St. Patrick's Cathedral, New York City |
Ein Leohaus soll in den Vereinigten Staaten das Andenken des Papstjubiläums verewigen. Die zwei Millionen amerikanischen Katholiken deutscher Zunge wollen ihrer Liebe zum Heiligen Vater (Papst Leo XIII.) durch die Errichtung eines Pilgerhauses für die einwandernden Deutschen in New York, welches Leohaus heißen soll, einen bleibenden Ausdruck geben.
Die katholischen Iren wie auch die deutschen Lutheraner haben bereits solche Häuser für die Auswanderer. Die Protestanten rühmen, dass ihr Pilgerhaus reiche Früchte für die innere Mission trage; Leute, die sonst im weiten Amerika sich zerstreut hätten, werden Gründer neuer Gemeinden, in welchen sie sich sammeln. Allerdings hat der Raphaels-Verein einen eifrigen Priester in New York als Vertrauensmann zum Schutz der Einwanderer. Er kann wohl denselben guten Rat erteilen, jedoch keine zeitweilige Heimat bieten. Viele Katholiken fallen Schwindlern in die Hände, werden aus Unkenntnis des Landes und der Sprache ihres letzten Zehnerpfennigs beraubt oder an Plätze hingeleitet, wo keine katholische Kirche und Schule besteht und sie bald das edelste Kleinod ihres heiligen Glaubens verlieren.
Ist aber ein katholisches Einwanderungshaus in New York, so kann der Ankömmling in fremdem Lande körperlich und geistig sich stärken, er hört den Rat eines erfahrenen Mannes, er erfährt, wo er in den westlichen Staaten leicht Land erwerben und seine Landsleute in einer geordneten katholischen Gemeinde treffen kann. So ist es klar, dass dadurch viele gerettet werden können, die sonst verloren gingen.
Die Einrichtung eines solchen Hauses war schon längst ein tief und allseitig gefühltes Bedürfnis.
Darum hat der Heilige Vater selbst durch den Kardinal Schiaffino zur Ausführung dieses Gedankens ermutigt, und viele Erzbischöfe und Bischöfe unseres Landes haben das edle Vorhaben belob und dazu angeeifert.
Es ist zugleich eine Tat, welche der Nachwelt Zeugnis ablegen soll von der Verehrung, welche die deutschen Katholiken Amerikas im Wetteifer mit ihren Glaubensbrüdern in Deutschland dem großen Papst zollen, der jetzt die Kirche regiert.
In der Weltstadt New York, wo in der großen Landstraße der Völkerwanderung Menschen aller Rassen und Nationen durchziehen, sollen alle, wenn sie fragen, wer das große schöne Leohaus erbaut hat, die Antwort hören: „Das haben die katholischen Deutschamerikaner, Kinder des hl. Bonifatius, getan; es ist ein Denkmal ihrer Liebe zum Heiligen Vater.
Haben sie auch Deutschland verlassen, so bleiben sie dennoch auch in der Neuen Welt ihrem Glauben treu.“
Und wie in dem Welthafen New York die Bartholdy-Statue hoch in die Lüfte ragt und ihr elektrisches Feuer die Nacht durchblitzt, und allen die Segnungen der welterleuchtenden Freiheit erzählen soll, so soll das Leohaus verkünden, dass es noch ein höheres Licht gibt, ein „Lumen de coelo“ (der Name von Leo XIII. in den Weisagungen des Malachias) den Stern der Wahrheit, ohne welche die Freiheit nur in Knechtschaft toller Leidenschaften ausartet.
Große Summen sind freilich aufzubringen; es ist jedoch zu hoffen, dass, wie die deutschen Katholiken herrliche Gotteshäuser, Schulen, Unterrichts- und Wohltätigkeitsanstalten, Klöster und Abteien errichtet haben, so das Volk, wenn es von seinem Hirten über den schönen Zweck belehrt wird, auch diesmal seine Opferwilligkeit zeige, und der große Gedanke, den deutsche Priester in Chicago gefasst haben, zur Tat werde, zur Verbreitung und Stärkung der Religion, zum Segen für Tausende.
Zur Förderung des Unternehmens hat die deutsche katholische Presse der Vereinigten Staaten beschlossen, ein Jubiläumsalbum von 28 vereinigten Zeitungen herauszugeben und den Reinertrag zum Besten des „Leohauses“ zu verwenden. Ein solches Album wird dem Heiligen Vater überreicht werden. In Cincinnati wurde vom Klerus und den Vertretern der deutschen katholischen Vereine der Entschluss gefasst, im Monat Dezember in der Musikhalle ein großartiges Konzert zum Besten des „Leohauses“ zu veranstalten und in der Festrede zu Ehre des Papstjubilars zum Bau zu begeistern.
(aus: die katholischen Missionen, 1888)
Das Leohaus heute:
http://www.leohousenyc.org/
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