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Samstag, 26. Oktober 2013

Wieder ein Katholikentag bei den Indianern

Fort Peck, das am Zusammenfluss des Yellowstone mit dem Missouri liegt, sah vergangenen Sommer den ersten Katholikentag der Assiniboines-Indianer. Die verschiedensten Stämme: Sioux, Cheyenne, Dickbäuche, Mandans und Arickarees hatten ihre Vertreter entsandt. Etwa 1500 Gäste beherbergten die Assiniboines in ihrer Reservation. Eine vielsprachige Indianerversammlung, vereint zum lauten, freudigen Bekenntnis des katholischen Glaubens!

Die Anwesenheit von Bischof Wehrle O.S.B. und vieler Schwarzröcke erhöhte die Festfreude der Rothäute. Eine Abordnung Indianer mit ihrer Musikbande an der Spitze holte den Bischof am Bahnhof ab. Die übrigen, Männer, Frauen und Kinder, erwarteten ihn bei der Kirche mit ihren Bruderschafts- und Kongregationsfahnen. Das Pontifikalamt am Sonntag wurde im Freien zelebriert. Ein Sioux spielte die Orgel, und der Indianerchor sang die Messe getreu nach den Rubriken und voll erhebender Andacht.

Die große Versammlung am Nachmittag tagte ebenfalls unter freiem Himmel. Die englische Ansprache des Bischofs wurde von einem Dolmetscher in die Siouxsprache übersetzt. P. Sialm S.J. fesselte die Indianer mit seiner phantasievollen Schilderung des Kreuzes als des Zeichens eines wahren Christen, und die Worte des P. Straßmayer O.S.B. in der klangvollen Siouxsprache entzündeten heilige Begeisterung für den katholischen Glauben.

Großen Eindruck machte die Rede des Indianers James Garfield. Als er zu sprechen begann, waren seine Bewegungen etwas befangen; Angst malte sich in seine Züge. Aber bald kam der Redner in ihm hervor. In seinen Augen leuchtete das Feuer seiner Seele und seine Stimme zitterte vor Erregung. Die Angst war verschwunden, er dachte nur noch an die Freude des Kongresses, der die Erfüllung seiner Gebete und die erste Frucht seines Eifers war.

Wenn man am Schluss der Tagung einem Indianer wie James Garfield die Hand zum Abschied drückte, fühlte man etwas von der Glaubenskraft des Urchristentums, so meinte ein Teilnehmer des Kongresses.

Auch die Chippewa-Indianer in Minnesota sind dem Beispiel ihrer Stammesbrüder gefolgt. Ungefähr zur gleichen Zeit hielten sie in Cass Lake ihre erste Katholikenversammlung. Der vor kurzem geweihte erste Chippewa-Priester sang das feierliche Hochamt. Die im Freien abgehaltenen Versammlungen berieten u.a. über das Wiederaufleben des Anihinabe Enamiad, einer Indianerzeitung, die vor einigen Jahren eingegangen war.

Hoffen wir, dass die entgegenstehenden Schwierigkeiten sich bald heben lassen, und dass dieser erste Katholikentag für die Chippewas und Assiniboines sich ebenso segensreich gestalte wie seine Vorgänger für die vielen anderen Indianer.


(Aus: die katholischen Missionen, 1915)