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Freitag, 6. Januar 2012

Tod eines Apostels der Aussätzigen, Joseph Dutton


Aus dem Hawaii-Archipel kommt die Trauerkunde, dass „Bruder“ Joseph Dutton, der Nachfolger des P. Damian, am Aussatz gestorben ist. Damit endet ein Heldenleben, das in der glänzendsten Weise wieder die Kraft christlicher Liebe bezeugt.
Ira Barnes Dutton, so lautet der Geburtsname des Dahingeschiedenen, stammte aus einer hochangesehenen protestantischen Familie der Vereinigten Staaten und erhielt eine ausgezeichnete Erziehung. An dem amerikanischen Bürgerkrieg nahm er mit solcher Tapferkeit als Soldat des Zuavenregiments von Janesville City teil, dass er mit dem Rang eines Hauptmanns aus dem Kriegsleben schied. In den folgenden Jahren trat Dutton in den Dienst der Louisviller Eisenbahngesellschaft.
Seine aussichtsreiche Laufbahn gab er auf, nachdem er Ende der achtziger Jahre katholisch geworden war, um zurückgezogen in einem Dominikaner- und Trappistenkloster seinen Glauben leben zu können. Hier in einsamer Klosterzelle hörte der ehemalige Hauptmann Gottes Ruf. Ein Buch war es — wie so oft —, das ihm die Wege des Herrn wies: das Leben des P. Damian. Nicht einen Augenblick hielt ihn der Aussatz mit seinen Schrecken zurück. Er studierte Medizin, verließ dann die Heimat und zog auf die einsame Insel des Elends, wo ihn P. Damian, selber schon eine Beute der Krankheit, noch in sein Amt einführen konnte.

Fast 25 Jahre blieb „Bruder“ Dutton unter den Aussätzigen. Zusammen mit den Brüdern der Picpusgenossenschaft und den Franziskanerschwestern pflegte der ehemalige Offizier mit heroischer Geduld die armen Kranken. Keine Arbeit war ihm zu gering. „Jeden Morgen“, so schildert ein methodistischer Prediger sein Wirken, „legt er eine blaue Bluse an und einen Überwurf und geht dahin, was er seine ‚Werkstatt‘ nennt, ein Holzbau mit Veranda, wo eine Reihe Bänke angebracht sind und eine Anzahl Schüsseln mit warmem Wasser bereit steht. Von allen Seiten humpeln nun die ausgezehrten armseligen Gestalten heran und nehmen Platz auf den Bänken. Bruder Dutton wäscht mit wahrhaft religiösem Mute und Mitleiden ihre Wunden legt neue Verbände und Pflaster auf, wobei er für den einen Kranken ein erheiterndes Wort hat, einem anderen eine Blume schenkt, dem dritten einen bequemeren Stuhl zum Ausruhen verschafft, kurz alles tut, um den Unglücklichen ihr Dasein möglichst erträglich zu gestalten.“
Mit ganz besonderer Liebe nahm der Held der Barmherzigkeit sich der unglücklichen Kanakenkinder an, die von der furchtbaren Krankheit befallen aus dem Elternhaus fortgerissen worden waren und jetzt in Schmerzen und Heimweh sich verzehrten. Man kann es nicht ohne Rührung lesen, wie der ehemalige Hauptmann auf die kindlichste Weise sich mit ihnen unterhielt und frohe Spiele ersann, um die armen, entstellten Wesen zu erheitern und zu trösten.

Fast 25 Jahre hielt Dutton es aus mitten in dem Jammer und all der Not von Molokai. Konnte Gott ihm einen schöneren Lohn geben als das Los seines großen Vorbildes, des P. Damian? Es ward ihm zu teil. Er starb des gleichen Todes, er wurde zum Märtyrer des Aussatzes.
Staunend hat die moderne Welt das Opferleben des P. Damian betrachtet und ihm das höchste Lob gezollt, Freund wie Feind. Soll nicht gleiche Ehre auch seinem Nachfolger zu Teil werden, der dasselbe gewollt und gelitten? Mit Recht schreibt eine Zeitschrift in ihrem Nachruf auf Bruder Dutton: „Was auch über den heiligmäßigen belgischen Priester geschrieben ward, getrost mag es angewandt werden auf Bruder Dutton, der hochgeboren und feingebildet alle weltlichen Aussichten beiseitesetzte und das Werk des P. Damian fortführte.“

Beide Männer, der Priester und der demütige Laie, sind herrliche Blüten an dem nimmer verdorrenden Baum christlicher Caritas.

(aus: die katholischen Missionen, 1913)

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