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Freitag, 8. Juni 2012

Tibet: Auftragsmord durch buddhistische "Mönche"


Wie wir bereits berichtet haben, wurde der hochw. Herr Brieux, Missionär von Tibet, am 8. September von einer Schar Eingeborener überfallen und ermordet. Schon bei unserer ersten Mitteilung bemerkten wir, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um einen einfachen Raubmord handle.
Neue Nachrichten scheinen außer Zweifel zu stellen, dass der junge Apostel als ein Opfer seines heiligen Glaubens gefallen ist, und dass die Mörder nur die bezahlten Werkzeuge der Lamas (götzendienerische Priester) waren.
Zugleich mit einem Brief des Apostol. Vikar von Tibet, Msgr. Biots, vom 7. Oktober 1881 können wir heute das Porträt des ermordeten Missionärs geben:
„Heute bin ich in der Lage, Ihnen näheres über den Tod unseres lieben Herrn Brieux mitteilen zu können. In meinem letzten Brief sprach ich bereits die Vermutung aus, dass der Vorfall wahrscheinlich mit den früheren Drohungen der Lamas zusammenhänge; heute ist dieser Zusammenhang außer Zweifel gestellt.
Es ist mir ganz klar, dass unser teurer Mitbruder nur dem Glaubenshasse der Lamas zu Opfer gefallen und demnach um seines Glaubens willen gestorben ist. Die Lamas haben uns den Untergang geschworen, nicht etwa weil wir Fremde sind, sondern weil wir eine andere Religion als die ihre predigen.
Letztes Jahr wurden bereits mehrere Verordnungen gegen uns erlassen. Herrn Brieuxs Tod ist eine Folge derselben. Ich will Ihnen kurz die Gründe meiner Behauptung aufzählen:


1. Jedes Jahr versenden wir von Ta-tsie-lu aus auf Maultieren die nötigen Vorräte nach den verschiedenen Posten des Vikariates. Gewöhnlich geschah das Ende August. Vierzehn Tage vor der letzten Sendung sagte nun ein Wegaufseher zu Herrn Giraudeau: „Das nächste Mal wollen wir dann sehen, wie die Räuber mit euch fertig werden.“
2. Herr Brieux wurde an einer Stelle getötet, wo die Tibetaner von San-ngay sich wegen der Nähe von Bathang nie zeigten.
3. Unser Missionär hatte sein Zelt an einem ganz verdeckten und verborgenen Ort aufgeschlagen; auch geschah der Angriff nicht am Abend, sondern mitten in der Nacht – und doch stürzten sich die Räuber sofort ohne alle Unsicherheit auf ihn.
Es musste also ein Verräter von Bathang aus dem Zuge gefolgt sein, Herr Brieux und den Ort seines Zeltes ausgespäht und den Räubern die nötigen Weisungen gegeben haben.
4. Auch kennen wir hinlänglich die Gewohnheiten der Räuber von Sang-ngay. Gewöhnlich begnügen sie sich mit der Beute; sehr selten töten sie die Beraubten.
Und doch haben sie sich diesmal ganz gegen ihre Gewohnheit sofort über Herrn Brieux hergemacht, während sie die beiden Tibetaner ganz in Ruhe ließen, dem chinesischen Begleiter nur den Haarzopf abschnitten.
Herr Brieux wurde mitten im Schlaf überrascht. Ein ganzer Hagel von Steinwürfen schreckte ihn auf; dann hieben die Unholde mit ihren Säbeln so lange auf ihn ein, bis er seinen Geist aufgab. Offenbar hatten sie den gemessenen Befehl, den Missionär umzubringen.
5. Doch den Hauptbeweis, der keinen Zweifel mehr aufkommen lässt, haben wir noch gar nicht angeführt. 

Sonst pflegen die Räuber nach einem ähnlichen Raubzug sofort die Flucht zu ergreifen. So schnell als möglich versuchen sie aus der Nähe von Bathang zu kommen und setzen deshalb, um den Verfolgungen der Mandarine zu entgehen, gleich über den Fluss. 
Diesmal kamen mehrere der Mörder ganz sorglos wieder nach Bathang, zogen sich in die Lamaserei zurück, um von da aus den Maßnahmen der chinesischen Mandarine ruhig entgegenzusehen, ja selbst ihre Helfershelfer davon in Kenntnis zu setzen. Man benachrichtigte hiervon sofort den uns stets wohlgesinnten Mandarin von Ky-the-uen.
Der war auch bald mit seinen Soldaten an Ort und Stelle. Die Lamas, von denen er die Auslieferung der Schuldigen verlangt, antworteten ihm mit einem Steinregen. Der Mandarin zog nun aus einer chinesischen Garnison Verstärkung an sich und wollte die Lamaserei mit Gewalt stürmen.
Doch nun wurde er mit Flintenschüssen empfangen. Drei seiner Soldaten wurden verwundet. Er zog sich daher zurück und berichtete das Vorgefallene an den Vizekönig von Su-tschuen; er bat um weitere Verstärkung und zugleich um die nötigen Vollmachten, um energisch gegen die Aufständischen vorgehen zu können.
Weiter habe ich noch keine Nachrichten; aber aus dem Gesagten geht klar hervor, dass der Mord auf Anstiften der Lamas erfolgt ist.


Die Leiche von Herrn Brieux blieb zwei Tage lang ausgestellt; auch am dritten bemerkte man keinerlei üblen Geruch, überhaupt nicht das geringste Anzeichen von Verwesung, und, was den Heiden ganz besonders auffiel, die Glieder blieben biegsam und gelenkig. Die große Wunde auf der linke Wange hatte den Toten keineswegs entstellt, es schien, als ob er noch lebe.“
Ein früherer Brief teilte bereits einiges über Herrn Brieux mit.
„Sein Tod,“ so schrieb Msgr. Biot, „ist ein schwerer Schlag für unsere arme Mission, die schon sonst so vielen harten Prüfungen unterworfen ist. Wenngleich erst drei Jahre in unserer Mitte Missionär doch manche Probe einer großen Vollkommenheit abgelegt.
Am 7. September, dem Vorabende seines Todes und dem Tage seiner Abreise, empfing er noch das heilige Sakrament der Buße und am Morgen seines Todestages selbst las er noch die heilige Messe. 

Es war am Feste Mariä Geburt, wo er sein Leben für Gott und unser liebes armes Tibet opferte. Seine sterblichen Überreste ruhen nunmehr in der Nähe des Missionshauses von Bathang, also in der Erde, die er mit seinem Blute gerötet hat. Möge sein kostbares Blut die Stunde göttlicher Erbarmung über Tibet beschleunigen und uns dessen volle Bekehrung erflehen.

(Aus: die katholischen Missionen, 1882)

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