alter von erst 32 Jahren der hochwürdige Herr Karl Lieven, Priester aus der Missionsgesellschaft von Steyl. Mit ihm ging eine überaus hoffnungsvolle Kraft der jungen Mission zu Grabe.
Seinen Beruf zum apostolischen Leben verdankte er, wie er selbst erzählte, der Lesung der „Katholischen Missionen“. Als er eines Tages als junger Gymnasiast in Emmerich bei einer dortigen Buchhandlung vorüberging, gewahrte er an dem Schaufenster ein Heft der Monatsschrift „Die katholischen Missionen“. „Nimm und lies“, glaubt er eine Stimme in seinem Inneren zu vernehmen. Rasch entschlossen tritt er ein, bestellt sich die erwähnte Monatsschrift und vertieft sich in die Lesung der ebenso interessanten als vielfach ergreifenden Berichte aus den verschiedenen Missionen.
Was er da über das leibliche, besonders aber geistliche Elend so mancher noch heidnischer Völker Asiens, Afrikas usw. las, ergriff mächtig sein von Natur aus zartfühlendes, edles Herz. Bald reifte unter diesen Eindrücken in ihm der Entschluss, sein Leben der Rettung dieser unglücklichen Heiden zu weihen und selbst Missionär zu werden.
Im weiteren Verfolg dieses Plans fiel seine Aufmerksamkeit auf das nahegelegene Missionshaus in Steyl. Durch anhaltendes Gebet und durch Beratung mit seinem Seelenführer und anderen frommen Männern suchte er Erleuchtung in dieser entscheidenden Frage.
„Jeden Sonntag seit Weihnachten“, so schreibt er an seine Familie, „bin ich zur heiligen Kommunion gegangen und haben jeden Abend den Rosenkranz gebetet, damit der liebe Gott mich seine Stimme vernehmen lasse, ob er mich für diesen schweren Beruf bestimmt hat.“ … In den heiligen Exerzitien, die er zu demselben Zweck in Steyl mitmachte, kam er zum endgültigen Entschluss.
Am 1. Mai 1880, an einem Samstag, trat er in das Missionshaus ein, wurde 1884 zum Priester geweiht, und reiste am 1. Januar 1885 in die Mission von China, wo er nach vierjähriger Arbeit die Krone des Lebens erlangten.


(aus: die katholischen Missionen, 1890)

Freitag, 14. Dezember 2012

Anfängliche Schwierigkeiten der Mission im „orthodoxen“ Griechenland


Auf Samos, dem sagenberühmten, wirken seit etwas über 10 Jahren die französischen Väter von den Afrikanischen Missionen von Lyon. Sie kamen auf die dringende Einladung des damaligen Bischofs von Chio, unter dem Samos steht, und der dortigen verlassenen Katholiken, die seit 15 Jahren keinen ständigen Priester mehr hatten. Die „orthodoxen“ Griechen, welche die Mehrzahl der Bewohner bilden, sahen die Ankunft katholischer Priester mit misstrauischen, unfreundlichen Blicken, und diese hatten anfangs einen schweren Stand.
Allein dank ihrer klugen, festen Haltung schwanden die Vorurteile immer mehr, und heute ist die einst fast feindselige Kälte einem aufrichtigen Wohlwollen gewichen. Beweis dafür ist das Vertrauen, mit dem zahlreiche schismatische Familien den Patres ihre Kinder zur Erziehung anvertrauen. An Stelle des schlichten Zimmer, das vormals als katholische Kapelle gedient hat, steht heute in einem der belebtesten und bestgelegenen Viertel von Batty (Vathi), der jetzigen Hauptstadt, eine hübsche romanische Kirche.
Der letzjährige Besuch des hochw. Herrn Bischofs, Msgr. Nicolai, zur Spendung der heiligen Firmung gestaltete sich zu einem wahren Jubelfest, und die ehrfurchtsvolle Haltung der Schismatiker bewies, dass sich die wahre Kirche auch hier eine ehrenvolle Stellung erobert hat.

(aus: die katholischen Missionen, 1897)

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Unsere Liebe Frau von Guadalupe, bitte für uns!


Heute wird in Nord- und Südamerika das Patronatsfest Unserer Lieben Frau von Guadalupe gefeiert, die am  9. Dezember 1531 in Mexiko dem Indianer Juan Diego erschien. Dies ist eine der 15 kirchlich anerkannten Marienerscheinungen und wird durch das nicht durch Menschenhand geschaffene Bild auf der Tilma (eine Art Mantel) des heiligen Juan Diego bezeugt. Diese Tilma  hat bis heute fast ein halbes Jahrtausend überdauert, obwohl sich die Fasern nach einigen Jahren hätten zersetzen müssen.

Mehr über die wissenschaftlichen Untersuchungen und das unglaubliche Geheimnis der Augen Unserer Lieben Frau auf der Tilma gibt es hier bei Pater Engelbert Recktenwald FSSP.

"Ich bin eure erbarmungsreiche Mutter, die Mutter aller Menschen, all jener, die mich lieben, die zu mir rufen, die Vertrauen zu mir haben. Hier will ich auf ihr Weinen und ihre Sorgen hören und will ihre Leiden, ihre Nöte und ihr Unglück lindern und heilen."

(Worte der Muttergottes zum heiligen Juan Diego)

Unsere Liebe Frau von Guadalupe, Patronin von Amerika, bitte für uns!

Unsere Liebe Frau von Guadalupe, Patronin der Philippinen, bitte für uns!

Heiliger Juan Diego, bitte für uns!

Montag, 10. Dezember 2012

Die Muttergotteskapelle zu Matarieh bei Kairo



Unsern Lesern werden die interessanten Schilderungen P. Julliens S.J. über den Balsamgarten von Matarieh noch in Erinnerung sein, in welchem, der frommen Überlieferung zufolge, die seligste Jungfrau mit dem göttlichen Kind und dem hl. Joseph auf der Flucht nach Ägypten verweilt haben soll.
In einem uralten Kirchenkalender der Kopten findet sich schon die Angabe, dass an dieser Stelle eine Kirche stand.
Zum 8. des koptischen Monats Baune (etwa unser Juni) heißt es in dieser von Bischof von Melige verfassten Schrift: „Kirchweihfest der Kirche der Jungfrau und Gottesmutter zu Matarieh außerhalb der Mauern von Kairo, wo die jungfräuliche Mutter auf der Flucht nach Ägypten mit ihrem göttlichen Sohne und ihrem Gemahl wunderbar eine Quelle süßen Wassers entspringen ließ.“
Es hat also in den ersten christlichen Jahrhunderten bei der wunderbaren Quelle im Balsamgarten eine Kirche gestanden, und dieselbe muss viel besucht gewesen sein, da die Kopten jährlich das Fest ihrer Einweihung feierten.
Das Heiligtum wurde beim Einbruch der Mohammedaner zerstört. Schon im 13. Jahrhundert errichteten aber die Christen an dieser Stätte abermals eine Kapelle, von welcher Brocard in seiner „Beschreibung des Heiligen Landes“ sagt:
„Ich habe im Balsamgarten die Quelle gesehen, in welcher die heilige Jungfrau oftmals die Windeln des göttlichen Kindes wusch, und die Steine, auf denen sie dieselben trocknete. Quelle und Steine werden von den Christen verehrt. Es steht daselbst ein Kapellchen an der Stelle, wo sich die heilige Familie aufhielt. Die Sarazenen (Moslems) verehren sie und unterhalten darin eine brennende Ampel.“ Auch das Kapellchen verschwand und machte einem geräumigen Bau Platz, der die wunderbare Quelle einschloss und den Pilgern als Herberge diente; Breydenbach beschreibt dieses Gebäude im Jahre 1484.
Fromme Kaufleute aus Venedig sollen die Quelle mit Marmor eingefasst haben, und wenn es die Pascha erlaubten, habe man die heilige Messe daselbst gefeiert. Zwei Jahrhunderte später beschreibt uns der holländische Maler und Reisende Cornelius le Bruyn im Jahre 1680 in seiner „Reise in die Levante“ diesen Bau und gibt Abbildungen seine Äußeren und Inneren.
Es ist ein viereckiges Gebäude ohne jeden architektonischen Schmuck. Auch ist nun abermals eine kleine Kapelle, deren Bild wir S. 153 vorlegen, an dem altehrwürdigen Platz errichtet worden.
Der Schmuck derselben ist ein Altarbild, welches der selige P. Beckx, General der Gesellschaft Jesu, schenkte. Dasselbe stellt den Augenblick dar, da, der frommen Legende zufolge, das göttliche Kind auf die Bitte der seligsten Jungfrau die Quelle entspringen lässt (siehe oben).


(aus: die katholischen Missionen, 1887)

Sonntag, 9. Dezember 2012

Lob auf die (schwarzen und weißen) katholischen Ordensschwestern in New Orleans


Schwestern der heiligen Familie, New Orleans


Dem Wirken der katholischen Ordensschwestern spendet ein protestantischer Prediger im Weekly Register das folgende, gewiss wohl verdiente Zeugnis. Er schildert, was er in verschiedenen katholischen Anstalten New Orleans‘ gesehen hat, und kommt dann auch zum Kloster und Noviziat der heiligen Familie.
„Das Kloster beherbergt bloß farbige Nonnen und befindet sich in dem Bau, der früher unter dem Namen ‚Kreolen-Ballsaal‘ bekannt war, ein Ort, berüchtigt durch die wilden Orgien und die blutigen Zweikämpfe, die sich bei Gelegenheit der wüsten Trinkgelage dort abspielten. 


Noch heute sind an einigen Stellen der alten Flur[sic] die Blutspuren sichtbar. Die Schwestern von der heiligen Familie weihen sich besonders den Werken der Liebe und der Erziehung der Kinder ihrer eigenen Rasse. Sie besitzen Schulen und Zufluchtshäuser in verschiedenen Teilen der Vereinigten Staaten und tun für die Hebung der schwarzen Rasse mehr als alle Politiker. Steht man in Gegenwart der Oberin, Schwester Augustin, so vergisst man ganz auf ihre Farbe und denkt nur daran, dass sie das Alter beherbergt, die Jugend erzieht, die Hungrigen speist und die Nackten bekleidet.
Es muss etwas Göttliches um eine Religion sein, welche einen so verruchten Ort wie den alten Kreolen-Ballsaal in ein Paradies verwandeln kann.“ 


Ergreifend schön ist die Schilderung, die der protestantische Prediger vom Spital der (weißen) Barmherzigen Schwestern in der Stadt entwirft. Er schließt: „Schwester Agnes, die Seele dieses großen Haushaltes, war so gütig, uns persönlich durch die Anstalt zu begleiten. 


Alle Kinder kamen herbeigelaufen und hängten sich an sie. Jedes trübe Auge glänzte bei ihrem Nahen freudig auf. Es war, als ob die segnenden Engel Heilung und Hoffnung ihr zur Seite gingen. Kein Wunder, dass die katholische Kirche dasteht wie Gibraltar. Eine einzige solche Frau genügt, um 10.000 Ungläubige zu schlagen.
Oder was will ein Ingersoll (ein berüchtigter Freidenker) sagen, wenn er einer Schwester Agnes gegenübersteht?“


Wir haben hier wieder ein Beispiel, wie mächtig der Eindruck ist, den das stille, opfermutige Wirken unserer guten Schwestern auf jeden vorurteilsfreien Geist ausübt.
Die oben genannte schwarze Genossenschaft von der heiligen Familie zählte 1896 38 Schwestern, 12 Novizen und 4 Postulanten. Sie erzieht in ihren Schulen 530, in ihrem Waisenhaus 80 schwarze Kinder und pflegt 35 alte Leute. 


Neben dieser „schwarzen“ besteht auch in den Vereinigten Staaten eine „rote“ Schwesterngemeinde, nämlich die 1891 von der Tochter des berühmten Dakotahäuptlings „Krähenfeder“ gegründete Genossenschaft der Indianerschwestern. 


Im Munde der Rothäute hieß die Gründerin und erste Generalpriorin, Mutter Maria Katharina, „heiliger Weißer Büffel“. Ihre erste Niederlassung wurde in der Fort Berthold-Agentur (North Dakota) gegründet. Später kam noch ein zweites Klösterchen in derselben Agentur zu Stande. 

Über den schönen Tod der Gründerin am Fuße des Altars in der Kapelle des Klosters vom heiligsten Herzen, 2. Mai 1893, wurde früher berichtet. Unter der jetzigen General-Priorin, Mutter M. Liguori (Tasagyesnawin) zählt die Genossenschaft 9 Schwestern, 3 Novizen, in ihren Schulen 25 Indianermädchen, in ihrem Spitale 28 Pfleglinge.


(aus: die katholischen Missionen, 1897)

Montag, 3. Dezember 2012

Sonntag, 2. Dezember 2012

Mission unter den Maori



Maori-Familie im 19. Jhd.

Die Maori-Mission in der Diözese Auckland liegt seit etwa fünfzehn Jahren in Händen der Missionspriester vom hl. Joseph von Mill Hill. Die Arbeit ist hart, da die Reste dieses prächtigen, aber durch die englische Kolonisation dem langsamen Untergang geweihten Volkes meist in den Bergen zerstreut liegen. Bekanntlich ist Neuseeland ein Alpenland, ähnlich der schönen Schweiz.
Auch hier hat ein deutscher Missionär, P. Becker, der langjährige Obere der Mission, sich um die Christianisierung der Maoris ganz besonders verdient gemacht. Seit vielen Jahren weiht er ihnen seine ganze Kraft. Sein Posten Purakan, im Distrikt Hokianga, ist die älteste, noch von Msgr. Pompallier gegründete Missionsstation des Landes. Sie hat letztes Jahr dank der langjährigen Bemühungen P. Beckers ein neues, hübsches Kirchlein und eine Priesterwohnung erhalten.
Das kleine Gotteshaus ist, der Altar ausgenommen, ganz das Werk zweier Maorikünstler. Die Einweihung war ein gemeinsames Fest für die katholischen Maoris, die von allen Bergen und Tälern herbeiströmen. P. Lightheart, der jetzige Missionsobere, und P. Bressers kamen zwei Tagereisen weit mit 70 Maoris von Whangaru an der Küste herangeritten, und die umliegenden Berge wiederholten mit lautem Echo den Gruß, den die hünenhaften Häuptlinge mit Stentorstimme den Patres entgegenriefen: Haere mai, e pa, haere mai, na kautau ko to whanau! — Willkommen, Pater, willkommen, du und deine Kinder!

An die 800 Mann Maoris und Europäer hatten sich eingefunden. Drei Tage lang wurden Beichten gehört, und am Festtage trat eine große Zahl der Neubekehrten zum Tisch des Herrn. Natürlich beschloss ein großes gemeinsames Festmahl, bei welchem die Häuptlinge persönlich aufwarteten, die Feier. Von Purakan zog der Missionsobere mit den Seinen zur Station des P. Smiers, wo er gleichfalls eine neue Kirche einweihte und die Festfeier sich erneuerte. Im Augenblick sind zwölf Priester der Genossenschaft fast ausschließlich in der Maorimission tätig. Jede Station hat jetzt ihr Kirchlein, und das Bekehrungswerk nimmt einen recht tröstlichen Fortgang.


(Aus: die katholischen Missionen, 1900)

Dienstag, 27. November 2012

Auffindung der verborgenen japanischen Märtyrerkirche (Teil 2)

Die Kathedrale von Urakami nach dem Atombombenangriff auf Nagasaki (Quelle)

Fortsetzung von hier

Die Regierung glaubte, die christliche Religion bis auf die Wurzeln vertilgt zu haben; aber sie hatte nicht mit dem Mute der schlichten Bauern von Urakami gerechnet.
Diese erhoben jetzt in allen Gegenden des Kaiserreiches die Fahne Christi und nötigten durch ihr musterhaftes Leben, ihre Geduld und Sanftmut selbst den höchsten Kreisen Achtung ab und gewannen mehr als einen ihrer früheren Gegner für die verfolgte Lehre Christi.


Im Jahr 1873 wurde das Verbannungsdekret plötzlich aufgehoben. Veranlassung dazu gaben die dringenden Vorstellungen einer japanischen Gesandtschaft, die damals Europa besuchte und wegen der Katholikenverfolgung überall auf einen kühlen Empfang gestoßen war.


Freudig kehrten die Christen — 660 waren den Mühseligkeiten erlegen — in ihre Heimat zurück. Aber was war aus dem schönen Tal geworden! Die Häuser lagen in Trümmern, auf den Feldern wucherten Dornen und anderes Unkraut, und im folgenden Jahr warf ein furchtbarer Sturm die in Eile wieder aufgebauten Hütten zu Boden und vernichtete die Ernte. Dazu kamen die Pocken und die Ruhr, die unter der armen, ausgehungerten Bevölkerung zahlreiche Opfer forderte.


Aber die Überlebenden ließen sich nicht entmutigen. Arbeit und genügsames Leben halfen ihnen allmählich auf, und als vier Jahre später die Familie des Statthalters, die seit Jahrhunderten die Gegend geknechtet hatte, Haus und Hof verkaufen musste, durften sie es wagen, durch freiwillige Zeichnung der erforderlichen Summe den Ort und das Haus, wo das Kreuz so lange mit Füßen getreten worden war, in ihren Besitz zu bringen und in ein Gotteshaus zu verwandeln.


Nun konnte die Christengemeinde von Urakami sich ruhig entwickeln. Immer mehr wuchs die Zahl, und heute leben in dem schönen Tal 6800 Katholiken. Sie bilden die größte katholische Gemeinde Japans und stellen die meisten Kandidaten für den einheimischen Welt- und Ordensklerus.


Leider fehlt den mutigen Bekennern bis auf den heutigen Tag ein würdiges Gotteshaus. P. Fraineau hatte schon im Jahre 1894 den Bau einer großen Kirche begonnen; aber die Kriege mit China (1896) und mit Russland (1904) brachte das Werk zum Stocken. Dazu sank mit der Eröffnung neuer Häfen, die den Handel von Nagasaki ablenkten, der Vermögensstand der Katholiken beträchtlich. 


Im Innersten durch diese Heimsuchungen getroffen starb P. Fraineau plötzlich am 24. Januar 1911 und hinterließ mir, seinem Nachfolger, ein trauriges, schweres Erbe. Zwar gelang es mir, den Rohbau fertigzustellen; aber damit sind meine Mittel erschöpft.

Die Bekennerkirche von Urakami gehört sicher zu den trostreichen Eroberungen des Kreuzes seit den Tagen eines hl. Franz Xaver. Sie verdient, dass in ihr ein Denkmal des Sieges über das Heidentum entstehe.


Wohl wissen wir Missionäre, was die Not der Zeit an Opfern für die nächste Umgebung verlangt; aber das katholische Herz weiß nichts von engen Schranken, und so empfehle ich vertrauensvoll allen Lesern meine große Christengemeinde. 


Der fünfzigjährige Erinnerungstag an die Auffindung der katholischen Überreste aus langen schweren Tagen der Verfolgung möge den Bekennern und Nachkommen von Märtyrern ein Glück bringen, nach dem sie sich nun schon mehr als zwanzig Jahre sehnen.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Die Christen von Urakami mussten auch im 20. Jahrhundert große Trübsal erdulden, denn Urakami war der exakte Bodennullpunkt der Atombombe, die am 9. August 1945 auf Nagasaki abgeworfen wurde.

Montag, 26. November 2012

Auffindung der verborgenen japanischen Märtyrerkirche (Teil 1)

Märtyrer von Nagasaki, zeitgenössisches japanisches Gemälde

„Im März 1915“, schreibt der belgische Missionär E. Raguet aus Japan, „werden es 50 Jahre seit der Auffindung der Altchristen unserer Inselwelt.
Schon in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren die katholischen Missionäre wieder mit den Japanern in Verbindung getreten, und oft hatten sie sich die Frage gestellt, ob wohl noch Überbleibsel der alten christlichen Gemeinden, die auf den hl. Franz Xaver zurückgingen, vorhanden seien. 


Da erfolgte im Jahr 1862 die Heiligsprechung der 26 japanischen Märtyrer; zur Erinnerung an dieses bedeutsame Ereignis begannen die Priester des Pariser Seminars zu Nagasaki den Bau einer Kirche für die in der Stadt sich ansiedelnden europäischen Katholiken. Aber kaum stand das Gotteshaus vollendet da, als am 17. März 1865 etwa fünfzehn Japaner vor P. Petitjean erschienen und ihm erklärten, ‚sie seien eines Herzens mit ihm.‘ ‚Wirklich? Und woher kommt ihr denn?‘ fragte der erstaunte Missionär.
‚Wir sind aus Urakami, nicht weit von hier, wo fast alle Bewohner mit uns eines Herzens sind‘, lautete die Antwort.


Auf ihren Wunsch zeigte ihnen der Missionär das Bild der allerseligsten Jungfrau. Sie fielen auf die Knie und riefen: ‚O, das ist wahrhaftig Santa Maria! Siehe das Jesuskind in ihren Armen!‘ Und sie erzählten, wie der göttliche Heiland, dessen Geburt am 25. Dezember gefeiert werde, für alle Menschen am Kreuz gestorben sei, und dass sie jetzt eben — es war Fastenzeit — das Andenken an sein Leiden begingen.


P. Petitjean konnte kaum seinen Ohren trauen. Er erkundigte sich weiter und erfuhr nun, dass viele Hunderte von Familien in Urakami den Glauben bewahrt und im Verborgenen ausgeübt hatten.
Die wesentlichen Lehren und mehrere Gebete in lateinischer Sprache hatten sich von Geschlecht zu Geschlecht vererbt, und keiner noch so harten Verfolgung war es gelungen, die starke Organisation der Christengemeinden zu brechen. 


Nach wie vor spendeten bestimmte Mitglieder die heilige Taufe, standen dem Gebet vor, setzen den Kirchenkalender auf und stellten die Fest- und Fasttage fest.
Der Jubel der Missionäre war groß, noch größer die Freude der Altchristen. Aus etwa zwanzig Ortschaften strömten die Leute herbei, und Urakami entwickelte sich zu einem großen Katechumenat. Um die Wachsamkeit der noch stets christenfeindlichen Behörde zu täuschen, sammelten sie sich nur des Nachts und den Missionär; aber schon bald hatten die Heiden den Grund der nächtlichen Wanderungen erraten, und nun brach eine neue offenen Verfolgung über die Christen herein. Am 8. Juli 1867 umringten Soldaten den Versammlungsort, nahmen die Kultusgegenstände weg und schleppten 64 der angesehensten Katholiken ins Gefängnis.


Etwa ein Jahr später, am 14. Mai 1868, veröffentlichte die kaiserliche Regierung einen Erlass, der den Christen von Urakami Verbannung oder Hinrichtung androhte, sollten sie die Religion des Westens weiter ausüben.
Und am 7. Juni erschien ein Edikt, das über 4006 Katholiken das Verbannungsurteil aussprach. Schon am 20. Juli wurden 114 Familienväter nach Nagasaki berufen und nach den verschiedensten Gegenden abgeführt. 


Zwar brachten die politischen Unruhen, die die Anhänger des alten Feudalismus gegen die kaiserliche Regierung erregten, eine kurze Frist der Ruhe; aber am 1. Januar 1870 wurden wieder 700 Christen in die Verbannung geschleppt, und in den folgenden Tagen sollte der Rest von Heimat und Hof scheiden müssen.
9. Januar lag das schöne Tal leer und einsam da. Voll Ergebung in Gottes Willen waren die Armen fortgezogen, laut den Rosenkranz betend, die Frauen geschmückt mit dem weißen Schleier, den sie am Tag ihrer Taufe getragen hatten.


(Aus: die katholischen Missionen, 1915)

Fortsetzung hier

Sonntag, 25. November 2012

Firmung bei den Aussätzigen in Japan

Kathedrale von Nagasaki (Quelle: Kzhr)

„Am 9. Juni“, schreibt die deutsche Schwester Maria Colomba aus dem Aussätzigenheim in Biwasaki, „spendete der neue Bischof von Nagasaki unseren Aussätzigen die heilige Firmung. Da die Kapelle zu klein ist, um alle Hausinsassen fassen zu können, wurde an der offenen Verandaseite ein Bretterverschlag angefügt, der sich, mit weißem Papier überdeckt und mit Girlanden und Fähnchen geziert, ganz hübsch ausnahm. 


Ein paar Aussätzige, die sich n
icht helfen konnten, wurden auf provisorische Lager gebettet. 
Es war rührend zu sehen, wie die Kranken sich gegenseitig auf dem Weg zur Kapelle halfen. Da trug z. B. ein Blinder, dessen Füße noch ziemlich gut sind, einen Lahmen, und dieser lenkte den Blinden. Beide lachten herzlich, während sie so dahinschritten. Andere führten und unterstützen sich mit größter Vorsicht. In der Kapelle schien jeder bemüht, dem anderen ein gutes Plätzchen zu sichern. 

Während der heiligen Messe reichte der Bischof allen die heilige Kommunion, wobei die meisten Tränen der Freude vergossen. Zwei, deren Füße im Gelenk bereits abgefallen sind und die sich infolgedessen nur äußerst mühsam fortbewegen konnten, rutschten auf den Knien bis zur Kommunionbank. Der Anblick war erschütternd. 

Wie glücklich die armen Leute sich fühlten, lässt sich kaum beschreiben. Den Tag schlossen sie mit dem gemeinsamen Rosenkranzgebet für die Wohltäter im fernen Deutschland.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

Samstag, 24. November 2012

Die glaubenslose Schule auf Kuba — Wegbereiterin des Kommunismus?


„Der Schaden“, so schreibt die „America“ (1911, S. 257), „den das gegenwärtige (d.h. unter dem amerikanischen Protektorat eingeführte) Erziehungssystem auf Kuba verursacht, ist einfach unglaublich. Da die Christenlehre in der Schule vor 10 Jahren abgeschafft wurde, sind die Kinder ohne die elementarsten Begriffe von Religion und Sittlichkeit aufgewachsen.
Gewiss haben die religiösen Orden eine ansehnliche Zahl von Kindern in ihren Anstalten, aber es bleiben daneben die vielen Kinder in den Staatsschulen, die über ihre Christenpflichten nichts erfahren.“

Kein Wunder, dass die sozialistische und anarchistische Bewegung immer drohender wird, die Religion im Volk mehr und mehr schwindet und die sittliche Verrohung zunimmt. Auffallend ist auch die Zunahme der Selbstmorde, besonders unter Frauen und Mädchen.
Inwieweit die kirchlichen Behörden und der Klerus an den Verhältnissen Schuld tragen, ist schwer zu sagen. Der Klerus war eben spanisch gesinnt, und so wandte sich die revolutionäre Bewegung gleichzeitig gegen Staat und Kirche. Folgerichtig mussten die besten Elemente im Klerus aus dem Land.

(aus: die katholischen Missionen, 1912)

Donnerstag, 22. November 2012

Gesandtschaft von Papst Benedikt XV. bei der Kaiserin von Äthiopien

Kaiserin Zeoditu I.

Mit allen bei der Ankunft europäischer Gesandten üblichen Feierlichkeiten wurde im vergangenen November P. Augustin OFM Cap. Als Gesandter des Heiligen Vaters in Addis Abeba, der Hauptstadt Abessiniens, empfangen. Der Pater, der bereits 17 Jahre früher in ähnlichem Auftrag am Hofe Meneliks erschienen war, überreichte der Kaiserin Zeoditu ein eigenhändiges, künstlerisch ausgestattetes Glückwunschschreiben des Papstes und ein Geschenk in Gestalt eines reich mit Edelsteinen verzierten Medaillons, das die von den Abessiniern so hochverehrte Himmelskönigin darstellt.
Fast ein Jahr hatte die Post infolge des Kriegs gebraucht, von Rom bis Addis Abeba zu gelangen.
Stehend hörte der ganze Hof die Verlesung des päpstlichen Schreibens an, und das sinnige Geschenk, das die Kaiserin mit ehrfurchtsvoller Verneigung küsste, fand allgemeine Bewunderung.
In einer zweiten, noch feierlicheren Audienz überreichte der Pater dem Prinzgemahl (Anm.: stimmt nicht, war ihr Nachfolger, bekannt als Haile Selassie) Ras Tafari im Auftrag des Heiligen Vaters den Orden vom Heiligen Grabe.

In seiner Dankesrede erinnerte der Fürst an die herzlichen Beziehungen Kaiser Meneliks zum Heiligen Vater in Rom und drückte seine Freude darüber aus, diese Bande der Freundschaft auch seinerseits mit Seiner Heiligkeit erneuern zu können.


Gebe Gott, dass die uralte abessinische Kirche nach so vielen vergeblichen Versuchen endlich doch wieder Anschluss an die alte Mutterkirche finde!


(Aus: die katholischen Missionen, 1919)

Montag, 19. November 2012

Gebet vom heiligen Arnold Janssen

St. Arnold Janssen SVD (1837-1909)

Aufopferung des leidenden Heilands an die allerheiligste Dreifaltigkeit

Herr, höchster Gott, Sohn unseres himmlischen Vaters, Du bist unser einzig wahres Leben. Wir beten an die Glorie und Würde Deiner ewigen Sohnschaft. Möchten alle Menschen durch Demut und durch Gehorsam gegen alle Deine göttlichen Gebote und den eifrigen Gebrauch der Gnadenmittel Deiner heiligen Kirche von ihren Sünden gereinigt und in Abbilder Deiner Herrlichkeit umgestaltet werden. Dafür opfern wir der heiligste Dreifaltigkeit Deinen heiligen, von der Sünde misshandelten Opferleib durch die Hände Deiner heiligen Mutter:

1. Die Entblößung und Annagelung Deines heiligen Leibes für die Heiden, die Dich in Deiner göttlichen Würde noch nicht kennen und lieben.

2. Die blutige Entstellung Deines heiligen Leibes durch die Geißelung und Kreuztragung für die Irrgläubigen, die durch ihre Trennung den Leib der Kirche zerrissen halten.

3. Dein heiliges, mit Dornen gekröntes Haupt für die getrennten Griechen und Morgenländer, die sich dem Haupte der Kirche nicht unterwerfen wollen.

4. Dein verhöhntes, mit Blut überronnenes Antlitz für die Juden und Türken, die Dich von sich gewiesen haben.

5. Deinen heiligen, vor Durst verschmachtenden Mund für die lauen Katholiken, die Deinem Durste nach ihrer Liebe so wenig entsprechend.


Ehre sei dem Vater.

IMPRIMATUR

Steyl, die 23. m. Maii 1936

Hermann Feldmann, de mandato Rmi Ordinarii Ruraemundensis libr. Cens.

Sonntag, 18. November 2012

Die Frau, die immer betet

St. Rose Phillipine Duchesne RSCJ (1769-1852)
Heute ist der Todestag der heiligen Rose Phillipine Duchesne aus der Gesellschaft vom heiligsten Herzen Jesu. Sie wirkte als Missionarin unter den Indianern im mittleren Westen der USA, die sie Quahkahkanumad, d.h. "die Frau, die immer betet", nannten.

Schon als junges Mädchen verspürte sie einen großen Drang in die Mission: "Ich beneidete die Missionäre um ihre Mühsale; die Gefahren, welche sie zu bestehen hatten, schreckten mich nicht; ich las gleichzeitig die Geschichte der Martyrer." 

"Seit meinem zwölften Lebensjahr, da Gott mir die Gnade des Berufs gab, glaube ich, ließ ich keinen einzigen Tag vergehen, ohne Gott um Erleuchtung seines heiligen Willens und um treue Mitwirkung mit demselben zu bitten. Vor allem empfahl ich meinen Beruf dem Schutz der allerseligsten Jungfrau, zu welchem Zweck ich jederzeit mit Andacht das Memorare betete."

Die Erzählungen eines ehemaligen Jesuitenpaters spornten ihren Missionseifer noch mehr an: "Von jener Zeit ab jubelte mir das Herz, so oft ich von der Propaganda, den auswärtigen Missionen, von Priestern und Ordensfrauen reden hörte, die sich denselben widmeten."

Selbst im hohen Alter verbrachte Sie oft den ganzen Tag vor dem ausgesetzten Allerheiligsten und sagte darüber: "Wie kann man müde werden in der Gegenwart Jesu Christi! Kann man sich über irgendetwas beklagen, während man Jesus im Tabernakel besitzt?"

Möge diese Heilige bei unserem Heiland, den sie jetzt für immer besitzt, um viele Ordensberufungen für die Missionen bitten!

(Quelle der Zitate: die katholischen Missionen, 1881)




Samstag, 17. November 2012

Missions-Prälaten-Quiz


Nachdem sich bei MC ja immer sachkundige Teilnehmer finden, hoffe ich, dass auch die Prälaten in exotischer Ländern ähnlich bekannt sind. Heute fangen wir mit einem leichten Bild an:




Wer ist dieser Prälat?

Antwort: Es ist Kardinal Charles Martial Lavigerie, Erzbischof von Algier und Gründer der Weißen Väter.

Dienstag, 13. November 2012

Wie die Missionäre die Sprachen der Einheimischen erlernen


Dass die Sprachenkunde den katholischen Missionären unendlich viel verdankt, ist allgemein anerkannt. Ihre wertvollen Arbeiten verdienen umso mehr Anerkennung, als sie häufig genug unter den schwierigsten Umständen als die Frucht unnennbarer Mühen entstanden.
Ein Beispiel dieser Art ist die große Eskimo-Grammatik des P. Franz Barnum S.J. (Grammatical Fundamentals of the Innuit Language of the Western Coast of Alaska. 8° [384] Boston & London 1901). In der Einleitung gibt dieser unsern Lesern wohlbekannte Missionär Alaskas (Foto hier) über die Entstehung seiner Arbeit interessante Aufschlüsse.
1891 kam er in die Mission. In Tununa, einem kleinen Eskimodörflein auf einer Insel nahe der Küste, richtete er sich mit seinen Genossen notdürftig ein. „Unser erstes Bemühen war, uns einige Kenntnisse der Sprache zu erwerben.
Es erwies sich dies als eine langwierige mühselige Arbeit. Wir kannten ja noch nicht einmal die richtigen Ausdrücke, um Fragen zu stellen. Unsere Methode bestand somit vorläufig darin, auf den Gegenstand, dessen Namen wir erfahren wollten, hinzudeuten und so gut oder so schlecht es ging, niederzuschreiben, was immer wir zur Antwort erhielten.
Um sicher zu gehen, stellten wir dieselbe Frage wiederholt und an verschiedene Personen. Bei Vergleichung unserer Aufzeichnungen ergab sich dann eine große Verschiedenheit, aus der wir gar nicht klug werden konnten.
Nachdem wir dann einige Fortschritte gemacht, kamen wir auf die Entdeckung, dass wir häufig auf die Frage nach dem Namen eines Gegenstandes Antworten erhielten, wie: ‚Ich weiß nicht‘, ‚Willst du’s haben?‘, ‚Es gehört meinem Vater‘, und diese Sätze als Bezeichnung jener Sache niedergeschrieben hatten.
Nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten brachten wir endlich eine ziemliche Menge Worte und Sätze zusammen, deren Richtigkeit gesichert schien. Es gab die Unterlage, um den grammatischen Bau der Sprache zu studieren.
Sobald wir mit den Dorfbewohnern etwas bekannt geworden, luden wir ältere Leute ins Missionshaus ein und ermunterten sie, uns Geschichten zu erzählen.
Anfangs war es sehr schwer, sie dazu zu bringen, so langsam zu sprechen, dass ein Nachschreiben möglich wurde. Einige zeigten eine kindische Furcht, wenn sie den Pater ihre Worte aufs Papier kritzeln sahen, und hielten dies für eine Art Zauberei. Es kostete unendliche Geduld, zwei bis drei so heranzuziehen, dass sie uns wirklich in die Feder diktierten.
So gelangten wir in den Besitz einiger einheimischer Erzählungen. Sie boten den Stoff, um ein Wörterverzeichnis anzulegen, die Wortbeugung und Abwandlung der Zeitwörter kennen zu lernen. Oft aber war die Arbeit von Monaten umsonst, da wir von einer falschen Voraussetzung ausgegangen waren.
Ein großer Teil dieser Arbeit geschah in den dumpfen dunklen Erdwohnungen der Innuits. Manch ein Wort wurde aufgefangen, während wir auf dem Hundeschlitten über die Eisfelder dahinsausten.
Oft genug kostete dabei der Versuch einer solchen eilig gemachten Aufzeichnung bei furchtbarer Kälte einen Akt der Überwindung, der sich nicht beschreiben lässt. Wiederholt riskierte ich eine erfrorene Hand, wenn ich die Pelzhandschuhe abstreifte, um schnell einen Ausdruck hinzuwerfen, der endlich Licht auf einen bis dahin hoffnungslos dunklen Punkt zu werfen schien,“

Lange Zeit fehlten den Missionären alle wissenschaftlichen Hilfsmittel und selbst die Mitwirkung eines Dolmetschers. In elender Hütte, äußerster Entbehrung, mitten unter Wilden, in trostloser Eiswüste war man ganz auf die eigene Tatkraft angewiesen. Erst allmählich wurden die Verhältnisse etwas günstiger.
Acht volle Jahre hatte P. Barnum so unverdrossen an seiner Grammatik gearbeitet, die anfangs bloß für den Privatgebrauch bestimmt war. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten wurde er dann in Stand gesetzt, die wertvollen Vorarbeiten zu einem Ganzen wissenschaftlich auszugestalten und zu veröffentlichen.

Der Name „Eskimo“ (französisch Esquimaux) ist ein verstümmelter Ausdruck für die Abnaki-Bezeichnung dieser nördlichsten Stämme und bedeutet „Leute, die ihre Nahrung roh essen.“ In ihrer eigenen Sprache heißen sie „Innuits“, d.h. Volk.
Es ist der weitverbreitetste Stamm Nordamerikas, da sein Gebiet den ganzen äußersten Norden von Grönland bis zur Bering-See umfasst. Barnum unterscheidet nach Stamm- und Sprachunterschieden die Ost-Eskimos (Grönland und Labrador), die Zentral Eskimos (von Point Barrow bis Norton Bay am Bering-Meer) und West-Eskimos (Norton Bay bis Nuschagak am Koskokwim). Seine Arbeit behandelt bloß die Sprache der West-Eskimos.



(aus: die katholischen Missionen, 1904)

Sonntag, 11. November 2012

Lob eines Protestanten für die heilige Marianne Cope und ihre Mitschwestern

St. Marianne Cope
Das folgende ehrenvolle Zeugnis eines Protestanten über das Wirken der katholischen Ordensschwestern unter den Aussätzigen von Molokai dürfte auch unsere Leser wohl interessieren.

„Ich kann nicht genug hervorheben,“ so schreibt ein Korrespondent des „New York Herald“ aus Honolulu, „wie großes Lob und Anerkennung die sechs katholischen Ordensschwestern (Franziskanerinnen) verdienen, welche hier unter den Aussätzigen arbeiten. Sie kamen 1883 aus ihrem Kloster in Syracuse (Staat New York) hierher, um zunächst mehrere Jahre auf einer der Zwischenstationen außerhalb Honolulu ihr aufopferndes Werk zu beginnen. (Zwischenstationen sind Anstalten, in welchen die von der schrecklichen Krankheit Befallenen oder die Verdächtigen sich in Untersuchung befinden, ehe sie endgültig in die eigentliche Aussätzigenkolonie verbracht werden).
Als dann die Station aufgegeben wurde, schickte man die Schwestern nach Kalaupapa. Sie waren hier bereits zwei Jahre, als ich sie besuchte. Es ist eine wahre Freude, sie an der Arbeit zu sehen. Die ehrwürdige Mutter, Schwester Marianna, ist eine Frau von großer Tatkraft und ungewöhnlicher Organisationsgabe. Ich fand sie, wie sie gerade persönlich den Bau einer neuen Knabenschule in Kalavar überwachte.
Diese fleißige und mutige Ordensfrau steht täglich um 3 Uhr in der Früh auf, verrichtet ihre Morgenandacht, macht die notwendigen häuslichen Geschäfte ab und reitet dann nach dem 2 Meilen entfernten Kalavar auf einem so steinigen und unebenen Pfade, dass es manchem anderen den letzten Rest von Geduld aus dem Leibe rütteln würde.
Dort ist sie den ganzen Tag ohne Ruhe und Rast beschäftigt, oft unter den heißen Strahlen der Mittagssonne.
Gegen Abend kehrt sie nach Haus zurück, macht ihre Abendandacht und legt sich dann um 10 Uhr abends, müde, aber mit dem frohen Bewusstsein zur Ruhe nieder, sich wieder einen Tag lang als gute Mutter für ihre zahlreiche Familie und ihre armen Kinder geplagt zu haben.
Ihre Mitschwestern sind nicht weniger eifrig und opferwillig. Gewöhnlich begleitet die eine oder andere die Oberin auf ihrem täglichen Gang nach Kalavar. Die übrigen haben Arbeit genug in Kalaupapa. Diese Frauen sind wahre Märtyrer im vollsten Sinne des Wortes; milde, sanfte und doch so starke, für ein edles Ziel begeisterte Seelen. Ihr zufrieden lächelndes Antlitz lässt wie ein heller Spiegel die Reinheit ihres Strebens erkennen, das weder Lohn noch eitle Ehre als Antrieb bedarf.“


(aus: die katholischen Missionen, 1890)

Mittwoch, 7. November 2012

Eifer der schwarzen Neuchristen


Aus den Missionen der Weißen Väter bringen der „kleine Afrika-Bote“ und die „Missions d’Afrique“ fortwährend recht tröstliche Meldungen. Folgende Schilderungen des P. Coussignat aus Marienberg, am Westufer des Nyanzasees auf deutschem Gebiet (Bukomba) gelegen, zeigt, wie tief katholischer Glaube und kirchliches Leben bei diesen Neophytengemeinden schon Wurzel gefasst hat. 


„Unsere Christen gehen häufig zu den Sakramenten der Buße und des Altars, die Mehrzahl alle acht Tage, die übrigen alle zwei bis drei Wochen. Weihnachten und Ostern ist Generalkommunion. Jeden Morgen wohnen zahlreiche Andächtige der heiligen Messe bei, zumal an Samstagen zu Ehren der lieben Mutter Gottes. Während des heiligen Opfers wird abwechselnd gesungen und gemeinsam gebetet. 

An Sonntagen wird die ganze lateinische Messe gesungen, freilich nicht allzu gut. Aber schon dieser Erfolg hat genug Mühe gekostet. Die Schwarzen haben große Schwierigkeit, das Latein, wie überhaupt jede europäische Sprache auszusprechen. Da sie zudem keine Gesangbücher haben, so müssen sie Text und Melodie des Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei auswendig lernen. Das ist keine Kleinigkeit, ich versichere es Ihnen. Man sage mir nicht, dass die Schwarzen ja außerordentlich für Musik veranlagt seien. Wahr ist, dass sie durchweg Gesang lieben, aber vom Richtigsingen sind sie weit entfernt. Wie überall haben die einen ein gutes, andere ein schlechtes Gehör; die Mehrzahl näselt zudem mehr oder weniger. In anderen Gegenden, wie in Usukduma, sind die Leute besser veranlagt.“

Auch die katholische Heiligenverehrung hat sich eingebürgert. Die Schwarzen halten zumal große Stücke auf ihren Namenspatron. Sein Bild, wenn sie ein solches haben, erhält einen Ehrenplatz. Ist bald mein Namenstag? so fragen sie oft. Und wenn der Tag kommt, dann beichtet und kommuniziert der Neger, betrachtet über die Tugenden seines heiligen Patrons, verteilt an die gratulierenden Freunde kleine Geschenke und gibt ihnen einen Festschmaus, wobei gewöhnlich einige Bataten, ein Huhn u. dgl. auch für den Missionar abfallen.
Da im Kalender mehrere Heilige desselben Namens stehen und manche Namen wie Ignaz und Agnes sich gleichen, so kommen wohl Verwechslungen vor oder wird der Namenstag in zweiter Auflage gefeiert.
Ganz besonders blüht unter den Neubekehrten auch die Andacht zur reinen Gottesmutter. In allen Gefahren und Anliegen wir die himmlische Mutter mit kindlichem Vertrauen angerufen. Im Mai und Oktober ist täglich gemeinsamer Rosenkranz. Wohl die meisten beten denselben täglich für sich; er ist das Lieblingsgebet der Gläubigen geworden. Wenn abends 6 Uhr zur Zeit des Sonnenuntergangs die Angelusglocke tönt, wird die Arbeit eingestellt.
Man betet und geht schweigend, den Rosenkranz in den Händen, heimwärts. Wird man angesprochen, so weist man schweigend auf den Rosenkranz, um zu sagen: während des Gebets wird nicht geplaudert. Dieser Anblick erfüllt selbst die Heiden mit Respekt, so dass auch sie beim Angelus ihr Sprechen einstellen.
„Auch die sonstigen christlichen Gebräuche haben Eingang gefunden, namentlich das heilige Kreuzzeichen, das vor jeder Handlung, selbst ehe man z.B. eine Frucht verspeist, gemacht wird. 


Die Eltern sind sehr darauf bedacht, ihren Kleinen diese christlichen Sitten und die Glaubenslehren von früher Jugend an beizubringen. P. Coussignat traf einst am Weg im Dickicht verborgen ein kleines Negerkind. 'Wie heißt du‘ — ‚Ich weiß nicht‘— ‚Und dein Vater?‘ — Ein Achselzucken gab dieselbe Antwort. Dabei aber versuchte das Kleine von selbst ein Kreuzzeichen zu machen. ‚Wer hat den Himmel und alles, was wir sehen, gemacht?‘ — ‚Gott‘— ‚Wie heißt unser Vater im Himmel?‘ — ‚Gott‘. So das kleine, kaum 3-jährige Negerbüblein. Welch ein schönes Beispiel, das hier eine arme, kaum dem Heidentum entrissene Negerin den christlichen Mamas in Europa gibt!“

(aus: die katholischen Missionen, 1901)