Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Montag, 31. März 2014

Bischof Schreiber über die Missionspflicht der Katholiken (Teil 5)

Sel. Maria Theresia Gräfin Ledóchowska, eine der größten Laienmissionarinnen der Neuzeit

Fortsetzung von hier:

Noch einen dritten Grund können wir anführen für die Tatsache, dass auch den Laien die Missionsarbeit nach Maß der Befähigung und Stellung obliegt, und zwar ihnen obliegt als ein Gebot Gottes und somit als eine Pflicht der Gottesliebe.

Der hl. Petrus hat in seinem ersten Brief das Wort geprägt vom königlichen Priestertum der Laien: 

Ihr aber (die ganze christliche Gemeinde) seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, auf dass ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat; euch, die ihr einst ein Nichtvolk waret, jetzt aber Gottes Volk seid; die ihr Nichtbegnadigte waret, nun aber Begnadigte seid.“ (1 Petr. 2,9.10)

Dieses Wort des Apostelfürsten ist missverstanden worden von solchen, die nicht zur Kirche gehören, die das Priestertum im Papst und den Bischöfen und den Priestern verwarfen und dafür ein allgemeines Priestertum aller Christen aufrichteten. Ihre Auffassung steht nicht auf dem Boden Christi.

Papst Pius XI. mit der griechisch-melchitischen Hierarchie

Denn nichts ist klarer in der heiligen Schrift enthalten, als die Tatsache, dass Christus eine Priesterhierarchie eingerichtet hat, d. h. dass er die Apostel aus der Schar der übrigen Gläubigen ausgesondert, mit den Vollmachten des Lehr-, Priester- und Hirtenamts ausgestattet, den Laienchristen als deren Lehrer, Heiliger und Führer gegenübergestellt und in deren Nachfolgern, den Päpsten, Bischöfen und Priestern der katholischen Kirche „bis zum Ende der Weltzeit“ (Matth. 28,20) verankert hat.

Anderseits ist ebenso klar, dass Petrus als Verkünder des Willens Christi auch den Laienchristen eine priesterliche Stellung zuweist. Beides ist wahr, beides stimmt aber auch zusammen: Die Päpste, Bischöfe und Priester besitzen nach Christi Willen das ursprüngliche, wesenhafte, übergeordnete Priestertum. Die Laienchristen aber haben ein abgeleitetes, nachbildliches, untergeordnetes Priestertum: sie sollen in Unterordnung unter die von Christus eingesetzte Hierarchie und in Nachahmung der von der Hierarchie ausgeübten Lehr-, Heiligungs- und Führungstätigkeit ebenfalls lehrend, heiligend und führend in der Menschheit tätig sein. 
Nicht als amtliche Lehrer, wohl aber als Herolde der amtlichen. Nicht als Heiliger durch die priesterliche Segnung, Sakramentspendung und Opfervollziehung, wohl aber als Heiliger durch Gebet und Beispiel. Nicht als oberste Führer auf dem Heilsweg, wohl aber als Unterführer unter der Leitung der Häupter, die Christus gesetzt hat. Diese Wahrheit drückt Petrus an der erwähnten Stelle überaus klarverständlich aus, wenn er sagt: 

Ihr seid ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, auf dass ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat…indem ihr einen guten Wandel unter den Heiden führt, damit sie, worin sie von euch, als wäret ihr Übeltäter, Arges reden, euch aus den guten Werken erkennen und Gott preisen am Tage der Heimsuchung.(1. Petr. 2,9-12)

Paul Tzi, ein eifriger chinesischer Laie
So sollen also die Laienchristen nach des Herrn Anordnung, die Petrus uns verkündet, Förderer und Gehilfen sein in jedem priesterlichen Werk, nicht als Sakramentspender, nicht als Darbringer des hl. Opfers, nicht als amtliche Lehrer und oberste Führer, wohl aber in der Mitarbeit an jeglichem Priestertum – in der Mitarbeit also an der Missionierung des Menschengeschlechts, denn priesterliches Tun ist nach allen Seiten hin nichts anderes als Missionsarbeit, die den Namen der „Seelsorge“ trägt, wenn sie in einem bereits geordneten Seelsorgsbezirk erfolgt, der man aber die Bezeichnung „Mission“ vorbehalten hat für jene Bezirke, in denen das Christentum noch gar nicht oder nur da und dort Fuß gefasst hat.

Soll ich Ihnen sagen, wie Sie als Laien Ihres königlichen Priesteramts für die Missionierung der Heidenwelt walten sollen? Sie sollen es tun durch Ihr Gebet, das die Gnade Gottes auf die Arbeiten der Missionare in der Heidenwelt herabfleht, durch finanzielle Spenden, ohne die ja kein Menschenwerk, auch keine Mission, durchgeführt werden kann, Sie sollen Priester sein auch dadurch, dass Sie in Ihren Familien Priester und Ordensschwestern erziehen, die hinaus gehen, um Christi Lehre und Christi Gesetz den Heiden zu bringen, Sie sollen in Wort und Schrift, soweit Ihnen dies möglich ist, den Missionsgedanken in die weitesten Volksschichten tragen und für den Missionsgedanken werben.

Fr. Magdala Maria FSSR spendet seinen Eltern den Primizsegen. Ein Bild, das ohne neuzeitliche Heidenmission nie entstanden wäre  die Familie stammt aus Samoa.
Auf diese Weise werden Sie Missionsarbeit vollziehen und durch diese Missionsarbeit ein königliches Priestertum betätigen und durch diese Betätigung das Gebot Christi, das Sie zum königlichen Priestertum berufen hat, erfüllen und durch die Erfüllung dieses Gebotes Gottesliebe üben.


(Aus: die katholischen Missionen, 1925)

Fortsetzung hier

Sonntag, 30. März 2014

Bischof Schreiber über die Missionspflicht der Katholiken (Teil 4)


Fortsetzung von hier


 „Unser tägliches Brot gib uns heute“ so fahren wir fort im Gebet.

Menschliche Beschränktheit denkt hier nur an das leibliche Brot. Aber der göttliche Heiland, der uns das „Vaterunser“ lehrte, hat in dieser Bitte sowohl um das irdische wie um das überirdische Brot zu beten geheißen, denn der Evangelist Lukas (11,3) gibt diese Bitte wieder mit den Worten: „Unser tägliches Brot gib uns heute“, aber der Evangelist Matthäus (6,11) kleidet dieselbe Bitte in die Form „unser überwesentliches Brot gib uns heute“. Beide Evangelisten zusammen geben die Brotbitte in ihrem vollen Inhalt wieder. 
Demnach bitten wir im „Vaterunser“ unseren himmlischen Vater für uns und alle Menschen, dass er uns das tägliche natürliche Brot wie auch das übernatürliche Brot, die hl. Eucharistie, schenken möge. Von Christus unserem Herrn belehrt und ermuntert senden wir also zu Gott das Verlangen empor, dass alle Menschen – auch den Heidenvölkern – neben der täglichen Speise auch das übernatürliche Himmelsbrot, Christi Leib und Blut in der hl. Eucharistie, zu teil werde. 


Und indem wir dieses Verlangen aussprechen, müssen wir anerkennen, dass wir aus Liebe zu unserem Vater im Himmel zur Erfüllung dieses Verlangens auch beitragen müssen: beitragen müssen zur Ausbreitung jener Kirche, die allein auserwählt und bevollmächtigt ist, den Heiland im Sakrament allen Völkern zu bringen.


„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“.

Wir beten es in Wahrheit und Weitherzigkeit. Wir schließen demnach alle Menschen in diese Bitte ein. Wir flehen in unserem Namen und im Namen der ganzen Menschheit zu Gott um Vergebung unserer Schuld. 

Wer aber kann diese Sündenvergebung uns verleihen? Wer anders als Gott! Und wo gewährt uns Gott um der Verdienste Christi willen diese Sündennachlassung? Im heiligen Bußsakrament und in den übrigen Sakramenten der Sündentilgung. Und wem hat Christus diese sündentilgenden Sakramente für die Menschheit übergeben? 
Wem anders als seiner Kirche, an deren Spitze gemäß seiner Anordnung Petrus und die Apostel und ihre Nachfolger stehen! So steigt also in dieser Sündenbitte des „Vaterunser“ aus Mund und Herz des Beters zu Gott der Wunsch empor, dass alle Menschen zur sicheren und vollen Sündennachlassung in der hl. Kirche gelangen. 

Giuseppe Molteni, La confessione
Dieser Wunsch wäre aber eine bloße Lippenbewegung oder gar eine unaufrichtige Schöntuerei, wenn wir nicht auch zugleich den festen Willen hätten, auch in Wort und Tat uns dafür einzusetzen, dass allen Menschen, auch der Heidenwelt, die Sündennachlassung durch Christus in der Kirche ermöglicht werde.



„Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.“

In dieser Bitte ist ausgesprochen die allen Menschen drohende Gefahr der Versuchung, des Sündenfalls, des ewigen Verderbens. Wir stehen alle in der Gefahr, durch die Versuchung aufs Neue in Sünde zu fallen. Die Strafe für das Unterliegen in der Versuchung, für die Begehung der schweren Sünde, ist das Übel aller Übel, die ewige Verdammnis. Furchtbare Wahrheit für uns alle! 


Könnte es einen Beweggrund geben, der uns klarer und blitzartiger, stärker und packender die Missionspflicht vor Augen stellt? Wir alle, Bischöfe, Priester und Laien, sind Kinder des einen Gottes. Wenn wir Gott lieb haben, dann müssen wir Sorge tragen, dass einmal in der Ewigkeit Gottes Kinder bei Gott ihrem Vater sich wiedersehen, dass, soweit es an uns liegt, keines von diesen Gotteskindern dem Übel aller Übel anheim falle, der ewigen Trennung von Gott in der anderen Welt.

Priester und Laien sollen nach Christi Willen das „Vaterunser“ beten, Priester und Laien sollen nach Christi Anordnung aus Liebe zu Gott ihrem Vater das vollbringen, was sie im „Vaterunser“ mit den Lippen beten; sie sollen helfen, dass alle Menschen gelangen zur Einheit der Kindschaft Gottes (Anrede), zur Einheit ewigen Glückes bei Gott (Anrede), zur Einheit der Verherrlichung Gottes (1. Bitte), zur Einheit des Gottesreichs der Kirche und des Himmels (2. Bitte), zur Einheit des göttlichen Gesetzes (3. Bitte), zur Einheit der hl. Eucharistie (4. Bitte), zur Einheit der Sündennachlassung (5. Bitte), zur Einheit der Gnadenhilfe gegen die Versuchung (6. Bitte), zur Einheit der Befreiung von dem Übel aller Übel, von der ewigen Verwerfung (7. Bitte). 

Das „Vaterunser“ ist somit eines der wirksamsten Gotteszeugnisse für die Wahrheit, dass auch die Laien, die es beten, durch die Pflicht der Gottesliebe gehalten sind, an der Missionierung der Menschheit mitzuarbeiten.


(aus: die katholischen Missionen, 1925)

Fortsetzung hier

Mittwoch, 26. März 2014

Bischof Schreiber über die Missionspflicht der Katholiken (Teil 3)

Vaterunser auf Latein
Fortsetzung von hier

Einen zweiten Beweis für die Tatsache, dass auch die Laien durch die Gottesliebe verpflichtet sind, Missionsarbeit zu leisten, bietet das Vaterunser.

Das „Vaterunser“ ist ein Gebet von unerschöpflichem Inhalt. Jeder Mensch findet für jede Lebenslage in ihm Belehrung und Ermunterung, selbst auch in Hinsicht auf den Pflichtcharakter der Missionsarbeit. Durchgehen wir die einzelnen Bitten des „Vaterunser“.

Vaterunser auf Hebräisch (Bildquelle: Anton 17)

Wir beginnen das Gebet des Herrn mit den Worten: „Vater unser, der Du bist im Himmel.“ 
Damit bekennen wir die Einheit Gottes für alle Menschen, wir sagen aus, dass alle Menschen Gottes Kinder sind und dass Gott ihr Vater ist.

Kinder Gottes schon in der natürlichen Ordnung, denn sie sind hervorgegangen aus der Hand Gottes. Gott bildet aus dem durch ihn erschaffenen Stoff nach den von ihm geschaffenen und geordneten Naturkräften den Leib eines jeden Menschen. Die Seele aber, der formgebende Wesensbestandteil der menschlichen Natur, wird bei jedem Menschen unmittelbar dem Leib einerschaffen. So ist der Mensch ein Kind Gottes in viel höherem Maße, als er ein Kind seiner Eltern ist. 
Oder fehlt uns Gott gegenüber etwa das, was uns im innersten zu Kindern unserer Eltern macht, die Ebenbildlichkeit? Durchaus nicht, denn wenn unser Leib im Sein Gott wiederspiegelt, so trägt unsere Seele als Geist in sich den Abglanz des geistigen Wesens Gottes.

Nach dem Empfang der Taufe sind die Menschen Kinder Gottes auch in der übernatürlichen Ordnung. Die heiligmachende Gnade, die in der Taufe ihrer Seele von Gott eingegossen wird, ist in ihrem Wesen eine noch viele höhere Ebenbildlichkeit Gottes als die Seele in ihrem natürlichen Wesen es ist. Noch mehr: Durch die heiligmachende Gnade wird der Getaufte in dem Maße Kind Gottes, dass er Bruder des Sohnes Gottes Jesus Christus ist und den Anspruch auf das Erbe Christi des Sohnes Gottes im Himmel erhält. (…)


„Wir fahren fort: Der Du bist im Himmel“. Damit drücken wir die Erkenntnis und den Wunsch aus, dass wir Menschen allesamt in den Himmel kommen sollen. In der Tat: wo der Vater seine Wohnung hat, dorthin gehören auch seine Kinder, und wo der Vater ewig beheimatet ist, dort muss auch die Gottesfamilie der Menschen in der Ewigkeit sich zusammenfinden.
Wenn die einzelnen Glieder dieser Gottesfamilie ihren Vater im Himmel aber wahrhaft lieben, werden sie alles daransetzen, dass ihre Brüder und Schwestern auf erden auch wirklich einmal in den Himmel kommen, sie werden die heilige Pflicht anerkennen, mitzuarbeiten an der Missionierung der ganzen Welt.

Vaterunser auf Tamil (Bildquelle: Anton 17)

Wir fügen hinzu: „Geheiligt werde Dein Name“.
Ganz allgemein sprechen wir diese Bitte aus, ganz allgemein wünschen und verlangen wir also, dass Gottes Name in Ehren gehalten werde, von allen Menschen auf der ganzen Erde. Wie könnte man es mit diesem ausgesprochenen Wunsch aber vereinbaren, wenn es einen Beter gäbe, der für seine Mitbrüder und Mitschwestern auf Erden keine Hand rühren und keinen Willensentschluss fassen möchte dafür, dass sie alle Gottes Dasein, Gottes Wesen, Gottes Herrlichkeit erkenne und seine Majestät verherrlichen?

„Zu uns komme Dein Reich“. Zu uns ohne Ausnahme, auch zu denen, die im Todesschatten und in der Finsternis des Heidentums sitzen. Dein Reich, das ewige Reich des Himmels und Dein Gottesreich auf Erden: die katholische Kirche. Und indem wir so beten, werden wir uns wieder der heiligen Pflicht bewusst, in jeder uns möglichen Weise dazu mitzuwirken, dass die Kirche Christi, sein Reich auf erden, wirklich allen Menschen zu teil werde, dass sie auch dorthin dringe, wo jetzt noch keine Ahnung ist von der göttlichen Erhabenheit der Kirche, und dass schließlich alle eingehen in das Reich Gottes über den Sternen, in dem ewigen Himmel.

Vaterunser auf Koreanisch (Bildquelle: Laubrière)
„Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden.“ Auf der ganzen Welt soll Gottes Wille stets geschehen. Und so soll er allen Menschen Leitstern und Richtschnur sein, wie er für die Himmelsbewohner höchste Norm, süßeste Pflicht, tiefster Lebensinhalt ist. Möchte, o Gott, fürwahr die ganze Menschheit Deinen heiligen Willen erkennen, den Du niedergelegt hast in Deinen zehn Geboten und in Deinem christlichen Gesetze! 

Möchte die ganze Menschheit, durchdrungen von der Weisheit und Heiligkeit, Gerechtigkeit und Gütigkeit Deines Willens, es als ihre erste und letzte Lebensaufgabe betrachten, Deinen heiligen Willen immer zu erfüllen. So beten, so wünschen wir, und indem wir so beten und wünschen, wird unser Herz lebendig, unser Wille bewegt, unser Inneres vorwärts getrieben, unser Entschluss geformt: wir wollen alles aufbieten, was wir können, zu dem einen Ziele, dass Gottes Wille stets geschehe, wie bei uns so auch in der Heidenwelt.


(Aus: die katholischen Missionen, 1925)

Fortsetzung hier

Dienstag, 25. März 2014

Bischof Schreiber über die Missionspflicht der Katholiken (Teil 2)

Bischof Schreiber als Weihbischof von Berlin bei der Fronleichnamsprozession (Bildquelle: Bundesarchiv, Bild 102-09989 / CC-BY-SA)


Fortsetzung von hier

1. Missionsarbeit ist eine Pflicht der Gottesliebe.

Christus hat gesagt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt“ (Joh. 14,21). Nun aber hat Christus bei verschiedenen Anlässen das Gebot gegeben, die Welt zu missionieren. Also verlangt die Gottesliebe, d.i. die Liebe zu Christus unserem Herrn und Gott, dass wir Missionsarbeit leisten, jeder nach seiner Stellung und Befähigung, jeder nach dem Maß der von Gott ihm auferlegten Pflichten und Verantwortungen.

Diese Pflicht der Gottesliebe obliegt zunächst den Bischöfen, denn zu den Bischöfen als Nachfolger der Apostel hat Christus gesagt: „Gehet hinaus in die ganze Welt und predigt allen Völkern das Evangelium und taufet sie und lehret sie alles halten, was immer ich Euch gesagt habe“ (Mt. 28,19-20; Mk. 16,15).
Ein Gebot Christi ist also die Missionsarbeit für die Bischöfe und damit ein Werk, zu dessen Ausführung die Gottesliebe verpflichtet: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“
Das dem Missionsbefehl Christi an die Bischöfe sich unmittelbar anschließen Wort des Herrn: „Siehe ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Weltzeit“ (Mt. 28,20), ist nicht bloß die Verheißung seines Beistandes, sondern auch die Ankündigung seiner fortgesetzten Wachsamkeit bezüglich der Erfüllung seines Missionsbefehls.


In diesen Missionskreis der Bischöfe sind die Priester durch göttliche Anordnung hineingezogen. Denn bei der Spendung der Priesterweihe überträgt Christus durch den heiligen Geist den Priestern die Vollmacht und die Pflicht zu taufen, zu predigen und die übrigen Sakramente zu spenden (mit Ausnahme der von den Bischöfen vorbehaltenen Priesterweihe und Firmung), zu segnen und zu opfern. Diese Wahrheit spricht der Bischof vor Erteilung der Priesterweihe an die Weihekandidaten und an das versammelte Volk mit den Worten aus: „Des Priesters Pflicht ist es, das Opfer darzubringen, zu segnen, vorzustehen, zu predigen und zu taufen“ (Pontificale Romanum).
Somit ist auch für den Priester die Missionsarbeit ein Gebot des Herrn. Denn was heißt missionieren anders als: Christi Wahrheit predigen, Christi Sakramente spenden, Christi Opfer darbringen, Christi Wege weisen, in Christus und für Christus die Menschen gewinnen?

Ohne Einschränkung auf einen bestimmten Ort oder einen bestimmten Menschenkreis wird dieses Missionierungsgebot dem Priester bei der Priesterweihe auferlegt. Darum muss der Priester grundsätzlich alle Menschen missionieren. Selbstverständlich an erster Stelle diejenigen, deren Seelsorge ihm in einem abgegrenzten Bezirk durch den Bischof angewiesen wird. 

Aber darüber hinaus muss ihm das übernatürliche Wohl und Wehe auch der übrigen Menschen und insbesondere der ärmsten unter ihnen, der Heiden, angelegen sein: das ist sein Amt. Wenn er Gott und Christus liebt, ist Christi Gebot ihm heilig, und wenn Christi Gebot ihm heilig ist, wird er für die Missionierung der Heidenwelt eintreten, in jeder Weise, die ihm ohne Beeinträchtigung seiner eigentlichen Amtstätigkeit möglich ist, also in seinen Gebeten, in seinen Predigten, in seiner Sorge für Weckung von Missionsberufen innerhalb seiner Gemeinde, in der Unterstützung der Sammlung für Missionszwecke usw.

Wichtig ist die Frage, ob auch die Laien aus der Pflicht der Gottesliebe heraus zu praktischer Missionsarbeit verpflichtet sind.
Die Antwort auf diese Frage lautet: Ja. Selbstverständlich kommt für den einen eine andere Art der Missionsarbeit in Betracht als für den anderen. Aber jeder Laie ist durch ein heiliges Gottesgebot verpflichtet, irgendwie, entsprechend seiner Befähigung und Stellung, Missionsarbeit zu leisten.

Wir beweisen dies erstens aus der Tatsache, dass Christus auch den Laien die Vollmacht gegeben hat, die Taufe zu spenden. Allerdings dürfen die Laien nur im Notfall taufen. Aber trotzdem bleibt es wahr, dass sie zur Taufspendung von Christus berufen worden sind und zwar ohne Einschränkung auf irgendeinen Menschenkreis: Jeder Laie kann jeden Ungetauften, der die von Christus zum gültigen Empfang dieses Sakraments verlangte Seelenverfassung mitbringt, gültig taufen, wenn er bei der Spendung der Taufe das zu tun beabsichtigt, was Christus und die Kirche mit der Taufe zu tun beabsichtigen, und wenn er die Taufhandlung in der Weise vollzieht, wie Christus und die Kirche sie angeordnet haben.
Nun aber vollzeiht man durch die Taufe eine Missionsarbeit: man macht ein Menschenkind zu einem Gotteskind, was das letzte Ziel aller Mission ist. Somit sind auch die Laien durch Christus herangezogen worden zur Mitarbeit an dem großen Missionsziel, Kinder Gottes hervorzubringen.

Vor diese Aufgabe werden sie nur selten gestellt sein, insoweit die wirkliche Spendung einer Taufe in Frage kommt. Denn diese Pflicht tritt schon in dem engen Heimatbezirk selten an einen Laien heran, kaum aber in den fernliegenden Missionsländern, die sein Fuß wohl nie betritt. In dieser Einengung auf die konkrete Taufspendung liegt aber auch gar nicht die Bedeutung des allgemeinen Taufbefehls Christi an Priester und Laien. Sie besteht darin, dass Christus grundsätzlich auch die Laien einbezogen hat in die pflichtschuldige Sorge für die Eingliederung der Heidenwelt in die Jüngerschar des Herrn durch die Taufe.

Deshalb besteht, von Seiten des Taufbefehls Christi her, für den Laien dieselbe Folgerung wie für den Priester: wenn du Christus liebst, musst du Christi Gebote halten. Nun aber hat Christus dir das Gebot der Missionsarbeit auferlegt. Also verpflichtet dich die Liebe zu Christus, die Gottesliebe, zur Mitarbeit am Missionswerk.


(Aus: die katholischen Missionen, 1925)

Fortsetzung hier

Montag, 24. März 2014

Bischof Schreiber über die Missionspflicht der Katholiken (Teil 1)

(Bildquelle: JoMaSch)

Rede in der Festversammlung des Franziskus-Xaverius-Vereins in Breslau am 15. September 1924.



Von Dr. Christian Schreiber, Bischof von Meißen in Bautzen


Es war ein weltgeschichtlicher und wegweisender Augenblick, als der Völkerapostel auf dem Areopag zu Athen stand, um an die heidnisch-griechische Welt heranzutreten und sie zu missionieren – weltgeschichtlich, weil hier zum ersten Mal ein Apostel mit der Hochburg der heidnisch-griechischen Kultur zusammentraf; wegweisen, weil hier die Tragik der Missionsarbeit für alle Zukunft sich bereits enthüllte, jene Tragik, die darin besteht, dass gerade bei den Intellektuellen die Missionsarbeit oft so geringen Erfolg hat, auch wenn man ihnen mit den überzeugendsten Gründen und mit der kraftvollsten Rede entgegentritt, wie es Paulus auf dem Areopag tat.

Wegweisend ist dieser Augenblick auch deshalb, weil er uns einen tiefen Einblick gewährt in den Pflichtcharakter der Missionsarbeit.

Von seinen Missionsabsichten und seiner Missionstätigkeit will Paulus auf dem Areopag die Gründe vorbringen.

Angesichts der Inschrift eines Altares „Ignoto Deo“ – dem unbekannten Gotte – weist er auf die Einheit Gottes hin: auf die Tatsache, dass der eine Gott allen Menschen und jeder Mensch dem einen Gott zugehört.

Er weist hin auf die Einheit des Menschengeschlechts: auf die Tatsache, dass alle Menschen als Abkommen eines Stammvaters eine einzige Familie bilden und deshalb miteinander verbunden sind durch das Gesetz der Solidarität.

Er weist auf die Einheit der Erlösung: auf die Tatsache, dass Christus für alle Mensch geworden ist, um alle selig zu machen, dass deshalb niemand von der Erlösung und Gnade ausgeschlossen sei, welcher Sprache und welcher Hautfarbe, welcher Nationalität und welcher Staatsgemeinschaft er auch sein möchte.

Paulus weist hin auf die Einheit des zukünftigen Gerichtes: auf die Tatsache, dass alle Menschen vor dem einen Richter sich zu verantworten haben – auch darüber, wie sie ihrer Solidaritätspflicht in Bezug auf das übernatürliche Wohl und Wehe des Mitmenschen gerecht geworden sind.

Paulus weist schließlich hin auf die Allgemeinheit der natürlichen Gotteserkenntnis: auf die Tatsache, dass in jeder gesunden und normalen Menschenseele eine Ahnung von Gott und der natürliche Drang nach Gott vorhanden ist.

Aus dieser Tatsache folgert Paulus stillschweigend, dass er Gott, Christus und der Menschheit gegenüber das Recht und die Pflicht habe, wie alle Menschen so auch die Athener zu missionieren, mit Christi Lehre und Gesetz bekannt zu machen, für Christus und die Kirche zu gewinnen.

Auf dem Areopag tat der Völkerapostel also kund, dass die Missionsarbeit eine heilige Pflicht ist, die wir gegen Gott, gegen Christus und gegen die Menschheit zu erfüllen haben.


(Aus: die katholischen Missionen, 1925)

Fortsetzung hier

Sonntag, 23. März 2014

Wenn auf Beichthören die Todesstrafe steht: Der Tod des heiligen mexikanischen Märtyrers David Galván


Am 5. Januar konnte Carranzas General Obregón Puebla den Zapatisten entreißen, und am 30. Januar vertrieben sie die Truppen Pancho Villas aus Guadalajara. Um die Bewohner zu täuschen, riefen die Truppen Carranzas beim Einzug in die Stadt „Villa! Villa!“. Diejenigen, die mit „Villa“ auf diese perfide Täuschung antworteten, wurden zu Hunderten niedergeschossen. Trotz der Regierungserlasse, die neben dem Verbot von Predigen, Fasten, Buße, Almosen an den Klerus, Taufe, Begräbnisfeier und Werktagsmessen die Beichte unter Todesstrafe stellte, hielt es den jungen Seminarprofessor David Galván nicht zurück. Er ging auf die Straße, um den Sterbenden die heiligen Sakramente zu spenden. Der carranzistische General Dieguez ließ ihn darauf wegen Spendung der Beichte verhaften und als Gesetzesübertreter hinrichten.


(Nach: Sechs Jahre Schreckensherrschaft in Mexiko von P. Georg Schurhammer S.J., die katholischen Missionen, 1920)

Montag, 17. März 2014

Bilder und Video: Ostkirche


Die nachfolgenden Bilder zeigen ausschließlich katholischen Klerus!

Bischöfe der armenisch-katholischen Kirche, in Rom zum Nationalkonzil versammelt (1911), in der Mitte Patriarch Terzian



der Diener Gottes, Andrej Scheptyzkyj, Großerzbischof von Lemberg, auf Besuch in Philadelphia 
(1910)


Sylwester Kardinal Sembratowicz, Vorgänger von Scheptyzkyj als Großerzbischof von Lemberg

Syro-malabarische Bischöfe, auf dem Stuhl mit hoher Lehne das erste Oberhaupt der syro-malabarischen katholischen Kirche nach Wiedererrichtung der Hierarchie, Mar Augustine Kandathil
Messe im syrisch-antiochenischen Ritus der syro-malankarischen katholischen Kirche (Indien) (Bildquelle: Simon Cheakkanal)
Für liturgisch Interessierte: Video der syro-malankarischen Liturgie, zelebriert von Benedict Mar Gregorios, Nachfolger von Mar Ivanios von 1955-1994 (Bildquelle:Simon Cheakkanal)





Sonntag, 16. März 2014

„Ich dagegen will sie beim Herzen fassen“ – Die Idee hinter dem japanischen Lourdes

Eine kleine, zur Förderung der Marienverehrung in den Missionsländern zur Verfügung gestellte Summe wurde dem hochw. Herrn H. Demangelle, Missionär in Japan, zugeführt, der seit Jahren für eine Lourdeskirche mit Grotte zu Sekiguchi, wo das Waisenhaus der Erzdiözese Tokio sich befindet sammelt. Der hochw. Herr dankt für die Gabe und begründet eingehender sein Unternehmen, gegen welches wir einige Bedenken ausgesprochen hatten. 

Die Bekehrung Japans, so führt er aus, sei sehr schwierig. Ein jeder Missionär wende die Mittel und Wege an, die ihm am erfolgreichsten schienen. P. Droüart de Lezey habe sich auf die Presse und die Verbreitung populär-wissenschaftlicher Aufklärungsliteratur geworfen. 

„Er sucht die Japaner beim Verstand zu nehmen. Ich dagegen will sie beim Herzen fassen und habe daher ein Mittel gewählt, das im religiösen Leben der Japaner eine große Rolle spielt: die Wallfahrt…Unweit von Sekiguchi befindet sich ein der japanischen Göttin Kishi-bozin geweihter Tempel, zu welchem das ganze Jahr hindurch zahlreiche Pilger aus allen Teilen Japans wallen. Mein Plan ist nun, die guten Japaner von ihrer falschen Göttin abzuziehen und zur Mutter Christi zu führen (um jeglicher Verwirrung bei Protestanten oder Nichtkatholiken vorzubeugen, die diesen Artikel lesen: Maria wird von der katholischen Kirche nicht als Gottheit angebetet, sondern als Mutter Gottes verehrt, da Christus die zweite Person der heiligen Dreifaltigkeit und somit wahrer Gott ist. Mehr dazu hier auf Englisch). Die Japaner sind geborene Pilger. Man trifft sie überall, in Wald und Feld, in Stadt und Land. Die meisten gehen zu Fuß, auf dem Rücken die Matte tragend, die ihnen als einzige Lagerstätte dient.

P. Demangelle lebt der freudigen Hoffnung, dass viele dieser Pilger den Weg zum japanischen Lourdes und dadurch zum wahren Gott finden werden. Am 8. Dezember 1910 soll die neue Kirche vollendet sein.


(Aus: die katholischen Missionen, 1911)

Hier das Ergebnis...

Samstag, 15. März 2014

Wie der wilde Mahmud noch in letzter Minute getauft wird

Kapuzinermissionar mit Somali

Hören Sie nun, wie ein kleiner Somali stirbt, und sehen Sie dann, ob Ihre Wohltaten nicht erfreuliche Erfolge haben werden. (Der Missionar hatte zuvor die Leser aufgefordert, Somalikinder zu „adoptieren“, indem sie deren Unterhalt bezahlten)

Ein Somali kommt eines Tages mit einem artigen Bürschchen in die Mission.
-„Was willst du?“ fragt der Missionär.
-„Ich bringe dir meinen Sohn Mahmud und vertraue ihn dir an.“
-„Hast du nur diesen da?“
-„Nein, ich habe noch einen anderen.“
-„Und warum bringst du sie nicht beide?“
-„Nein, Padri, ich will den einen Mohammed, den anderen Issa (Jesus Christus) geben.“

Der kleine Schwarze, der Christus gegeben worden, wuchs in der Mission heran; während aber die anderen sich besserten, blieb er allein wild. Seine einzige gute Eigenschaft war eine gewisse Herzensgüte.

Eines Tages wurde er krank, und der Missionär sah, dass es zum Sterben komme. Was machen? Die Taufe konnte einem solchen Schlingel nicht gegeben werden; er würde sich übrigens geweigert haben. 
Es handelte sich um die Rettung einer Seele. Nachdem der Missionär die Hilfe des Himmels angefleht, tritt er zu dem Kranken und sagt: „Mein liebes Kind, ich glaube, der liebe Gott ruft dich in die Ewigkeit ab.“
„Vater,“ antwortet der Wilde, „ich bitte dich, lass mich nicht ohne Taufe sterben.“

Der Priester ist nun schon getröstet, spricht zu ihm noch von den christlichen Hauptwahrheiten und tauft ihn.
Der arme Knabe litt furchtbar. Als der Missionär voll Mitleid fragte, was er wünsche, um seine Leiden zu lindern, murmelte der Knabe: „Vater, ich kann meine gelähmten Glieder nicht gebrauchen. Kehre mich, ich bitte dich, nach der Seite der Kirche, ich will im Hinschauen auf das Haus Gottes sterben.“
Der Pater willfahrt seinem Wunsche, und Mahmud, noch nass vom Taufwasser, stirbt, indem er mit bewundernswerter Innigkeit das letzte Stoßgebetlein wiederholt, welches ihm der Missionär vorbetet.


(Aus: Annalen der Verbreitung des Glaubens, 1906)

Freitag, 14. März 2014

Wieder lobt ein Protestant die Missionsschwestern



Ein schönes Zeugnis für unsere katholischen Missionsschwestern kam vor einiger Zeit aus dem Munde des englischen Gouverneurs von Hongkong, Sir Frederic Lugard, bei Gelegenheit der Preisverteilung im Pensionat und Asyl der Heiligen Kindheit der St. Pauls-Schwestern von Chartres. 

„Unter den Beweisen von Heldenmut, deren Frankreich sich rühmen kann, hat es keinen größeren gegeben als der stillverborgene Opfergeist dieser edlen Frauen, die nicht nach öffentlichen Ehren geizen, sondern glücklich sind, ihr Leben Tag um Tag, Jahr um Jahr dem Dienste der verlassenen Armen und Kranken zu weihen und überall durch ihr Beispiel die hehre Fahne des christlichen Glaubens zu entfalten.

Die französischen Legionen sind mit wehenden Fahnen und kriegerischer Musik zu manchen Siegen ausgezogen. Das Banner der Schwestern aber ist das Kreuz, ihre Musik ist das Dankeswort jener, deren Schmerzen sie gestillt, ihr Sieg und ihr Lohn das Bewusstsein, die Arbeit mutig getan und deren Last Tag um Tag und Jahr um Jahr mutig ertragen zu haben.“ Gewiss schöne Worte von den Lippen eines protestantischen Gouverneurs!


(Aus: die katholischen Missionen, 1910)

Siehe auch:

Lob eines Protestanten für die heilige Marianne Cope und ihre Mitschwestern

Donnerstag, 13. März 2014

Geschenke aus Alaska für Pius X.: Mokassins und Kanu


Ein rührendes Geschenk erhielt unser Heiliger Vater Pius X. von den armen Indianerknaben der Heiligkreuzstation am unteren Yukon im hohen Nordland Alaska. 
Es bestand aus einem Paar hübsch gestickter Mokassins und aus einem kleinen Kanu aus Birkenrinde und war von folgender Widmung begleitet: 
„Für den Heiligen Vater von seinen Indianerkindern, die ihn lieben und beten, dass Gott ihn schützen möge.“ 
Das Geschenk machte dem Heiligen Vater große Freude, zumal das hübsche Bootmodell, das ihn gleich an die Gondeln seines lieben unvergesslichen Venedig erinnerte.


(Aus: die katholischen Missionen, 1909)

Siehe auch:

Eine besondere Tiara für Papst Leo XIII. aus Papua-Neuguinea

Mittwoch, 12. März 2014

Papst Pius X. als Missionswohltäter


Trotz der eigenen bedrängten finanziellen Lage hat Pius X., unser geliebter Vater, eine stets offene Hand für alle, die an seiner Türe klopfen, nicht zuletzt für die Missionäre. Nur ein Beispiel. 

Am 10. Oktober v.J. hatte P. Heck, der Obere der Marianisten in Japan, beim Papst eine Audienz, bei welcher er u.a. den Plan und die Bedürfnisse der Apostol. Schule von Urakami auseinandersetzte und anfragte, ob er nicht auch beim päpstlichen Schatzmeister anklopfen dürfe. „Gewiss, gewiss“, sagte Pius X., „wir wollen gleich zu ihm gehen. Aber haben Sie sonst noch um etwas zu bitten?“ Hierdurch ermutigt hielt P. Heck um einige besondere Gnaden an, die der Papst in liebevollster Weise bewilligte. 

„Und jetzt“, sagte er lächelnd, „wollen wir zum päpstlichen Schatzmeister gehen und an seiner Tür anklopfen.“ Damit nahm er einen kleinen Schlüssel, öffnete eine Schublade in seinem Schreibtisch, zog eine mit Goldstücken gefüllte kleine Schachtel heraus und überreichte sie dem Missionär. Es war die Gabe, die der Gefangene im Vatikan, obschon selbst arm und seiner Güter beraubt, den armen japanischen Knaben in Urakami zugedachte.
Gerührt und erstaunt rief P. Heck: „Ich wusste nicht, Heiliger Vater, dass der Schatzmeister des Papstes so nahe sei.“ „O“, erwiderte Pius X. einfach, „Wir haben nicht so viele Beamte nötig.“

So spart der Papst in seinem engeren Haushalt, um für den großen Haushalt der Weltkirche etwas übrig zu haben.


(Aus: die katholischen Missionen, 1909)

Dienstag, 11. März 2014

„Ich hab’s doch dem Heiland gesagt“ – ein kleines Eskimomädchen und sein unerschütterliches Gottvertrauen


Nachfolgend eine Geschichte, die uns etwas über das vertrauensvolle Gebet zu Gott lehren kann und mir großen Trost in dieser schweren Zeit für die heilige Kirche Gottes gespendet hat.

Klein-Thereschen, ein Eskimomädchen von der Hudson Bay, übernachtete einmal bei Verwandten, während die Eltern in ihrem Iglu blieben, bei dem es nicht ganz klar war, ob es auf dem Festland oder auf Eis stand.

Das Iglu stand tatsächlich auf dem Eis, denn in dieser Nacht löste sich eine Scholle samt den Iglus von Thereschens katholischen Eltern und deren heidnischen Nachbarn und trieb hinaus in die Hudson Bay. Als die Menschen am Land von dem Krachen des Eises geweckt wurden, war es schon zu spät. Dem Pater blieb nichts anderes, als zum weinenden Klein-Thereschen zu sagen: „Jetzt musst du aber viel, viel beten.“

Gesagt, getan, und die Kleine lief zum Heiland im Tabernakel: „Heiland, du musst sie retten.“ Danach kam sie beruhigt zurück und sagte zum Pater: „So, jetzt kommen die Eltern bestimmt wieder. Ich hab’s dem Heiland gesagt.“ Jeden Tag betete sie lang und innig. Aber die Eltern kamen nicht zurück. Drei Tage vergingen, acht, zehn. Nichts.

P. Turquetil war klar, dass die Leute tot sein mussten, denn sie hatten nichts zu Essen und das Meer würde so oder so nach einiger Zeit das Eis ganz zerbröckeln. Nach drei Wochen betete der Priester nach der Wandlung bei der Messe schon das Memento für die Eltern. Doch Thereschen ließ sich nicht beirren, betete weiter und sagte den Zweiflern: „Ich hab’s doch dem Heiland gesagt, die müssen wiederkommen.“
Nach vier Wochen waren die Eltern noch immer nicht zurück und die Leute schauten mitleidig auf das Kind mit seiner fixen Idee.

Aber am 33. Tag erschien plötzlich etwas am Horizont. Alle schauen und staunen, starr. Auf einem kleinen Stück Eis werden Thereses Eltern mit Ihrem Iglu vom Ostwind zur Küste getrieben. Sie konnten sich in der Zeit von Fischen ernähren. Die heidnischen Nachbarn waren anscheinend ertrunken.


(Aus: die Weltmission der katholischen Kirche, Nr 11/12 1929)

Montag, 10. März 2014

Papst Pius XI. über die wahre Nächstenliebe


Papst Pius XI.

„Wenn diejenigen, die zum Schafstall Christi gehören, sich gar nicht kümmern wollten um alle die anderen, die außerhalb der Hürde umherirren, wie wenig vertrüge sich das mit der Liebe, die wir Gott dem Herrn und allen Menschen schulden.“


„Können wir denn eine schönere und größere Liebe unseren Nächsten erweisen, als wenn wir Sorge tragen, sie der Finsternis des Unglaubens zu entreißen und mit dem rechten Glauben Christi vertraut zu machen?“

(Pius XI., Missionsrundschreiben, Zitate aus: Die Weltmission der katholischen Kirche, Nr. 11/12 1929) 

So müssen laut dem heiligen Jean de Brébeuf die Missionäre bei den Huronen-Indianern sein

St. Jean de Brébeuf
„Was können wir mitten in diesen Wäldern angesichts dieser Indianer als arme Fremdlinge und Diener des wahren Gottes für uns erwarten als Bisse und andere Äußerungen ihrer Wildheit?...Die Wunder müssen in diesem Land folgende sein: Den Wilden Gutes tun, viel Leiden ertragen, und nur Gott klagen...Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die Jesuiten, die hierher kommen wollen, einen ganz besonderen und sehr ausgewählten und hochgemuten Beruf haben müssen. Sie müssen sich und der Welt abgestorben sein, wahrhaft apostolische Männer sein, die nur Gott und das Heil der Seelen suchen, die das Kreuz und die Abtötung innig lieben, die mehr Verlangen nach der Bekehrung eines einzigen Wilden haben, als nach der Herrschaft über ganz Europa, die ein Herz voll von Gott haben, mit einem Wort Personen, die alle ihre Freude in Gott suchen, die Leiden unter die liebsten Freunde zählen.“

(Aus: die Weltmission der katholischen Kirche, Nr. 9/10 1930)



Sonntag, 9. März 2014

Vor 140 Jahren: Inhaftierung des „brasilianischen Athanasius“ für…Verteidigung der Kirche gegen die Freimaurer (Teil 2)

Baron de Penedo, außerodentlicher Gesandter an Papst Pius IX.

Fortsetzung von hier

Interessant sind die Manöver, welche nun von Seite der brasilianischen Regierung ins Werk gesetzt wurden. Ein außerordentlicher Gesandter, Baron de Penedo, wird nach Rom gesandt – er soll es dahin bringen, dass der Papst die brasilianischen Bischöfe tadle; und siehe da, kaum ist er in Rom angelangt, so wissen die Logenblätter schon von seinem Erfolg zu erzählen. Und wie ist er nach deren Angaben zum gewünschten Ziel gekommen? Ein paar Millionen Franken, riefen sie aus, haben den Papst in die richtige Stimmung versetzt. Seht, das Gold ist unfehlbar! 

Doch der Jubel war von kurzer Dauer. Der Logenmeister Saldanha musste selbst bald gestehen, dass die Hoffnungen der Regierung, den Papst für sich und gegen die Bischöfe einzunehmen, gründlich gescheitert seien. Pius IX. hat, so gestand der Großmeister, die Augen vor dem Gold geschlossen, das man im anbot.

Seliger Papst Pius IX.
Man ging noch weiter. Während die Regierung durch die Unterhandlungen des Gesandten in Rom den Anschein zu wahren suchte, als strebe sie nach friedlicher Lösung der Verwicklungen, verurteilte sie gleichzeitig den Vorkämpfer der katholischen Sache, den Bischof von Pernambuco. 
Der oberste Gerichtshof der Kaiserstadt erblickte in dem Vorgehen des Prälaten einen Angriff auf die Verfassung; am 17. Dezember wurde die Inhaftierung des Bischofs beschlossen und am 1. Januar 1874 in Pernambuco ausgeführt. 

Ein Bischof im Gefängnis – das ist stets ein erhebendes und segensreiches Schauspiel! Auch in Pernambuco bewahrheitete sich das. Bereits die ersten Stunden der Haft wurden dem heldenmütigen Bischof durch die reuige Rückkehr vieler Freimaurer versüßt. einer der Hauptanstifter der Exzesse vom 14. Mai 1873 brachte unter nicht enden wollendem Beifall des Volkes ein donnerndes Hoch aus auf den „brasilianischen Athanasius“. 

Marinearsenal vom Rio de Janeiro (Bildquelle: Helder da Rocha from Sao Paulo, Brazil)

Ein festlicher Empfang wartete seiner auch in der Kaiserstadt, wo er in dem ungesunden Marinearsenal eingekerkert wurde. Selbstverständlich konnte der Bischof die Zuständigkeit der Gerichtsbehörden nicht anerkennen, er verweigerte folgerichtig alle Auskunft. „Jesus aber schwieg,“ das war seine einzige Antwort auf die langatmige Anklageschrift. 

Zwei Senatoren, wackere Katholiken und tüchtige Rechtsgelehrte, erboten sich von freien Stücken, seine Verteidigung zu führen. In meisterhafter Rede entwickelte der eine die Nichtigkeit aller Klagepunkte, der andere die Unzuständigkeit des Gerichtshofes in rein geistlichen und kirchlichen Angelegenheiten. Trotzdem lautete das Urteil des Richterkollegiums auf vier Jahre Zwangsarbeit. Am 12. März bestätigte der Kaiser die Verurteilung, „ermäßigte“ aber die Strafe auf vier Jahre einfacher Gefängnishaft.

Bischof Antonio de Macedo Costa, Bischof von Pará
Am 19. Mai wurde ein zweiter Bischof gefänglich in die Kaiserstadt gebracht. Es war der Bischof von Pará, Antonio de Macedo Costa, aus dem Lazaristenorden. Auch er wurde am 1. Juli 1874 auf die nämlichen Anklagen hin zur gleichen Strafe verurteilt. Die Prälaten befinden sich gegenwärtig in den Gefängnissen zweier Festungen an der Bai von Rio de Janeiro. 
Ihr Mut ist freudig und ungebrochen. Die Briefe der eingekerkerten Oberhirten atmen die opferwilligste Hingabe an die heilige Sache und geben zugleich Zeugnis, dass der über Brasiliens Kirche hereingebrochene Sturm zur heilsamen und tatkräftigen Belebung des katholischen Glaubens recht viel beiträgt.

So schreibt der hochwürdigste Bischof von Pernambuco am 2. August 1874 an den Erzbischof von Buenos Aires über „die großartige religiöse Bewegung, zu der die ungerechte Verfolgung den Anstoß gegeben“. Er nennt sie „eine heilsame und gesegnete Bewegung, ein plötzliches und glückliches Aufwachen eines Volkes, das in den Armen der religiösen Gleichgültigkeit eingeschlafen war am Rande eines bodenlosen Abgrunds – des Protestantismus“. 

Nicht bloß werden den gefangenen Bischöfen aus allen Teilen des Kaiserreichs die rührendsten Beweise der Teilnahme ausgesprochen, auch im Senat und in der Kammer findet ihre Sache gewandte und mutvolle Verteidiger, und aus der Mitte der Bevölkerung erheben sich die entschiedensten Vorstellungen und Proteste gegen die verübten Gewaltakte. 

Neue Schritte der Vergewaltigung (d.h. Verfolgung) stellen die Gesetzentwürfe vom 30. Juni in Aussicht. Nach diesen soll von jedem Akt der kirchlichen Behörde, besonders von der Verhängung der Suspension und des Interdikts, der Rekurs an die Staatsgewalt freistehen ( - der „niedere Klerus“ soll eben auch in Brasilien gegen die Bischöfe unterstützt werden-), wer den Entscheidungen der letzteren in Betreff der kirchlichen Strafen irgendwie entgegentritt, soll der Verbannung und falls der Zuwiderhandelnde ein Bischof ist, der Amtsentsetzung anheimfallen. Obgleich die brasilianische Regierung diese entschieden feindliche Maßregel treffen zu wollen scheint, hält sie doch noch die Beziehungen mit Rom aufrecht. 

Ein zweiter Bevollmächtigter, Baron d’Araguaya Domingo José Gonçalves de Magalhaes, überreichte Anfang Oktober in Privataudienz dem hl. Vater sein Beglaubigungsschreiben. Nachrichten aus Rom zufolge soll dieser Diplomat mit dem Abbruch aller Beziehungen seiner Regierung zum heiligen Stuhl drohen, falls letzterer sich nicht bald zu den von Brasilien beliebten Zugeständnissen herbeiließe. 


Glaubt man etwa, der heilige Vater werde die mutvollen Bischöfe, deren Handlungsweise er so lobend anerkannt hat, tadeln oder preisgeben? In Rom beugt man das Recht und die Wahrheit keineswegs, und man hat dort schon viel gewaltigere Drohungen, als die der brasilianischen Freimaurer, nicht gefürchtet, sondern nur mitleidig belächelt.

Die letzten Berichte melden, dass die Regierung wiederholt unter Androhung von Kerker und Zwangsarbeit den Generalvikaren von Olinda und Pará die Aufhebung des über die Bruderschaften verhängten Interdikts befohlen habe. Diese erklärten mit aller Entschiedenheit, dazu gar keine Vollmacht zu besitzen, und Msgr. Vital richtete neuerdings aus dem Gefängnis einen offenen Brief an den ersten Minister Rio Branco, in dem er ihm auseinandersetzte, wie es ganz vergeblich sei, von den Generalvikaren zu verlangen, was der Bischof verweigern musste und immer verweigern muss.

In einzelnen Distrikten Brasiliens hat die Unzufriedenheit der Bevölkerung über vermehrte Steuern, über die neuen Maße und Gewichte, über die Aushebung zum Militär, über die Tarife usw. sich in Aufständen und kleineren Revolten Luft gemacht. So in Paraiba, Buom-Giardino (?), Itambe usw. Die Regierungsorgane schrien sogleich, dass der ultramontane Klerus die Hände im Spiel habe und die Massen fanatisiere. 

Mit regem Eifer wurden nun bei Geistlichen und in Klöstern Hausuntersuchungen angestellt, alle Briefschaften mit Beschlag belegt, Verhöre angestellt; allein was die Regierungsmänner wünschten, fand sich nicht vor; man konnte keine Anklage und auch keinen Scheinvorwand finden, um den Hass des lieben Pöbels auf die Geistlichen zu lenken. Unsere „liberalen“ Zeitungen, z.B. die Augsburger Allgemeine, machen in ihrer liberalen Wahrheitsliebe selbstverständlich den Klerus und ihn allein zum Schuldigen. 

Nach den neuesten Berichten hat der Kaiser die Kammern zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen, um Maßregeln zu beraten, welche dem Land den religiösen und bürgerlichen Frieden wieder schenken können.


(Aus: die katholischen Missionen, 1875)