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Dienstag, 19. Juni 2012

Die merkwürdigen Blüten des Fremdenhasses im chinesischen Kaiserreich

Japanische Zeichnung einer Schlacht im japanisch-chinesischen Krieg (1895)

Zu welchen Ungereimtheiten der Aberglauben und der Fremdenhass unserer bezopften Freunde im fernen Osten führt, dafür liefert der folgende Zug, den wir dem Brief eines Missionärs entnehmen, einen wunderlichen Beitrag.
Es war während des japanisch-chinesischen Krieges. In Kantantsi (Kiangnan) wurde gerade Markttag gehalten und die Straßen und Plätze waren sehr belebt. Da erscheint der öffentliche Ausrufer, um das Volk mit einem neuen, wie es hieß kaiserlichen Erlass bekannt zu machen.
Artikel 1. Der Kaiser gebiete, dass alle Ziegen (chinesisch „yang“) im Lande ausgerottet würden. Warum? Weil die Japaner deren Häute aufkauften und damit ihren Waffenröcke unverletzbar machten. Überdies habe der Kaiser im Traum eine Ziege gesehen, die mit ihren Hörnern den kaiserlichen Palast umstürze, und er habe deshalb sofort Befehl gegeben, die bösartigen Horntiere auszurotten.
Artikel 2. Auch das Schriftzeichen für Ziege und noch mehr der Wortlaut dafür müsse verschwinden und deshalb müssten alle, die bisher Yang geheißen haben, sich ab jetzt Muh nennen.
Artikel 3 verbot aufs strengste, europäische Waren zu kaufen oder zu verkaufen. Das Volk zog den weiteren Schluss, dass folgerichtig in Zukunft auch die Yang-tsien (Silbermünzen) verpönt seien, und die Wechsler wurden überlaufen, da alle ihre verfehmten Yang-tsien los sein wollten, deren Wert bedenklich zu sinken begann.
Die Geldmänner machten gute Geschäfte und gingen 300-400 Lys in die Runde, um den Leuten ihre Carolins abzunehmen.
Die armen Ziegen hatten schlimme Tage; für 100 Sapeken ( 6 Pfennig) waren leicht drei Stück zu erhalten. Selbstverständlich war das ganze kaiserliche Dekret eine reine Erfindung der Mandarine, um auf diese lächerliche Art den Hass gegen die Fremden (yang-jen), die gleichfalls den verpönten Namen tragen, zu schüren. Das Kunststück, durch dergleichen Worte agitatorisch zu wirken, ist in China nichts Neues.
Im Anschluss an das Gesagte dürfte es unsere Leser interessieren, mit welchen offiziellen Namen die Chinesen in ihrer blumenreichen Sprache die europäischen Nationen bezeichnen. England heißt Ying-kwo, d.h. blühendes Land, Frankreich = Fa-kwo, d.h. Land der Gesetze, Deutschland = Te-kwo, d.h. Land der Tugend, Italien = I-kwo, d.h. Land der Gerechtigkeit.


(Aus: die katholischen Missionen, 1897)

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