Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Samstag, 30. November 2013

Bischof Leo Meurin S.J.: ein Beispiel, wie deutsche Bischöfe einst waren und immer noch sein sollten


Leo Meurin S.J. war gebürtiger Berliner und wirkte als Missionsbischof zunächst in Indien, wo er eine wichtige Persönlichkeit in der Bekämpfung des Schismas an der Malabarküste war, dann auf Mauritius. Über seine tatkräftige Verteidigung der Kirche und ihrer Lehre geht der folgende Abschnitt.

(…) Es mochte für den mutigen Kämpfer schwierig sein, seine Stellungnahme den neugeschaffenen Verhältnissen anzupassen, und so hielt er es für besser, selbst freiwillig auf den Bischofsstuhl von Bombay zu verzichten. 
Zur Anerkennung seiner Verdienste erhob ihn der Heilige Stuhl zum Titularerzbischof von Nisibi und übertrug ihm einen neuen wichtigen Vertrauensposten, indem er ihn im November 1887 auf den durch die Resignation Msgr. Scarisbricks erledigten Bischofsstuhl von Port Louis auf der Insel Mauritius erhob. 

Auch hier waren es schwierige Verhältnisse, die Meurin vorfand. Die britische Regierung zeigte den Katholiken, die, abgesehen von der ausländischen Arbeiterbevölkerung – meist indische und chinesische Kulis -, bei weitem die Mehrzahl bildeten (etwa 108.000 gegen 8.000 Protestanten), nicht die gewohnte Billigkeit. Namentlich galt dies in der Schulfrage. 
1886 kamen von den Staatszuschüssen für die katholischen Kinder bloß 0,73, für die protestantischen dagegen 5.78 auf den Kopf. Außerdem sollten die Schulen, obschon ¾ der Kinder katholisch waren, gewaltsam konfessionslos gestaltet werden. Meurin nahm den Kampf mit der ihm eigenen Energie auf, und was die Katholiken seither erreicht, ist größtenteils sein Verdienst. 

Ein anderer wunder Punkt, wo er mit unerbittlicher Strenge einsetzte, waren die (religiösen) Mischehen, die durch den Ehrgeiz oder die religiöse Gleichgültigkeit der Eltern in erschreckendem Maß zunahmen. 
Durch Förderung des Vereinswesens, der katholischen Presse, durch sein feuriges Wort und seine herrlichen Hirtenschreiben suchte er die Katholiken fester zu einen und gegenüber den gefährlichen liberalen Strömungen zu kräftigen. Seine imponierende, furchtlose Persönlichkeit, seine Gelehrsamkeit und Schlagfertigkeit gewannen ihm rasch ein ungewöhnliches Ansehen, beschworen aber auch den grimmigen Hass der Loge (d.h. der Freimaurer) gegen ihn auf.

„Sein ritterlicher Degen“, sagt sein Leichenredner schön von ihm, „hat in all dieser Zeit die Scheide kaum kennen gelernt.“ (was natürlich rein figurativ zu verstehen ist) (…)


(Aus: die katholischen Missionen, 1896)

Freitag, 29. November 2013

Einheimische Priester und Islam als Gefahr

Der selige Cyprian Tansi, ein nigerianischer Priester

Der neue Apostol. Vikar, Msgr. Pellet, welcher in der englischen Kolonie Lagos residiert, beschäftigt sich mit dem Plan der Heranbildung eines einheimischen Klerus für Westafrika. 

In Topo soll ein Seminar errichtet, und unter den jungen Eingeborenen, welche sich vielfach zum Priestertum melden, sollen die tauglichsten ausgewählt und erzogen werden. Der Bischof ist der Ansicht, dass die Gefahren des für Europäer wahrhaft mörderischen Klimas notwendig einheimische Priester verlangen, wenn je das Land in größerem Maßstab missioniert werden soll. Dazu kommt, dass die Kenntnis der Landesgebräuche und der Sprache für den eingeborenen Priester einen großen Vorteil bedeutet und sich derselbe so natürlicherweise leichter das Vertrauen seiner Landsleute erwerben kann als ein Fremder. 

Die größte aller Gefahren an der Westküste ist das überraschend schnelle Anwachsen des Mohammedanismus. Vor 50 Jahren war in Lagos noch kein einziger Mohammedaner, heute sind 7.000-9.0000 dort, welchen nur 6.000 Katholiken gegenüberstehen. Noch bemerkenswerter ist dieser Fortschritt im Lande Yoruba. Ganze Städte, wie z.B. Ilorin, sind mohammedanisch. 
Es ist somit dringend nötig, Missionäre zu haben, und zwar so bald als möglich und so viele als möglich. Das geplante Seminar soll allen Missionen der Westküste, besonders denen am Niger, in Dahomey, an der Gold- und Elfenbeinküste, zu Hilfe kommen.
Msgr. Pellet empfiehlt sein wichtiges Unternehmen dringend der christlichen Mildtätigkeit.


(Aus: die katholischen Missionen, 1896)

Donnerstag, 28. November 2013

Noch ein heldenmütiges Opfer in der katholischen Aussätzigenpflege


Im Anschluss an den obigen Bericht aus Molokai fügen wir hier die folgende kurze Notiz hinzu. Auch nach dem Archipel von Neu-Kaledonien (1853 französische Besitzung, seit 1864 Deportationskolonie) wurde die traurige Krankheit vor etwa fünfzig Jahren eingeschleppt. Um ihr Umsichgreifen zu hindern und die Bevölkerung zu retten, wurden die Betroffenen auf der kleinen anmutigen Insel Belep abgesperrt und hier für sie ein Spital errichtet. 

Der Marist P. Villard bot sich freiwillig an, als Seelsorger bei den Unglücklichen zu verbleiben. Er wirkte bei ihnen bis 1895, wo er am 31. Mai, 74 Jahre alt, starb, indem die Entzündung und Geschwulst, die seine Füße ergriffen hatte, sich weiter über den Körper verbreitet hatte. Es war nicht der eigentliche Aussatz, aber jedenfalls der Anfang dazu. 
Heute hat fast jede Mission im fernen Osten ihr Aussätzigenspital. Man sieht, die Liebe des Heilandes zu den Ärmsten der Armen ist in seiner heiligen Kirche nicht ausgestorben.


(Aus: die katholischen Missionen, 1896)

Dienstag, 26. November 2013

Kulturarbeit auf Madagaskar

Finarantsoa heute (Quelle: Bernard Gagnon)

Die Ackerbau- und Gewerbeschule der christlichen Schulbrüder bei Fianarantsoa liegt in der Nähe der Hauptstadt der Betsíleos am Anhang des Kianjasoaberges in gesunder Höhenlage. Der zugehörige Grundbesitz umfasst 40 Hektare. 
Die Zöglinge der Anstalt werden hier neben dem Schul- und Religionsunterricht teils im Acker- und Gartenbau, teils in nützlichen Gewerben unterrichtet. 

Für den Feldbau eignen sich namentlich einige fruchtbare Täler. Hier werden Bataten, Zuckerrohr, Maniok, Kaffee, Tee, die Weinrebe und verschiedene Obstarten gezogen. Jeder Zögling hat sein eigenes kleines Grundstück, dessen Erträgnisse ihm zugehören. Um namentlich den Wein und Obstbau im Land zu verbreiten, lassen die Brüder durch ihre Zöglinge an die Familie Steckreifer verteilen. 

Um der Entholzung des Landes entgegenzuarbeiten, wurde bereits eine bedeutende Menge Eukalyptus, Mimosenarten, japanischer Flieder u.a. gepflanzt. Eine gutgepflegte Baumschule liefert nicht bloß den nötigen Bedarf für die Anstalt, sondern gestattete auch die Verteilung von 30.000 jungen Pflanzen an madagassische Familien.

Den notwendigen Dünger für all die Pflanzungen liefert der eigene kleine Viehbestand, ein gut besetzter Hühnerhof und ein Kaninchenstall. Der Anbau der Felder, die Weg, zwei Wohnhäuser, der Damm, der die Wasser eines Tales staut und in einem Bassin sammelt, das den Zöglingen zum Baden und Waschen ihres Linnenzeuges dient, alles ist das Werk der Brüder und ihrer jungen Madagassen.

Etwa 100 Zöglinge werden in verschiedenen Handwerken, Schreinerei, Zimmermanns- und Eisenarbeiten, unterrichtet unter Anleitung eines Bruders, desselben, der die Schreinereiarbeiten in der Kathedrale von Fianarantsoa geleitet hat. 
Die Mehrzahl der Zöglinge ist im Stande, einen Tisch, Stuhl zu machen, einen Eimer oder eine Gießkanne zu klempnern und das Holzwerk eines Baues zu zimmern. die Ausstattung der Schulen von Fianarantsoa und Kianjasoa stammt aus den Werkstätten der Zöglinge.

Die trefflichen Leistungen der Anstalten werden auch von französischen Beamten anerkannt. Und während die wackeren Ordensleute sich solche Verdienste um die Kultivierung und Zivilisierung der französischen Kolonien erwerben, werden sie im eigenen Land durch ungerechte Gesetzte gemaßregelt und vor die Türe gesetzt!


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Montag, 25. November 2013

Ein Missionsbischof redet den Kolonialmächten ins Gewissen

Erzbischof Alexandre Le Roy C.SS.P.


Auf dem internationalen Antisklaverei-Kongress in Paris hielt Msgr. Le Roy, Generaloberer der Väter vom Heiligen Geist, einen bemerkenswerten Vortrag, in welchem er den Kolonialmächten eindringlich ins Gewissen redete und Vorschläge zur Besserung der afrikanischen Kolonialgesetzgebung machte. Wir möchten in freier Anlehnung an die Rede des erfahrenen Missionsbischofs wenigstens kurz die Hauptgedanken hervorheben.

Sämtliche Mächte, die in Afrika kolonisierend auftreten, sprechen große Worte über ihre zivilisatorische Aufgabe unter den Schwarzen. Allein die Tatsachen stimmen oft wenig mit den Worten [überein], und die koloniale Gesetzgebung ist dringend der Reformen bedürftig. Auf der einen Seite geht man vielfach mit unvernünftiger Strenge vor. Die zahlreichen Beispiele von unmenschlicher Grausamkeit und von gewissenlosen Missbrauch der Gewalt, wie sie in den letzten Jahren sich häufen, sind nicht dazu angetan, die Zivilisation der Weißen zu empfehlen. 
Auf der anderen Seite wird durch übergroße Schonung gewisser einheimischer Unsitten und barbarischer Zustände gefehlt, welche der Zivilisation der betreffenden Völker direkt im Weg stehen. Hierher gehören:


1. Menschenfresserei und Menschenopfer. 

Ohne Zweifel ist man dieser kannibalischen Unsitte vielerorts (wie z.B. im britischen Nigergebiet) energisch zu Leibe gegangen. Die schlimmsten Vorkommnisse dieser Art, jene grausamen Massenabschlachtungen, wie sie z.B. in Dahomey üblich waren, sind ja beseitigt worden. 
Es wäre aber ein Irrtum, zu glauben, dass der Kannibalismus in den afrikanischen Kolonien aufgehört habe.
Noch immer kommen zahlreichen Menschenschlächtereien vor, nicht bloß im Dunkel der Wälder, sondern auch in den Stationen und Posten der Kolonie. Werden doch unter den Augen der Beamten Menschenviertel vorübergetragen und verteilt. 
Auch die Menschenopfer beim Tode von Häuptlingen, als Sühn- und Bittopfer zur Abwendung von Seuchen, Krieg u.dgl. sind noch viel häufiger als man denkt. Wenn irgendwo, dann wäre diesem grauenhaften Unfuge gegenüber unerbittliche Strenge am Platz.


2. Kindsmord. 

Derselbe ist unter den afrikanischen Stämmen sehr verbreitet und ein wahrer Krebsschaden. „Man berechnet, dass (vielerorts) von zehn Kindern, die zur Welt kommen, acht verschwinden. Fällt ihre Geburt auf einen Unglückstag, fängt das Kind früh zu zahnen an, kommen Zwillinge zur Welt oder tritt sonst ein ungünstiges Vorzeichen ein usw., so genügt dies, um den Kleinen das Todesurteil zu sprechen. 
Die Werkzeuge dieser unmenschlichen Sitte sind in der Regel alte Zauberinnen. Es würde genügen, an der einen oder andren dieser Hexen ein ordentliches Exempel zu statuieren, um der ganzen Sippe ein für alle Mal das saubere Handwerk zu legen. Es geschieht aber nicht.

3. Die Giftprobe 

ist fast über ganz Afrika verbreitet und fordert Tausende von Menschenleben. Tritt ein ungewöhnlich rascher Todesfall ein, wird ein Diebstahl oder sonst eine Untat begangen, so greift man, oft selbst bei lächerlichen Kleinigkeiten, zur Giftprobe, um den Täter zu ermitteln. Wer nicht giftfest ist, und das sind die wenigsten, muss, schuldig oder unschuldig, unter schrecklichen Qualen sterben.
Diese Giftprobe wird als furchtbares Werkzeug namentlich von den zahlreichen afrikanischen Geheimbünden gehandhabt, deren Femgerichte Tausende zum Opfer fallen. 

Besonders häufig richten sich diese Todesurteile gegen die im Dienst von Weißen stehenden Neger, die durch ihren Wohlstand, ihre Bildung, ihren Fortschritt die Eifersucht der Häuptlinge erregen. So sind auch eine Reihe von schwarzen Katechisten und Lehrern aus der Welt geschafft worden, ohne dass die bei den Behörden eingebrachten Klagen berücksichtigt worden sind.

4. Die Sklaverei

ist jene Unsitte, welche am meisten die öffentliche Meinung in Europa erregt und die Mächte zum entschiedenen Einschreiten veranlasst hat. Vieles ist zur Abschaffung derselben geschehen, aber lange nicht genug. 
Noch wuchert das Übel unter allen möglichen Formen und Vorwänden fort und weiß sich zu halten. (Leider behandeln so viele Weiße ihre Diener schlimmer als Sklaven und wird auch von europäischen Gesellschaften selbst oft ein wahrer Sklavenhandel getrieben).

5. Der Alkohol. 

Wie die rote Rasse durch das „Feuerwasser“, so wird seit einem halben Jahrhundert nun auch die schwarze Rasse durch Schnaps und Fusel vergiftet und zu Grunde gerichtet. 
Ungeheure Massen dieses schmachvollen „Kulturmittels“ werden jährlich nach Afrika verschifft und seit Jahren auch an Ort und Stelle fabriziert. Hier wären nicht bloß strenge Maßregeln, sondern vor allem eine scharfe Kontrolle über die Ausführung am Platze.

6. Duldung unsittlicher Gebräuche. 

Gewiss ist den einheimischen Sitten und Überlieferung gegenüber eine vernünftige Schonung am Platze. Das gilt sicher aber nicht von Aufführungen, Tänzen, Orgien, Zusammenkünften, Zeremonien, die aller Sittlichkeit hohnsprechen. Manche, auch europäische, Posten sind berüchtigt als wahre Lasterhöhlen und Ansteckungsherde sittlicher Verderbnis.

7. Die schmachvolle Behandlung und Lage der afrikanischen Frau. 

Die Enthüllungen, die ein Mitbruder Msgr. Le Roys hierüber gemacht, haben wir im letzten Jahrgang gebracht. Das Weib wird von ihrer Kindheit her einfach als Sache behandelt und in der willkürlichsten Weise verschachert und preisgegeben. 
Diese Zustände haben die schlimmsten Folgen für die sittlichen und bürgerlichen Verhältnisse, machen ein geordnetes Familienleben unmöglich, verschulden den teilweisen Rückgang der Bevölkerungszahl und hindern das segensreiche Wirken der Mission.
Was hilft es, die Mädchen in den Anstalten der Schwestern gut zu erziehen, wenn die Willkür und Habgier der Eltern und Verwandten die armen Kinder gegen ihren Willen vor der Zeit gewaltsam entführt und einem schmachvollen Los überantwortet? Die vorhandenen Missstände schreien förmlich nach einer strengen Gesetzgebung zur Regelung der afrikanischen Frauenfrage. Msgr. Le Roy schlägt diesbezüglich besonders drei Punkte vor.

Erstens darf kein Mädchen vor den Jahren der Reife und ohne ihre Einwilligung verheiratet werden.
Zweitens darf, nachdem die übliche Mitgift einmal bezahlt ist, das Mädchen bzw. die Frau unter keinem Vorwand mehr zurückgenommen werden.
Drittens muss in den Kolonien ein genaues Trauregister geführt werden, um es den Behörden zu ermöglichen, das Gesetz wirksam aufrecht zu erhalten und die Übertreter zur Rechenschaft ziehen.


Die Einführung solcher und ähnlicher Gesetze würden nach Msgr. Le Roys Überzeugung bei den Schwarzen selbst nicht auf wesentliche Schwierigkeiten stoßen, da deren heilsamer Einfluss sich bald fühlbar machte. 
Freilich mit Zirkularen und Dekreten der Kolonialämter ist es nicht getan. Ihre Ausführung muss entschieden urgiert und überwacht werden. 
Sie würden dann eine wichtige Stütze auch für die Mission sein und die schönen Worte von der „zivilisatorischen Aufgabe“ Europas in Afrika der Wahrheit näher bringen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Sonntag, 24. November 2013

Was für ein Missionserfolg! oder: was auch heute noch mit Gottes Gnade und eifrigen Priestern zu schaffen wäre

Kathedrale von Petropolis, Brasilien (Beten Sie für den Photographen!)

Vor ungefähr zehn Jahren (1891) haben vornehmlich deutsche Franziskaner der sächsischen Provinz im Auftrag des Heiligen Stuhles die Aufgabe übernommen, die Reformen ihres Ordens in Brasilien durch Zuführung frischen Bluts ins Werk zu setzen. Sie haben in diesem Zeitraum wirklich Großes geleistet. Eine kleine Vorstellung von ihrer segensreichen Wirksamkeit gibt der folgende Bericht des P. Amandus Bahlmann O.F.M., der uns freilich verspätet und auf dem Umweg eines englischen Blatts zugeht.

In Bahia, so erfahren wir da, konnte man früher die Männer, die noch zur Beicht gingen, an den Fingern zählen; jetzt kommen sie an allen größeren Festtagen zu Hunderten zu den heiligen Sakramenten, so dass die Patres an den Vorabenden oft bis Mitternacht im Beichtstuhl beschäftigt sind. 

Das Gebetsapostolat zählt nahezu 1.000 Mitglieder, die fast alle monatlich die Sakramente empfangen. Dasselbe gilt von den zahlreichen Mitgliedern des dritten Ordens und des Arbeitervereins. Im Jahre 1900 wurden in der Franziskanerkirche beiläufig 40.200 Kommunionen ausgeteilt. 

Während ehedem Christenlehre in der Kirche so gut wie unbekannt war, wird jetzt regelmäßig solche gehalten und von zahlreichen Kindern besucht.  Eine ähnliche Erneuerung des katholischen Lebens und Eifers ist in Recife, der Hauptstadt von Pernambuco, in Petropolis (Staat Rio de Janeiro) und anderen Städten herbeigeführt worden. Die Schule der Patres in Petropolis zählt 500 Knaben. 

Ein Hauptmittel zur Belebung des Glaubens sind auch in Brasilien die Volksmissionen, welche die Patres auf Bitten der Bischöfe unermüdlich über das Land hingeben. Hören wir, wie P. Bahlmann uns eine solche Tour schildert. 

„Vom 9. bis 19. Dezember gab ich mit drei anderen Patres eine Mission in São Lorenço. Wir hatten 2265 Kommunionen und ich spendete (mit päpstlicher Vollmacht) 2.310 Personen die heilige Firmung, welche hier auch schon kleinen Kindern erteilt wird. 310 Zivilehen wurden durch kirchliche Trauung gutgemacht. Vom 20. bis 24. Dezember hielten wir Mission im Gefängnis in Recife. Von 537 Häftlingen kamen 325 zur Beicht. Ich hoffe, dass der gute Same auch bei den übrigen noch Frucht tragen wird.

Gleich nach Weihnachten ging es nach Itambé, der Grenzstadt zwischen den Staaten Pernambuco und Parahyba do Norte. Wir wurden im Triumph abgeholt. Vom Endpunkt der Bahn hatten wir noch 23 Meilen zu machen. 
6 Meilen weit kam uns die Bevölkerung entgegen, alle mit Blumengewinden und Palmzweigen in den Händen. Beim Einzug in die Stadt ritten zwei Musikbanden und eine Reiterzug vor uns her und gab eine wenigstens 6.000 Köpfe starke Volksmenge uns das Geleit. 
Meine Begleiter und ich besorgten, diesem brasilianischen ‚Hosanna‘ möchte gar bald ein ‚Crucifige‘ folgen, sobald wir den Leuten einmal die ewigen Wahrheiten predigten. Die Sorge war grundlos. Die zahlrieche Volksmenge – alle Predigten wurden im Freien gehalten – nahm das Wort Gottes mit dankbarem Herzen auf. Selbst die Beamten, Richter, Advokaten, der Distriktskommissär u.a. kamen zu den Sakramenten. Der Schluss der Mission war großartig. Auf einem der Plätze war hoch auf einer Säule eine schöne Statue unseres Herrn aufgestellt worden. Der Platz soll fürder den Namen Divino Redemptor führen. Hierher bewegte sich am Abend die sakramentale Prozession, denn hier fand die Schlusspredigt mit Segen statt. Die Zahl der Teilnehmer, die alle brennende Wachslichter trugen, wurde auf 10.000 geschätzt.
Es war eine ruhige Mondnacht im Mittsommer (2. Januar 1901). Die Feier machte einen außerordentlichen Eindruck, der die Mission auf lange Zeit hinaus denkwürdig machen wird. Auch hier wurden 3.000 Personen gefirmt und 150 Zivilehen kirchlich eingesegnet. 
Auf die dringende Vorstellung des Kapitelvikars gingen wir dann nach Aquas Bellas im Inneren des Staates Pernambuco, eine ganze Tagereise per Bahn und noch 194 Meilen weit im Sattel. 

Der Weg führt über hohe Gebirge, tiefe Täler und weite Wüsteneien. Eine dieser Wüsten zieht sich 23 Meilen weit hin, ohne Wasser, ohne Wohnung, nichts als Steine und niedriges Buschwerk und darüber die brennend heiße Sonne. Glücklicherweise waren wir auf solche mühsame Ritte eingeschult, so dass wir den Weg in anderthalb Tagen zurücklegten. 

Sieben Jahre lang war an dem Ort kein Priester mehr gewesen. In der Zwischenzeit hatte eine Sekte sich eingenistet, sich in den Besitz von Kirche und Schule gesetzt und bereits manche Leute verführt. Es galt also hier ein Werk gründlicher Reform.  
Man hatte große Hoffnungen an die Mission geknüpft, und sie gingen, Gott sei Dank, auch in Erfüllung. Alle Leute von Ansehen und Stellung, zuvörderst die Ortsbehörden, nahten sich den heiligen Sakramenten.

In Aquas Bellas wohnt auch der zivilisierte Indianerstamm der Caréjos, welcher die Tupi-Sprache redet. Die Leute sind auffallend artig und führen ein sehr sittenreines Leben. 
Einmal im Jahr ziehen sie in die Wälder, um dort den großen Geist zu verehren. Ich gab mir alle Mühe, um herauszubringen, ob sie wirklich den wahren Gott anbeteten oder Götzendiener wären. Sie erklärten mir ganz bestimmt, dass sie nur an einen Gott glaubten; nur die Art ihrer Verehrung ist eigenartig und ein Geheimnis.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Samstag, 23. November 2013

Protestanten im Land der Nächstenliebe: das katholische Mexiko von früher

Kirche des Krankenhauses "Hospital de Jesús Nazareno" in Mexiko-Stadt (Quelle: Henryficar)


„Es gibt kein Land auf Erden,“ so schrieb schon die Presbyterianerin Madame Calderon y Barca (Life in Mexico, Letter 23), „wo die öffentliche und private Nächstenliebe in einer hochherzigeren Weise geübt wird. Ich habe überhaupt auf meinen Reisen die Beobachtung gemacht, dass tätige Nächstenliebe das unterscheidende Merkmal der katholischen Nationen ist.“(...)


„Es scheint mir,“ so lautet das bemerkenswerte Zeugnis eines amerikanischen Protestanten, F.R. Guernsay (Boston Herald, 10. Juli 1894), „dass die praktischen Wirkungen des Katholizismus bei denen, welche ernstlich die religiösen Vorschriften befolgen, dahin gehen, ein Volk wahrhaft human zu machen. 
Hier (in Mexiko) herrscht unter den verschiedenen Klassen der Bevölkerung eine gegenseitige Sympathie, die wirklich etwas Nobles an sich hat. 

Da werden die armen Leute nicht kurzerhand nach einer öffentlichen Anstalt gewiesen, sondern an den Türen der Häuser selbst gespeist. Da findet man in den Landhäusern der Reichen häufig einen eigenen Tisch für anständige, hilfsbedürftige Arme gedeckt; da trifft man Damen mit einem ganzen Kreis von Schützlingen, die nicht mit kalter formeller Höflichkeit, sondern mit einer Liebe behandelt werden, die wirklich von Herzen kommt. Wenn man Zeugen solcher Szenen wird, dann beginnt man unwillkürlich nachzudenken über die tieferen Kräfte, welche diese Triebfedern in Bewegung setzen.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Mutter des heiligen Rafael Guízar (1878-1938), dem fünften Bischof von Vera Cruz, die ein eigenes Aussätzigenheim gegründet und betrieben hat. Die Familie verfügte nach heutigen mexikanischen Maßstäben über ein Vermögen von mehreren Millionen. 

Freitag, 22. November 2013

Ein Lob auf die Maroniten

Wappen der maronitischen Patriarchen (Quelle: Lemmens, Tom)

„Der feurige Glaube des ersten Christentums, seine liebliche Frömmigkeit, Unschuld und Einfachheit der Lebensweise, wird unter den Maroniten erneuert gefunden. Sie gleichen einem frisch aus der Hand des Schöpfers oder aus dem Bad der Taufe Jesu hervorgegangenem Volk. O gesegnetes Volk! Wie groß bist du in deiner Knechtschaft! Wie reich in deiner Armut!“

-Ein unbeschuhter Karmelit über die Maroniten, 1858


(Aus: Die christlichen Missionen. Ihre Sendboten, ihre Methode und ihre Erfolge, von T.W.M. Marshall)

Mittwoch, 20. November 2013

Pracht der religiösen Zeremonien als Missionsmittel

Für Fest geschmückte St. Franz Xaver-Kirche in Mangalore (Quelle: Veritas 77777)


Mangalore, Indien

(…) Neben den gewöhnlichen Festen des Kirchenjahres sind es besonders drei Gelegenheiten, bei denen die ganze Pracht des religiösen Kultus aufgeboten wird und hohe Festfreude die Kolonie durchzieht. Das sind die Tauf-, die Erstkommunion- und die Hochzeitstage. Es handelt sich eben darum, den Neubekehrten die große Wichtigkeit und Heiligkeit dieser Sakramente recht zu Bewusstsein zu bringen. 
Wenn immer möglich, wird für die feierliche Spendung der Taufe ein höherer Würdenträger eingeladen. So nahm z.B. 1885 der Apostol. Delegat Msgr. Agliardi, 1891 sein Nachfolger Msgr. Zaleski unter großer Feierlichkeit den Taufakt vor.

Noch festlicher wird der Tag der ersten heiligen Kommunion begangen, zu der oft neben den Kindern ergraute Männer und Mütterchen hinzutreten. Den Vorabend verbringen die Kommunikanten in stiller Zurückgezogenheit. 
Am Morgen werden sie in feierlicher Prozession zur Kirche abgeholt, wobei die Litanei vom heiligsten Sakrament in der Konkanysprache gesungen wird. 
Männer und Knaben, Frauen und Mädchen knien im Kreis um den Hochaltar mit brennenden Kerzen in den Händen und Blumenkränzen auf dem Haupt und beten gemeinsam mit lauter Stimme die Vorbereitungsgebete, wobei ihnen wohl die Tränen über die Wangen laufen. Die Erstkommunion solcher neubekehrter Heiden, zumal schon älterer Leute, hat etwas besonders Ergreifendes.

Es ist bekannt, wie niedrig die Auffassung der Ehe im Heidentum und wie unwürdig die Stellung der Frau ist. Um den Neubekehrten von vornherein eine recht hohe Idee von der Heiligkeit der christlichen Ehe zu geben, wird die Trauung möglichst feierlich vollzogen. 
Damit die ganze Gemeinde daran teilnehmen könne, lässt man gewöhnlich mehrere Paare auf einen Festtag zusammenkommen. Für die Mitgift kommen in der Regel einige gute Gönner in der Stadt auf. Von der Mission erhält jedes Paar die Ringe und ein goldenes Kreuzchen.


(Aus: die katholischen Missionen, 1901)

Siehe auch hier

Dienstag, 19. November 2013

Schwarze Priester im Senegal und eine Messe, die den Bischof zu Tränen rührt


P. Dschuga C.SS.P.

(…)Im Jahre 1864 hatte Msgr. Kobes die Freude, den ersten schwarzen Priester zu weihen, es war dieses P. Dschuga, ein Neger aus Gorée. Dieses Beispiel, welches das erhabene Ziel als erreichbar darstellte, mehrte die Zahl der Aspiranten; Msgr. Kobes konnte noch mehreren Negern die Hände auflegen, und es war ein rührendes Schauspiel, als z.B. im Jahre 1871 ein neugeweihter Neger seine erste heilige Messe in St. Joseph feierte, bei der nur schwarze Leviten und Kleriker dienten.

Von nah und fern waren die eingeborenen Christen, Heiden und Muhammedaner herzugeeilt, und selbst dem alten Missionsbischof traten Tränen der Rührung und Freude in die Augen. Er glaubte sich reichlich für alle ausgestandene Mühe und Sorge belohnt. Damals zählte das Seminar 5 schwarze Priester, 3 Minoristen, 8 Tonsurierte usw., im ganzen 27 Theologen, und diese Zahl hat sich nicht verringert (…)


(Aus: die katholischen Missionen, 1878)

Montag, 18. November 2013

Wie Pater Ratisbonne seine Mitjuden zur Taufe auffordert

Die allerseligste Jungfrau erscheint dem ungläubigen Juden Alphonse Ratisbonne

(…) So gelangten wir zur Ecce-Homo-Kirche. Es ist bereits früher in diesen Blättern von diesem ehrwürdigen Heiligtum die Rede gewesen. als man mit dem Bau der Fundamente beschäftigt war, stieß man auf eine reiche Quelle, welche ihren Lauf von Norden nach Süden, vom Palast des Pilatus zum Turm Antonia und zum salomonischen Tempel nimmt: sie fließt in einem prächtigen, gewölbten Aquädukt von 7 Meter Breite und 7 Meter Höhe. 

Man hat sonst kein fließendes Wasser in Jerusalem, und im Talmud steht geschrieben, dass, wenn einmal die drei innerhalb der Mauern dieser Stadt vorhandenen Quellen zu Tage kommen, die Ankunft des Messias bevorstehe.

Pater Marie-Alphonse Ratisbonne

Die Juden begrüßten darum die Auffindung dieser Quelle als ein heilverkündendes Vorzeichen und kamen mit ihren Geschirren herbei, um sich von diesem heiligen Wasser zu erbitten. Aber P. Ratisbonne antwortete ihnen:

‚Ich weiß sehr gut, warum ihr von diesem Wasser haben wollt: ihr betrachtet es als ein Unterfand der bevorstehenden Ankunft eures Messias. Nun, euer Messias ist bereits gekommen und ihr wartet vergeblich auf einen anderen. 
Er hat es gefügt, dass ein Israelit, der sein Jünger geworden, an der Stelle, wo eure Vorfahren seinen Tod verlangt haben, dieses Wasser auffand, damit es zu eurer Taufe diene. Wollt ihr darum euch taufen lassen, so sollt ihr davon haben, so viel euch beliebt.‘

Sprach’s, sie aber verschwanden mit ihren Geschirren (…)


(Aus: die katholischen Missionen, 1876)

Beten Sie für die Bekehrung der Juden!

Sonntag, 17. November 2013

Wie das Skapulier das Leben eines nichtgetauften Episkopalen rettet


Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel (bitte beten Sie für den Photographen)

Die Catholic Review von Brooklyn teilt folgenden Brief eines Pfarrers aus dem Staat New York mit:


„Unter meinen protestantischen Bekannten befindet sich eine sehr angesehene Familie, in deren Mitte sich jüngst folgendes merkwürdiges Ereignis zutrug. 
Kein Glied der Familie war getauft, obgleich sie alle die protestantische Episkopalkirche (anglikanische Kirche in den USA) zu besuchen pflegten; seit einiger Zeit hatten sie begonnen, sich mit der katholischen Kirche bekannt zu  machen und der Erfolg dieser Nachforschungen hatte sie der Kirche näher gebracht, ohne dass jedoch von einer Konversion die Rede gewesen wäre. 

Vor wenigen Wochen machte das Haupt der Familie, ein echter amerikanischer Gentleman, in Begleitung seiner einzigen Tochter, eines Mädchens von etwa 16 Jahren, einen Ausflug nach seinem Landsitz. 
Hier wurde er bei seiner Rückkehr von einem Spaziergang von einem heftigen Schlaganfall getroffen, der sein Leben in die höchste Gefahr setzte. 
Die arme Tochter war außer sich vor Schreck und Angst; sie sendete Boten ab zu den Ärzten der Nachbarschaft und erkundigte sich angelegentlich um einen katholischen Priester; allein der nächste wohnte in einer Entfernung von 22 Meilen. 

Da lässt das Mädchen, welches, obwohl nicht getauft, eine katholische Klosterschule besucht hatte, die irischen Mägde des Hauses kommen und bittet dieselben um etwas Weihwasser; aber diese hatten selbst keines. 
Sie fragt dann, ob sie nicht ein Skapulier trügen, und als diese Frage bejaht wurde, bat sie inständig, ihr ein solches zu leihen. 

Mit dem ganzen Glauben und Vertrauen ihres jungen Herzens legte sie dieses um den Hals ihres Vaters, und bat die allerseligste Jungfrau, durch ihre mächtige Fürbitte ich die Gesundheit zu erlangen. 
Das Gebet des guten Kindes wurde erhört und der Vater ihr wiedergeschenkt. Es war gewiss ein bewundernswerter Akt des Glaubens bei einer Nicht-Katholikin, der auch noch größere Gnaden verdiente. 

Der Vater hat seither seine Einwilligung gegeben, dass seine Tochter im katholischen Glauben unterrichtet und getauft werde; er selbst ist gleichfalls entschlossen, denselben anzunehmen, und seine treffliche Frau wird wohl, denke ich, seinem Beispiel folgen.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1876)

Tragen auch Sie das Skapulier!



Nachtrag: hier gibt es auch eine erbauliche Skapuliergeschichte aus dem Amerika unserer Tage

Katholische Missionen und methodistische Revivals


Einem Brief aus New York vom 24. November entnehmen wir Folgendes: „Am vorigen Sonntag wurde in der Marienkirche in Brooklyn die Mission geschlossen, welche der hochw. P. Damen S.J. mit so großem Erfolg gab. 

Am Nachmittag erteilte der eifrige Missionär noch Unterricht für mehrere hundert Erwachsene und Kinder, die demnächst das heilige Sakrament der Firmung empfangen sollen. Sein Wirken war sehr segensreich. Unwillkürlich musste ich der ‚Revivals‘ gedenken, welche vorzüglich unter den englischen Bibelchristen so sehr in Übung sind. Einen größeren Kontrast als katholische Missionen und protestantische Revivals gibt es wohl nicht. 

Während der englische Revivalprediger im Land umherzieht mit einem Koffer voll Predigten, die von berechneten Theatereffekten und Witzworten, von himmelhohen Entzückungsdusel und unergründlich tiefem Zerknirschungsjammer strotzen, mit Liederbüchern voll der wunderlichsten Melodien (deutschen Studenten, Soldaten und Jägern dürften viele nicht unbekannt sein) und noch wunderlicheren Texten, während er seine Waren nicht ausbietet, bevor er sich zuerst versichert hat, ob auch  ein Geschäft damit zu machen ist, erscheint der katholische Missionär mit möglichst geringem Gepäck, aber mit umso vollerem Herzen, mit umso hellerem Kopf, mit umso festerem Willen und mit umso größerer Selbstverleugnung. ‚Dollars zu gewinnen‘ ist nicht seine Absicht, sondern Seelen zu retten sein einziges Ziel. 

Er tröstet die Traurigen, erquickt die Leidenden, stärkt die Schwachen, ermahnt die Wankelmütigen und ist ein Wegweiser der Verirrten; er hält keine bombastischen, blumenreichen Reden, sondern spricht in kerniger, eindringlicher, allgemein verständlicher Weise zum Herzen und gewissen seiner Zuhörer. 

Betrachte dagegen einen ‚Revivalisten‘ – er macht für seine (Geschäfts-) Sache Reklame, und preist sein Talmi-Gold als echtes Edelmetall, seine geschliffenen Glasscherben als echte Edelsteine. Er redet und singt, jubelt und seufzt, steckt sein Geld ein und – geht. Dollars hat er erworben, aber Seelen?! 
Und doch sind diese Revivals ein bemerkenswertes Zeichen der Zeit, denn die rege Beteiligung an denselben, die großen Geldopfer, welche zu ihrer Inszenierung willig gebracht werden, bekunden deutlich, wie tief das Volk die Leere im Herzen empfindet und wie sehr es nach Seelenspeise lechzt. 

Ich stelle gewiss keine neue Behauptung auf, wenn ich sage: nur die Unkenntnis der katholischen Lehre und das durch Jahrhunderte genährte Vorurteil hält die Masse der Religionsbedürftigen von der Schwelle unserer heiligen Kirche fern. 
Ich habe schon manchen, der nur einmal einer katholischen Mission beigewohnt hatte, ohne Katholik zu sein, sagen hören: ‚Wenn ich das Wirken eurer Priester mit dem anderer Geistlicher vergleiche, dann ist es mir fast unerklärlich, weshalb ich mich nicht schon früher um die katholische Kirche gekümmert habe. Aber ihr verlangt ein zu strenges Leben, zu viel Entsagung und Abtötung des Fleisches.‘ 

– ‚Ja, lieber Wahrheitsfreund, protestantisch ist gut leben, aber – katholisch ist gut sterben. Wann aber denkt der Genussmensch ans Sterben? – Wenn der Tod ihm auf der Brust sitzt, wenn er am Rande des Grabes, auf der Schwelle der Ewigkeit steht; und dann ist’s ja leider zu spät. Gestatten Sie mir diese Abschweifung; sie lag so nahe, da das Komitee für Missionen von der Methodist Episcopal Church hier in Sitzung war und 340.000 Dollars für auswärtige Missionen auswarf. 

Der Bericht über die Verhandlungen liegt vor mir und starrt von Zahlen, von denen die größten Dollars und Cents, die kleinsten ‚Bekehrte‘ bedeuten; dann steht noch recht viel von schönem Grundeigentum, prachtvollen Gebäuden, kostbaren Hauseinrichtungen – und hohen Gehalten für die ‚Missionäre‘ darin; - sonst Nichts.“

(Aus: die katholischen Missionen 1877)

Samstag, 16. November 2013

Will die katholische Kirche die Menschen dumm halten? (Teil 2) – die Missionare und die Naturwissenschaften

Matthäus Ricci S.J.

Im letzten Eintrag haben wir gesehen, wie die Missionare sich besonders um die Sprachen verdient gemacht haben, heute wollen wir einen Blick auf die Naturwissenschaften werfen. Die Zahl der Ordensleute, die sich in den Missionen den Naturwissenschaften gewidmet haben, ist im Vergleich zu der Zahl der europäischen Forscher mit Ordenszugehörigkeit eher klein, aber trotzdem nicht einfach zu übergehen.

Dies liegt sicherlich an den äußeren Umständen in der Mission, die es meist nicht erlauben, größere wissenschaftliche Forschungen anzustellen, die sich nicht auf das Gebiet der Sprachen erstrecken.

Vor allem die Jesuiten haben sich sehr um Mathematik und Astronomie verdient gemacht, weshalb nur ein kleiner Abriss über ihre vielfältige wissenschaftliche Tätigkeit gegeben wird.

Dominikaner:

Die Dominikaner versehen auch heute noch die „Ustê“, die University of Saint Thomas in Manila, die 1645 von Papst Innozenz X. bestätigt wurde. 1905 hatte sie sechs Fakultäten (Theologie, Philosophie und Literatur, Naturwissenschaften, Rechtswissenschaft, Medizin, Pharmazeutik). Die UST zählt unter ihren ehemaligen Schülern und Professoren zahlreiche heilig- und seliggesprochene Dominikaner, die in Asien als Märtyrer gestorben sind.

Jesuiten:

Matthäus Ricci S.J., Missionär in China (+1610): Verfasser mathematischer und philosophischer Schriften in chinesischer Sprache. (siehe Bild)

Johann Adam Schall S.J., Missionär in China (+1666): Ab 1645 Präsident des mathematischen Tribunals am kaiserlichen Hof in China, schrieb zusammen mit P. Jakob Rho Schriften astronomischen und mathematischen Inhalts auf Chinesisch.

Weitere Mathematiker und Astronomen am chinesischen Hof waren Christian Wolfgang Herdtrich S.J., kaiserlicher Mathematiker in Peking, P. Slaviczeck S.J. (+1735), Astronom, sowie eine Reihe von Jesuiten, die bis zum Tod von Joseph d’Espincha S.J. (+1788) Präsidenten des mathematischen Tribunals waren.

Die Jesuiten versorgten die staatlichen Sternwarten in Peking (1668).
Bereits im 16 Jhd. wendeten sich die Jesuiten gegen den astrologischen Aberglauben.

P. Verbiest S.J. erstellte eine Weltkarte mit chinesischen Inschriften (1674).

Samuel Fritz S.J. erstellte eine Karte des Amazonas (1690).

Wichtige geographische Entdeckungen in Nordamerika machten die Patres Marquette und Kino (17. Jhd.).

Die Patres Cordero S.J. , Gaubil S.J. und D’Incarville S.J. erstellten im 18. Jhd. Herbarien der chinesischen Pflanzen.


Franziskaner:

P. Joseph Giraldi O.F.M., Missionar in Nord-Schensi: Sendung von neuen Pflanzenarten nach Europa (1890).

Johannes Piano di Carpine O.F.M. (+1252) und sel. Oderich von Ponderone O.F.M. (+1331): Beschreibung Innerasiens.

Elektus Zwinger O.F.M., Guardian in Betlehem: Veröffentlichte die botanische Schrift „Blumenbuch des hl. Landes“ (1661).

Lazaristen:

Armand David C.M. (+1900), Missionar in China: Verfasste zusammen mit E. Oustalet das Werk Oiseaux de la Chine sowie einen Atlas mit 180 kolorierten Karten, erfasste 800 chinesische Vogelarten, verfasste das Buch Plantae Davidianae über die Pflanzenwelt Nordchinas und errichtete in Peking, Savon und im Mutterhaus in Paris naturwissenschaftliche Museen.

P. Raux C.M. (+1801) folgte einer langen Liste von Jesuiten (siehe oben) als Präsident des mathematischen Tribunals in Peking.

Väter vom heiligen Geist:

Theophil Klaine C.SS.P., Missionar im Kongo: Pflanzenforschung; entdeckte die ertragreiche Kautschuk-Liane Landolphia Klainii, die nach ihm benannt ist.

Weiße Väter:

Msgr. August Hacquard M.Afr., Apostolischer Vikar der Sahara und des französischen Sudans (+ 1901): Erforschung des Nigers.

P. Brard M.Afr.: Abhandlung über den Viktoria-Nyansa.

Gesellschaft des Göttlichen Wortes (Steyl):

Damian Kreichgauer: Behandelte die Äquatorfrage in der Geologie (1902).

Pariser Missionsseminar:

P. André Soulié (gemartert 1905): Sammelte in Tibet über 7.000 einheimische Pflanzenarten. Fing als erster Europäer ein Exemplar der Schwarzen Stumpfnase (Rhinopithecus bieti, benannt nach Bischof Felix Biet).


(Quelle: Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Dr. Max Heimbucher, Verlag Ferdinand Schöningh, 1907)

Freitag, 15. November 2013

Will die katholische Kirche die Menschen dumm halten? (Teil 1) – die Missionare und die Sprachforschung


Wenn Sie vielleicht mal, was heutzutage sehr oft passieren kann, im Gespräch oder in einer Uni-Vorlesung zu hören bekommen, dass die katholische Kirche die Leute dumm halten wollte (in diesem Wortlaut habe ich das bereits auf einer höheren Bildungsanstalt gehört) oder etwa, wie uns der öffentliche Rundfunk, den wir, ob wir wollen oder nicht, mit unserem Geld unterstützen, erzählen möchte, dass Missionare fiese Kerle sind, die die Sprachen der Einheimischen verbieten, ist es gut zu wissen, dass, wie in vielen anderen wissenschaftlichen Gebieten, die katholische Kirche einen unschätzbaren Beitrag zur Sprachforschung, besonders im Fall der exotischen Sprachen, geleistet hat.

Nachfolgend eine Liste von Ordensleuten, die sich auf diesem Gebiet hervorgetan haben. Bei den Missionaren, bei denen nicht klar war, wo genau sie gewirkt haben, ist das Verbreitungsgebiet der Sprache in Klammern angegeben.

Es handelt sich dabei nur um eine sehr kleine Auswahl.

Dominikaner:

Bischof Ignaz Ibañez O.P. Bischof in Taiwan, 19. Jhd. (?) : chinesisches Wörterbuch und kleinere Werke zur Amoi-Sprache

Domingo de S. Thoma O.P., Missionar in Peru im 16. Jhd.: Grammatik und Vokabular des Quechua

Bernardo Lugo O.P., 17. Jhd.: Grammatik des Chibcha (Zentral- und Südamerika)

Raymund Berton O.P., 17. Jhd.: Werke über das Karaibische (Südamerika)

Luis Cancer O.P. und Domingo de Bico O.P. (16. Jhd.).: Schriften in der Quiché-Sprache (Guatemala)

Francisco de San José O.P., Missionar auf den Philippinen im 16/17. Jhd.: Tagalog-Grammatik, führte 1590 den Buchdruck auf den Philippinen ein

P. Maxime Le Clerq O.F.M., Missionar in Kanada im 17. Jhd.: erfand Schriftzeichen für die Sprache der Mikmak-Indianer

Franziskaner:

P. Franz Pareja O.F.M. Missionar in Florida im 16. Jhd.: Katechismus in der Sprache der Tumucua-Indianer sowie Grammatik und Wörterbuch in derselben

Ildefonso Flores O.F.M.: Professor des Cakchiquel an der Universität in Guatemala (19. Jhd.?)

Basilius Rollo von Gemona O.F.M., Apostolischer Vikar von Schansi-Schensi, China (+1703): Verfasser des Dictionarium Sinico-latinum, das zumindest noch im frühen 20. Jhd. als Hauptwerk für das Chinesische galt

Markus von Lisboa O.F.M., Missionar im 17. Jhd. auf den Philippinen: Katechismus und Wörterbuch des Bicol-Dialekts

Darüber hinaus haben sich zahlreiche Franziskaner der Erforschung der mexikanischen Sprachen (Aztekisch etc.) gewidmet


Hl. Franz Xaver S.J. mit Mitbrüdern: Übersetzung eines Katechismus in das Malabarische

P. Enrique Henriquez S.J., Gefährte des hl. Franz Xaver an der Fischerküste in Indien: Grammatik und Wörterbuch des Tamil

P. Roberto de Nobili S.J., Missionar in Indien (+1656): apologetische und asketische Schriften im Sanskrit

Juan Fernandez S.J., Laienbruder in Japan (1567): Erste japanische Grammatik mit Lexikon

Lorenzo Hervás y Panduro S.J. (+1809): Einer der Vorreiter der vergleichenden Sprachwissenschaften, sammelte Proben von 307 Sprachen und Grammatiken von 40 Sprachen und erforschte mit großem Eifer die malaiischen Sprachen.

Picpus-Gesellschaft:

Florentin „Tepano“ (Stephan) Jaussen SS.CC., apostolischer Vikar von Tahiti (+1891): Übersetzung des Neuen Testaments in die Gilbert-Sprache (Kiribati)

Missionare vom heiligsten Herzen:

P. Erdland M.S.C.: Grammatik der Marshall-Sprache

Weiße Väter:

Msgr. Léon Livinhac M.Afr. Apostolischer Vikar von Viktoria-Nyanza, später Generaloberer: Grammatik der Ugandasprache

Msgr. August Hacquard M.Afr., Apostolischer Vikar der Sahara und des französischen Sudans: Grammatik der Bambara-Sprache


(Quelle: Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Dr. Max Heimbucher, Verlag Ferdinand Schöningh, 1907)

Hier erfahren Sie mehr über die Missionare und die Naturwissenschaften

Donnerstag, 14. November 2013

Zum Fest des hl. Josaphat Kunzewitsch

St. Josaphat Kunzewitsch O.S.B.M.

Johannes Kuncewicz ward zu Wilna (eigentlich in Wolodymyr, Westukraine) 1580 geboren und trat ebendaselbst 1604 unter dem Namen Josaphat in das Basilianerkloster der heiligen Dreifaltigkeit. Vom heiligen Geist selbst geleitet, übte er sich in dem tiefgesunkenen Kloster in inbrünstigem Gebet und großer Abtötung, gleichzeitig eifrig ernstem Studium ergeben, das ihn zum Verteidiger der Union (der Vereinigung der Orthodoxen mit dem Stuhl Petri) befähigte. 

Sein Beispiel blieb nicht ohne Früchte; bald blühte das Kloster in Wilna auf und zwei neue Klöster konnten durch den Heiligen von dort aus gegründet werden. Einen ebenso hochbegabten als frommen Gefährten im Werke der geistigen Neubelebung der ruthenischen Kirche erhielt der Heilige in seinem Freund Joseph Belamin Rutski. 
Metropolit Joseph Rutski O.S.B.M.
Derselbe hatte seine Studien im griechischen Kolleg zum Rom gemacht, war 1603 nach Wilna zurückgekehrt und 1607 ebenfalls in das Dreifaltigkeitskloster eingetreten. Nach dem Tod des greisen Metropoliten Pociey, der die Union mitbegründet und ihre Fahne 15 Jahre lang hochgehalten hatte, bestieg Rutski 1614 den Metropolitansitz. Auf sein Betreiben wurde der hl. Josaphat, so sehr dessen Demut sich sträubte, zum Koadjutor von Polozk und Bischof von Witebsk erhoben. Am 12. November 1617 empfing derselbe zu Wilna die Bischofsweihe. Unter der gemeinsamen Wirksamkeit dieser beiden Männer war zu Anfang 1620 die Union in ganz Weißrussland siegreich durgeführt.

Ernstere Kämpfe hatte sie aber in Rot- und Kleinrussland zu bestehen. Rutski hatte zwar feierlich von dem Stuhl von Kiew Besitz ergriffen. Basilianer aus der Schule des hl. Josaphat sollten daselbst den Kern der geistigen Neugestaltung bilden. 
Der Vorsteher ihrer Schaar, Anton Hrekowicz, wurde von den wütenden Schismatikern 1618 im Dnjepr ertränkt. Sie schlugen ein Loch in die Eisdecke und stießen den Blutzeugen hinein unter dem Geschrei: „Du bist ein Unierter und willst unsere Religion verraten!“.
Als er sich am Rande des Eises festhalten wollte, hieben sie ihm die Arme ab und höhnten: „Ruf den Papst an!“ während die Wellen des Dnjepr den Ertrinkenden unter die Eisdecke rissen.(…)

Der hl. Josaphat hatte inzwischen dem Sturm zu trotzen, den sein Gegenbischof Smotrycki losließ. Immer höher gingen die Wogen des Aufruhrs, bis ihm endlich der Heilige zum Opfer fiel. Am 12. November 1623 wurde Josaphat in Witebsk grausam ermordet, seine Leiche schmählich entehrt und endlich in die Wogen der Dwina versenkt.
Der Martertod des Heiligen übte einen gewaltigen Eindruck auf die Lateiner in Polen und war die Ursache, dass die Union nicht fallen gelassen wurde, während des Verbrechen von Witebsk anderseits die Sache des Schismas mit Schmach bedeckte. Der Tod des hl. Josaphat war die Rettung der Union, die bis zum Sturze Polens in allen Stürmen bestehen blieb.(…)


(Aus: die katholischen Missionen 1886)