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Freitag, 24. Februar 2012

Schwierigkeiten der Mission unter den Kopten (Teil 1)


Wir haben kürzlich auf die Wichtigkeit und Bedeutung des Bekehrungswerkes unter den Kopten hingewiesen, es erübrigt, auch auf die besonderen Schwierigkeiten desselben hinzuweisen. Da ist zunächst eine, die bei allen schismatischen Kirchen sich findet und ihrer Wiedervereinigung entgegensteht, wir meinen die unglaublichen Unwissenheit dieser sog. Christen. Sie ist so recht eine Frucht und Folge der Trennung von der wahren Kirche.

Man darf die koptischen Schismatiker, so schreibt einer der Missionäre, nicht wie manche Reisende es tun, nach den Eindrücken beurteilen, die man in Kairo und Alexandria etwa gewinnt, wo zahlreiche Schulen und die Berührung mit Europa eine höhere Bildung förmlich aufdrängen. Man muss hinaus aufs flache Land, wo der echte koptische Fellah wohnt. 
Da herrscht im Großen und Ganzen eine wahrhaft „ägyptische Finsternis“. Fragen, die bei uns jedes Schulkind beantworten kann, wie: Wie viele Götter gibt es? Wie viele Personen sind in Gott? Wozu hat Gott den Menschen erschaffen? gehen schon weit über die Begriffe dieser armen Leute, die fast ohne jeglichen religiösen Unterricht aufwachsen: Sie kennen das Kreuz als christliches Abzeichen, aber nicht seine Bedeutung.

Man muss wirklich Mitleid haben mit dieser „Herde ohne Hirten“. Wie soll die Herde unterrichtet sein, da die koptischen schismatischen Geistlichen selbst unglaublich unwissend sind.
Der Missionär, dem wir diese Einzelheiten verdanken, erzählt einen Fall von einem solchen schismatischen Geistlichen, der seit 15 Jahren die heilige Messe las, aber keine Ahnung hatte, was eigentlich da geschieht und was sie bedeute. 

Gewiss gibt es im Klerus auch besser Unterrichtete. Aber fürs Volk tun auch sie soviel nichts. So wächst dasselbe vielfach auf wie die unvernünftigen Tiere. Es ist eine beschämende Tatsache, dass die Moslemin oft ungleich mehr von Religion wissen als diese koptischen Namenschristen. Es ist ja bekannt, wie gewissenhaft die gläubigen Mohammedaner ihre Gebetszeiten einhalten und ohne Menschenfurcht auch in Gegenwart anderer sich niederknien.
Jeder Koranschüler kennt das Fatha (Anm.: vielleicht die Schahada?), der Kopte nicht einmal das Vaterunser. 
Öfters haben die Missionäre solche beschämende Auftritte mit angesehen, wo die Mohammedaner über die Unwissenheit dieser Christen sich lustig machten, die vom Christentum oft kaum etwas anderes an sich haben als ein aufs Handgelenk tätowiertes Kreuz und einige äußere Formeln und Gebräuche. 

„Die furchtbare Folge dieser krassen Unwissenheit ist, dass der koptische Fellah sozusagen lebt und stirbt ohne Religion und sich kaum im letzten Augenblick der ernsten Verantwortung bewusst wird, der er entgegengeht. Der Gomos (schismatischer Geistlicher), der seine sterblichen Überreste zu Grabe begleitet, hatte es für überflüssig erachtet, dem Armen im Todeskampf beizustehen. Beim Anblick dieser Zustände, wie sie das unselige Schisma geschaffen, fühlt man, wie das Herz sich schmerzlich zusammenschnürt. O Gott, erleuchte diese 900.000 Kopten der alten Thebais!“

So sieht es in all den zahllosen Dörfern und Weilern aus, wohin bis jetzt die Mission ihren Einfluss noch nicht geltend machen konnte. Und doch sind die Kopten ein gutes und auch religiös veranlagtes Volk. Das zeigt sich dort, wo die katholische Mission sich seiner angenommen und Schulen und Kirchen errichtet hat.


(Aus: die katholischen Missionen, 1904)

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