Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Montag, 7. August 2023

„Es werden mich selig preisen alle Geschlechter“: Der Märtyrer mit dem Marienbild

 

„Es durften früher keine Wiedergaben von dem Madonnenbild in Maria Maggiore gemacht werden, das nach der Legende der hl. Lukas gemalt haben soll. Der hl. Franz Borgias erhielt von Papst Pius V. die Erlaubnis, fünf Kopien davon machen zu lassen, die als besonderer Ansporn zur Marienverehrung dienen sollten. Er hatte ja gesagt, er bange für den Beruf eines jeden, der nicht eine besondere Andacht zu Maria habe. Eine dieser Kopien erhielt der sel. Ignatius von Azevedo vor seiner Ausreise nach Brasilien mit seiner jungen Schar von Missionaren. Es wurde eifrig verehrt und auf dem Schiffe aufgestellt. Als die Hugenotten die wehrlosen Glaubensboten überfielen, hielt der Selige das Bild hoch empor, um alle zu ermutigen. Als man ihn und die übrigen ins Meer warf, hielt seine Hand immer noch das kostbare Andenken in die Höhe, bis alle in den Fluten versunken waren oder vielmehr ihre Seelen triumphierend die himmlische Mutter begrüßen durften.“

(Aus: Constantin Kempf: Wesensmerkmale ignatianischer Heiligkeit. In Zeitschrift für Aszese und Mystik, Jahrgang 1942, Heft 4)

Donnerstag, 3. August 2023

Große Gedanken

Der heilige Guido Maria Conforti bei der Visitation seines Ordens in China

Wir leben wohl in einer Zeit, in der es innerhalb der Kirche nur noch wenige große Gedanken und Hoffnungen gibt, besonders, wenn sie sich auf das Reich Gottes auf Erden beziehen. Hatte der heilige Ignatius von Loyola noch alles zur größeren Ehre Gottes tun wollen, ist die Idee der „Ehre Gottes“ wohl den meisten Katholiken völlig fremd geworden. 

Der heilige Guido Maria Conforti war ein Heiliger vom Schlag des hl. Ignatius, nahm er sich doch dessen größten geistigen Sohn, den hl. Franz Xaver zum Vorbild. So hatte er große Ziele und große Hoffnungen. Er sagte einmal: „Wir brauchen nicht 3000 Missionare für China, sondern 50.000! Ich sehne den Tag herbei, an dem ganz China als christliche Nation bezeichnet wird!“ 

Solche Gedanken kann unser Zeitalter der Kleinmut nur zu gut gebrauchen.

Ad maiorem Dei gloriam!

Sonntag, 2. Juli 2023

New article and podcast at Unam Sanctam Catholicam

My longtime internet friend and fellow Catholic blogger Boniface over at Unam Sanctam Catholicam was so kind to host both an article on Pius XI, Pope of the Missions, as well as a podcast episode on the missions in the first half of the 20th century. 

You can find it here. Please share and like!


Sonntag, 4. Juni 2023

„Es werden mich selig preisen alle Geschlechter“: Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist unter dem Schutz des Unbefleckten Herzens Mariens


Im Jahr 1841 gründete der aus dem Judentum konvertierte Elsässer Priester François-Marie-Paul Libermann die Kongregation des Unbefleckten Herzens Mariens. Durch Mitbrüder, die Söhne französischer Plantagenbesitzer in den französischen Kolonien der Karibik und des Indischen Ozeans waren, erfuhr er von der geistigen Verlassenheit der afrikanischen Sklaven dort. Seine Stiftung sollte das Los dieser Menschen verbessern.

Wie bei seiner Bekehrung hatte er auch bei der Ordensgründung mit zahlreichen Hindernissen zu kämpfen. Im Jahr 1840 schrieb Libermann aus Rom, wo er seine Gründung betrieb, dass sein Vertrauen hauptsächlich auf „der Güte des heiligsten Herzens Mariä“ beruhte. Zunächst wünschte Libermann, der künftigen Missionsgesellschaft den Namen „vom heiligen Kreuz“ zu geben, damit sich „bereits im Titel ein vollkommenes Vorbild aller apostolischen Haupttugenden“ vorfinde. Sein Mitgründer P. Tisserant empfahl, das Werk dem Unbefleckten Herzen Mariens zu widmen. Eine Wallfahrt zu den sieben Hauptkirchen Roms und verschiedenen Marienkirchen der ewigen Stadt brachte Libermann dazu, diesem Rat zu folgen. Gleichzeitig erlebte er, dass sich die Unklarheiten und Zweifel bei der Erstellung der Regel der Kongregation gelöst hatten.

Wichtige Gebetsunterstützung zu dieser Gründung leistete die Erzbruderschaft des reinsten Herzens Mariä für die Bekehrung der Sünder der Pariser Pfarrei Notre-Dame-des-Victoires (Unsere Liebe Frau vom Sieg). Pfarrer Desegenettes hatte seine geistlich darniederliegende Gemeinde im Jahr 1835 dem unbefleckten Herzen Mariens geweiht und die erwähnte Erzbruderschaft gegründet, worauf sich das religiöse Leben in der Pfarrei wesentlich erneuerte. Im Jahr 1839 hatten Pater Libermanns Mitgründer Tisserant und Le Vavasseur unabhängig voneinander die Idee, das Anliegen der geplanten Missionsgesellschaft, mit dem sich die drei bereits einige Zeit getragen hatten, den Gebeten der Erzbruderschaft zu empfehlen. So wurde Mariä Lichtmess 1839 zu einem entscheidenden Tag für das Unternehmen. Pfarrer Desgenettes bestieg während der feierlichen Vereinsandacht die Kanzel, um wie üblich die Gebetsmeinungen vorzutragen. Bewegt empfiehl er dann die „neue und hochwichtige Gebetsmeinung“, die Bekehrung der schwarzen Rasse, deren Millionen von Seelen „ein absolutes Anrecht hätten auf unser fürbittliches Gebet und sich des mütterlichen Erbarmens des Unbefleckten Herzens Mariens vorzugsweise erfreuen dürften, da Maria auch diesem, bislang so vergessenen Teil der Menschheit, sein wolle: Trost der Betrübten, Heil der Kranken, Zuflucht und Rettung der Sünder“.

Pater Libermann

Diese Rolle der Erzbruderschaft betonte Pater Libermann in einem Brief an Pfarrer Desgenettes im Jahr 1844: „Es ist sicher, dass unser kleines Unternehmen für die Bekehrung der Schwarzen dem mächtigen Schutze des hl. und unbefleckten Herzens Marias sein Dasein und seine Entfaltung verdankt. Alle Mitbrüder, die es mit mir angefangen und fortgeführt haben, sind davon tief überzeugt, und unsere Herzen sind voll von Erkenntlichkeit und Dankbarkeit gegen die glorreiche Königin des Himmels.

Von Anfang hat sich die Erzbruderschaft für dieses kleine Werk bei dem unbefleckten Herzen unserer guten Mutter verwandt. Die ersten Mitglieder, welche es beginnen sollten, waren noch unentschlossen; die Hindernisse, welche sich ihnen entgegenstellten, schienen unüberwindlich, aber die eifrigen Gebete der heiligen Vereinigung des unbefleckten Herzens Marias erlangte das, was unmöglich schien, denn vom Anbeginn dieses schwierigen Unternehmens ruhte unser Vertrauen auf der Güte unserer hochheiligen Mutter. Trotz den Schwierigkeiten, die menschlich zu reden, bei weitem unsere Schwäche überstiegen, hatten wir immer eine große Zuversicht für den Erfolg.“

Altar der Erzkonfraternität in der Basilika Notre-Dame des Victoires
(Quelle: Von Guilhem Vellut from Paris, France - Basilique Notre-Dame des Victoires @ Paris, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=53621852)

Der besonderen Fürsprache Mariens schrieb P. Libermann auch die Tatsache zu, dass die Gemeinschaft im Jahr 1843 bald nach ihrer Gründung ihre erste Mission in Westafrika erhielt. Der irische Missionsbischof Edward Barron, der kurz zuvor zum apostolischen Vikar von Guinea ernannt worden war, besuchte die Kirche Notre Dame des Victoires, um dort am Marienaltar zur allerseligsten Jungfrau zu beten. In einem Brief an Pfarrer Desgenettes schildert Libermann das eigentümliche Ereignis: „Ich verließ Paris am selben Tage. Am folgenden Tage kam der Bischof Barron, apostolischer Vikar von Guinea, Maria am Altar ihres unbefleckten Herzens seine Huldigung darzubringen. Er sprach Ihnen von seinem ausgedehnten Vikariate und seinem Priestermangel, und wunderbar, (was ich mir auf natürliche Weise gar nicht erklären kann), Sie kamen nicht auf den Gedanken, ihm von uns zu reden. Am Tage vorher waren Sie noch so gerührt von unserer Verlegenheit, es bot sich Ihnen damals eine so schöne Gelegenheit dar, Ihren Kindern zu helfen und Sie vergaßen Sie gänzlich. Ich kann dafür nur diese Erklärung finden. Maria wollte zeigen, dass uns alles von ihrem unbefleckten Herzen zukommt. Nachdem Sie sich mit dem frommen apostolischen Vikare von Guinea unterhalten und [ihn] in seiner Verlegenheit gelassen hatten, bestiegen sie den Altar des unbefleckten Herzens und bekamen plötzlich gleichsam eine innere Inspiration, die Ihnen sagte, dass diese Mission für uns bestimmt sei. Sie sprachen mit Bischof Barron und am Tage nach meiner Ankunft in Amiens musste ich wieder nach Paris zurückkehren, um ein Geschäft zum Abschlusse zu bringen, das Maria schon für uns eingeleitet hatte.“

In schöne Harmonie bringt der Gründer die Verehrung des Heiligen Geistes mit der Andacht zum unbefleckten Herzen Mariens, als einige seiner geistlichen Söhne nach der Vereinigung mit der Kongregation vom Hl. Geist wohl gefürchtet hatten, dass dieses Kennzeichen der Genossenschaft in Gefahr war: „Sie gehören dem hl. Herzen Mariä an und Sie werden ihm immer angehören. Unsere Vereinigung mit der Genossenschaft des hl. Geistes kann unsere Andacht und unsere Liebe zu diesem Herzen, dem unsere arme Genossenschaft ihr entstehen verdankt, nur vermehren. Wir haben auf das Herz Marias, das mit der Fülle des hl. Geistes ausgestattet ist, immer unser Vertrauen gesetzt, wenn wir auch den Gedanken von der Fülle des hl. Geistes im Herzen Marias nicht besonders ausgedrückt haben, so bildet er doch das Wesen unserer Andacht gegen dieses heiligste Herz. Wir haben also nichts verändert, denn das, was wir früher voraussetzten und mitverstanden, drücken wir jetzt deutlich aus.“

Die Kongregation wuchs rasch und breitet sich über weite Teile Afrikas, besonders über das französischsprachige Westafrika aus, aber auch andere Regionen wie Australien und Nordamerika, wo Libermanns Söhne unter den Afroamerikanern wirkten, kamen bald hinzu. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Kongregation vom Hl. Geist und dem unbefleckten Herzen Mariens zur größten Missionsgesellschaft der katholischen Kirche.

Montag, 29. Mai 2023

„Es werden mich selig preisen alle Geschlechter“: Die Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens

Die selige Maria von der Passion, Gründerin der F.M.M.

Die Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens wurden nicht nur für, sondern bereits in einem Missionsland gegründet, und zwar in Indien, wo ihre Gründungsmitglieder, darunter die Ordensstifterin Maria von der Passion, zunächst Mitglieder der Sühneschwestern Mariens (Société de Marie-Réparatrice) waren. Nach Uneinigkeiten zu Fragen der Missionsmethode und der Disziplin trennten sich 33 Schwestern unter der Leitung von Mutter Maria von der Passion im August 1876 von ihrer ursprünglichen Gemeinschaft und gründeten den Orden der Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens im südindischen Udagamandalam. Ziel des Ordens war es, sich ganz der missionarischen Tätigkeit zu widmen, insbesondere in der medizinischen Betreuung von Frauen in Indien. Zu den weiteren Zielen gehörte es, Ordensmitglieder aus der ganzen Welt aufzunehmen, sich für alle Einsatzorte bereit zu zeigen und in Name und Ausrichtung „Missionarinnen Mariens“ zu sein. So sollten sie die Mutter nachahmen, die die Sendung ihres göttlichen Sohnes unterstützte, besonders in ihrem verborgenen Leben in Nazareth, wo sie in Liebe, Frieden und Demut Gott diente. Die Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens sollten nach dem Wunsch ihrer Gründerin Maria als „Magd des Herrn“ in ihrer Hingabe an Gott nachahmen: „Dieses Charisma wird in der grundlegenden Einstellung des Ecce und des Fiat Marias gelebt: sie opferte ihr ganzes Sein in vollständiger und liebender Offenheit, im Glauben und in demütigem Dienst, damit der [Heilige] Geist in ihr die Arbeit des Vaters wirke.“[1] Hauptfest des Ordens ist wie bei andere franziskanischen Gemeinschaften das Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens am 8. Dezember.

Der Orden hat neben der seligen Stifterin sieben Heilige und eine weitere Selige hervorgebracht. Die heiliggesprochenen Schwestern unter der Leitung der heiligen Marie-Hermine von Jesus fielen am 9. Juli 1900 zusammen mit Bischof Grassi, anderen Ordensleuten und einheimischen Christen den Boxern in der chinesischen Mission Tai-Yuan-Fu zum Opfer und wurden 1946 selig- und im Jahr 2000 heiliggesprochen. Die selige Maria Assunta Pallotta lebte als Chinamissionarin des Ordensideal der Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens in stiller Arbeit und Aufopferung ihrer selbst. Sie starb im Jahr 1905 im Alter von 26 Jahren.

Entsprechend dem Wunsch Mutter Marias von der Passion entwickelte sich der Orden zu einer internationalen Gemeinschaft. Heute wirken über 5000 Ordensschwestern aus 79 Nationen in 73 Ländern auf allen fünf Kontinenten.[2]

 

[1] Erste Konstitutionen der Franziskanerinnen Missionarinnen Mariens, Nr. 2
[2] https://fmm.org/where-we-are/

Samstag, 20. Mai 2023

„Es werden mich selig preisen alle Geschlechter“: Missionsgesellschaften unter dem Patronat Marias (Teil 1)

Missionsgesellschaften unter dem Patronat Marias

Die großen Orden der Kirche, die Benediktiner, die Franziskaner und Dominikaner sowie in neuerer Zeit die Jesuiten haben maßgeblich zur Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria in den Ländern Europas beigetragen und diese Verehrung auch in den ihnen übertragenen Missionsgebieten gefördert.

Mit dem Wachstum der äußeren Missionen entstanden im 18. und 19. Jahrhundert verschiedene Ordensgemeinschaften und Kongregationen, die speziell zum Zweck der Missionsarbeit gegründet wurden. Viele dieser Gemeinschaften tragen nicht nur einen marianischen Namen, sondern ahmen das Leben der Gottesmutter im eigenen missionarischen Wirken nach. In diesem Kapitel soll ein kurzer Abriss der Geschichte dieser Orden und ihrer Verehrung der allerseligsten Jungfrau präsentiert werden.


Oblaten der unbefleckten Jungfrau Maria

Die Oblaten der unbefleckten Jungfrau Maria (lateinisch Missionariorum Oblatorum Beatae Mariae Virginis Immaculatae, Ordenskürzel OMI) wurden 1816 durch den provenzalischen Weltpriester Eugen von Mazenod gegründet, um den Glaubensgeist unter der armen Bevölkerung der Provence zu heben. Im Jahr 1825 wurde die Kongregation von Papst Leo XII. bestätigt, der ihr die Aufgabe gab „jene Menschen in den Schoß der Mutter der Barmherzigkeit zurückzubringen, die Jesus Christus an seinem Kreuz ihr als Söhne und Töchter geben wollte“. Bereits zu Lebzeiten des heiligen Gründers, der im Jahr 1837 Bischof von Marseille wurde, ging die Tätigkeit der Oblaten über die Grenzen Frankreichs hinaus: Im Jahr 1841 zogen die ersten Oblatenmissionare in die Indianermission in Kanada, worauf im Jahr 1847 die Übernahme der Mission auf Sri Lanka folgte. Eugen de Mazenod, der 1861 starb und 1995 heiliggesprochen wurde, bezeichnete Maria als die „Mutter der Missionen“. Die schwierigen arktischen Missionen unter den Inuit in Kanada stellte der Orden unter den besonderen Schutz der unbefleckten Jungfrau. Der selige Joseph Gérard, der Apostel von Lesotho, hatte eine kindliche Andacht zur allerseligsten Jungfrau und vermittelte diese auch seinen Christen. Am 7. Dezember 1863 schrieb er: „Es ist eine Freude für mich, wenn ich mir vorstelle, dass unsere Basotho mit den anderen Nationen die Seligkeit der heiligen Jungfrau preisen werden. Mögen auch sie anfangen zu sagen: ‚Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns!‘ Zwar tun sie es noch nicht aus ganzem Herzen und aus ihrer ganzen Seele, aber es ist Anfang; hoffen wir, dass die allerseligste Jungfrau ihnen den Rest lehren wird.“ Als seine Missionserfolge voranschritten, ,verbreitete sich auch die Andacht zu Maria unter dem Volk. Die Neugetauften begannen die Begrüßung der Oblatenmissionare untereinander zu verwenden: „Gelobt sei Jesus Christus – und die unbefleckte Jungfrau Maria“. Mit besonderem Eifer wurden auch die Maiandachten gepflegt.[1] So ist der Selige ein Vorbild des Ideals, das die Ordenskonstitutionen von 1966 im 6. Artikel zeichnen: „Sie [die Ordensmitglieder der Oblaten] werden in dieser Jungfrau einen Typus des Glaubens der Kirche erkennen und das vollkommene Vorbild für ihren eigenen Glauben, da sie Christus empfing, damit sie ihn mit der Welt teilen konnte, deren Hoffnung er ist. In ihren missionarischen Freuden und Leiden werden sie stets eng mit ihr, der Mutter der Barmherzigkeit, verbunden sein. Wo auch immer sie ihr Dienst hinführt, werden sie danach streben, in den Herzen der Menschen eine tiefe Andacht zur unbefleckten Mutter zu entfachen, die siegreich ist über alles Böse.“[2] Heute sind die Oblaten in zahlreichen Ländern vertreten. Der Sitz der mitteleuropäischen Provinz befindet sich im hessischen Hünfeld.



[1] Blessed Joseph Gérard, O.M.I. Apostle to the Basotho (1831–1914). Generalpostulat O.M.I. Rom 1991
[2] Jette, Fernand: The Missionary Oblate of Mary. Addresses and Written Texts, 1975–1985. Rom 1985


Sonntag, 14. Mai 2023

„Es werden mich selig preisen alle Geschlechter“: Kleinere Marienheiligtümer in den Missionsländern

Kapelle Unserer Lieben Frau vom Pass Otome
(Quelle: https://www.kankou-shimane.com/en/destinations/9398)

 Unsere Liebe Frau vom Lichte, Rota, Nördliche Marianen: Auf vielen Inseln der Nördlichen Marianen, die einst zu Spanien, dann zu Deutschland und Japan gehörten und seit Ende des Zweiten Weltkriegs ein Außengebiet der Vereinigten Staaten im Pazifik sind, wird die allerseligste Jungfrau unter besonderen Titeln verehrt. Auf der Insel Rota pflegen die Einheimischen die Verehrung der „Sainan Ina, Unserer Lieben Frau vom Lichte“. Das einfache Bild, das die Gottesmutter auf einer Wolke mit dem Jesuskind im Arm darstellt, wobei sowohl Mutter als auch Sohn je eine Kerze in der Hand halten, kam durch den seligen Jesuitenpater und Märtyrer Diego San Vitores über Mexiko nach Guam, wo er es dem König Taga der Insel Tinian zum Geschenk machte. Durch diesen kam das Bild nach Rota. Es erfuhr besondere Verehrung in den 1760er Jahren, als die Insel von andauernden schweren Erdbeben heimgesucht wurde. Der damalige Missionar, der Jesuitenpater Pedro, regte die Bevölkerung dazu an, ihre Zuflucht zu Unserer Lieben Frau vom Lichte zu nehmen. Alle Bewohner machten schließlich das Gelübde, in Zukunft ständig Kerzen vor dem Marienbild brennen zu lassen und jährlich ab dem 13. Mai eine Novene zu beten, an deren Ende ein Fest mit Prozession durch das Hauptdorf der Insel gefeiert wurde. Dabei wurde das Gnadenbild mitgetragen. Rota blieb nach Ende der ersten Novene von den schlimmsten Erdbeben verschont. Um immer für genug Lampenöl für die Erfüllung des Gelübdes zu sorgen, wurde ein 14 Hektar großes Stück Land mit Kokospalmen bepflanzt und trug darum den Namen Cocol de la Virgen – Kokospflanzung der Jungfrau.

Der Kapuzinerpater Korbinian, der von 1908 bis 1919 Missionar auf den Marianen war, gibt dem Bild folgende gemütvolle Auslegung: „Unwillkürlich fallen einem bei der Betrachtung des Bildes die Worte ein, die der Heiland gesprochen: ‚Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wandelt nicht in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben‘, und jene Stelle beim Evangelisten, wo bei der Aufopferung des göttlichen Kindes im Tempel der greise Simeon es ‚ein Licht zur Erleuchtung der Heiden‘ nennt. Maria aber trägt eine brennende Kerze in der Hand, weil sie dem ‚Lichte vom Lichte‘ das Leben geschenkt, ihr Leben nur ‚Licht‘ ist, und sie die Mahnung ihres göttlichen Sohnes: ‚So lasst denn euer Lichten leuchten‘, am vollkommensten erfüllt hat.“


Unsere Liebe Frau vom Pass Otome, Japan: Eine kleine Kapelle zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria bei Tsuwano in der südjapanischen Präfektur Shimane erinnert an die Christenverfolgung im Reich der aufgehenden Sonne, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts andauerte. Zwischen 1868 und 1871 wurden Katholiken aus Nagasaki und anderen Regionen von den heidnischen Behörden in die Gegend geführt, um sie dort unter verschiedenen Gewaltmitteln zum Abfall zu bringen. Einer der 153 Verbannten war Johannes Baptist Yasutaro, der in acht Tage lang auf dem Grundstück eines alten Shinto-Tempels in einen kleinen Käfig gefangen gehalten wurde. Bereits drei Christen waren bei winterlicher Witterung in dem Käfig zu Tode gekommen. Als er am dritten Tag von einem Katechisten[1] besucht wurde, der ihn trösten wollte, sagte dieser zu Johannes: „Es mag dir einsam sein, hier zu sterben“, worauf der Märtyrer entgegnete: „Nein, gar nicht einsam. Jede Nacht bis zur Morgendämmerung erscheint zu meinen Haupten eine wunderschöne Dame gleich dem Bilde der Santa Maria. Und ich glaube: es ist wirklich die heilige Maria. Mit zarter mütterlicher Stimme gibt sie mir gute Weisung und Trost. Aber sage es niemandem, solange ich noch am Leben bin!“ Nach fünf Tagen starb Johannes Yasutaro. 1951 wurde eine einfache Holzkapelle an der Stelle gebaut. Zwei Gipsfiguren stellen die Besuche dar, die Johannes Yasutaro in seinem Käfig von Maria erhielt. Noch heute ist der Ort Ziel von japanischen Wallfahrern.




[1] Eine andere Quelle berichtet von zwei Freunden, die in nachts heimlich besuchten.