Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Montag, 30. März 2015

Große Missionsbischöfe: Eine dornenvolle Aufgabe – Msgr. Michael Petkoff, Apostol. Vikar der unierten Bulgaren in Thrazien



Michael Petkoff, Titularbischof von Hebron und Apostol. Vikar von Thrazien für die unierten Bulgaren, war 1850 in Adrianopel [Edirne] als Sohn eines Hirten geboren. Bei polnischen Ordensleuten in der Schule zeichnete er sich durch seine Begabung und seine edlen Neigungen aus und wurde deshalb ins Kolleg der Propaganda in Rom geschickt. 1873 zum Priester geweiht, empfing er schon mit 31 Jahren als Nachfolger des Bischofs Popoff in Konstantinopel die Bischofsweihe.

Unsäglich dornenvoll war seine Aufgabe, die weithin über das Land zerstreuten Katholiken vor den Angriffen der Schismatiker zu bewahren. Schon allein die Tatsache, dass er einst auf offener Straße von einem fanatischen Mohammedaner zu Boden geworfen und mit einem Stock misshandelt wurde, zeigt die Eigenart der Verhältnisse, unter denen er wirkte. Tiefe Trauer lagerte über seinen letzten Lebensjahren ob der Niederlage des bulgarischen Volkes. Seine Christen waren zerstreut, die Dörfer verbrannt, seine Priester ohne Kirchen und ohne Heim. Er selbst musste unter Griechen, den Verfolgern seiner Herde, in der Verbannung sterben. Am 27. Mai erlöste ihn der Tod von diesen großen seelischen Leiden.


(Aus: die katholischen Missionen, 1922)

Sonntag, 29. März 2015

Alte Messe in China früher in Landessprache? (Teil 3)


Fortsetzung von hier

Nach Ansicht P. Couplets, die er in seiner Korrespondenz mit den Bollandisten offen ausspricht, war es ein Fehler gewesen, dass man nach dem günstigen Entscheid Pauls V. die Sache überhaupt noch einmal zur Begutachtung vorlegte. Da jenes Breve von 1615 nie ausdrücklich widerrufen war, hätte man ohne Bedenken danach vorgehen können und sollen. In diesem Sinne sprach sich auch Innozenz XI. selber aus. „Er fragte mich“, schreibt P. Couplet, „weshalb wir denn jenes Breve nicht ausgeführt hätten.“

Noch einmal fassten die Missionäre 1695 in einer umfangreichen Denkschrift alle früher geltend gemachten Gründe zusammen und machten einen letzten Versuch bei Innozenz XII., eine Erneuerung der Privilegien Pauls V. herbeizuführen. Er blieb erfolglos wie die früheren und wurde von jetzt an nicht wiederholt.

Ehe wir auf die Ursache näher eingehen, welche die Stellungnahme in dieser Frage erklären, seien kurz und übersichtlich die hauptsächlichsten Gründe zusammengestellt, welche die Missionäre in ihren verschiedenen Denkschriften und Abhandlungen ins Feld führten. Ihre Darlegung bewegen sich um drei Punkte [da die anderen Punkte nicht für diese Serie relevant sind, nur folgender in den wichtigsten Auszügen]: (…) b) die in China einzuführende Kirchensprache (…)


b) Der Einwand endlich, dass die Übertragung der heiligen Texte in die chinesische Sprache die Ehrfurcht vor den heiligen Geheimnissen schwächen könnte, wird durch den Hinweis auf das Dekret Pauls V. entkräftet, das ja ausdrücklich an Stelle der gemeinen Volkssprache die davon ganz verschiedene Sprache der feinen Literatur gesetzt wissen wolle. Diese sei aber ähnlich wie das Lateinische in Europa nur den Gebildeten geläufig. Ausdrücklich wird schließlich von den Missionären hervorgehoben, dass nur die Sprache verschieden sein sollte, während im Übrigen die chinesische Kirche im Gegensatz zu den Kirchen des Orients treu dem römischen Ritus folgen würde, abgesehen von einigen kleinen Einräumungen, die man den Landessitten machen müsse, wie das Tragen des Tsin-kin [siehe vorheriger Post] bei der heiligen Messe und die Unterlassung der Fußsalbung bei der Spendung der letzten Ölung an Frauen.


Samstag, 28. März 2015

Alte Messe in China früher in Landessprache? (Teil 2)


Fortsetzung von hier

Dasselbe Dekret gestattete den Missionären, bei der heiligen Messe das Tsin-kin [auch oft Jijin], eine Kopfbedeckung nach Art des alten chinesischen Gelehrtenbiretts, zu tragen, da nach chinesischer Auffassung feierliche Handlungen nicht unbedeckten Hauptes vollzogen werden dürfen[1]. (Vgl. dazu Bild oben.)

Verschiedene Ursachen hinderten vorläufig die Durchführung dieser weitreichenden Zugeständnisse Pauls V. Als dann 1661 die Jesuiten in China bei der inzwischen 1622 gegründeten Propaganda um die Erneuerung der von Paul V. gemachten Zugeständnisse einkamen, wurde das Gesuch abgeschlagen. Eine 1667 nach Rom gesandte Denkschrift des Belgiers P. François de Rougemont blieb gleichfalls ohne Erfolg. Inzwischen hatte der tüchtigste Sinologe der Mission, P. Luigi Buglio, eine sorgfältige Übersetzung des römischen Missale mit dem Titel Mi sa King tien (gedruckt 1670 zu Peking), des römischen Breviers: Se to ko tien (gedruckt zu Peking 1674), des römischen Rituale: Tsi scheng sche li tien (Peking 1675) angefertigt. Bereits früher waren die ganze Summa des heiligen Thomas (Tschao sing hio iao) in 30 Bänden (Peking 1654 ff) und ein Lehrbuch der Moraltheologie (Se totien iao) in chinesischer Sprache erschienen. Diese umfassenden Arbeiten hatten den Zweck, die nötige theologische Literatur für die auf chinesischer Grundlage beruhende Ausbildung einheimischer Priester zu schaffen. Sie beweisen, wie fest entschlossen man war, den von Paul V. gebilligten neuen Weg zu betreten.

1678 ließ der Belgier P. Ferdinand Verbiest, neben Ricci und Schall wohl der größte Missionär Chinas aus jener Zeit, dem Papst Innozenz XI. ein schön gebundenes Exemplar des chinesischen Missale und Rituale zugleich mit astronomischen Tafeln u. dgl. überreichen und bat gleichzeitig um Erneuerung des von Paul V. erteilten Privilegs. In einem huldreichen Schreiben vom 3. Dezember 1681 lobte der Papst den Eifer und das Geschick der Patres, das Reich Gottes in China durch den Glanz der europäischen Wissenschaften auszubreiten. Die erhoffte päpstliche Bestätigung blieb jedoch aus.

Nun sandte P. Verbiest um 1683 den Belgier P. Philipp Couplet nach Rom, um dort die Sache persönlich zu betreiben. Allein der Zeitpunkt war nicht günstig. Der Türkenkrieg nahm damals die Aufmerksamkeit des Heiligen Stuhls vollauf in Anspruch. Einen anderen Grund, weshalb die wiederholten Eingaben der Jesuiten kein Gehör mehr fanden, deutet Le Brun an, wenn er schreibt, „es seien aus China gewisse Nachrichten eingelaufen, welche den Papst Innozenz XI. gegen die Missionen einnahmen und den abschlägigen Bescheid der Propaganda bedingten.“ Es war der unselige Ritenstreit, der seine dunklen Schatten zugleich auf die an sich ganz verschiedene Frage des einheimischen Klerus warf und eine Einigung der Parteien auch in dieser Hinsicht unmöglich machte. Doch hoffte P. Couplet durch eine nochmalige eingehende Darlegung der ganzen Frage einen günstigen Umschlag zu bewirken. So entstand die interessante Abhandlung, welche der Freund Ordensbruder Couplets, der berühmte Bollandist P. Papebroek, später in das Riesenwerk der Acta Sanctorum aufnahm und mit gewohntem Feuereifer vertrat.

Fortsetzung hier




[1] Diese Erlaubnis, bedeckten Hauptes zu zelebrieren, wurde später mehrmals erneuert und der Gebrauch fast in der ganzen Mission eingeführt. Vgl. Ius pontif. de Prop. Fide I (1888) 428; Collect. S. C. de Prop. Fide 799 809 812 820 823.

Montag, 23. März 2015

Alte Messe in China früher in Landessprache? (Teil 1)



Ich habe neulich in einem Kommentarbereich die Behauptung gelesen, in China wäre die alte Messe (oder außerordentliche Form, überlieferte Form, tridentinische Messe etc. etc.) jahrhundertelang auf Chinesisch gelesen worden. Ich habe diese Behauptung kurz mit einer Zusammenfassung aus dem Buch Der einheimische Klerus in den Heidenländern von Anton Huonder S.J. (Herder, 1909, mit erzbischöflicher Imprimatur) beantwortet. Hier nun ausführlich P. Huonder zur Frage des Chinesischen als liturgische Sprache. Um das Thema in seiner Gänze zu verstehen, sollten alle Teile dieser Serie gelesen werden.

(…) An die Heranbildung von jungen Chinesen in europäisch eingerichteten Seminarien war bei den noch unfertigen, schwierigen Verhältnissen nicht zu denken, und es sprachen überdies, wie weiter unten gezeigt wird, gewichtige Bedenken dagegen. Sicherer und rascher hoffte man das Ziel zu erreichen, wenn man aus der Klasse der Gelehrten schon reife, in der chinesischen Wissenschaft bewanderte und angesehene Männer für das Priestertum heranholte. Dem stand jedoch die Forderung der lateinischen Sprache und einer dementsprechenden Vorbildung entgegen. Aber hatten nicht die Päpste einst, wo es sich um die Bekehrung ganzer Nationen handelte, weitgehenden Zugeständnisse gemacht, hatten sie nicht z. B. den Slawen ihre eigene Sprache als Kirchensprache zugestanden und die kirchliche Einrichtung der nationalen Eigenart angepasst? Konnte nicht Ähnliches in China geschehen, wo es sich um die geistige Eroberung eines so mächtigen, hochstehenden Kulturvolkes handelte? An Stelle der lateinischen Kirchensprache gedachte man [d. h. die Jesuitenmissionare] also die chinesische zu setzen und dementsprechend die Ausbildung des einheimischen Klerus zu gestalten. Es war ein kühner, weitschauender Gedanken, so kühn, dass unter den Missionären selbst manche davor zurückschreckten. Nur Rom selbst konnte hier die Entscheidung geben. 

Der Belgier P. Nikolaus Trigault (Trigautius) übernahm es, im Auftrag des Misssionsobern P. Longobardi (P. Ricci war am 11. Mai 1610 gestorben), diese und andere Fragen und Zweifel dem Heiligen Stuhl vorzulegen. Der Papst, das war im Wesentlichen der Inhalt der Paul V. vorgelegten Denkschrift, möge gestatten, dass die Heilige Schrift, das römische Missale, Rituale und Brevier ins Chinesische übersetzt und diese Sprache von den Chinesen beim Gottesdienst und bei Spendung der Sakramente gebraucht würde. Nur durch dieses Zugeständnis sei die Schaffung eines einheimischen Klerus zu erwarten. Ein solcher sei aber unentbehrlich und würde allein die Mission erhalten, auch für den Fall, dass eine blutige Verfolgung ähnlich wie in Japan sämtliche Missionäre hinwegraffen würde (ut etiam si Europaei sacerdotes martyrio omnes afficerentur, se ipsa [missio] stare possit).

Das ungewöhnliche Gesuch wurde in einer Sitzung der Kongregation der Riten und der Inquisition vom 16. März 1615 unter dem Vorsitz des Kardinals Bellarmin befürwortet und durch ein Breve des Papstes (Romanae sedis antistes) vom 27. Juni desselben Jahres bestätigt. Indessen sollten die heiligen Texte nicht in die gewöhnliche Volkssprache, sondern in die Gelehrtensprache übertragen werden, die im ganzen Reich das größte Ansehen genoss, dem Wechsel nicht so ausgesetzt stand wie die Volkssprache und bloß den Gebildeten ganz geläufig, den übrigen aber immerhin soweit zugänglich war, dass wenigstens die gewöhnlichen Gebete und Gebetsformeln wie das Kyrie, Gloria, das Paternoster, Agnus Dei usw. leicht verstanden werden konnten.

Fortsetzung hier


Freitag, 20. März 2015

Ein Lob auf die Kapuzinermissionäre in Kolumbien


In der New York Sun war unlängst ein Brief des Amerikaners Seward abgedruckt, den derselbe aus den Urwäldern am Amazonenstrom an einen Freund richtete, von dem er vor seiner Abreise gebeten worden war, aus dem Herzen der Wildnis ihm das Interessanteste seiner Reise zu schildern. Der Brief lautet folgendermaßen:


„Von meinem Lagerplatz, Oberes Amazonenbecken, Caquetafluss. Via Mocoa, Kolumbien, Südamerika, den 18. September 1915. Ich schreibe diese Zeilen bei Kerzenschein auf dem Schaft meiner Stiefel im Herzen der Dschungel. Der Eilbote, ein Indianer, wird beim Morgengrauen in seinem Kanu nach Mocoa aufbrechen. Und zwar will ich ein paar Zeilen schreiben zum Lob der Kapuzinermissionäre in dieser Gegend. Ihre entfernteste Station liegt mehrere hundert Meilen den Caquetafluss hinauf. Sie sind im eigentlichen Sinn des Wortes die Pioniere der Kultur in diesem entlegenen Teil der Welt. Diese Missionäre sind die einzigen, die mit dem Indianer etwas anfangen können. Ohne ihre Zuvorkommenheit wären wir in dieser unermesslichen Wildnis des tropischen Urwalds vollständig verloren. Die Indianer selber fürchten sich vor dem ‚Großen Fluss‘, nur unter dem Einfluss der sanften Worte der Patres können sie dazu gebracht werden, ihre Dörfer zu verlassen und uns zu helfen… Einfachen Glaubens, furchtlosen Herzens und der tausend Gefahren, die das harte Leben in dieser Wildnis mit sich bringt, nicht achtend, widmen diese Kapuzinermönche ihre ganzes Leben der Verbreitung der Kultur. Wahrlich, zu tun, was diese Helden tun, setzt einen großen, festen Glauben voraus, wie ihn gewöhnliche Sterbliche nicht besitzen. Man stelle es sich nur mal vor: Sie vergraben sich hier für immer, bis zum Ende ihres Lebens, ohne Hoffnung auf Rückkehr ins Vaterland und Vaterhaus. So geben sie ihr Leben hin im Dienst von vielleicht 50 Wilden, die in einer Lichtung der fieberschwangeren Dschungel wohnen. 

Wären diese Priester nicht mit ihrer Pionierarbeit uns vorausgegangen, es wäre uns unmöglich gewesen, bis zu diesen unerforschten Wasserscheiden vorzudringen. Mit Picke und Spate hat diese kleine Schar von Christusjüngern mit eigener Hand Pfade gegraben in die jäh abstürzenden Hänge der Anden. Diese Saumpfade sind keine Wunder der Wegbaukunst, aber sie sind eine herrliche religiöse Tat, vor der man in ehrfürchtiger Bewunderung steht. Wenn jemals Eisenbahnen, elektrisches Licht und Telefon Leben und Zivilisation in diese öden Wüsteneien bringen werden, so möge man wissen, dass all dies auf den Grundlagen der Religion aufgebaut ist, die diese frommen Pioniere jetzt dort legen.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1916)

Hier noch ein sicherlich sehr interessantes Buch über die Kapuzinermission in Kolumbien (auf Spanisch), das auch reich bebildert ist.

Samstag, 14. März 2015

Die Kirche als Wohltäterin der Völker – zum 4. Fastensonntag (Lætare)



(…) Das ganze Leben des göttlichen Heilands fasst der Evangelist in die Worte zusammen: „Er wandelte dahin, indem er Gutes tat“ (Apg. 10,38). Der göttliche Heiland spendete Segen und linderte Not mannigfacher Art. Er war ein Arzt für Leib und Seele; er war der Seligmacher; er war, wie die begeisterte Volksmenge von ihm sagte, „wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen sollte.“
Christi Leben und Wirken wird fortgesetzt durch das Christentum, durch die heilige Kirche. Auch sie wandelt durch die Zeiten und Völker, indem sie Gutes tut und die Not lindert, die sie an Leib und Seele der großen Volksmenge findet. Ohne Zweifel ist die Seelenrettung, das Reich Gottes, das Allererste und Allernotwendigste, was die Kirche anstreben muss. Sie ist sich des Wortes ihres Stifters bewusst: „Suchet nur zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit“ (Mt. 6, 33); aber sie sucht dieses Reich und lehrt suchen mit der Anspannung aller Kräfte und Fähigkeiten. Deshalb fördert die Kirche auch das zeitliche Wohl des Volkes und jedes einzelnen, befördert sie Bildung, Kunst und Wissenschaft und wird sie ein Faktor des Fortschrittes in allem dem, was wir Kultur und Zivilisation nennen. Durch ihre Arbeit auf dem sozialen und kulturellen Gebiet lindert die Kirche die vielfache Not, löst sie die Not- und Brotfrage der menschlichen Gesellschaft.

Was nun die Kirche der Vergangenheit gewesen ist, das wird sie auch unserer Zeit und ihrer Not sein, und das wird sie auch sein der Heidenwelt durch die Missionstätigkeit. Wie einst der göttliche Heiland zu seinen Aposteln, so spricht die Kirche zu ihren Missionären das Wort der Brotversorgung: „Lasset das Volk sich setzen!“ Lasset das Volk, das unstet, ziellos und zuchtlos umhergeirrt ist, sesshaft werden, sich ansiedeln und anbauen! Unterweiset es in den Handwerken und Künsten; gebt ihm zu essen (vgl. Mt. 14, 16)! Veredelt sein Herz und seine Lebensweise durch Erziehung und Unterricht! Gebt seinem Denken und Fühlen, seinem Wünschen und Wollen, seinem Tun und Lassen höhere Motive und höhere Ziele! – Und die Mission begibt sich ans Werk. Das kleine Opfer, die geringe Gabe wird in ihren Händen durch Gottes Seen ein wunderbarer Überfluss für die Völker. (…)


(Aus: Robert Streit O.M.I.: Missionspredigten, Herder, 1913)

Freitag, 13. März 2015

Aktuell: Priesterweihe eines indischen Traditionspriesters in Neuseeland

Br. Jean Marie F.SS.R.

Am 11. April (Samstag in der Osteroktav) wird in Christchurch (Neuseeland) Br. Jean Marie von den Sons of the Most Holy Redeemer zum Priester geweiht. Er ist damit einer der wenigen, wenn nicht sogar der einzige Traditionspriester indischer Abstammung. Ich kenne den zukünftigen Neupriester als eifrigen Ordensmann, der sich besonders dem Schriftapostolat widmet. Er ist verantwortlich für die Zeitung Catholic, in der stets Artikel über die Missionen erscheinen. 

Möge diese Priesterweihe auch in Indien Widerhall finden in einer Zunahme von Berufungen, die sich zum Glauben und der Liturgie der Missionäre und einheimischen Priester der Vergangenheit bekennen.

Hier die ganze Ankündung auf dem Blog von Papa Stronsay.

Donnerstag, 5. März 2015

Die letzte Kommunion des kleinen Joseph

Von Pater Siegfried O.F.M. Cap. in Chile:

Auf den Namen Joseph hatten wir den achtjährigen kränklichen Knaben getauft, und nur vier Monate war er in unserer Anstalt. Aber es gelang uns doch, ihn auf seine erste heilige Kommunion vorzubereiten. Dann aber mussten wir ihn zu seinen Eltern heimgeben.

Es vergingen einige Monate; da kam eines Tages sein Vater, ein Heide, und sagte: „Mein kleiner Joseph lässt dich grüßen und bittet, du möchtest ihn besuchen und mit ihm plaudern und ihm den ‚Herrn‘ bringen.“ „Dein Kleiner will beichten und die Kommunion empfangen!“ „Mag sein, das verstehe ich nicht!“ „Geh nun heim und sage dem Kleinen, dass ich gleich nachkomme, und dass er alles haben soll.“

Ich kam zur Hütte, die auf einer kleinen Lichtung des dichten Urwalds stand. Als ich die Hütte betrat, blieb ich einen Augenblick sprachlos stehen: im Winkel der Hütte lag der zum Skelett abgemagerte Joseph, weiß gekleidet, mit einer Kerze in der Hand, die mit Blumen umwunden war, so wie am Tag seiner ersten heiligen Kommunion. Dann beichtete er und betete die Gebete, die er bei seinem kurzen Aufenthalt in der Anstalt gelernt hatte.
Gerade als ich ihm die heilige Kommunion reichte, flog eine ganze Schar Singvögel aus dem Wald herbei und ließe sich auf der Lichtung nieder. Ihr munterer Gesang drang fröhlich herein zu uns. Freudig leuchteten die Augen des Kranken auf, und ich sagte zu ihm: „Da schau her, es ist gerade, als ob die Vöglein Engel wären, die der Heiland schickt, damit sie jetzt singen, wo er selber zu dir kommt; freue dich recht, bald darfst du im Himmel auch mitsingen mit den Engeln beim lieben Gott!“

Alle Anwesenden weinten, nur der Kleine behielt sein verklärtes Leuchten in Blick und Antlitz bis zum Abend, wo seine unschuldige Seele aus dem Körper enteilte, hin, wo die Scharen der Engel sie erwarteten.

(Quelle: das Seraphische Weltapostolat des heiligen Franziskus von Assisi , Altötting, 1931)


Dienstag, 3. März 2015

Eine kritische Untersuchung von Bartolomé de las Casas



Dies ist eine Rezension der Dissertation von Anton Freytag S.V.D. mit dem Titel Historisch-kritische Untersuchung über den Vorkämpfer der indianischen Freiheit Don Fray Bartolomé de las Casas bis zu seinem Eintritt in den Dominikanerorden.

P. Freytag hat sich für den großen Vorkämpfer der Indianer erwärmt und zeichnet dessen Leben und Wirken bis zu dem Augenblick, da las Casas, bereits ca. 50 Jahre alt, in den Dominikanerorden eintrat (1474 bis 1523). Schon diese Tatsache, dass, man kann wohl sagen, die Hauptagitation des berühmten Mannes in die Zeit vor seiner Zugehörigkeit zum Orden fällt, wird manchem überraschend kommen. Der Verfasser hat sich sehr fleißig in die reiche Literatur und vorab in die Schriften las Casas‘ selbst hineingelesen und kann das Verdienst sich zusprechen, mehrere ungenaue oder irrige Daten, wie sie immer noch in den landläufigen Darstellungen selbst in kirchengeschichtlichen Lehr- und Handbüchern stehen geblieben sind, richtiggestellt zu haben. Allem Anschein nach ist die Schrift als Baustein zu einem neuen Lebensbild des berühmt gewordenen Mannes gedacht. Vielleicht dürfen wir uns mit Rücksicht darauf einige Bemerkungen und Wünschen erlauben.

Mehr wie eine geschichtliche Gestalt hat in der Freilichtmalerei der modernen Kritik stark von ihrem Zauber verloren. Wir glauben, dieses Schicksal wird auch las Casas teilen. „Er (las Casas) war“, so urteilt u. a. der amerikanische Historiker A. T. Vandelier, „ein wohlmeinender, aber durch und durch unpraktischer Enthusiast, der weder die Indianer verstand noch die neugeschaffene Lage würdigte, die sich für dieselben durch die Entdeckung Amerikas ergab, und der alles und jeden von dem Augenblick ab verurteilte, wo sie mit seinen Anschauungen und Plänen nicht übereinstimmten. Die Angaben über die Massenmorde der Spanier verdienen keinen Glauben, am wenigsten jene, die sich auf das Zeugnis des Bischofs von Chiapas, Bartolomé de las Casas, stützten. Die ganze Literatur seiner Periode muss überhaupt mit derselben Zurückhaltung gelesen werden, mit der wir heute die Auslassungen unserer politischen Kampfpresse hinnehmen.“ Diese Worte enthalten viel Wahrheit. Jedenfalls aber darf eine Darstellung und Würdigung von las Casas‘ Leben und Wirken nicht ganz oder hauptsächlich auf dem Selbstzeugnis eines Mannes aufgebaut werden, bei dem nicht ruhige Objektivität, sondern glühende Leidenschaft die Feder führte. Die ungeheuerlichen, „phantastischen“ Übertreibungen in seinen Zahlenangaben u. ä. sind von Gelehrten wie Humboldt, Peschel, Ratzel, Supan u. a. längst aufgedeckt worden. Kein ernster Historiker, bemerkt der Franziskaner P. Anselm Weber in einer Besprechung des stark eulogistischen Lebensbildes The Life of B. de las Casas by Rev. L. B. Dutto (St. Louis 1902), mit vollem Recht, wird die leidenschaftlichen Auslassungen eines Cola di Rienzi oder Savonarola ohne weiteres als zutreffendes Bild der kirchlichen Verhältnisse im 14. und 15. Jahrhundert gelten lassen. Ihr übermäßiger Reformeifer lässt sie alles grau in grau malen, um ihre Bestrebungen und Anschauungen als einzige Rettung erscheinen zu lassen. Ganz dasselbe trifft auf Las Casas zu (vgl. Amer. Eccl. Review 1902, 590 f.). „Wer den Stoff zu einer Geschichte der nordamerikanischen Negerfrage“, so urteilt zur selben Sache der amerikanische Historiker Edward Gaylord Bourne, „ganz oder hauptsächlich aus den Spalten eines Liberator (oder ähnlicher Parteiorgane) schöpfen wollte, würde ein sehr einseitiges Bild entwerfen.“

Das wirkliche Verdienst las Casas braucht nicht verkleinert, muss aber genauer umschrieben werden. Es besteht unseres Erachtens hauptsächlich darin, dass er gewissen auch in kirchlichen Kreisen stark eingebürgerten Anschauungen über das Recht der Eroberung entgegentrat, die Leute zum Denken brachte und eine neue milde Gesetzgebung zugunsten der unterdrückten Rasse in die Wege leitete. Ganz verkehrt aber ist es, wie der genannte P. Anselm Weber O.F.M. mit Recht betont, das ganze Verdienst im Kampf um die Freiheit der Indianer auf las Casas zu konzentrieren, denn wie am Verschwinden der roten Rasse an manchen Punkten der spanischen Conquista außer der spanischen Härte eine Reihe anderer unverschuldeter Ursachen mitwirkten, die las Casas geflissentlich übersieht, so haben auch um ihre Erhaltung andere Männer, vielleicht mit mehr Erfolg, sich bemüht. Und wenn las Casas zum Teil hochangesehene Männer, einzig weil sie auf seine Ideen nicht eingehen, als Schurken hinstellt und ihnen die niedrigsten Beweggründe unterschiebt, so sind dieselben damit noch lange nicht gerichtet. Was wir wünschen, ist ein objektives Geschichtsbild, und es soll uns freuen, wenn P. Freytag ein solches zeichnen will.


(Aus: die katholischen Missionen, 1916)