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Freitag, 29. März 2013

Mehr über die Passionsgebräuche auf Sri Lanka



Im Norden Ceylons, in der Diözese von Jaffna finden sich über das Land hin zerstreut die teilweise noch gut erhaltenen Ruinen von etwa 30 Kirchen und Kapellen, die noch aus der Zeit der Portugiesen stammen und an eine Blüteperiode der katholischen Mission erinnern.

Der kalvinische Prediger „Baldäus, weiland Diener des göttlichen Wortes auf Ceylon“ (zur Zeit der holländischen Okkupation), rühmt in seiner „wahrhaftigen, ausführlichen Beschreibung der Insel“ (Amsterdam 1676) die Schönheit dieser katholischen Gotteshäuser und bringt die interessante Notiz, dass sich „meist bei allen Kirchen Theatra oder Schaubühnen“ fanden, wo von den „portugiesischen Jesuitenpatres in heiligen Tagen geistliche Historien dem Volke fürstellig gemacht wurden“. 

Diese Traditionen sind, wie es scheint, heute noch nicht ganz erloschen. Einem Bericht aus Ceylon zufolge fanden zwischen Palmsonntag und Ostern dieses Jahres (1890) in Parapankandal eine Reihe solch religiös-dramatischer Vorstellungen unter ungeheurem Zusammenlauf des Volkes statt.
Am Palmsonntag nach der Predigt begann die Reihe der Vorstellungen mit dem triumphierenden Einzug Christi in Jerusalem.
Die Fortsetzung sollte am Gründonnerstag folgen. Die Kunde hiervon verbreitete sich, und am Mittwochabend lagerten sich ungezählte Schaaren um die Kirche, um im Freien übernachtend den großen Tag abzuwarten.
Die Kirche war festlich geschmückt und unter den hohen Bogen des Choreingangs eine geräumige Bühne aufgeschlagen. Am Donnerstag nach dem feierlichen Morgengottesdienst nahm das eigentliche Passionsspiel mit der Darstellung des heiligen Abendmahles seinen Anfang. Es folgten Szenen im Ölgarten, der Verrat des Judas usw.

Am Karfreitag war die Zuschauermenge auf 6.000 Köpfe gestiegen, die Zahl der Karren auf 108. Auch jetzt ging wieder die liturgische Tagesfeier voraus.
Dann vollzog sich vor den Augen der atemlos schauenden Menge in ergreifender Weise die Kreuzigung Christi, bis er hoch zwischen den beiden Schächern emporragte. Es folgte die Kreuzabnahme, worauf das Bild des toten Heilands in feierlicher Prozession um die Kirche getragen und endlich in das schön bereitete heilige Grab gelegt wurde.
Dieses blieb von der Stunde an bis zum Karsamstag abends von zahllosen Andächtigen umgeben, die zur Verehrung sich herbeidrängten.

Am Ostersonntag kam mit der dramatischen Darstellung der Auferstehung Christi dieses einfache, aber innig fromme und durch den engen Anschluss an die liturgische Feier doppelt wirksame Volksspiel zum freudigen Abschluss.
Dasselbe hat einen tiefen Eindruck bei Christen und auch bei den Heiden hinterlassen.
Das Verdienst, die alten Traditionen so glücklich wieder in Aufnahme gebracht zu haben, gebührt einem einheimischen Priester, dem P. X.N. Sandrasagara O.M.I., dermaligem Pfarrer der obengenannten Gemeinde.

(aus: die katholischen Missionen, 1890)

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