Es ist nicht möglich, all den trefflichen apostolischen Männern, die in
den auswärtigen Missionen wie tapfere Soldaten auf der Walstatt fallen, den
verdienten Nachruf zu weihen. Doch scheint uns der junge Missionär, dessen Bild
wir im folgenden in einigen Strichen zeichnen wollen, den echten Typus eines
katholischen Glaubensboten so vollkommen darzustellen, dass wir in ihm zugleich
hundert andere, die still und ungesehen für Gott und die Seelen Großes wirkten,
ein kleines Denkmal setzen.
P. Felix Westerwoudt war geboren am 24. März 1861 als Kind einer
hochangesehenen katholischen Familie Amsterdams, die zur Elite der Neerlandia Catholica gehört. Der kleine
Felix war ein reizendes Kind und wurde 1874 bei der Feier des silbernen
Jubiläums König Wilhelms III. auserwählt, um im Namen aller Kinder der
Niederlande und seiner Kolonien dem Landesvater die Wünsche seiner jungen
Untertanen auszusprechen.
Aufs sorgfältigste erzogen, wandte sich der Jüngling schon
früh dem priesterlichen Berufe zu. Als Sohn einer so hochstehenden Familie und
dank seinen Talenten und liebenswürdigen Eigenschaften stand ihm im Vaterland
eine glänzende Karriere offen.
Allein noch vor seiner Priesterweihe war sein Entschluss
gefasst, ein Missionär zu werden. Er trat zu diesem Ende 1884 in die St. Josephs-Missionsgesellschaft
von Mill-Hill in England. „Als ich“, so erzählt der hochw. P. Jackson, der
frühere Apostol. Präfekt von Nord-Borneo, im letzten Heft des St. Joseph Advocate, „1884 in Mill-Hill
zum 10. Generalkapitel weilte, war Westerwoudt dort Student. Er bat mich,
privatim mit mir sprechen zu dürfen, und eröffnete mir, dass, nachdem er einmal
sich entschlossen habe, Missionär zu werden, er sich auch mit Herz und Seele
diesem edlen Beruf weihen wolle.
Er habe über all unsere Missionen möglichst
genaue Erkundigungen eingezogen und sei zum Schluss gekommen, dass die von
Borneo die schwierigste sein müsse und eine, wo man viel für Gott leiden könne.
Es sei deshalb sein inniger Wunsch, dorthin gesendet zu werden. Wenn unsere
Oberen dies tun würden, so bitte er mich, ihn an jenen Posten und unter jenen
Stamm zu setzen, den ich für den schwierigsten hielte, und wo sich reichliche
Gelegenheit zum Leiden fände.
Ich war sehr erfreut über eine solche Gesinnung und
über alles, was ich von dem jungen Mann von anderer Seite hörte, und bat die
Oberen nachdrücklich, ihn, sobald er Priester sei, nach Borneo zu schicken, was
sie auch zusagten.
„Er war bereits mehrere Monate in Borneo, ehe ich nach Sarawak kommen konnte,
wo er gelandet war. In der Zwischenzeit hatte er Gelegenheit gehabt, Land und
Leute anzusehen, und war so im Stande, sich so aus eigener Anschauung eine gute
Idee von dem Leben eines Borneo-Missionärs und des Volkes, unter dem er wirken
sollte, zu bilden. Dies hatte seinen Mut nicht erschüttert, und wiederum bat er
mich, ihn in die schwierigste Mission zu senden.
Ich gab ihm also den Auftrag, eine Mission unter einem Dajak-Stamm zu
gründen, der auf einem Ausläufer des Singhi-Gebirges wohnt. Die Singhis sind
oder besser waren damals noch der schmutzigste, hässlichste und unangenehmste
Menschenschlag, der mir auf meinen Reisen in Borneo oder anderwärts unter die
Augen gekommen.
Im ganzen Stamme fand sich noch kein einziger Christ, ja kaum
ein anständiger Mensch. Viele waren mit abscheulichen Hautausschlägen und
anderen Dingen bedeckt, die ihren Anblick ekelerregend machten. Auch lebten sie
in äußerster Armut. Trotzdem fand ich sie sehr stolz und trotzig. Ihr Häuptling
war ein sehr unzugänglicher Mann und wurde selbst von den Heiden als ein
schlechter Mensch angesehen.
Von Anfang an trat er P. Westerwoudt in
jedmöglicher Weise entgegen und machte ihm mehrere Jahre große Ungelegenheiten,
bis endlich seine eigenen Untertanen ihn beim König des Landes verklagten, der
ihn festnehmen und einkerkern ließ.
Die Schwierigkeiten, diese Singhis zu
bekehren und zu zivilisieren, waren geeignet, die meisten abzuschrecken.
Nichtsdestoweniger gab sich unser guter Pater mit bewunderungswürdigem Eifer
und entschlossenem Mut daran, sie zu überwinden.
(aus: die katholischen Missionen, 1898)
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