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Donnerstag, 28. Februar 2013

Der heilige Justinus de Jacobis - Apostel Äthiopiens (Teil 1)

Der heilige Justinus de Jacobis (1800-1860)
Äthiopien hat eine christliche Geschichte, die bis in die Frühkirche zurückgeht, weit bevor unsere mitteleuropäische Heimat zum Christentum bekehrt wurde. Leider sind die äthiopischen Christen den größten Teil dieser Zeit im Schisma gewesen, wie es auch heute noch der Fall ist. Die äthiopisch orthodoxe Kirche war einst ein Teil der koptischen Kirche Ägyptens, seit dem frühen 20. Jahrhundert ist sie autokephal, d.h. hat ihren eigenen Patriarchen. Es gab wiederholte Versuche, besonders zu Beginn der Erforschung Afrikas durch die Portugiesen, die kirchliche Einheit wieder herzustellen, doch die Erfolgen blieben nur von kurzer Dauer. 

Mit dem Beginn der großen Afrikamission im 19. Jahrhundert wurde auch Äthiopien wieder Ziel der katholischen Missionare, vor allem die Kapuziner und Lazaristen wirkten verdienstreich in diesem schwierigen Teil des Weinbergs.

Der wohl größte, wenn auch wenig bekannte dieser Missionare war der hl. Justinus (Giustino) de Jacobis, der am 10. Oktober 1800 im Königreich Neapel das Licht der Welt erblickte. Er war wohl schon als Kind ein Heiliger, und sein Seelenführer, der Karmeliterpater Carace, sagte zu den Lazaristen, bei denen Justinus als 18-jähriger ins Noviziat eintrat, als er den jungen Mann vorstellte: "ich mache Ihrer Kongregation ein großes Geschenk."

Zunächst wirkte er in seiner süditalienischen Heimat, wo er schon bald im Ruf der Heiligkeit stand, und sein Beichtstuhl wurde von den Gläubigen umlagert.
Auch soll er dort schon durch sein Gebet Wunder gewirkt haben, die in den Lokalzeitungen aufgeführt wurden (Heilung Geisteskranker, Tote auferweckt), als bekannt wurde, dass er nach Äthiopien gehen würde.
Sie schrieben: "So einen Mann verlieren wir, außer der Heilige Vater setzt seinem Verlangen nach dem Martyrium ein Ende und befiehlt ihm, bei uns zu bleiben."

Auf seiner Reise in die Mission machte er Halt in Malta, wo sich wohl ein augenscheinliches Wunder ereignete, als Justinus die heilige Messe las. Die Einheimischen kamen aufgeregt zu seinen Mitbrüdern und sagten zu diesen: "Was ist das für ein Heiliger, den Sie uns mitgebracht haben? Wir sahen ganz eindeutig das Jesuskind über seinem Kopf, ab dem Zeitpunkt der Erhebung der Hostie bis nach der Kommunion."

Das Jesuskind erscheint bei der heiligen Messe 

Im September 1839 erreichten die Missionare Äthiopien und errichteten ihre Mission in der Provinz Tigray. Justin legte bald seine großen linguistischen Fähigkeiten an den Tag, denn er lernte mit großem Eifer die drei wichtigsten Sprachen, Tigre und Amharisch sowie die liturgische Sprache Ge'ez. Er machte solche Fortschritte, dass er schon nach vier Monaten eine Debatte in Amharisch halten konnte. 


Genesis 29, 11-16 in Ge'ez

Bald sah er, dass die Äthiopier in religiösen Dingen sehr unwissend waren, denn die gelehrtesten (wohl Christen) behaupteten, dass es drei Götter gäbe.
Doch die Menschen zeigten sich einsichtig und wollte ihre Irrtümer ablegen und so dachte Justin, die Zeit sei gekommen, sich auch an die Priester zu wenden.
Die Rede, die er vor ihnen hielt, erzielte großen Erfolg und ihre Einstellung gegenüber dem katholischen Priester, wohl im damaligen Äthiopien mit "Vertreter der Erzhäresie" gleichbedeutend, wandelte sich. Da die Rede auch heute noch eine großartige Apologie für die Einheit der Orthodoxen (und auch der Protestanten) mit der katholischen Kirche und dem Papst ist, folgt sie hier in einem etwas längeren Ausschnitt:

"Was hat Unser Herr nicht alles getan und erlitten, um die Menschen aus ihrer Dunkelheit zu erlösen und sie in sein wunderbares Licht zu führen?
Er gründete seine Kirche mit seinem kostbaren Blut. Dieser Kirche gab er ein Oberhaupt, das sein Stellvertreter auf Erden werden sollte, und dieses Oberhaupt, wie die heilige Schrift euch sagt, war der heilige Petrus. Nachdem er in Antiochien, Kappadokien und Bithynien predigte, errichtete er seinen Stuhl in Rom. Der heilige Markus begleitete ihn dorthin und wurde später von ihm nach Alexandria geschickt. Er starb im Jahr 63 und Rom schickte einen Nachfolger.
Bis dahin sind wir alle einer Meinung; und dieser Vorgeschichte 
entsprechend lebten und starben die Patriarchen von Alexandria bis 450 nach Christus. 

Eine enge und heilige Freundschaft bestand zwischen den Nachfolgern des heiligen Markus und denen des heiligen Petrus. Die heiligsten Bande einten sie. Hört nur, was einer dieser Patriarchen sagte: ‚Wer auch immer das Oberhaupt der Kirche nicht anerkennt, gehört nicht zur Kirche, wer auch immer vom Stuhl Petri getrennt ist, ist gleich einem verdorrten Ast, den die Menschen ins Feuer werfen.‘

Doch dann folgte eine Zeit der Trauer und Trennung. Wie bei den Söhnen Jakobs wurde einer von allen anderen gehasst, verkauft und Fremden überliefert. Aber dieser eine wurde groß und mächtig, während die anderen des Hungers starben. Und ihr, meine Brüder, wie ergeht es euch? Wo sind eure Patriarchen? Wo sind eure Heiligen?


Aber Rom! Ach! ich wünschte, ich könnte euch dorthin mitnehmen. Ihr würdet euch fühlen, wie eure Vorfahrin, die Königin von Saba, als sie Salomon in seiner Pracht sah.
Warum seid ihr vom Baum der Kirche getrennt? Erinnert euch, was passierte, als Jakobs Kinder sich nach der langen und grausamen Trennung wiedertrafen.
Sie fielen einander in Tränen um den Hals und schlossen Frieden!


 Könnten wir nur dasselbe tun, und einen Glauben, eine Hoffnung, eine Taufe haben! Einen Glauben! Den Glauben von Jesus Christus, der von seinem Stellvertreter auf Erden bewahrt wird. Eine Liebe! Die Liebe Unseres Herrn, wie sie uns seine Heilige Schrift lehrt.
Es ist dieser Glaube und diese Liebe, um deren Willen ich gekommen bin, um euch zu predigen, und nicht nach schnödem Gewinn und Gold trachtend.


Ich begehre nichts, ich fürchte nichts. Werft mich in euren furchtbarsten Kerker, überliefert mich eurem grausamsten Henker und fragt mich dann, weshalb ich in euer Land gekommen bin.
Aus Liebe zu euch, meine äthiopischen Brüder, und um Seelen zu retten.
Wenn euch meine Worte gefallen, was hält uns davon ab, geeint zu sein? Ich bin ein römischer Katholik; seid dasselbe, was eure Vorväter waren, und lasst uns zusammen für dieses Volk arbeiten, das in Aberglauben und Laster versunken ist, und in Irrtümer verstrickt, die schlimmer sind als die der Heiden.


Wenn euch mein Plan missfällt, holt den Henker. Ich bin bereit und glücklich, für den Glauben meines Herrn und Meisters zu sterben. Mein Blut wird zum Himmel schreien, aber nicht um Rache, wie das Blut Abels, sondern um Barmherzigkeit, wie das Blut Jesu, für Dessen Liebe ich freudig mein Leben hingeben würde.
Und dann wird unser guter Heiland einen anderen Prediger schicken, der nicht mit Sünden und Schwächen beladen ist wie ich, sondern heilig, schuldlos und rein vor Gott ist; er wird dieselben Worte sprechen, wie ich, denn die Wahrheit ist immer gleich. Ihr werdet auf ihn hören, und ihr werdet eine Herde unter einem Hirten werden, unserem Herrn Jesus Christus."



der heilige Justinus de Jacobis predigt den Äthiopiern

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