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Freitag, 29. Juni 2012

Eine besondere Tiara für Papst Leo XIII. aus Papua-Neuguinea

Karte zum 50. Priesterjubiläum von Papst Leo XIII. 1888
Apostol. Vicariat Neu-Guinea. Audienz Msgr. Verius´ beim Heiligen Vater. 
Es wird unsere Leser gewiss freuen, zu sehen, wie liebevoll und väterlich der Heilige Vater seine Missionäre aufzunehmen pflegt. 
„Der 18. Oktober“, so schreibt Msgr. Verius aus der Kongregation des heiligsten Herzens von Issoudun, der junge, inzwischen leider schon (am 13. November 1892) verstorbene Koadjutor des Apostolischen Vikars von Neuguinea, „war der für die Audienz festgesetzte Tag…“


Beim Eintritt in den Saal „trug. P. Jouet auf einem Kissen eine Tiara ganz neuer Art. Ihre drei übereinanderstehenden Kronen bestanden nämlich aus upi-upi, d.h. aus dem Federdiadem unserer bekehrten Häuptlinge. 
Mein kleiner Sekretär P. Claudius Allcroa trug auf einem anderen Kissen zwei Äxte (pâpu) und zwei Keulen (mapui) der Wilden und hielt zugleich das Banner der Mission. Ich selber trug die Karte der St. Josephs-Mission mit einem Plan vom Leo-Hafen und unsere handschriftlichen Werke in der Noro-Sprache, nämlich die beiden Wörterbücher, die Grammatik und die biblischen Geschichte.“

Sobald der Heilige Vater die Missionäre sah, lud er sie mit Wort und Handbewegung ein, die üblichen Kniebeugungen rasch zu machen, um gleich in seine Nähe zu kommen. 
Die Tiara des P. Jouet erregte sofort seine Aufmerksamkeit. „Was für eine schöne Tiara bringen Sie mir hier“ — „Heiliger Vater, sie ist aus Federkronen gemacht, die unsere bekehrten Häuptlinge vom Leo-Hafen Eurer Heiligkeit zu Füßen legen, um Sie als den ‚Häuptling der Häuptlinge‘ anzuerkennen und Ihnen ihre Huldigung darzubringen. Gern hätten sie Eurer Heiligkeit ein kostbareres Geschenk dargebracht, allein diese Kronen bilden ihren größten Reichtum.“ — „Sehr gut, sehr gut“, unterbrach der Heilige Vater, „ich bin ganz gerührt von ihrer treuen Ergebenheit und Aufmerksamkeit. Aber erzählen Sie mir ein wenig, wie sie diese Kronen machen.“
Der Missionär erzählte nun Sr. Heiligkeit von den herrlich gefiederten Vogelarten des Landes, besonders dem sogenannten Paradiesvogel, dessen Federn als Schmuck am meisten geschätzt sind. 
Der Heilige Vater betrachtete dann die Kronen mit sichtlichem Wohlgefallen. Das eigenartige Geschenk machte ihm offenbar große Freude. 
Nun kamen die Karten an die Reihe. Der Plan von Port Leon gefiel dem Papst besonders, und er stellte eine ganze Reihe sehr ins einzelne gehender Fragen über Sprache, Sitten der Wilden und ihre Stimmung den Missionären gegenüber. Die größte Freude machte es ihm, als er erfuhr, dass ganz Port Leon bereits bekehrt und getauft sei, und wie eifrig die jungen Christen im Empfang der heiligen Sakramente und wie dankbar sie dem „Großen Häuptling“ seien, der ihnen die Missionäre geschickt habe. 
Der Heilige Vater erkundigte sich dann des Weiteren über die Familienverhältnisse, wie es mit der Heiligkeit der Ehe stehe, und ob die Insulaner auch den Rosenkranz beteten. „Als ich dies“, so erzählte Msgr. Verius, „bejahte und beifügte, dass ich daran sei, für dieselben auch die Enzyklika Sr. Heiligkeit über den Rosenkranz zu übersetzen, leuchtete das Antlitz des Papstes auf vor Befriedigung.“ 

Dann wurde die Besichtigung der Karte fortgesetzt, und der Papst segnete der Reihe nach die mit dem rotem Kreuz versehenen Stationen der katholischen Mission Pinupaka, Mohu, Bereïna, Babiko, Inacoi u.v.a. 
„Ich bemerkte darauf, dass noch viele Dörfer gar keine Missionäre hätten und dass das Vikariat weit ausgedehnt sei. Der Heilige Vater erkundigte sich nach der Zahl der Missionäre und war erstaunt, dass es so wenige seien. ‚Sagen Sie Ihrem Generaloberen,‘ so wandte sich der Papst an den Prokurator der Mission P. Jouet, ‚dass er der Mission 30 Missionäre schicke, denn die Stunde der Gnade ist für diese Völker gekommen, man darf sie nicht verstreichen lassen.‘ 

Nachdem der Papst hierauf das Missionsbanner gesegnet hatte, betrachtete er die dargereichten Waffen der Wilden und sprach den Wunsch aus, dass dieselben in Zukunft nur noch zu Werken des Friedens dienen möchten. 
Nun kamen die geschriebenen Noro-Werke an die Reihe, und der Heilige Vater ließ sich die von den Wilden an ihn gerichtete Adresse als Sprachprobe vorlesen und fand an dem Laut und am Inhalt gleiches Gefallen. ‚O welch traute Einfalt!‘ rief er aus. ‚Sagen Sie Ihren Kindern, wie sehr mich alles gerührt hat, was sie mir sagen lassen. 
Der Heilige Vater unterredete sich dann noch mit P. Allcroa und sprach mit Begeisterung von dem Beruf des Missionärs. ‚Wie schön ist der Beruf, den Sie erwählt haben! Man muss sich ihm aber nicht halb, sondern mit ganzer Seele und ganzer Kraft weihen. Vor allem bedarf es großen Mutes und großer Selbstverleugnung, um ganz und allein nur für die Seelen zu arbeiten. 
Sie sind berufen, die Fortsetzer des Erlösungswerks zu sein. Folgen Sie unserem Herrn, er hat Ihnen den Weg gezeigt.‘ 

Zum Schluss gab er den Missionären und in ihnen den abwesenden Mitbrüdern und der ganzen Mission den apostolischen Segen. ‚Wenn Sie zurückkehren, so sagen Sie den Wilden, dass dieser Segen ein Dreifaches bedeutet:
1. Dass die Nachricht ihrer Bekehrung den Papst sehr gefreut, und dass ihre Geschenke ihn sehr gerührt hätten; 2. Dass der Papst sehr zufrieden sei mit ihrer guten Gesinnung und ihrer Liebe zu den Missionären; und 3. Dass der Papst den Wunsch hege, sie möchten in dieser Gesinnung verharren und noch bestärkt werden.‘ 

So endete diese Audienz, die den Missionären gewiss unvergesslich bleiben wird.“

(Aus: die katholischen Missionen, 1893)

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