Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Sonntag, 31. März 2013

Bei den Aussätzigen in Madagaskar

Das Aussätzigenheim der Jesuiten in Ambahiworaka, Madagaskar


Über die Anstalt für die Aussätzigen zu Ambahiworaka (spätere Wirkungsstätte des seligen Jan Beyzym), aus der wir unseren Lesern wiederholt erbauliche Züge erzählt hatten, schrieb P. Taix SJ an seinen Obern Msgr. Cazet, den Apost. Vikar von Madagaskar, die folgenden Zeilen:

„Empfangen Sie einige Nachrichten über die gegenwärtige Lage unseres Aussätzigenhauses für die Hovas. Die kleine, aus ‚Zozoro‘, einer Art Röhricht, erbaute und mit ‚Herena‘, einer Grasart, bedeckte Kapelle ist nun vollendet; ich glaube, sie ist fest genug, um einigemal die Regenzeit zu überdauern, bis eine eigentliche Kirche aus Backstein und Ziegeln sie ersetzen wird. Kaum hatten die Arbeiter Türen und Fensterläden eingesetzt, so gab ich in derselben eine kleine Mission. 

Die erste Messe wurde am ersten Freitag im November (1886) gelesen; da konnten die armen Kranken wieder einmal zur heiligen Kommunion gehen.
Welcher Trost, nach dreieinhalbjähriger Entbehrung denjenigen empfangen zu können, der gesagt hat: ‚Selig die Armen!...Selig die Traurigen!‘ Aber es war hohe Zeit für die alten Kranken, den Katechismusunterricht wieder aufzunehmen, und für die neu dazugekommenen Aussätzigen, damit zu beginnen. Sofort machte ich mich an die Arbeit und habe den Kurs heute Morgen beschlossen.
Die Gemeinde von 88 Aussätzigen, Männern und Frauen, welche wir in jeder Hinsicht zu besorgen haben, folgte den Übungen der Mission mit einer Aufmerksamkeit und mit einem solchen gemeinsamen Eifer, dass sich die Bewohner eines Klosters daran hätten spiegeln können.
Morgens um 5 Uhr standen alle beim Glockenschlage auf; es folgte der ‚Engel des Herrn‘ und das gemeinsame Morgengebet, dann die heilige Messe mit Gesang.
Täglich wurden drei Unterrichte gegeben: zwei vormittags und einer nachmittags. Der Tag endete wiederum mit gemeinsamem Gebete und dem Englischen Gruß. Ich hatte nicht notwendig, meinen Zuhörern, wie anderswo, den Wortlaut des Katechismus und den Text der Lieder einzuprägen; unsere Aussätzigen wissen alle Hauptkapitel wörtlich auswendig, und was den Gesang angeht, sind sie in der ganzen Provinz Imeriana berühmt.
Sie werden selber darüber urteilen können, wenn Sie die Anstalt von Ambahiworaka besuchen, um unsere 40 Neubekehrten die heilige Firmung zu spenden.

Lange bevor mir dieses heilige Werk übertragen wurde, hörte ich das Lob dieser armen Kranken; aber was mir unbekannt war und was ich für unmöglich gehalten hätte, wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, ist das verhältnismäßige Glück dieser von der menschlichen Gesellschaft verstoßenen Kranken.
Es ist wirklich wahr, diese Aussätzigen verkosten in dem Heim, das ihnen die katholische Liebe errichtete, einen Frieden, eine Seelenruhe, ja eine Bequemlichkeit, so armselig ihre Wohnung ist, dass ihnen der Aufenthalt nicht nur erträglich, sondern dank der Liebesopfer aus Europa, selbst lieb und angenehm ist. Das wäre ganz gewiss nicht der Fall, wenn diese von der menschlichen Gesellschaft Ausgestoßenen nicht so viele Freunde und Brüder um sich hätten, welche noch mehr durch Glaube, Hoffnung und Liebe mit ihnen verbunden sind, als durch ihr gemeinsames Leiden. Im katholischen Spitale von Ambahiworaka liebt man sich, verträgt man sich, tröstet man sich, besucht sich und ermutigt sich gegenseitig durch Gebet und durch Geduld.
Ein Kreuzchen aus Messing, ein Rosenkranz, ein Skapulier, ein frommes Bild, ein wenig Weihwasser oder Ignatiuswasser, das sind die Geschenke, die Kostbarkeiten, welche hier allein Geltung und Wert haben.
Sträuße aus Rosen und Lilien bilden den Schmuck über die Festtage. Noch heute Morgen konnte ich es nicht ohne Tränen der Rührung sehen, wie diese Aussätzigen nach der heiligen Messe den Hecken entlang humpelten, um einige Blumen zu Sträußchen zu sammeln, während andere die Wohnungen ihrer Freunde reinigten und schmückten.
Bald darauf besuchten sie sich gegenseitig und beglückwünschten sich; sie feierten nämlich das Fest ihres Patrons, des hl. Stanislaus.“ 

Wir Fügen diesem ergreifenden Briefe eine von P. Taix eingeschickte Abbildung der Leprosenanstalt bei (s. oben). Vor den beiden nur aus einem Erdgeschosse bestehenden Häusern für die Frauen und Männern kauern einige Kranke.
Die kleine Kapelle ist durch die Bäume fast verdeckt; nur das Kreuz und der Giebel sind sichtbar. Das mit Stroh gedeckte Häuschen im Hintergrund ist die Wohnung der Missionäre. Wie aus eben eingetroffenen Berichten hervorgeht, sollte die Anstalt, die augenblicklich 102 Aussätzige beherbergt, durchaus vergrößert werden.
Mit blutendem Herzen musste der Missionär bereits 6 Kranke abweisen, welche um Aufnahme baten, weil die Räume überfüllt sind und weil die Missionäre nur mit größter Anstrengung den Unterhalt für die jetzt schon ihre Mittel übersteigenden Kranken bestreiten können!

(aus: die katholischen Missionen, 1888)

"Ostergeschenk" der Marquette University

Resurrexit sicut dixit, alleluia!

Gesegnete Ostern allen Lesern dieses Blogs! 


Gestern durfte ich eine Art indirektes "Ostergeschenk" im Internet finden. Es sind knapp 60 Jahrgänge der Missionszeitschrift "The Indian Sentinel", die vom "Bureau of Catholic Indian Missions" (Gesellschaft für die katholischen Indianermissionen) ins Leben gerufen wurde.
Sie finden sich auf der Seite der Jesuitenuniversität Marquette University (benannt nach dem großen Indianermissionär und Forscher Jacques Marquette SJ), die darüber hinaus noch ein umfassendes Bilderarchiv zur katholischen Indianermission liefert.


Hier klicken, um zu den Zeitschriften zu gelangen. Rechts unten können die Jahrgänge ausgewählt werden, da "GO" klicken. Die Zeitschriften sind auch druck- und herunterladbar.

Hier finden sich die Fotos. Man kann nach dem Prinzip von oben verschiedene Völker, Regionen und Bildkategorien auswählen.

Samstag, 30. März 2013

Bekehrung des zum Tode verurteilten Sioux-Häuptlings Two Sticks (Teil 2)


Fortsetzung von hier

Am Morgen des 28., etwas nach 8 Uhr, teilte ich ihm mit, dass er ‚heute gehen müsse‘. Er nahm es mit gewohnter Ruhe entgegen.
Die Vollstreckung des Urteils war auf 10 Uhr vormittags festgesetzt. In der Zwischenzeit sang ich ihm mehrere der schönen Lieder in der Sioux-Sprache vor, welche Akte des Glaubens, des Vertrauens, der Liebe und Reue enthielten, betete auch diese Akte und andere Gebete mit ihm, und er war in der besten Stimmung.

Gegen 10 Uhr kamen die Geschworenen, und das Todesurteil wurde ihm nochmals verlesen und durch einen Dolmetscher übersetzt. Er blieb ruhig bis zum Ende.
Auf die Frage, ob er etwas zu erwidern hätte, hielt er eine längere Ansprache an die Umstehenden. Ihr Inhalt war kurz dieser:

‘Ich bin nicht schlechten Herzens, sondern guten Herzens (d.h. nicht traurig, sondern froh). Ich habe den Mord nicht begangen (...). Die Weißen werden eines Tages meine Unschuld erkennen und sich schämen. Auch mein Volk wird sich schämen bei der Nachricht von meinem Tode.
Mein Herz ist gut, und ich liebe alle. Der große Geist hat die Herzen der Menschen gleich gemacht, der Weißen wie der Indianer. Ich habe ein Herz wie die Weißen.
Wäre ich nicht unschuldig, würde ich nicht so gutwillig hierhergekommen sein. Ich sage dies nicht, um frei zu kommen, ich weiß, dass ich sterben muss; aber ich fürchte nicht zu sterben, weil mein Herz meine Unschuld kennt.‘
Er erhob seine Hand wie zum Schwure und begann seinen Sterbegesang. Er hatte immer eine Stentorstimme gehabt, diesmal aber klang sie wahrhaft erschütternd. Es war ein kurzes Gebet zum großen Geiste, zu dessen Haus er im Begriffe stehe zu gehen, und das er öfters wiederholte, bis ich ihm sagte, es sei genug.

Unterdessen hatte man die Riemen mit Schnallen herbeigebracht, um ihn zu binden. Der Dolmetscher sagte ihm, er müsse sich die Hände binden lassen. Er lachte herzlich und sagte: ‚das ist nicht nötig, will schon so gehen.‘ Als ich ihm aber bedeutete, er solle sich erinnern, was ich ihm all diese Tage gesagt, und solle es geschehen lassen, war er sofort bereit.
Jetzt stellte sich heraus, dass sein rechter Arm steif und nicht rückwärts biegbar sei infolge einer früher empfangenen Schusswunde.
So ging jemand, einen Strick herbeizuholen. Dieser Verzug von etwa zwei Minuten verursachte eine peinliche Szene und zeigte wieder, dass der böse Feind nicht schläft und es bis zum letzten versucht.
Eine Anzahl Riemen lagen auf einem Stuhle. Two Sticks nahm einen derselben wie spielend in die Hand, machte eine Schlinge, warf sie über seinen Kopf und versuchte, sich selbst zu erwürgen. Dann trat er einen Schritt zu dem bloß 2-3 Fuß entfernten Eisengitter, hinter welchem zwei andere Indianer, Eagle Louse und Turning Hawk, waren, wollte das Ende des Riemens durch das Gitter reichen und denen bedeuten, sie sollten ihn töten.
Es machte den Eindruck, als wollte er nicht von Weißen getötet werden, obgleich er dies nicht aussprach. Das alles war das Werk weniger Sekunden. Ich streckte meine Hand gegen ihn und rief ihm zu, von einem weiteren Versuch abzustehen. Mit Hilfe der Umstehenden wurde der Riemen gelöst. 


Ich hielt ihm das Böse dessen, was er getan, vor. Er sagte nur ein Wort: ‚inawachni‘, ‚ich wollte schnell machen‘. Nachdem ich ihn zur Reue ermahnt und den Akt der Reue mit ihm wiederholt erweckt, gab ich ihm die Lossprechung, da er sein Unrecht anerkannte.
Wahrscheinlich hat er die Bosheit des Versuchs von Anfang gar nicht so erkannt, bis ich ihm sagte, dass er so den großen Geist beleidigt und nicht in sein Haus eingehen könne. 

Jetzt war er wieder gefasst und ruhig. Solange seine Hände noch nicht gebunden, ging er aus freien Stücken zu allen Umstehenden und schüttelte ihnen die Hand; besonders seinem Verteidiger und mir drückte er sie herzlich und sagte: ‚Ihr, meine Freunde, habt mir beigestanden und geholfen, soviel ihr gekonnt, ich werde euch nicht vergessen, und wenn ich zum großen Geiste komme, für euch beten.‘ Er ließ sich ruhig die Hände binden und ging festen Schrittes hinter dem Marschall her zum Gerüste.
Auf dem Wege noch lud er alle, die ihm nahe kamen, ein nochmals seine Hand zu drücken, und lachte gutmütig dabei.
Nachdem er seinen Platz auf dem Fallbrett eingenommen und seine Beine zusammengebunden waren, betete ich ihm nochmals die Akte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, der Reue und kurze Stoßgebete vor, besonders die heiligen Namen Jesu und Marias. Wie andere bemerkten (ich selbst sah es nicht), nickte er Beifall.
Zuvor hatte er nochmals seinen Indianer-Sterbegesang gesungen, bis ich ihm sagte, es sei genug, worauf er sofort verstummte und auf die Gebete hörte bis zum Ende. 

Wie Augenzeugen später sagten, trat der Tod augenblicklich mit dem Fall ein, der keine halbe Sekunde dauerte. Ein Sarg war für ihn bereit gehalten.
Viele kamen noch, um ihn zu sehen. Allen fiel es auf, wie friedlich seine Züge waren, viel schöner, als er im Leben ausgesehen. Es lag kein Grund vor, ihm das kirchliche Begräbnis zu verweigern, und so wurde er am selben Nachmittag noch auf dem katholischen Kirchhof zur Ruhe bestattet.
Wir dürfen hoffen, dass er im Jenseits einen gnädigen Richter gefunden. R.I.P.

(Aus: die katholischen Missionen, 1895)

Freitag, 29. März 2013

Bekehrung des zum Tode verurteilten Sioux-Häuptlings Two Sticks (Teil 1)

Deadwood, South Dakota


Über die Hinrichtung des Sioux-Häuptlings schreibt der hochw. P. Florentin Digmann SJ (hier links im Bild) von der Pine Ridge-Agentur:

Die Hinrichtung des Sioux-Häuptlings Two Sticks, welcher am 28. Dezember in Deadwood, South Dakota, wegen der ihm zur Last gelegten Beteiligung am Mord der vier Cowboys auf der Pine Ridge-Reservation sein Leben am Galgen geendet, hat in den Zeitungen die verschiedensten Meinungen zu Tage gefördert. Ohne mich auf dieselben einzulassen, will ich im Folgenden nur berichten, was ich selbst gesehen und gehört bei seiner Vorbereitung auf die Taufe und den Tod, welche mir der hochw. Bischof Martin Marty aufgetragen:

„Einige Wochen nach Fällung des Todesurteils schrieb ich an Two Sticks und bat ihn, sich mit dem großen Geiste auf freundschaftlichen Fuß zu stellen, bevor er vor seinem Richterstuhle zu erscheinen habe. Zur selben Zeit sah ihn Mr. Phil Wells in Deadwood. Letzterer brachte mir die Nachricht, dass derselbe sehr wünsche, mich zu sehen.
Auf die Bemerkung, ich könne ihm nicht zur Freiheit verhelfen, alles, was ich könnte und wollte, wäre, ihn zu einem seligen Tod vorzubereiten, gab er zur Antwort: das letztere sei auch alles, was er wolle, er wünsche getauft zu werden und wünsche sich niederzulegen wie ein Mann.

Bald nach meiner Ankunft in Deadwood am 24. Dezember sprach ich beim Sheriff vor und erhielt alle Freiheit, den Gefangenen zu sehen, so oft und so lange ich wollte. Two Sticks war ungemein erfreut, mich zu sehen. Man erlaubte ihm, seinen eisernen Käfig (Zelle) zu verlassen und innerhalb der Gefängnismauern sich frei zu bewegen. Er war fortwährend von einem Beamten bewacht, wovon er selbst aber keine Ahnung hatte.
Oberhalb der Zellen (‚cages‘) war ein freier, geräumiger Platz, wohin wir uns zurückzogen und ungestört miteinander sprechen konnten.
Bald fand ich heraus, dass er noch nicht alle Hoffnung aufgegeben, ein anderes Verhör zu bekommen und sich von dem ihm zur Schuld gelegten Verbrechen zu reinigen.
Einer seiner Mitgefangenen, ein Halbblut, hatte ihm aus Zeitungen alles mitgeteilt, was die Hoffnung nährte. Vielleicht taten er und andere so, den alten 63-jährigen Mann in guter Stimmung zu erhalten; mir aber schien es sehr grausam, und jedenfalls war es nicht die Stimmung, bei der ich eine aufrichtige Bekehrung erwarten mochte.
Deshalb ging ich zuerst zu seinem Advokaten, der Katholik ist und auf den Two Sticks das größte Vertrauen hatte, und bat ihn, dem Armen klaren Wein einzuschenken, dass er keine Hoffnung mehr habe für diese Welt und sich vorsehen solle, gut zu sterben.
So geschah es. Er nahm die Nachricht sehr ergeben an und hörte seit der Zeit mit großer Aufmerksamkeit auf den Unterricht.
Da er stets seine Unschuld am Mord beteuerte, so suchte ich ihn vor allem zu durchdringen mit dem Gedanken an die Allgegenwart, Allwissenheit und Gerechtigkeit Gottes, dem nichts verborgen sei und der nichts vergesse. 

Als er trotzdem bei der Behauptung blieb, wies ich ihn auf den am Kreuze sterben Heiland, der, selbst schuldlos, für unsere Sünden gestorben und dessen erstes Gebet gewesen: ‚Vater, vergib ihnen!‘ 


‚Im Krieg mit den Krähen-Indianern (Crows)‘, sagte er, ‚er habe ich drei Männer getötet und ihre Pferde weggenommen, und deshalb gelte ich bei den Dakotas als ein Häuptling. Aber nie habe ich auf einen Weißen geschossen. Wenn ich Weiße töten wollte, so ist ja Holz genug im Gefängnis, ich könnte es als Waffe brauchen und alle Weißen hier erschlagen; aber das will ich nicht.‘

Hie und da machte sich das Verlangen, zu leben, heimzugehen und den Rest seiner Tage im Frieden als ein guter Mann zu beschließen, doch wieder geltend. Dann sagte er wohl: ‚Ich mag nicht sterben.‘ Dann nahm ich ihn zum Heiland im Ölgarten. ‚Der hatte auch ein menschliches Herz‘, sagte ich ihm, ‚und bat den Vater, verschont zu bleiben. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst, fügte er bei, und das muss jetzt auch dein Gebet sein.‘
Er nahm es an und war wieder zufrieden.

Ein kleines Kruzifix, welches ich beim Unterricht auf den Tisch gelegt, nahm er ganz von selbst und küsste es ehrfurchtsvoll und herzlich. Ich ließ es ihm Donnerstag vor Mittag. Als ich nach Mittag wieder zu ihm kam, hatte er jemand um ein kleines Bändchen gebeten und es umgehängt.
An seiner guten Stimmung konnte ich nicht zweifeln und taufte ihn Johannes Evangelist am Nachmittag desselben Tages. Der Priester von Deadwood, Rev. G. Traynor und sein Anwalt, Mr Willliam McLaughlin, waren als Zeugen zugegen. Das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und die Antworten auf die Fragen: widersagst du dem Satan etc. und: Glaubst du an Gott den Vater usw., sagte er mit kräftiger Stimme.
Am Abend desselben Tages kam von Washington das Telegramm, dass der Präsident ‚sich weigere, sich einzumischen‘, d.h. das Urteil zu ändern. Two Sticks wusste nichts davon, dass sein Anwalt sich nochmals für ihn verwendet. Ich hielt es für klüger, ihm nichts davon zu sagen, bis am nächsten Morgen, dem Tag der Hinrichtung.

Fortsetzung hier

(Aus: die katholischen Missionen, 1895)

Mehr über die Passionsgebräuche auf Sri Lanka



Im Norden Ceylons, in der Diözese von Jaffna finden sich über das Land hin zerstreut die teilweise noch gut erhaltenen Ruinen von etwa 30 Kirchen und Kapellen, die noch aus der Zeit der Portugiesen stammen und an eine Blüteperiode der katholischen Mission erinnern.

Der kalvinische Prediger „Baldäus, weiland Diener des göttlichen Wortes auf Ceylon“ (zur Zeit der holländischen Okkupation), rühmt in seiner „wahrhaftigen, ausführlichen Beschreibung der Insel“ (Amsterdam 1676) die Schönheit dieser katholischen Gotteshäuser und bringt die interessante Notiz, dass sich „meist bei allen Kirchen Theatra oder Schaubühnen“ fanden, wo von den „portugiesischen Jesuitenpatres in heiligen Tagen geistliche Historien dem Volke fürstellig gemacht wurden“. 

Diese Traditionen sind, wie es scheint, heute noch nicht ganz erloschen. Einem Bericht aus Ceylon zufolge fanden zwischen Palmsonntag und Ostern dieses Jahres (1890) in Parapankandal eine Reihe solch religiös-dramatischer Vorstellungen unter ungeheurem Zusammenlauf des Volkes statt.
Am Palmsonntag nach der Predigt begann die Reihe der Vorstellungen mit dem triumphierenden Einzug Christi in Jerusalem.
Die Fortsetzung sollte am Gründonnerstag folgen. Die Kunde hiervon verbreitete sich, und am Mittwochabend lagerten sich ungezählte Schaaren um die Kirche, um im Freien übernachtend den großen Tag abzuwarten.
Die Kirche war festlich geschmückt und unter den hohen Bogen des Choreingangs eine geräumige Bühne aufgeschlagen. Am Donnerstag nach dem feierlichen Morgengottesdienst nahm das eigentliche Passionsspiel mit der Darstellung des heiligen Abendmahles seinen Anfang. Es folgten Szenen im Ölgarten, der Verrat des Judas usw.

Am Karfreitag war die Zuschauermenge auf 6.000 Köpfe gestiegen, die Zahl der Karren auf 108. Auch jetzt ging wieder die liturgische Tagesfeier voraus.
Dann vollzog sich vor den Augen der atemlos schauenden Menge in ergreifender Weise die Kreuzigung Christi, bis er hoch zwischen den beiden Schächern emporragte. Es folgte die Kreuzabnahme, worauf das Bild des toten Heilands in feierlicher Prozession um die Kirche getragen und endlich in das schön bereitete heilige Grab gelegt wurde.
Dieses blieb von der Stunde an bis zum Karsamstag abends von zahllosen Andächtigen umgeben, die zur Verehrung sich herbeidrängten.

Am Ostersonntag kam mit der dramatischen Darstellung der Auferstehung Christi dieses einfache, aber innig fromme und durch den engen Anschluss an die liturgische Feier doppelt wirksame Volksspiel zum freudigen Abschluss.
Dasselbe hat einen tiefen Eindruck bei Christen und auch bei den Heiden hinterlassen.
Das Verdienst, die alten Traditionen so glücklich wieder in Aufnahme gebracht zu haben, gebührt einem einheimischen Priester, dem P. X.N. Sandrasagara O.M.I., dermaligem Pfarrer der obengenannten Gemeinde.

(aus: die katholischen Missionen, 1890)

Donnerstag, 28. März 2013

"Ich gehe auf dem rechten Weg"


Aus China:

Heute um 12 Uhr (am 15. November 1884) klopfte ein Heide an das Tor unseres Hauses und verlangte den ‚großen Mann‘ (den Oberen) zu sprechen.
Man führte ihn sofort ins Sprechzimmer, und auf die Frage unserer Katechisten, warum er den ‚großen Mann‘ sprechen wolle, erzählte er folgendes:

‚Eines Nachts — es ist noch nicht lange her — lag ich leichtem Schlaf, und es kam mir vor, als wandere ich durch eine wüste, unwegsame Gegend. Da sah ich plötzlich in meiner Nähe einen Mann mit einem großen Kreuz auf der Schulter, dessen Antlitz gar schön anzusehen war.
Es drängte mich, ihn zu fragen, wohin er gehe. ‚Ich gehe auf dem rechten Wege‘ antwortete er, ‚möchtest du nicht auch den rechten Weg geführt sein?‘ — ‚Gewiss,‘ sagte ich sogleich, ‚das möchte ich.‘ — ‚Nun gut,‘ erwiderte die Gestalt, ‚so mache dich auf den Weg 700 Li (70 Stunden) weit, bis du in der Nähe der Stadt Na-yan-su zu dem Turm mit der Uhr kommst; dort wird dir der rechte Weg gezeigt werden.‘
Deshalb bin ich nun hier. Aber sagt mir, was ich tun soll; denn schon seit langer Zeit fühle ich etwas in mir, das mir keine Ruhe mehr lässt!
Wir trugen den so merkwürdiger Weise Gemahnten sofort in die Liste der Katechumenen ein, und sobald sein Unterricht beendet ist, wird er die heilige Taufe empfangen.“

(aus: die katholischen Missionen, 1885)

Montag, 25. März 2013

Passionsgebräuche in Sri Lanka

Christusfigur bei Passionsdrama in Jaffna, Sri Lanka

Die Andacht zum Leiden unseres Herrn ist eine der beliebtesten der indischen Katholiken. Die Gebräuche zur heiligen Fastenzeit, die meist noch von den ersten Missionären stammen, haben sich durch Jahrhunderte getreu fortgepflanzt und üben ununterbrochen ihre heilsame Wirkung auf die Gemüter aus. 

So legen in der Diözese Jaffna auf Ceylon die Christen gerne während der Fastenzeit alle Lektüren beiseite, um die „Pasam“, Erzählungen über das Leiden Christi mit Erklärungen, die vor 200 Jahren von dem berühmten und heiligmäßigen Missionär Jakob Gonzalves verfasst wurden, feierlich durchzulesen. Die Lesung geschieht mit lauter, klagender Stimme und vielen Modulationen. Sehr beliebt sind auch die „Oppari“, die Klagelieder der allerseligsten Jungfrau.
Es ist ergreifend, des Abends, wenn die Natur in tiefster Ruhe liegt, diese Gesänge zu Ehren des leidenden Heilandes und seiner Mutter von vielen Stimmen vorgetragen zu hören.

Die Kartage werden durch szenische Darstellungen der Leidensgeschichte gefeiert. Zu den Aufführungen in Jaffna strömen die Katholiken stundenweit herbei, und auch viele Heiden finden sich ein.
Die Stücke und der ganze Apparat sind weit davon entfernt, vollkommen zu sein; aber das Ganze entspricht dem einfachen Sinne der Gläubigen, und die Zuschauer fühlen sich immer wieder tief ergriffen und in ihrem Glauben gestärkt.

Man hat die alten Missionäre oft getadelt, sie hätten sich zu sehr mit Äußerlichkeiten begnügt und zu wenig auf die innere Überzeugung gedrungen. Tatsache ist, dass dort der Glaube erhalten blieb oder leicht wieder geweckt werden konnte, wo die großen äußeren Festlichkeit von Geschlecht zu Geschlecht fortleben.
Ein Band war wenigstens geblieben, das die Neophyten bei gänzlicher religiöser Verwahrlosung und langer Priesternot mit der Mutterkirche zusammenhielt.
Diese Tatsache ist die beste Apologie der alten Glaubensboten, die recht gut das Menschenherz und ihre Neubekehrten verstanden.


(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

Sonntag, 24. März 2013

Der erste Priester vom Stamm der Chippewa-Indianer



Am 8. Dezember 1913 empfing in der Herz-Jesu-Kathedrale zu Superior (Wisconsin) ein Abkömmling der Chippewa-Indianer (hier bei der Primiz links vom Bischof, hier in Soutane) als erster seines Volkes durch Bischof Koudelka von Superior die Priesterweihe. Der junge Priester ist fast rein indianischer Herkunft, nur einer seiner väterlichen Vorfahren war weißer Farbe. Wohl von diesem hat er den Namen Gordon; unter seinen Stammesgenossen heißt er Ti-bish-ko-gi-jik.
Von väterlicher Seite gehört er einer hochangesehenen Häuptlingsfamilie der Sandy Lake Chippewa an, die ihre Sitze an den Quellen des Mississippi haben.
Sie sind schon seit den fünfziger Jahren bekehrt durch den österreichischen (eigentlich slowenischen, heute ehrwürdigen) Priester Baraga, den späteren ersten Bischof von Marquette, der am Obersee (Lake Superior) von La Pointe aus seine apostolischen Wanderungen zu den Indianerstämmen Wisconsins unternahm.
Die Mutter des Neupriesters, A-ta-ge-ke, ist eine Vollblutindianerin aus dem Stamme der Lac-Court-Chippewa.
Dieses Volk ist erst vor einigen Jahrzehnten für die Kirche gewonnen worden; die Großmutter des Neugeweihten empfing erst am Ende ihres Lebens — sie wurde 96 Jahre alt — die heilige Taufe. Ein Bruder der Mutter tritt noch heute beim „Mi-de-wi-wiu“ als Medizinmann auf.

Die erste heilige Messe las der Primiziant am Dreikönigstag inmitten seiner roten Stammesbrüder auf der Odanah-Reservation. Die kleine Kirche war gedrängt voll von Indianern; nur mit Mühe konnte man vorn für die zahlreich herbeigeeilten Priester Plätze freihalten.
Die Chippewa-Predigt hielt P. Odoricus O.F.M., ein alter Missionär des Stammes, der den nun 27 Jahre alten Priester noch als Kind getauft hat. Die englische Ansprache hielt Dr. Moynihan über die Würde des Priestertums.
Dabei erklärte er, dass von den Hunderten von Studenten, die mit Pater Gordon das Thomaskolleg in St. Paul bewohnt hätten, keiner beliebter, freundlicher und frömmer gewesen sei als der junge Indianer.
Zum Schluss gab der Neopresbyter mit besonderer päpstlicher Erlaubnis den apostolischen Segen.


Die theologischen Studien hat der neugeweihte Priester im Seminar von St. Paul begonnen, an der Propaganda und in Innsbruck fortgesetzt und in der Abtei St. Johann in Minnesota beschlossen. Außer dem Chippewa spricht er fließend Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch.

Der junge Priester ist eine willkommene Verstärkung für das Missionspersonal, das unter den Chippewa tätig ist. Der Stamm ist noch ziemlich zahlreich und hat seine Sitze weit zerstreut von Ontario in Kanada bis nach Dakota hinein. In Ontario haben kanadische Jesuiten die Seelsorge für die Indianer.
Die fünf oder sechs Reservate in Wisconsin werden seit 1873 von Franziskanern verwaltet. Der größte Teil des Stammes lebt heute in Minnesota auf fünf Reservaten und vielen kleineren Ansiedlungen. Hier nehmen sich Benediktiner aus der Abtei St. Johann der Chippewa an.
In allen diesen Staaten sprechen die Indianer noch ihre alte Sprache. In Michigan allein ist sie geschwunden; deshalb geschieht hier auch bereits die Seelsorge durch den Weltklerus.


(Aus: die katholischen Missionen, 1914)

Samstag, 23. März 2013

Bilder: Pontifikalamt in der Strafkolonie Neukaledonien und mehr

Pontifikalamt im Freien für die Sträflinge auf Neukaledonien, 1875

Dom Carrerot OP, Missionsbischof aus dem Dominikanerorden 


Indische Schwestern und ihr Klösterchen

Englische Bischöfe im Jahr 1875. Der spätere Kardinal Manning sitzt auf dem Stuhl mit  Lehne, links neben ihm stehend der spätere Kardinal Vaughan.

Freitag, 22. März 2013

AKTUELL: Die Kirche in der Zentralfafrikanischen Republik als Angriffsziel von Rebellen


Neben Mali ist wohl die Zentralafrikanische Republik das nächste Land Afrikas, das von Jihadisten bedroht wird. Der Missionsbischof Juan José Augirre berichtet an den Nachendienst Fides von der Verfolgung der Priester, Ordensleute und Gläubigen und der Plünderung des Kirchenguts.


All ihr Heiligen Afrikas, bittet für sie!


Montag, 18. März 2013

Der Missionar, kein Bote der weltlichen Macht - Papst Benedikt XV in "Maximum Illud"




Nach dem verheerenden ersten Weltkrieg, der der katholischen Mission einen schweren Schlag versetzt hatte (zahlreiche Priester sind im Krieg gefallen, deutsche Missionäre wurden häufig aus ihren Missionen vertrieben), richtet sich Papst Benedikt XV. in seinem Sendschreiben "Maximum Illud" an Klerus und Gläubige, sowohl ermutigend als auch ermahnend. Leider gibt es das Sendschreiben nur auf Englisch, dafür in ganzer Länge unter dem oben blau unterlegten Link. Besonders lesenswert für heutige Zeiten ist der Lob für die Frauen in der Mission, die Ordensschwestern (Punkt 30.). 
Nachfolgend geht der Papst auf die Aufgabe des Missionars als Bote des himmlischen, nicht des irdischen Vaterlands ein.

„Die Erhabenheit und Größe der Aufgabe, der eure Arbeit gilt“, so schreibt er, „möge euch allezeit vor Augen stehen. Es ist euch der göttliche, über alle menschlichen Rücksichten erhabene Beruf geworden, die in der Finsternis des Todes Schmachtenden zu erleuchten und den dem Verderben Zueilenden den Weg zum Himmel zu öffnen. Ihr kennt die vom Herrn an jeden von euch gerichteten Worte: ‚Vergiss dein Volk und das Haus deines Vaters‘ (Ps. 44, 11). 
Seid deshalb eingedenk, dass ihr nicht der Menschen Herrschaft, sondern dem himmlischen Vaterlande Bürger gewinnen sollt. Traurig wäre es, wenn Missionäre ihrer Würde so sehr vergäßen, dass sie mehr an ihr irdisches als ihr himmlisches Vaterland dächten und über Gebühr darauf hinarbeiteten, an erster Stelle die Macht und den Ruhm ihres Landes zu vermehren. 
Es wäre dies eine höchst unheilvolle Vergiftung des Apostelberufs, die dem Seeleneifer des Glaubensboten Kraft rauben und seinen Einfluss schwächen würde. 
Denn auch die wildesten Völker werden leicht gewahr, was der Missionär bei ihnen sucht, und ihr feines Gefühl zeigt es ihnen an, wenn er etwas anderes als ihr geistliches Wohl erstrebt… Es könnte sich leicht beim Volk die Überzeugung durchsetzen, die christliche Religion sei der fremden Nation ausschließlich eigen, und wer diese Religion annehme, stelle sich unter die Vormundschaft und Oberhoheit des fremden Staates und verliere sein eigenes Heimatrecht.

Großen Kummer bereiten uns jene in den letzten Jahren veröffentlichten Missionsberichte, in denen nicht so sehr das Verlangen nach Ausbreitung des Gottesreiches als nach der Vermehrung der Größe des eigenen Landes zutage tritt. Wir können nicht begreifen, dass man dabei ganz vergisst, wie sehr dies die Seelen der Heiden von unserer heiligen Religion abwendig macht. Ganz anders handelt der katholische Missionär, der dieses Namens würdig ist. Er ist sich ständig bewusst, dass er kein Abgesandter seiner Nation, sondern ein Bote Christi ist, und er richtet sein Benehmen so ein, dass ein jeder in ihm den Diener seiner Religion erkennt, die alle Menschen, welche Gott im Geiste und in der Wahrheit anbeten, umfasst und keine Nation ausschließt.

(Aus: die katholischen Missionen, 1920)

Sonntag, 17. März 2013

Firmung vom "Gelben Himmel" - dem letzten heidnischen Indianer der alten Diözese Los Angeles


Aus El Cajon, Kalifornien, wird unter dem 5. Dezember 1919 gemeldet:
Im Sommer des Jahres 1769 landete der Franziskaner Fra Junipero Serra an der Küste des Stillen Ozeans, wo jetzt San Diego liegt. Er flehte zu Gott um die Bekehrung der Indianer jenes fremden Landes.
Heute nun empfing „Gelber Himmel“, der letzte Sprößling eines unbekannten Stammes, die heilige Firmung von der Hand des hochwürdigsten Bischofs John J. Cantwell von der Diözese Monterrey und Los Angeles (heute Erzdiözese Los Angeles, El Cajon gehört zur Diözese San Diego).

So viel man weiß, war „Gelber Himmel“, der über 130 Jahre alt sein soll, der letzte heidnische Indianer in der Diözese, die jetzt das Gebiet der alten Mission einschließt.
Vor zwei Jahren empfing er die heilige Taufe, und es fand sich dann, dass der Indianer, dem Bekleidung bis dahin eine unbekannte Sache war, auch eine Sprache redete, die selbst den Indianern des Südwestens verloren gegangen ist.
Ein Indianer der Mission wurde beauftragt, dieselbe vom „Gelben Himmel“ zu erlernen, und nach einem Jahr war er derselben Meister geworden. Dann wechselten sie die Rollen, und der Schüler begann den Unterricht im Katechismus und der Geschichte unseres lieben Heilands. 


Damit verging wieder ein Jahr, und dann verlangte „Gelber Himmel“, gefirmt zu werden. Bischof Cantwell, dem man die Bitte vortrug, ging auf den Wunsch des ehrwürdigen Greises ein und machte sich auf den Weg über die Berge, die Spuren verfolgend, die Fra Junipero und andere Glaubensboten aus der goldenen Zeit der Missionen Kaliforniens zuerst betraten. 


Die Kunde von der Ankunft des Oberhirten verbreitete sich im ganzen Südwesten, und die Indianer strömten von allen Seiten nach El Cajon; da erneuerten sich die Szenen der alten Missionstage: Lagerfeuer flammten auf; des Nachts erleuchteten Feuersignale die Gipfel der Berge. 

Endlich war der große Tag angebrochen, und die alte Missionskirche war gedrängt voll von den Nachkommen jener, die die erste heilige Kommunion von der Hand des Fra Junipero empfangen hatten.
„Gelber Himmel“, der bei dieser feierlichen Gelegenheit mit einem Überrock bekleidet war und den ersten Hut, den er je besessen, in der Hand hielt, kniete freudestrahlend auf den Stufen des Altars, wo das Sakrament des Heiligen Geistes den hochbetagten Greis zum Streiter Christi weihte.

Schwester Elisabeth Wasmann,
von den Damen des heiligsten Herzens Jesu

(Aus: die katholischen Missionen, 1920)

Der „Missionär des Papstes“

Chinesischer Priester bei der Taufe

Der eifrige Apostolische Vikar von Ost-Tschekiang, Bischof Reynaud, weilte während der zweiten Hälfte des letzten Jahres in der Heimat. Sein erfinderischer Geist hatte einen neuen Gedanken ausgearbeitet, der Missionsnot in China abzuhelfen. Schon lange ist es üblich, das Wohltäter einen einheimischen Seminaristen an Sohnes statt annehmen und zum Priester ausbilden lassen. Sollte es nicht auch möglich sein, in ähnlicher Weise für den Unterhalt dieser Priester bis an ihr Lebensende sorgen zu lassen? Der Bischof legte dem Papst den Plan vor und bat um Segen und Empfehlung.
Benedikt XV. verspricht sich bekanntlich Großes von der Vermehrung des einheimischen Klerus. In solcher Plan war seines Lobes und seiner Empfehlung gewiss. Er tat noch mehr. Er ging den gläubigen mit gutem Beispiel voran. Auf seinen Befehl wurden einer Bank 50.000 Lire überwiesen. Die jährlichen Zinsen von 1.500 Lire sollen auf ewigen Zeiten dem Unterhalt eines chinesischen Priesters dienen. Er wird den Ehrentitel „Missionär des Papstes“ führen.
Ein schöner Zug im Charakterbild unseres Papstes, dessen Hirtensorge alle Länder umfasst, die noch in der Finsternis des Heidentums schmachten.

(Aus: die katholischen Missionen, 1920)

Samstag, 16. März 2013

Wie ein Kruzifix ein afrikanisches Dorf bewegt

Quelle: Dr. Klaus Lambrecht

Tschiblubula ist der Mittelpunkt des blühenden Vikariats Bangaweolo im Süden von Deutsch-Ostafrika. Ein freudiges Ereignis brachte den Ort in der Karwoche 1917 in nicht geringe Erregung.
Eine mächtige Kiste war am Gründonnerstagabend auf der Mission angekommen, ein Geschenk der Katholiken von Montreal im fernen Nordamerika.
Nach der Karfreitagsmesse packte man sie aus.
Gespannt schauten die wenigen neugierigen Schwarzen zu, was wohl zum Vorschein kommen würde.
Als man das Stroh entfernte, zeigte sich das blutige, dornengekrönte Haupt des Gekreuzigten.
Mit einem Schrei des Entsetzens fuhren die Umstehenden zurück. Wie ein Lauffeuer ging’s jetzt durchs Dorf: „Der Christus ist gekommen, auf Stroh, in einer Kiste!“
In wenigen Minuten ist der Missionshof vollgepfropft mit Schwarzen. Alle wollen ihren göttlichen Mfumu (König) sehen. Unmöglich in diesem Menschenknäuel! Der Pater stellt darum das Kruzifix in einem Fenster zur Ansicht.
Jetzt wird’s ruhig. Schweigend wie in Prozession ziehen die Beschauer daran vorüber, immer wieder mit mitleidigem Blick, den Kopf schüttelnd, über die Grausamkeit der Henker, sichtlich ergriffen.
Einer schaut den Heiland an, geht, kommt wieder und verschwindet dann hinter einer Säule, dort auf den Knien den Rosenkranz zu beten. (…)
Andere lassen ihren Grimm an Judas aus, und sehr schmeichelhaft sind die Ausdrücke nicht, womit sie ihn überhäufen.
Andere denken an sich.
„Meine Sünden haben dich getötet, o mein Gott! Es ist mir leid, hab Erbarmen.“
Eine Frau schließt sich in ihre Hütte ein und weint den ganzen Tag.

Ein armes, altes Mütterchen kommt.
Man taufte es einst in Todesgefahr. „Pater“, sagt sie, „meine Augen sind fast erloschen. Von hier aus kann ich nichts sehen. Lass mich ganz nah zu meinem Mfumu kommen.“
„Komm, Mütterchen, und betrachte ihn nur.“ Ihre runzligen Wangen berühren fast die Seitenwunde. Da sieht sie die rote Farbe. „O Pater, Blut!“ sagt sie und fährt erschrocken zurück. „Schau nur zu, fürchte dich nicht.“
„Nein, nein, Pater, das ist genug. Ich hab’s gesehen: der Herr der Menschen und aller Dinge ist verwundet. Ich habe sein Blut gesehen“, ruft sie und mit Tränen im Auge streckt sie die Arme aus, wie Blinde tun, um ihren Weg zu tasten.

Solche Ergriffenheit hätte man hinter den Babemas nicht vermuten sollen. Vor 25 Jahren noch machten sie sich nichts daraus, die Leute zu verstümmeln, ihnen die Augen auszustechen, ihnen Ohren, Nase, Hände abzuschneiden. Die Berichte ihrer einstigen Raubtaten sind eine schreckliche Lesung. Aus den Wölfen sind Lämmer geworden.

Aber mit bloßen Gefühlen begnügten sich die Schwarzen in jener Karwoche nicht. Nie wurden die Ostertage in Tschilubula mit solchem Eifer begangen wie jetzt.
4000 heilige Kommunionen wurden am Ostersonntag ausgeteilt, eine hohe Zahl für die Station, die damals neben 5516 Katechumenen nur 5827 Christen in einem Umkreis von mehreren Tagereisen zählte. 

Noch größer war der Eifer der Neuchristen beim nächsten Osterfest 1918. Hören wir einige Stellen aus dem Bericht des Misisonärs:
„Einige Christen sind vier Tage weit zur Hauptstation marschiert, die von Bena Musoa kamen 100 km weit.
Die wilden Elefanten könnten zwar in ihrer Abwesenheit ihre Felder zerstören, aber „Gott ist mächtig genug“, sagen sie, „uns und unser Eigentum zu beschützen“.
In den 139 Dörfern der Station blieben nur wenige Christen zu Hause. Alle wollten ihre Ostern halten. Bei ihrer Ankunft in Tschilubula hörten die Pilger, die dortigen Christen hätten die ersten drei Tage der Karwoche täglich morgens und abends Christenlehre gehabt. Jetzt ruhten sie nicht, bis man auch für sie einen Unterricht abhielt.
„Pater“, betteln sie, „wir bitten dich, lass uns nicht im Stich. Wir sind ja deine Kinder. Sprich auch zu uns vom lieben Gott.“ 

Am Gründonnerstag ist die Kirche gedrängt voll. Den ganzen Tage knien die Gläubigen abwechselnd vor dem Allerheiligsten. Was wohl in ihrem Krauskopf vorgehen mag?
Ein altes Mütterchen kommt aus der Kirchtür.
„Mutter Elisabeth, du hast wohl viele Zerstreuungen gehabt, dass du so lang in der Kirche geblieben bist?“ meinte der Pater scherzend.
„Nein, Pater“, lautet die Antwort, „von Zerstreuungen weiß ich nichts. Ich hab nur dem Mfumu meine Aufwartung gemacht.“

Nächtliche Anbetung haben wir noch keine hier. Um 10 Uhr abends schließen wir die Kirche.
Da entdeckt der Pater Superior zwei Frauen, die sich hinter einem Pfeiler verstecken wollen. Er weist sie hinaus. „Es wird geschlossen, geht schlafen! Morgen früh könnt ihr wieder kommen.“
Aber sie bitten: „Napata Bwana — ich bitte dich, Pater, lass uns doch die Nacht hier bleiben. Wir haben das Beten nötig.“
Es sind Soldatenfrauen. Ihre Männer sind im Krieg (Anm.: erster Weltkrieg).
Ist nicht der Sergeant Tschengamafaseh trotz seines Lungenschusses mit dem Leben davongekommen, weil seine Frau, die Therese, so viel für ihn gebetet hat?
„Wir wollen den lieben Gott auch zwingen, dass er unsere Männer am Leben erhält“, sagen sie.
Zwar bleibt ihre Bitte, in der Kirche bleiben zu dürfen, ohne Erfolg, aber dafür sitzen die beiden am nächsten Morgen um 4 Uhr bereits wieder im Gotteshaus mit einer guten Anzahl von Neuchristen, um ihr gewaltsam unterbrochenes Gebet fortzusetzen.

Wenn sonst die Sonne untergegangen ist, sammeln sich die Neger um das Feuer und erzählen sich ihre Geschichten bis tief in die Nacht hinein.
Aber diesmal nicht — Tschikwekweh, der wackere Polizist von Tschilubula, ist in alle Viertel des Ortes gegangen und hat seinen Pflegebefohlenen eine Rede gehalten, die also lautete:
„Ihr alle, Leute von Tschilubula, und ihr Fremden, höret zu: Unser Mfumu ist jetzt im Leiden, und morgen wird er sterben.
Vermehrt nicht durch euren Lärm seine Schmerzen. Ihr Brüder und ihr Mütter, ihr alle, Christen und Heiden, haltet Ruhe! Ich beschwöre euch, denn unser Herr hat gelitten und ist gestorben für uns.
Besonders ihr jungen Leute, hütet euch, den Kabokeh (Tanz) zu tanzen, bevor der Herr Jesus auferweckt ist!“
Manch ein armer Heide mischt sich am nächsten Morgen heimlich unter die Christen, um auch die Füße des gekreuzigten Heilands zu küssen. „Ist er nicht auch für uns gestorben?“ sagen sie.

Am Karfreitagnachmittag ist Kreuzwegandacht. Der hochwürdigste Herr spricht dabei vom Leiden Christi und weist auf das große Kruzifix hin, das letztes Jahr aus Amerika kam, und kein Auge bleibt trocken.
Den ganzen Tage kommen die Gläubigen ohne Unterbrechung zur Verehrung des heiligen Kreuzes. Sie bringen ihre noch heidnischen Verwandten und Freunde mit und halten ihnen mit halblauter Stimme eine kleine Ansprache.
„Schau, das ist er, der für uns gelitten hat. Er ist für dich gestorben, we munsenschi, für dich, Heide. Bist du es nicht leid, ein Heide zu bleiben?
Schau doch auf seine Wunden, diesen Lanzenstich in seiner Seite! Du hast diese Nägel in seine Füße getrieben und in seine Hände. O, du hast kein Mitleid mit ihm, wenn du noch auf den Teufel hörst.“

Und die Leute kommen nicht mit leeren Händen. Die Männer geben ihr Scherflein vom sauer verdienten Trägerlohn, die Frauen bringen in ihren Körben Früchte, Mehl u. dgl. als Opfergabe. Dann kommt der Ostertag.
Zwei Priester sind 1 ½ Stunden mit dem Austeilen der heiligen Kommunion beschäftigt. 5000 Kommunionen zählt man dieses Jahr am Osterfest.
Wir Christen in Europa könnten noch mancherorts von unsern schwarzen Glaubensbrüdern lernen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1919)

Freitag, 15. März 2013

Lebendiger Glaube und strenges Fasten in Uganda



Wie groß der Eifer der Bagandachristen für ihren heiligen Glauben war, zeigte sich, als ihre rasch angewachsene Zahl vor 16 Jahren einen Neubau an Stelle des alten Rohrkirchleins in Rubaga, der Landeshauptstadt, notwendig machte.
Der Plan eines Kirchbaues wurde mit Begeisterung aufgenommen. Es gab zwar keine Kirchenfonds oder Kapitalisten, aber auf eines konnte man sicher zählen, auf den guten Willen und die arbeitsbereiten Hände der schwarzen Christen. Der Neubau sollte aus Ziegelsteinen errichtet werden. Lehm, mit Kuhmist durchknetet, wurde an der Sonne getrocknet; so kamen viele Tausende Bausteine zusammen.
Da halfen alle mit. Selbst einer der Regenten und Minister, der wackere Stanislaus Mugwanya, hielt es nicht unter seiner Würde, mit gutem Beispiel voranzugehen und mit seiner gleichgesinnten Gemahlin Mörtel und Sand auf dem Kopf herbeizutragen. Sein Beispiel fand freudige Nachahmung.
Ganze Familien konnte man sehen, die, vom Kleinsten bis zum Größten, Taglöhnerdienste leisteten und, je nach Kräften, bis zu fünf Steine auf einmal herbeischleppten, und das war nicht wenig, denn die Steine waren groß und massiv. 

So wuchs der Riesenbau, auf sechzehn Säulen gestützt, wie man dergleichen noch keinen im Land gesehen hatte. Es fiel niemand ein, Lohn zu beanspruchen (eine bescheidene Löhnung erhielten nur die ständig angestellten Arbeiter) — wusste man doch, für wen man arbeitete. Als die nötige Höhe erreicht war, wurde der Dachstuhl aufgesetzt.
Inzwischen eilten die Frauen in die Täler, wo in den Sümpfen das Riedgras wuchs, und brachten es in großen Bündeln zum Bauplatz, denn damit sollte die Kirche gedeckt werden, und wohl einen halben Meter dick waren die Schichten. 

Über dem Hochaltar war auch eine Decke aus feinstem Flechtwerk mit künstlichen Mustern hergestellt — darin sind unsere Schwarzen Meister! Dann wurde noch der Boden festgestampft und mit dem natürlichen Teppich belegt, den der Wald lieferte — feines, langes Gras, von weither geholt und von den vornehmsten Frauen mit solcher Sorgfalt ausgebreitet, dass auch nicht ein Hälmchen schief lag.
Freilich mussten sie es sich gefallen lassen, dass ihre strengen Herren und Gebieter sie dabei bisweilen beargwöhnten — aber ganz mit Unrecht — und heimlich nachsahen, ob die Grasschicht auf der Männerseite ebenso dicht wäre wie auf der der Frauen.
So wurde der Bau und die innere Ausstattung mit Liebe und Fleiß vollendet und die Kirchweih mit großer Feierlichkeit und großem Jubel begangen.
Mit welcher Freude und Andacht kamen sie, um dem Herrn des Himmels ihre Huldigung darzubringen! Da drohte schon bald nach Vollendung der Kirche der stolze Bau in Schutt und Asche zusammenzusinken.
Auf dem Dachstuhl brach Feuer aus, im Nu stand ein Teil desselben in Flammen. Wasser war rar, die Quelle entfernt, Löschapparate unbekannte Dinge. Was tun?
Vor dem Gotteshaus stand eine Gruppe von etwa zwanzig Frauen, darunter eine der früheren Frauen des Königs.
Ohne sich zu besinnen stürzten sie in die brennende Kirche und flehten hier, die Hände bittend zu Maria erhoben, in kindlichem Vertrauen: ‚O Maria, o unsere Mutter, sieh das Haus deines Sohnes brennt! Unser neues Gotteshaus, das wir mit so viel Mühe gebaut haben! Hilf uns! Lösch das Feuer! Du musst helfen! Geschwind, hör uns!“ In diesem Ton ging es fort, bis nach zwanzig Minuten das Feuer von selbst wieder erlosch. Ihr Gebet war erhört.

Wie bei solchen außerordentlichen Anlässen, so zeigt sich der Glaubensgeist unserer Christen auch im täglichen Leben.
Ergreifend ist es, wenn die Tausenden, die im engen Raum sich drängen, bei der Erhebung der heiligen Hostie in der heiligen Wandlung mit einer Stimme begeistert in den Ruf ausbrechen: Mukama wange na Katonda wange — „Mein Herr und mein Gott!“ — ein Ausbruch lebendigen Glaubens und kindlicher Liebe. 

Und in der heiligen Fastenzeit! Alles strömt herbei, am Aschermittwoch die geweihte Asche zu empfangen zum Zeichen der Buße. Aber man glaube ja nicht, dass diese schwarzen Christen sich mit dem Sinnbild der Buße begnügen.
Sie beobachten auf das strengste die Kirchengebote, die zur Buße auffordern, ja dieselben waren für sie noch verschärft worden. Sie enthalten sich während der ganzen Fastenzeit, auch an Sonntagen, des Fleisches.
An allen Fastagen wird das Fasten erst zu Mittag durch einen kleinen Imbiss gebrochen, der gewöhnlich nur in einigen rohen Bananen besteht; am Abend wird die eigentliche Mahlzeit genommen, meistens auch nur ein Gericht von gekochten Bananen — das sog. Matoke oder Mmere, das Nationalgericht der Baganda. 

Als Leo XIII. von diesem strengen Fasten seiner schwarzen Kinder Kenntnis erhielt, trug er dem Apostolischen Vikar auf, dasselbe zu mildern, den Fleischgenuss am Sonntag zu gestatten. Sofort nach seiner Rückkehr in sein Vikariat entsprach derselbe dem Wunsch des Papstes.
Aber bald darauf kamen aus allen Provinzen des Landes Abordnungen der Katholiken, die alle in demselben Sinn Einspruch erhoben: „Hochwürdigster Herr Bischof“, sagten sie, „wir sind nur arme Neger und noch nicht imstande, großen Tugenden zu üben — aber fasten — das können wir! So lass uns denn weiter fasten, wie wir es bisher getan!“

Und so blieb es dabei! Man sieht, dass ihnen auch die Demut nicht ganz fremd war. Dass auch die einzelnen dieser Verpflichtungen gewissenhaft nachkommen, berichten uns einige Zeilen aus der Reisebeschreibung jener Großen von Uganda, die vor Ausbruch des Krieges Europa besuchten.
Trotz der ungünstigen Jahreszeit, des kälteren Klimas und der ungewohnten Kost beobachteten die vier Reisenden inmitten ihrer Fahrt durch Italien, Frankreich und England das strengste Fasten und gestatteten sich außer einer Tasse Tee zu Mittag nur die einzige Mahlzeit am Abend, denn es war Fastenzeit.

Doch, um wieder nach dem dunklen Erdteil zurückzukommen: Am Palmsonntag kommen sie alle, selbst die Kleinsten auf dem Rücken der Mutter, mit Palmen — es gilt ja, den König des Friedens feierlich zu empfangen und zu begrüßen. Sobald sein Stellvertreter, der Priester, aus der Sakristei tritt und dem Altar sich nähert, geht ein Rauschen durch die Kirche, als wenn der Wind im Palmenhaine spielte, denn alle Hände heben die grünen Zweige hoch und winken und grüßen mit solcher Begeisterung, dass der Priester zuweilen den Eifer der guten Leute mäßigen muss, bis dann beim Evangelium die Szene sich erneuert.
Und wenn am Schluss der Exerzitien der Karwoche die Taufgelübde erneuert werden und der Missionär von der Kanzel herab an das Volk die Fragen richtet: „Glaubt ihr an Gott den Vater?...Widersagt ihr dem Satan?...Dann erheben alle die Hand zum Schwur, und die Antwort hallt durch die Kirche: „Wir glauben, wir glauben, wir widersagen!“
Und wenn die schwarzen Christen auch nicht verstehen, warum sich die christlichen Glaubensbrüder in Europa im grimmigen Bruderkrieg zerfleischen, sie haben auch im Krieg ihren Glaubensgeist und ihre Anhänglichkeit an ihre Missionare bewiesen.
Die Hunderten von Katechisten, deren Aufgabe durch den Wegzug so vieler Patres nicht leichter geworden ist, haben sich erboten, ihre Tätigkeit unbesoldet fortzusetzen.
Das gläubige Volk bemüht sich, für die Bedürfnisse seiner Kirchen selbst aufzukommen, viele Christen arbeiten um Gotteslohn für ihre Missionäre, um denselben die Sorgen für ihr tägliches Brot zu nehmen.

Gewiss, wenn irgendwo, dann hat in Uganda der Samen der Märtyrer herrliche Früchte getragen!

Schwester Maria Restituta (Anm.: nicht die selige Maria Restituta Kafka)

(aus: die katholischen Missionen, 1918)

Mittwoch, 13. März 2013

¡Viva Nuestro Papa Francisco! - der erste Papst aus Lateinamerika




Ein sehr demütiger Mann, das kann man wohl schon sagen. Möge unser Herr unserem heiligen Vater Franziskus die Stärke geben, die heilige Kirche in dieser schweren Zeit zu stärken.

Unsere Liebe Frau von Luján, bitte für uns! (Quelle: Photo-Monique)



Seliger Ceferino Namuncura, erster Seliger Argentiniens, bitte für ihn!

Ein Denkmal für Papst Benedikt XV. in Istanbul

Statue von Papst Benedikt XV. in Istanbul

In der Kathedralbasilika des Heiligen Geistes zu Konstantinopel soll dem Papst ein Denkmal errichtet werden, um ihm für alles, was er zur Linderung der Leiden des Krieges unternommen hat, den Dank der Völker des Orients zu bezeugen. Es hat sich deshalb ein Ausschuss gebildet, der zur Sammlung von freiwilligen Gaben auffordert.
Als Zweck der Sammlung wird im Aufruf angegeben „die Errichtung eines Denkmals zu Ehren des großen Papstes in der tragischen Stunde der Welt, Benedikts XV., des Wohltäters der Völker ohne Unterschied der Rasse und Religion.“
Der Plan wurde mit allgemeinem Beifall aufgenommen und von der Presse wärmstens empfohlen.
In der Liste derer, die Beiträge zeichneten, erscheint als erster der Sultan. Es folgen der Thronfolger, der Khedive von Ägypten, der Präsident der armenischen Republik, der schismatisch-armenische Patriarch, der Vertreter des georgischen Patriarchen, der Groß-Rabbiner, Mitglieder der türkischen Kammer, türkische Banken, Eisenbahn- und Handelsgesellschaften und viele Privatleute. Es verdient erwähnt zu werden, dass alle Gaben von Nichtkatholiken gezeichnet sind.
So ehren Mohammedaner, Juden und Schismatiker den Statthalter Christi als Wohltäter der Menschheit in der dunkelsten Stunde ihrer Geschichte. Wann werden seine Grundsätze, auf denen allein sich ein dauerhafter Friede aufbauen lässt, endlich durchdringen?


(Aus: die katholischen Missionen, 1919)

Dienstag, 12. März 2013

Wie gutes Beispiel wirkt: eine Mutter und ihre drei Töchter treten bei den Dominikanerinnen ein



Über die Liebestätigkeit der Dominikanerschwestern im Dienste der Aussätzigen von Cocorita haben wir bereits vor vielen Jahren berichtet.
Inzwischen erfahren wir, wie das heroische Beispiel der guten Schwestern auf eine vornehme Dame und ihre drei Töchter solchen Eindruck gemacht hat, dass sie zusammen den Entschluss gefasst haben, die Welt zu verlassen und in die Reihen dieser christlichen Heldinnen einzutreten.

Madame de Herera, aus einer der angesehensten Familien Venezuelas stammend, war, seitdem sie Witwe geworden war, nach der Insel Trinidad übergesiedelt, hatte hier die Schwestern und ihr Werk kennen und bewundern gelernt.
Mutter und Töchter traten in Frankreich ins Noviziat der Dominikanerinnen ein und erhielten am 30. August 1890, am Feste der hl. Rosa von Lima, der Lilie von Peru, aus der Hand des Bischofs von Evreux den Ordensschleier. 


Die Mutter erhielt den Ordensnamen Johanna de Aza, der Mutter des hl. Dominikus, ihre drei Töchter die Namen der heiligen Erzengel: Michael, Gabriel und Raphael.

(aus: die katholischen Missionen, 1892)

Montag, 11. März 2013

Der kindliche Brief eines Indianers an seinen Missionsbischof



Elk Island. An meinen ehrwürdigen Vater, den großen Mann des Gebets (Bischof) Isidor Clut.
Es ist schon lange her, dass ich Dir geschrieben habe. Darum will ich wieder einmal schreiben. Alle Briefe, die Du an mich gesandt hast, hat man mir gebracht. Ich bin darüber sehr zufrieden; meine Frau auch; wir sagen Dir beide Dank.
Für das Bild Deines Angesichtes (Photographie) habe ich ein schönes Holz (Rahmen) gemacht, dasselbe darin befestigt und in meinem Hause aufgestellt. So oft ich es sehe, denke ich an Dich. Zwar ist es nicht Dein wirklicher Leib, aber es ist mir doch so, als ob ich Dich wirklich gegenwärtig sähe, und ich bin darüber glücklich. Ich habe aber noch mehr zu sagen.

Du hast mir einst von der anderen Seite des großen Wassers (von Frankreich) aus geschrieben, und Du sagtest damals: ‚Ich werde auf dem Kanu wieder zu euch zurückkommen.‘ Ja, das hast Du damals gesagt; erinnerst Du Dich noch? Ich war darüber sehr zufrieden. Aber einige Zeit  darauf hast Du wieder geschrieben vom Land der Großen Messer (USA) aus, und da hast Du gesagt: ‚Ich kann nicht zu euch kommen, da ich sehr krank bin.‘ Ja, das hast Du gesagt. Als ich aber diesen Brief sah, da war ich erstickt von Schmerz, und viele, viele andere waren erstickt von Schmerz.

Du selbst hast gesagt: ‚Die Montaignais lieben mich sehr.‘ Ja, so ist es. Vielleicht werden wir Dich nicht wiedersehen hier auf Erden. Allein, falls wir gut beten, Du für uns und wir für Dich, wird Gott Erbarmen haben mit uns, und wir werden uns wiedersehen in einem anderen Land, und unser Herz wird dann voll Freude sein. Wenn Gott es will, ist es nicht schwer. 

Ich will Dir jetzt noch anderes sagen. Ich danke Gott, dass sowohl ich als meine Frau und meine Kinder alle gesund sind. Mehr noch, die (…), die weißes Fleisch haben, sind gut gegen mich. Eines muss ich Dir noch sagen. Das, wovon man lebt (Fleisch), haben wir in diesem Fort die Menge; Fische aber sind rar. Es gab gar keine letzten Herbst; von dem aber, was die Erde gewährt (Kartoffeln), gab es die Fülle. Noch niemals haben wir früher so viel davon gehabt. Wenn also auch die Fische rar sind, so haben wir doch genug, um einen guten Winter zu verleben, und darüber bin ich froh.

Noch etwas anderes muss ich Dir sagen. Was meine Kinder anbetrifft, die bei den Schwestern wohnen — Du wirst Dich doch noch erinnern, nicht wahr? — so habe ich Michel wieder nach Haus geholt, und ich werde im Sommer auch Elsbeth abholen.
Solltest Du’s wohl glauben, der protestantische Missionär hat zu mir gesagt: ‚Lass mich deine Kinder unterrichten, die Katholiken unterrichten nicht gut; nur wir unterrichten gut.‘ Du weißt, dass ich dazu nicht ‚Ja‘ gesagt habe.
Er sagte mir weiter: ‚Die Katholiken fordern für den Unterricht von den Eltern Geld, wir aber tun so etwas nicht, sondern bei uns heißt es: ‚Wir dürfen nicht das Geld der Armen nehmen‘. Solches hat er öfter zu mir gesagt; aber ich habe bis heute ihn keiner Antwort gewürdigt.
Was die Religion betrifft, so ist er darauf noch nicht zu sprechen gekommen: Er weiß wohl, dass es umsonst wäre. Man sagt, er habe schon etliche Montaignais betreffs ihrer Religion behelligt. Gegen mich hat er es aber noch nicht gewagt.

Noch eines. Weil Du nicht darum gebeten hast, so schicke ich Dir diesmal keine Mokassins. Wenn Du welche wünschest, scheu Dich nicht und sage es mir. Wenn meine Frau gesund bleibt, wird es leicht sein, sie Dir zu verschaffen; wenn nicht, dann wird es freilich schwer halten. 

Ich schließe; ich habe nichts anderes mehr Dir zu erzählen. Dein Kind, von dem Du Beweise hast, dass es Dich liebt. Michael Malville. Dies sind seine Worte.

(aus: die katholischen Missionen, 1892)

Samstag, 9. März 2013

Die katholische Kirche als Vorkämpferin für Frauenrechte in Ägypten


Aus einem Artikel über die Lage der koptisch-katholischen Kirche in Ägypten habe ich folgende interessante Passage entnommen, die ganz und gar nicht in das heute so weit verbreitete Bild der "frauenverachtenden" katholischen Kirche passt:

(…) Eine Schattenseite bietet die Stellung der Frau. Der Einfluss des Islam hat sich in dieser Beziehung sehr stark geltend gemacht, sodass die christliche Frau ähnlich wie die Mohammedanerin ein ganz abgeschlossenes Leben führt und weder im öffentlichen noch häuslichen Leben etwas bedeutet.
Sie darf nur verhüllt draußen erscheinen und ist eher die Dienerin als die Gefährtin ihres Mannes. Folgerichtig ist ihr die Möglichkeit geistiger Ausbildung versagt, und sind Lektüre, Musik, Nadelarbeiten und dergleichen ihr meist unbekannte Dinge.
Selbst in der Kirche dürfen sie wie Klausurnonnen nur hinter einem Gitter dem Gottesdienst beiwohnen.
Erst die Ankunft der einheimischen syrischen Schwestern (Mariamettes), die seit kurzem in Minia ein Noviziat und in Tahta eine Mädchenschule gegründet haben, hat hierin bereits eine Besserung gebracht.
Alle angeseheneren Familien schicken ihnen ihre Kinder zu und sind ganz entzückt, den Umschwung zu sehen, der mit den Mädchen vor sich geht.
So dürften auch diese allmählich zur vollen Freiheit der Kinder Gottes und in den Genuss der ihnen so lange entzogenen Rechte im Kreis der Familie gelangen.

(aus: die katholischen Missionen, 1902)

Freitag, 8. März 2013

Offizielle Seite zur Seligsprechung von Dom Vital, dem Kämpfer gegen die Freimaurer in Brasilien

Vital Maria Gonçalves de Oliveira O.F.M. Cap, Bischof von Olinda-Recife

Gestern habe ich die interessante offizielle Seite zum Seligsprechungsverfahren von Bischof Vital Maria Gonçalves de Oliveira gefunden, leider hat sie ein (nicht so kleines) Manko: sie ist nur auf portugiesisch.
Wer jedoch portugiesisch oder auch Spanisch kann, der wird eine interessante Biografie und einige Zitate von dem Bekennerbischof finden. Für alle anderen gibt es unter "Multimedia" Bilder von Dom Vital und einigen von ihm verwendeten liturgischen Gegenständen, Büchern und Kleidungsstücken ("verwendet" deshalb, weil er als Kapuziner wohl kaum etwas besessen hat).
Sollte er kanonisiert werden, wäre er der zweite in Brasilien geborene Heilige der katholischen Kirche und zweite Franziskaner nach Frei Galvão.

Donnerstag, 7. März 2013

La Consolata - Ein Marienbild auf Reisen

Qaraoun-See, Bekaa-Ebene, Libanon


Zwischen den Bergketten des Libanon und Antilibanon erstreckt sich in einer Länge von etwa 25 Stunden die fruchtbare, durchschnittlich 3-4 Stunden breite Ebene El Bekaa, das Cölesyrien der Alten. Wenn man von Beirut aus, den Windungen der schönen Straße folgend, welche über das Gebirge führt, zwei Drittel der Höhe des Jebel Sannin erklommen hat, so breitet sich vor dem Auge des Wanderers ein bezauberndes Bild aus. 300 oder 400 m unter sich erblickt er gleichsam einen Garten, der durch viele Wasseradern durchschnitten ist und in dem hohe Bäume mit Feld und Weideland lieblich wechseln. In der Nähe der Straße, etwa halbwegs zwischen beiden Bergketten, gewahrt man einen Bauernhof, dessen Gebäude nach europäischer Art aufgeführt sind; dazwischen
steht eine ziemlich schmucke Kapelle, mit einem schlanken Türmchen, dessen Spitze die Statue U.L. Frau vom Troste ziert. Das Bild der Mutter Gottes, das in diesem Kirchlein verehrt wird, hat seine Geschichte, und diese führt uns aus dem Libanon zunächst nach Algier.

Msgr. Dupuch, der erste Bischof von Algier, hatte Knabenwaisenhäuser gegründet. Unter der Leitung des P. Brumauld S.J. war Ben-Aknun, die erste dieser segensreichen Anstalten, nach siebenjährigem Bestand, zu eng geworden. Man musste 1850 eine neue Anstalt gründen und erhielt dafür von der Regierung unter gewissen Bedingungen ein Feld bei Bussarik für 20 Jahre. Dazu wurde noch ein bedeutendes Stück Land vom Stamm der Sidi-Habid gekauft.
Der ganze Besitz war eine Wüste, ein ungesunder Sumpf voll Dornen, Schilf und dichtem Gestrüpp, in welchem nicht nur Hyänen und Wildschweine hausten, sondern das selbst von Panthern unsicher gemacht wurde.
Einige durch die Revolution von 1848 aus Piemont vertriebene Jesuiten wollten trotz des gefährlichen Klimas und trotz der elenden Bodenbeschaffenheit wenigstens den Versuch wagen, diese Einöde urbar zu machen.
Unter ihnen befand sich ein frommer italienischer Laienbruder Namens Favero; dieser erbat sich als eine Art Lohn für die harte und mühevolle Arbeit die Erlaubnis, dem also gewonnen Ort einen Namen geben zu dürfen, der ihm eine süße Erinnerung war — den Namen U.L. Frau vom Troste, Madonna della Consolata.

Unter diesem Titel wird schon viele Jahrhunderte in Turin ein berühmtes Gnadenbild verehrt, von dem viele Wunder verzeichnet sind. Der hl. Karl Borromäus und der hl. Franz von Sales waren besondere Verehrer U.L. Frau della Consolata; auch Pius VII. wollte das wundertätige Bild nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft besuchen. Am 20. Juni 1829 wurde es feierlich gekrönt.
Der gute Br. Favero war ebenfalls ein demütiger und frommer Verehrer dieses Gnadenbildes seiner Heimat. Als er nun von den Obern die Erlaubnis erhalten hatte, das Feld von Sidi-Habid mit dem Namen U.L. Frau vom Troste zu nennen, wurde mit kirchlicher Erlaubnis eine beglaubigte Abbildung des Gnadenbildes in Turin gemacht.
Dieselbe kam im Mai 1851, dem Mariä geweihten Monat, nach Bussarik und wurde feierlich in dem neuen armseligen Bauernhause aufgestellt, dessen Bewohner in ihren Mühsalen wohl einer Trösterin bedurften. Und wirklich, U.L. Frau vom Troste nahm Besitz von dem vormals öden Lande, Sie erfüllte die Herzen ihrer Kinder mit Trost und Vertrauen, und viele Gnaden wurden auf die Fürbitte der „Trösterin der Betrübten“ von ihrem göttlichen Sohne gespendet.
Pius IX., welcher von der Verehrung hörte, welche von den Waisenkindern der Mutter der Waisen in dem Hause von Sidi-Habid erwiesen wurde, verlieh Allen, welche vor dem Gnadenbild beteten, verschiedene Ablässe und trug so nicht wenig zur Vermehrung der Andacht bei.
Eine einfache, aber nette Kapelle wurde statt des armseligen Blockhauses des Br. Favero gebaut. Die umwohnenden Familien auf mehrere Kilometer in der Runde kamen an Sonntagen in die Kapelle; bald bezeugten geopferte Kerzen und Ex-Voto-Täfelchen manche Gebetserhörung.
Eine hübsche Statue der seligsten Jungfrau schmückte die Spitze des Türmchens und wurde zum Wahrzeichen der weiten Ebene von Metidscha. Dem guten Bruder Favero war es aber nicht gestattet, sich seines Werkes lange zu freuen. Ende 1864 rief ihn der Gehorsam mit manchen seiner Mitbrüder nach Kalifornien; die Obern gestatteten ihm, eine Kopie des Gnadenbildes über das Weltmeer mitzunehmen und so zog er getröstet seinem neuen Arbeitsfelde zu, auf welchem er einige Jahre später eines heiligmäßigen Todes starb.

Im Jahr 1870 waren die 20 Jahre, für welche die Regierung dem Waisenhause das Land überlassen hatte, abgelaufen. Die Revolution, die inzwischen in Frankreich ausgebrochen war, zog die urbar gemachten Ländereien zurück, und das Waisenhaus musste wieder nach Ben-Aknun verlegt werden. Die Kapelle in Sidi-Habid blieb U.L. Frau vom Troste geweiht, aber das Gnadenbild nahmen die Missionäre mit sich und wiesen ihm in der Kapelle von Ben-Aknun auf dem Hauptaltar den Ehrenplatz an. Auch hier verbreitete die Andacht zur Mutter Gottes Segen, und U.L. Frau vom Trost blieb gewissermaßen der Mittelpunkt für alle Waisenkinder; auch nachdem dieselben längst die Anstalt verlassen, in verschiedenen Lebensstellungen über Algerien zerstreut und verheiratet waren, wallfahrteten sie mit ihren Familien zum Gnadenbild von Ben-Aknun.

Zehn Jahre blieb es so. Da kam der Herbst 1880. Im September dieses Jahres mussten die Jesuiten ihre geliebten Missionen von Algerien, die Häuser in der Hauptstadt Algier, in Oran, Constantine, die Anstalt Ben-Aknun und die Missionstationen bei den Kabylen verlassen. Wohin sollte nun das Gnadenbild U.L. Frau vom Troste kommen? Viele verlangten es, Privatleute, Klöster, die Missionsniederlassungen in Armenien, das Kolleg der heiligen Familie in Kairo.
Ein Waisenknabe, den die Verehrung der seligsten Jungfrau zur Gnade des Priestertums und zum Eintritte in die Gesellschaft geführt hatte, und der zur Zeit der Verbannung aus Algier in Ben-Aknun weilte, erbat die Erlaubnis, das Gnadenbild mit sich nach dem Ort seiner neuen Tätigkeit, dem Libanon, zu nehmen.
So kam U.L. Frau vom Troste auf das Landgut Tanaïl in der Nähe der Missionstation Zahleh (wohl Zahlé). Der Pater und zwei Laienbrüder von Ben-Aknun, welche das Landgut zu besorgen haben, fanden in der neuen Heimat ein Nachbild der alten, aus der sie verbannt waren: die Ebene von El Bekaa erinnerte an die Ebene von Metidscha, und sie fanden auch hier dieselbe armselige Ausstattung und in einer ganz ähnlichen Kapelle thronte nun auch dasselbe Gnadenbild, das ihnen im Lande der Sidi-Habid Trost vermittelt hatte.
Bald war auch im Libanon das Bild U.L. Frau vom Trost ein Gegenstand besonderer Verehrung. Im November 1881 war es nach Tanaïl gekommen, und schon im Januar 1882 kamen aus dem sechs bis sieben Kilometer entfernten Zahleh viele Wallfahrer,, obschon, wie der Missionär schreibt, „der Libanon sich in seinen Schneemantel gehüllt hatte, dessen Fransen bis ins Tal hinab reichten.“ Am 21. März 1882 schrieb er: „Jeden Sonntag kommen zahlreiche Wallfahrer. U.L. Frau vom Trost ist in der Bekaa schon bekannt.
Sogar muselmännische Frauen in reichen Gewändern kamen und wollten den Segen der Mutter Jesu für ihr Kind erhalten. Mit Seidentüchern und Schleiern, den Geschenken der Frauen, ist jetzt die kahle Mauer der Kapelle geschmückt.
Letzte Woche kam eine Maronitenfrau und wollte der Mutter Gottes ihr Geschmeide schenken, mit der Bitte, dass ihr kleines Kind genese. Der Pater sagte ihr, sie brauche ihr Geschmeide erst dann zu opfern, wenn ihre Bitte erhört sei. ‚O nein,‘ sagte die Frau, ‚das würde sich nicht geziemen. Ich bitte voll Vertrauen um die Genesung meines Kindes. Wenn aber Gott es zu sich nehmen will, so mag er es dennoch tun: er ist der Herr!‘
Der Missionär bestand aber darauf, sie solle ihr Gelübde erst nach der Erfüllung ihrer Bitte lösen, und die fromme Mutter gehorchte. Allein schon am darauffolgenden Sonntag kam sie und hängte ihre Gabe vor dem Gnadenbilde auf; ihr Kind war genesen.“
Einmal kam sogar ein armer Ziegenhirt mit seiner Herde aus einer Bergschlucht des Libanon nach Tanaïl. Seine Ziegen waren krank, und der gute Mann hegte den einfältigen frommen Glauben, die Krankheit werde von seiner Herde weichen, wenn er sie für eine kurze Zeit in den kleinen Hof vor der Kapelle treiben dürfe. Man gewährte seine Bitte, und es scheint, dass sein kindlicher Glaube belohnt wurde.
Das ist die Geschichte U.L. Frau vom Trost im Libanon. Möge die Andacht zur lieben Mutter Gottes auch von dieser neuen Gnadenstätte aus immer mehr Herzen der Liebe und Gnade ihres göttlichen Sohnes zuführen!

(Aus: die katholischen Missionen, 1885)

Madonna della Consolata, bitte für uns!