Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Mittwoch, 28. September 2016

Missionsalmosen von Kindern und Jugendlichen (Teil 2)


Anlässlich des Besuchs einer Missionsschwester aus China bilden acht junge Mädchen einen Missionsverein nur zu ihrer Unterstützung. Sie legen jede Woche von ihrem Taschengeld 25 Pfennig zurück und haben regelmäßige Nähkränzchen für Paramente und Kirchenwäsche.

Anderswo bilden Mädchen einen Sammelverein (50 Pfennig monatlich), um die Kosten der Erziehung eines eingeborenen Mädchens in den Missionen zu bestreiten. Andere, 22 an der Zahl, haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Los der armen Aussätzigen in einem Hospital in China durch Almosen und allerlei Geschenke zu erleichtern.


(Aus: die katholischen Missionen, 1916)

Dienstag, 20. September 2016

Missionsalmosen von Kindern und Jugendlichen (Teil 1)

(Angela Monika Arnold)

Die Knaben der Oberklasse einer Pfarrschule legten ihre Ersparnisse zusammen, um einen Kelch für die Missionen zu stiften. „Wir sind 15 Jungen“, so heißt es im Begleitschreiben, 
„in der Oberklasse der St.-Paul-Pfarre [USA]. Seit Oktober haben wir mit unserem Lehrer Geld gespart, um einen Kelch für einen Missionar anzuschaffen. Wir hoffen, dass der Empfänger hoch erfreut sein und unser täglich bei der heiligen Messe gedenken wird. Einer unserer Priester hatte solche Freude an unserem Plan, dass er uns bat, als Mitglied in unseren Sammelverein aufgenommen zu werden.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1916)

Sonntag, 18. September 2016

Mehr Blutvergießen in der „Blutmission“

(Quelle: Tom Lemmens)

Wir hatten schon häufiger Artikel über das Apostolische Vikariat Südwest-Hupé (heute Diözese Yichang) in China, das wegen der vielen Verfolgungen auch den Beinamen „Blutmission“ erhielt. Das Vikariat befand sich unter Leitung der belgischen Franziskanerprovinz.

Seit dem vorigen Jahr [1921] ist das Gebiet von Li-Tschuen in Südwest-Hupé in heftiger Erregung. Einige Buddhas hetzen das unwissende und abergläubische Volk auf. Im Laufe des vorigen Jahres wurden mehrere Christen ermordet, weil sie sich weigerten, vor diesen Betrügern auf die Knie zu sinken und ihnen Weihrauch zu opfern.

P. Peregrinus Thenissen wurde verhaftet und grausam geschlagen; sein Leben verdankte er nur dem tatkräftigen Eintreten eines Dorfobern. P. Trudon Jans wurde mit etwa 60 Waisenkindern in der Residenz belagert und nur durch das Eingreifen regulärer Truppen gerettet.

P. Julian Adons, wie die beiden vorhin genannten ein belgischer Franziskaner, lebte monatelang inmitten der größten Gefahren. Trotzdem wollte er seine Gemeinde nicht verlassen, um nicht seine teuren Christen zu entmutigen. Er versammelte sie täglich im Kirchlein und ermunterte sie, ihr ganzes Vertrauen auf den göttlichen Heiland zu setzen. Zu seinem Trost wuchs der Glaubenseifer der Christen mächtig unter dem Druck der ständigen Gefahren.

Am 14. Januar abends drangen etwa 20 Bewaffnete unversehens in die Wohnung des Missionars ein und quälten ihn durch Lanzen- und Messerstiche zu Tode. Drei Tage später fand ein herbeigeeilter Mitbruder die Leiche in schrecklich zugerichtetem Zustand. Ein Lanzenstich hatte den Schädel von einer Schläfe zur anderen gespalten, das Hinterhaupt zeigte eine klaffende Wunde, die Kehle war ebenfalls durchstoßen.

Der gute Hirt, der in der Stunde der Gefahr seine Christen nicht verlassen wollte, hat sein Leben für seine Schafe dahingegeben.

Die Lage der Christen in diesen Gegenden ist noch immer sehr gefährdet. Bischof Modestus [Everaerts] schreibt darüber unter dem 27. Januar 1922: „In Itschang ist das Volk in Erregung und selbst die Truppen flößen wenig Vertrauen ein. Jeden Tag errichtet man Barrikaden auf den Straßen. Es werden viele Drohungen gegen die Europäer ausgesprochen und gegen Abend darf man darum das Haus gar nicht mehr verlassen. Wir wissen gar nicht, was unser noch wartet, sed in manu Domini sumus. In der Ebene, wo der Aufstand nicht herrscht, wütet infolge der Überschwemmungen die Hungersnot, das wird bis zum Monat Oktober weiterdauern.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1922)


Laut Franciscan Herald Vol. 10, 1922 waren drei Brüder von P. Julian Adons ebenfalls Franziskanermissionäre in Südwest-Hupé, eine Cousine namens Schwester Maria Amanda von den Franziskanerinnen Missionärinnen Mariens war einige Jahre zuvor als Märtyrerin gestorben. Ihr Seligsprechungsprozess war zu dem Zeitpunkt bereits eingeleitet.

Samstag, 17. September 2016

Ein geheimnisvoller Krankenruf


Wunderbar waltet Gottes Vorsehung, wo es das ewige Heil seiner Kinder gilt. Noch wunderbarer sind jene geheimnisvollen, von den uns bekannten Weltgesetzen unabhängigen Vorgänge, in denen wir ein unmittelbares Eingreifen des Schöpfers nicht verkennen können.

Unter vielen Berichten neuer und neuester Zeit, die alle aus vollkommen vertrauenswürdiger Feder fließen, wählen wir ein Erlebnis des Mill-Hill-Missionärs Kamp auf den Philippinen.

Nach anstrengender Arbeit im Beichtstuhle hatte er eben das wohlverdiente Pfeifchen ausgeraucht, als eine helle Stimme ihn anrief. Er trat ans Fenster. „Gehen Sie nach Tanipuay, dort bedarf ein Kranker der Stärkung zur letzten Fahrt.“ Bald war P. Kamp in Begleitung seines Dieners auf den Beinen. Schon war der Hügel, hinter dem das Dörflein lag, überstiegen. Aber ganz Tanipuay lag in süßem Schlummer, und der Ortsvorsteher wollte von keinem Kranken wissen. Der Pater entschloss sich zur Umkehr.

Wie staunte der gute Diener, als er bald aufs Neue geweckt wurde, um nochmals mit nach Tanipuay zu gehen. Wieder hatte sich die Stimme hören lassen; aber wiewohl der Priester den Boten warten geheißen, geleitete auch diesmal den Heiland außer ihm und seinem Burschen kein menschliches Wesen. Der Ortsvorsteher brummte nicht schlecht, als man ihn zum zweiten Mal vergebens aus dem Schlafe weckte. P. Kamp fasste den verzweifelten Entschluss, an alle zwanzig Türen der Ortschaft zu pochen. Ohne Erfolg!

Als aber der Pater, ärgerlich über den scheinbaren Schabernack, todmüde das Lager aufsuchen wollte, ließ sich der geheimnisvolle Rufer ein drittes Mal hören. Und wieder geht’s durch die windkühle Nacht über mondbestrahlte Felder und Sümpfe. Das Flüsschen war in der gleichen Nacht zum dritten Mal durchwatet, da ertönt die Stimme von neuem. Der Priester folgt der Richtung, aus der sie kam, während sich der Bursche zitternd an seine Kleidung klammerte. 

Bald stehen beide vor einer kleinen Hütte. Ein Mann liegt drinnen. „Ich wusste, dass Sie kommen würden – fünfzig Jahre – morgens und abends – zu meinem Schutzengel gebetet – Todesstunde – Wegzehrung – jedes Jahr – Messe lesen – zu seiner Ehre“, stammelte er. Bald ist er, gestärkt durch die Tröstungen der Kirche, zur ewigen Ruhe eingegangen.

Ja, geheimnisvoll sind Gottes Wege.



(Aus: die katholischen Missionen, 1922)

Freitag, 16. September 2016

Gregorianischer Choral bei den Indianern



Es dürfte manche interessieren, zu erfahren, dass die Bestimmungen des Heiligen Vaters [Pius X.] bei den christlichen Indianern getreulich zur Ausführung kommen. Beispielsweise singen die Sioux in North Dakota (Benediktiner[mission]) beim Gottesdienst fast nur Gregorianischen Choral und zwar recht gut. Der hochw. Herr Ganß, selbst ein guter Musiker, war freudig überrascht, als er bei den Pfriemenherzen-Indianern in Idaho einem Hochamt beiwohnte und die Rothäute die Choralmesse mit großer Präzision und Würde aufführen hörte.


(Aus: die katholischen Missionen, 1907)

Dienstag, 13. September 2016

Große Missionsbischöfe: 30 Jahre in Äthiopien – Kardinal Guglielmo Massaia O.F.M. Cap., Apostolischer Vikar der Gallasländer (Teil 2)


Fortsetzung von hier

1868 finden wir den unermüdlichen Bischof im Königreich Schoa, im südlichen Teil von Abessinien, wohin ihn der katholikenfreundliche König Menelik berufen hatte. Menelik liebte und schätzte den seeleneifrigen und treuherzigen Kapuzinerbischof wie einen Vater, und unter dem Schutze des Fürsten entwickelte sich eine blühende Missionstätigkeit.

Leider verlor im Jahr 1878 König Menelik durch einen unglücklichen Krieg mit dem mächtigen, herrschsüchtigen Kaiser Ati Johannes von Abessinien seine Selbstständigkeit, und die unter unsäglichen Opfern gegründete Mission wurde das Opfer einer durch den Hass des schismatischen Klerus entzündeten Verfolgung. Über deren Ursachen, Verlauf und die Leiden des ehrwürdigen, von Alter gebeugten Missionsbischofs haben wir seiner Zeit ausführlich berichtet.

Zum siebten Mal verbannt, trat Msgr. Massaia über Jerusalem die Rückreise nach Europa an. Mit Jubel empfing ihn das italienische Volk; der Heilige Vater Leo XIII. überhäufte ihn mit Auszeichnungen, machte ihn zum Titularerzbischof von Stauropolis und ernannte ihn am 10. November 1884 zum Kardinal. Staunend vernahm der verdiente, greise Missionsbischof in seiner ärmlichen Kapuzinerzelle zu Frascati die Nachricht seiner Erhebung.

Hier in Frascati besuchten ihn einst einige Studenten des englischen Kollegs. 
„Wir fanden ihn an einem kleinen, ärmlichen Tisch sitzen. Auf seinem Schreibpult lag, wie ein großes Kontobuch, ein mächtiger Band Manuskripte. Die Zelle war arm und schmucklos, eine echte Kapuzinerzelle. Der nackte Ziegelboden ohne Spur von einem Teppich, zwei Rohrstühle, ein Armsessel, zwei kleine, niedrige Bänke, etwa in der Art, wie man sie in Wartezimmern dritter Klasse findet, das war die ganze Ausstattung. Das einzige Zeichen seiner Würde war der Bischofsring. Im Übrigen trug er die gewöhnliche braune Kapuzinerkutte. Mit großer Lebhaftigkeit sprach er über England, ‚das Land des Apostolats in der Hand der Vorsehung‘ und über die Aussichten der afrikanischen Mission.

‚Nun gut!‘ so schloss er, ‚hier bin ich jetzt, ein alter Mann, der letzte der Bischöfe Gregor XVI. Manches ist anders geworden, seitdem ich fort war. Italien ist kaum wiederzuerkennen. Die Zeiten für die Kirche sind andere geworden. Italien hatte einen großen Ruhm, ihm besonders eigen; er ist im Augenblick umwölkt, aber ich hoffe für die Zukunft. Ich werde es nicht erleben, ich bin zu alt, um irgendetwas zu erwarten. Inzwischen bereite ich mich hier im ruhigen Heim meiner Mitbrüder auf die große Reise vor, gehe ein wenig im Garten spazieren, bete und schreibe ein bisschen.‘ 

Das ‚Bisschen‘ ist nichts weniger als das wahrhaft monumentale Werk seiner Memoiren, die er auf besonderen Wunsch des Heiligen Vaters unter dem Titel: ‚30 Jahre [eigentlich 35 Jahre] als Missionär in Äthiopien‘ (I miei trentacinque anni di missione nell'alta Etiopia) begonnen*. Sie werden, einmal vollendet, eine Fundgrube historischer, linguistischer, geographischer und ethnologischer Aufschlüsse über die wenig bekannten Länder bilden. Von Hilfswerken und Materialien war nichts zu sehen. Alles ist aufgespeichert in seinem alten, frischen, treuen Gedächtnis.“

Nebenbei war Kardinal Massaia ein tätiges Mitglied der Propaganda und mehrerer anderer Kongregationen. Um seine sichtlich abnehmenden Kräfte etwas herzustellen, zog er sich nach Amirante, an den herrlichen Meerbusen von Neapel, zurück.

Bei all den vielen Auszeichnungen und Ehrenbezeigungen, die dem hochverdienten Mann von allen Seiten zu Teil wurden, blieb er in seiner Lebensweise und seinem ganzen Auftreten immer der schlichte, prunklose, kindlich fromme Kapuziner. Trotz seines hohen Alters und seiner rasch zunehmenden Gebrechlichkeit schlief er nie anders als in seiner rauen, unbequemen Kutte auf einer ärmlichen, dünnen Matratze. Wenn ihn die vielen Besuche gestört, holte er noch am späten Abend den Rosenkranz und seine anderen gewohnten Gebetsübungen nach. Bis zum letzten Abend behielt er seine volle geistige Frische und jugendliche Lebhaftigkeit, die in Verbindung mit Herzensgüte und väterlichem Wohlwollen sein ganzes Wesen so gewinnend und anziehend machte.

Die Nachricht von seinem Tod rief in ganz Italien außerordentliche Teilnahme wach. Selbst die liberalen Blätter konnten einem der größten Missionäre dieses Jahrhunderts ihre Hochachtung und Verehrung nicht versagen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1890)

*Das Buch gibt es bei archive.org

Hier noch einige interessante Fotos von Kardinal Massaia.

Montag, 12. September 2016

Große Missionsbischöfe: 30 Jahre in Äthiopien – Kardinal Guglielmo Massaia O.F.M. Cap., Apostolischer Vikar der Gallasländer (Teil 1)



Am 6. August [1889] ging zu Amirante, einem Dörflein bei Neapel, Se. Eminenz Kardinal Guglielmo Massaia O.F.M. Cap. zur ewigen Ruhe ein, im 81. Jahre seines Alters und im 44. seines Episkopates.

Geboren zu Piovà in der Diözese Asti (Piemont), am 8. Juli 1809, trat Guglielmo Massaia bereits als Jüngling von 17 Jahren zu Turin in den Orden der Kapuziner ein. Zum Priester geweiht, lehrte er mehrere Jahre Philosophie und Theologie in den Ordenshäusern von Moncalieri und Turin. In letzterer Stadt lernten ihn zwei Prinzen aus dem Hause Savoyen, Victor Emanuel und dessen Bruder Ferdinand, Herzog von Genua, kennen und wählten ihn zu ihrem zeitweiligen Gewissensführer. Wiederholt wurde der junge Ordensmann von der piemontesischen Regierung auf die Bischofsliste gesetzt, schlug aber beharrlich diese Würde aus.

Im Jahr 1849 hatte der französische Reisende M. d’Abbadie die Aufmerksamkeit der Propaganda Fide auf die Gallasländer, südlich von Abessinien, hingelenkt, welche, einst blühende Stätten christlichen Lebens, jetzt aus dem Gesichtskreis Europas fast verschwunden waren.

Durch Dekret vom 30. April 1846 errichtete Gregor XVI. das neue Apostol. Vikariat der Gallasländer. Dasselbe wurde der italienischen Kapuzinerprovinz anvertraut, P. Massaia zum ersten Apostol. Vikar ernannt und am 4. Mai zum Bischof von Cassia i. p. i. konsekriert. 

Es würde uns zu weit führen, die Schwierigkeiten dieser Mission durch Schilderung der unsäglich traurigen politischen und religiösen Verhältnisse dieser Länder des Näheren nachzuweisen. Vier Jahre lang versuchte der neue Apost. Vikar umsonst, in sein Missionsgebiet einzudringen. In der Zwischenzeit gründete er die zwei Kapuzinermissionen in Aden und auf den Seychellen, kehrte 1850 nach Europa zurück, um in Lyon und Paris von dem Verein der Glaubensverbreitung die nötige Unterstützung sich zu sichern, und machte einen zweiten vergeblichen Versuch, in die Gallasländer einzudringen, indem er den Nil bis Fasoglo hinauf fuhr.

Im Jahr 1852 versuchte Massaia, als Kaufmann verkleidet, durch Abessinien sich durchzuschleichen, wo der Negus Theodor, durch seine schismatischen Abuna [Bischöfe] aufgestachelt, auf den Kopf des katholischen Bischofs einen Preis gesetzt hatte. Glücklich entrann der mutige Missionär den Häschern und es gelang ihm, in der Provinz Gudru festen Fuß zu fassen. Hier entwickelte er nun trotz beständiger Verfolgung und den härtesten Entbehrungen eine rastlose Tätigkeit. Bis 1855 entstanden fünf blühende Gemeinden.

„Statt auf dem hohen Katheder der Philosophie und Theologie“, schrieb er am 14. Juli 1856, „sitze ich hier inmitten meiner kleinen Knaben und lehren sie buchstabieren. Dabei treibe ich alle möglichen Handwerke und bin zur selben Zeit Buchdrucker, Schneider, Bildhauer, Arzt, ja selbst Schuster usw.“ 

Von Gudru dehnte er seine Wirksamkeit über die Nachbarländer aus. Auch von dem König von Kassa erhielt er einen Ruf, wurde aber von dem argwöhnischen und treulosen Kleinfürsten in Ketten nach Gingire abgeführt und wäre hier verschmachtet, wenn nicht der Negus von Enarea, in dessen Gebiet er sich behufs Gründung einer Mission vorübergehend aufgehalten, sich seiner angenommen hätte.

Die beständigen Hetzereien, die ermüdenden, gefahrvollen Reisen durch die heißen, ungesunden Landstriche hatten seine Kraft gebrochen. P. Coccino, einer seiner ersten Begleiter, musste als Koadjutor einen Teil der Last ihm abnehmen. Kaum von seiner Krankheit genesen, trat er eine neue Reise nach Rom an. Um nicht in die Hände des Königs Theodor zu fallen, der ihm seit Jahren nach dem Leben trachtete, durchwanderte er als Bettler verkleidet zur Nachtzeit das Land, wurde aber diesmal aufgegriffen und ins Gefängnis geworfen. Drei Monate lang hatte er hier Unsägliches auszustehen, bis er durch die kräftige Vermittlung des französischen Konsuls die Freiheit wiedergewann. Während seines zeitweiligen Aufenthalts in Europa gab er unter anderem eine Grammatik der Amhara-Gallasprache heraus, die 1867 zu Paris im Druck erschien.


(Aus: die katholischen Missionen, 1890)

Fortsetzung hier

Samstag, 10. September 2016

Der Martertod des heiligen Jean-Pierre Néel



Im Monat Dezember des Jahres 1861 kam zum hochwürdigsten Herrn Bischof Faurie der chinesischen Provinz Kajtscheu ein Katechist und meldete, im Dorfe Kia-tscha-lung sei eine Familie bereit, den christlichen Glauben anzunehmen. Alsbald schickte der Oberhirt den hochw. Herrn Néel, Mitglied der Gesellschaft der auswärtigen Missionen von Paris, an Ort und Stelle, um den Unterricht zu vollenden und die heilige Taufe zu erteilen. Gott segnete die Arbeit seines Dieners und bald hatte er eine junge Gemeinde von etwa 50 Seelen gebildet. Ganz glücklich wollte der Missionär auf einige Tage nach der Hauptstadt gehen, um dem hochw. Bischof den gesegneten Erfolg seiner Mühen mitzuteilen, als man ihm meldete, der Befehlshaber der Bürgerwehr habe einen seiner Neubekehrten verhaftet und gesagt, er werde mit allen Christen im Dorf kurzen Prozess machen.

Nun beschloss der treue Hirte, in solcher Gefahr seine Herde nicht zu verlassen. „Ich bleibe auf meinem Posten, um meine Neubekehrten zu ermutigen“, schrieb er am 16. Februar 1862 an seinen Bischof. Zwei Tage später, am 18. Februar, kamen zahlreiche bewaffnete Häscher unter der Leitung von Mandarinen zu Pferd und in Sänften, umstellten unversehens das Haus, in dem sich der Missionär befand, und knebelte den Besitzer des Hauses, Johann Tschang, den Katechisten Johann Tschen und den Täufer Martin Uh.

Der hochw. Herr Néel hatte sich in ein inneres Zimmer geflüchtet, um die heiligen Gefäße zu verbergen; aber bald flog die Türe unter den Schlägen der Soldaten in Stücke und die vier Bekenner wurden alsbald nach Kajtscheu abgeführt. Den Missionär banden die rohen Knechte mit den Haaren an den Schweif eines Pferdes und hatten ihr Gespött daran, wie sich der Priester quälen musste, dem Reiter Schritt zu halten.

„Wie heißt du?“ schrie der Mandarin, der bereits die Gefangenen erwartete, den Missionär an. „Auf Chinesisch nennt man mich Uen, auf Französisch Néel“, antwortete dieser. „Knie dich nieder wie die anderen!“ – „Ich bin kein Chinese“. Ich komme aus Frankreich, um gemäß der Verträge die wahre Religion zu verkünden.“ Da schlug ein Henkersknecht mit einer schweren Kette den Missionär so wuchtig auf den Rücken, dass er zu Boden stürzte. Ruhig richtete er sich auf seine Knie auf und wollte seinen Pass vorweisen. „Danach habe ich gar nicht gefragt“, sagte der Richter; „entsage deiner Religion oder ich lasse dich töten!“ „Diese Aufforderung ist umsonst – töte mich!“ „Du wirst nicht lange zu warten haben! Und ihr anderen Dummköpfe,“ sagte der Mandarin, sich an die drei Christen wendend, „wollt ihr der christlichen Religion entsagen?“ „Niemals“, riefen alle einstimmig. „So tötet mir diese ganze Brut und damit Basta!“ 

Hiermit griff der Richter zu seinem Pinsel und schrieb folgendes Urteil: „Ich habe rechtzeitig eine Verschwörung entdeckt und ihre Urheber mit dem Tode bestraft.“ Noch wagte einer der Beisitzenden die Bemerkung: „Aber dieser Mann hat einen Pass – man kann ihn doch nicht so töten!“ „Du wirst gleich sehen, dass man einen Franzosen gerade so leicht töten kann wie einen Chinesen“, erwiderte der Richter und gab Befehl, den Verurteilten ihre Kleider auszuziehen, „denn sie sind nicht würdig, Kleider zu tragen,“ sagte er.

So führte man die vier Bekenner durch die gaffenden Scharen zur Hinrichtung. Der Befehlshaber der Bürgerwehr von Kia-tscha-lung schlug eigenhändig das Haupt des hochw. Herrn Néel ab. Tags darauf gesellte sich zu den vier Blutzeugen noch eine Christin namens Lucia Y., welche ebenfalls des Glaubens wegen enthauptet wurde. Die Leiber warf man den wilden Tieren zum Fraße hin, während ihre Köpfe zum abschreckenden Beispiel auf die Zinne von Kajtscheu gesteckt wurden. Der hochwürdigste Bischof Faurie tat alles, um diese kostbaren Überreste zu erhalten; mehrere Versuche waren vergebens, bis es endlich in der Nacht vom 5. auf den 6. März fünf mutigen Knaben gelang, die Häupter der Blutzeugen dem Bischof zu bringen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1876)

Freitag, 9. September 2016

Leo XIII. über den heiligen Petrus Claver



Über den heutigen Tagesheiligen Petrus Claver sagte Papst Leo XIII., der den Sklavenapostel selbst heiligsprach: 

„Kein Leben, mit der Ausnahme des Lebens unseres Herrn, hat mich so bewegt, wie das des heiligen Petrus Claver.“

Mehr über diesen großen Missionar hier, hier und hier.

Donnerstag, 8. September 2016

Der Kaplan, der die Missionen nicht mochte


Der Pallottinermissionar und Missionsbischof Heinrich Vieter, der den Lesern dieses Blogs wohl bekannt ist, musste in Deutschland große Sammelreisen für seine Mission unternehmen. Es kam vor, dass die Reaktion von Seiten des Klerus sehr befremdlich war. Nachfolgende Episoden erinnern mich in gewisser Weise an ein Gespräch, das ich jüngst mit einem jungen „traditionellen“ Priester hatte.

Auf einer seiner Reisen im Jahr 1910 musste Msgr. Vieter nahe Würzburg im Pfarrhaus übernachten. Der Pfarrer war nicht da und der Kaplan eröffnete ihm gleich, dass er es nicht mit den auswärtigen Missionen halte, es gäbe genug daheim zu tun. Der Bischof fragte ihn dann, was er denn vom Heilandswort „Lehret alle Völker“ halte. Der Kaplan blieb die Antwort schuldig. Dann viel das Gespräch auf den bischöflichen Talar von Msgr. Vieter. Der Kaplan habe schon amerikanische Bischöfe gesehen, die nicht im Talar reisten, worauf Bischof Vieter erwiderte, er habe schon Männer und Frauen ohne Kleider gesehen (wohl eine Anspielung auf Kamerun). Danach war das Gespräch beendet.

Bei einer anderen Gelegenheit kam Msgr. Vieter in den Sprengel eines wenig missionsbegeisterten Bischofs. Dieser schickte ihn mit einem Pfarrer zu einer Wallfahrtskirche zum Kollektieren. Auf dem Weg eröffnete ihm der Pfarrer, dass weder er noch sein Bischof es in erster Linie mit den Missionen hielten, sondern mit dem Bonifatiusverein. 

Vor Ort sollte Vieter dann noch in einem Waisenheim predigen, wo er den Kindern die Zustände in Kamerun schilderte und sagte, im Hinterland lebten noch Menschenfresser. Auf dem Rückweg sagte der Pfarrer, diese Geschichte sei doch nicht wahr. Dazu schrieb Msgr. Vieter in seinen Aufzeichnungen, der Pfarrer nehme wohl lieber an, ein Bischof lüge, als dass er glaubt, dass es solche Gräuel tatsächlich gibt und offenbare damit noch seine Unkenntnis über die Lage in den Heidenländern.


(Quelle: Die Jugend ist unsere Zukunft: Chronik der katholischen Mission Kamerun 1890–1913)

Samstag, 3. September 2016

Papst Pius X. als Beschützer der Indianer Südamerikas



Ein besonders großes Mitleid empfand Pius X. mit dem traurigen Lose der Indianerbevölkerung Südamerikas. Hier, wo einst das Missionsleben so herrlich geblüht hatte, war die einheimische Bevölkerung durch die meist gottlosen Regierungen der verschiedenen Republiken der unerhörtesten Ausbeutung und den entsetzlichsten Grausamkeiten geldgieriger und schamloser Abenteurer ausgesetzt.

Schon im zweiten Jahre seines Pontifikats trat Pius X. für die geknechteten Indianer ein. Er richtete an den gesamten Benediktinerorden ein Schreiben, in dem er alle Klosterorbern aufforderte, ja anflehte (exhortamur immo et obsecramus), alle Mönche, die mit dem Abt Gerard van Caloen nach Brasilien gehen wollten, mit Freuden ziehen zu lassen, damit das so arg verlassene Ackerfeld treffliche Arbeiter erhalte. Der Ruf verscholl nicht ungehört, und im Jahre 1909 wurde die Mission am Rio Branco tief im Inneren Brasiliens gegründet.

Auch andere Ordensleute wie die Kapuziner, Franziskaner, Dominikaner, die Väter vom Heiligen Geist, die Salesianer Don Boscos drangen weiter in die Wälder vor, wohin sich die Indianer vor den Weißen geflüchtet hatten, und suchten die oft nur spärlichen Überreste früher starker Volksstämme zu sammeln und zu retten.

Im Verlauf weniger Jahre konnte Pius X. in Kolumbien die Apostolischen Präfekturen Caquetá (1904) und Chocó (1908) und die Apostolischen Vikariate Goajira (1905) und Llanos de S. Martín (1908), in Brasilien die Apostolischen Präfekturen Rio Negro (1910), Alto Solimôes (1910), und Teffe (1910) sowie die Prälaturen Santarem (1903), Araguaya (1911) und Registro da Araguaya (1914) errichten und die Apostolische Präfektur Urubamba in Peru (1913) zum Vikariat erheben.

Aber noch einmal erhob der Papst seine Stimme zu Gunsten der Indianerbevölkerung. Er tat es in der feierlichsten Form durch die Enzyklika Lacrimabili statu vom 7. Juni 1912 an den gesamten Episkopat von Lateinamerika. Voll Ernst und Schmerz beklagte der Heilige Vater die Gräuel, die namentlich an den Eingeborenen im Putamayogebiet begangen worden seien, und stellte sie den Schandtaten des verkommensten Heidentums an die Seite. 

Dann ermunterte er die Bischöfe, für die armen Kinder der Wälder Anstalten christlicher Nächstenliebe zu errichten, bestimmte, dass von Vergehen wie Verkauf oder Entführung von Indianern in Zukunft nur noch die Bischöfe die Lossprechung erteilen könnten, und versprach, selber die Gründung von neuen Missionen in die Hand nehmen zu wollen.

Dem Versprechen folgte sofort die Tat. Er berief englische und irische Franziskaner für die schwere Aufgabe im Putamayogebiet und hatte zugleich die Freude, dass das arme katholische England in wenigen Wochen 40.000 Mark für das zu gründende Unternehmen aufbrachte. 


(Aus: die katholischen Missionen, 1916)