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Samstag, 11. August 2012

Aus dem Leben des heiligen Pater Damian Deveuster

P. Damian kurz vor seinem Tod im Jahr 1889, bereits stark vom Aussatz gezeichnet

Die Mission unter den Aussätzigen auf Molokai trägt noch immer ihre reichen Früchte und noch immer ist P. Damian indem opfer- und mühevollen Wirkungskreis, den sein Seeleneifer sich gewählt hat, mit dem größten Eifer tätig.
Seinem letzten Brief an seinen Bruder, den hochwürdigen P. Pamphil Deveuster, entnehmen wir dasjenige, was ein allgemeines Interesse erregen kann. Der Brief ist datiert vom 2. Dezember 1874.

„Im vorigen Jahr habe ich Dir, vielgeliebter Bruder, mitgeteilt, dass ich inmitten der Aussätzigen auf Molokai wohne; dieses Jahr kann ich hinzufügen, dass mich der liebe Gott in meinem Apostolat durch reiche Segnungen seiner Gnade getröstet und gekräftigt hat.
Obgleich im Lauf des Jahres über 200 aussätzige Katholiken meiner kleinen Gemeinde erlegen sind, hat sich doch die katholische Gemeinde um mehr als 100 Seelen vermehrt, indem ein großer Teil der noch heidnischen oder protestantischen Kranken sich bekehrt hat und auch noch manche katholische Aussätzige neu angekommen sind.
Ich habe für meine Gemeinde einen neuen Kirchhof anlegen müssen; auf demselben erhebt sich nun ein hohes Kreuz, in dessen Schatten die während ihres Lebens so hart Geprüften die glorreiche Auferstehung erwarten.


Vom frühen Morgen bis zum Abend von Aussätzigen umgeben, möchte ich mich verdoppeln, um ihre Not zu lindern. Die von mitleidigen Seelen mir zugesendeten Liebesgaben, für welche ich denselben meinen innigsten Dank ausspreche, haben mich in den Stand gesetzt, den Kranken mancherlei Erleichterungen zukommen zu lassen, deren sie sonst hätten entbehren müssen, da die von der Regierung für sie ausgeworfene Summe eben nur für den nötigen Lebensunterhalt hinreicht.
Jeder Kranke empfängt von der Regierung wöchentlich ein Stück Fleisch und eine hinreichende Anzahl Tarowurzeln, zu denen ich dann noch einige Arzneien oder Stärkungsmittel legen kann.

Gegenwärtig leiden meine Aussätzigen sehr an den Folgen eines Unfalls, den zu heben ich leider außer Stande bin. Ein heftiger Orkan hat über die Hälfte ihrer Hütten umgeworfen und von vielen anderen die Dächer fortgeweht, so dass die Kranken jetzt größtenteils ohne Obdach dem Wind und Wetter ausgesetzt sind. Zudem herrscht jetzt gerade Regenzeit, nichts aber wirkt verderblicher auf den Aussatz als Feuchtigkeit und Kälte; daher ist denn auch in der letzten Zeit die Sterblichkeit eine größere als gewöhnlich.

Im Lauf des Jahres bin ich während vier Monaten auf der anderen Seite der Insel gewesen und habe daselbst ein Kirchlein gebaut, welches 44 Fuß in der Länge und 22 in der Breite hat. Zehn gotische Fenster zieren die beiden Seiten, und ein Turm, 50 Fuß hoch, die Front.
Der ganze Bau kostete ungefähre 5000 Franken. Als ich diese Kapelle einsegnete, empfingen viele Insulaner die hl. Taufe.
Bei dieser Kirche wohnt jetzt P. Bürgermann, der mich während meiner Abwesenheit hier ersetzt hatte. Nächstes Jahr hoffe ich noch zwei andere Kapellen errichten zu können und dann wird hier jeder Distrikt sein Gotteshaus haben, wie dieses auf allen anderen Inseln des Archipels bereits der Fall ist.
Während meines zehnjährigen Aufenthalts auf den Sandwich-Inseln habe ich durchschnittlich noch jedes Jahr eine Kirche oder Kapelle erbaut. Hierbei kommt mir wohl zu Statten, dass ich mich in meiner Jugend an die verschiedenartigste Tätigkeit gewöhnt habe. 


Inmitten meiner Kranken habe ich indessen keine freie Zeit, mich mit anderen als geistigen Arbeiten zu beschäftigen.
Ich wohne allein in einer eigenen Hütte. Nachdem ich die heilige Messe gelesen habe, bereitet mir eine Frau mein Mittagessen, dessen Überreste als Abendessen dienen.
Während des ganzen Tages bin ich in den Hütten der Kranken, tröstend und ermahnend. Nur am Abend habe ich einige freie Zeit; ich bete dann mein Brevier, studiere ein wenig und arbeite meine Predigten aus.
Dieses ist meine gewöhnliche Tagesordnung, die mir keine Zeit zur Langeweile lässt.


Zum Schluss eine kleine Episode:

Diesen Abend um acht werde ich zu einer kranken Frau gerufen. Die Nacht ist rabenschwarz, die Wege sind überaus schmutzig, und der Regen ergießt sich in Strömen vom Himmel. Ich sattle mein Pferd und trete die Reise an.
An dem Hause der Sterbenden angekommen, binde ich mein Pferd an einem Baumstamm fest und trete ein. In dem Zimmer waren achtzehn aussätzige Frauen, welche die Sterbende umgaben und laut beteten.
Ich höre die Beichte der todkranken Frau und spende ihr die letzten Sakramente. Als ich vor das Haus kam und mich nach meinem Gaul umsah, hatte dieser sich losgerissen und war mit meinem Mantel auf dem Sattel davongelaufen, und so trat ich den Rückweg im Regen und auf schlechten Wegen zu Fuß an.
Soeben bin ich ganz durchnässt in meiner Wohnung angelangt, überglücklich in dem Gedanken, eine durch Christi Blut erkaufte Seele gerettet zu wissen.“


(Aus: die katholischen Missionen, 1875)

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