Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Sonntag, 15. Januar 2012

Der einheimische Klerus in China


Unsere Liebe Frau von China, bitte für uns!


Immer lauter und dringender wir der Ruf nach einer stärkeren Vermehrung besseren Ausbildung des einheimischen Klerus, namentlich bei den Kulturvölkern Ostasiens, wo die Vorbedingungen dafür günstiger sind.
Speziell in China macht sich das Bedürfnis nach einem stärkeren Prozentsatz tüchtiger einheimischer Hilfskräfte mehr und mehr fühlbar. Die letzte Verfolgung hat auch im einheimischen Klerus Lücken gerissen, die ausgefüllt werden müssen, und die Rolle, welche die chinesischen Priester während der Wirren gespielt, bewies so recht, wie wertvoll ihre Mitwirkung ist.
Auf manchen gefährdeten Posten blieben sie allein als treue Wächter zurück, während die europäischen Missionäre zeitweise dem Sturme ausweichen mussten. Zweifellos wird man noch lange mit dem stark ausgeprägten chinesischen Fremdenhass rechnen müssen. Je mehr sozusagen chinesischen Anstrich die Missionstätigkeit gewinnt, und je mehr der fremdländische Charakter des Personals durch starken einheimischen Zusatz verdeckt wird, desto leichter wird natürlicherweise die fremdenfeindliche Strömung überwunden, anderer großer Vorteile nicht zu gedenken.
Glücklicherweise ist in der besagten Richtung schon ein schöner Anfang gemacht, wirken doch heute in den 40 Apost. Vikariaten oder Präfekturen Chinas neben rund 1000 europäischen Missionspriestern etwa 470 einheimische Priester.
Eine große Zahl dieser einheimischen Priester gehören den verschiedenen Orden an. Beispielsweise sind wir etwa 40 chinesische Lazaristen, etwa 60 Jesuiten, 20-30 chinesische Trappisten usw.
Die 113 einheimischen Gehilfen der Franziskaner sind sämtlich Mitglieder des Dritten Ordens. Die Zahl einheimischer Schwestern dürfte sich heute auf ca. 800 belaufen. Es kommt demnach, da die Gesamtzahl der chinesischen Katholiken rund 763 000 beträgt, auf ca. 1650 Gläubige ein einheimischer Priester. Das ist gewiss schon ein günstiges Ergebnis und beweist, dass es unter den Christen an Priesterberufen nicht fehlt.
Freilich ist mit Bezug auf die Gesamtbevölkerung Chinas (ca. 400 Millionen) das Verhältnis ein anderes, da auf ca. 850 000 Chinesen erst ein chinesischer Priester entfällt.
Fast in allen Missionen wird denn auch mit mehr oder weniger Eifer auf die Vermehrung des einheimischen Klerus hingearbeitet. Im Augenblick finden sich in ganz China ca. 50 Seminarien mit zusammen rund 1000 Alumnen. Der Umstand, dass die Mission fast allein die Gesamtkosten ihres Unterhaltes und ihrer Erziehung zu tragen hat, legt leider große Beschränkungen in der Aufnahme neuer Kandidaten auf.
Was die Tüchtigkeit und Brauchbarkeit der einheimischen Priester und Ordensleute betrifft, so lauten die Urteile darüber im Allgemeinen recht günstig. Dem Chinesen fehlt es keineswegs an Gab en des Geistes und Herzens.
Welcher Opfer ein chinesischer Priester fähig ist, hat die letzte Verfolgung gezeigt, bei welcher manche die furchtbarsten Qualen standhaft erlitten und als Blutzeugen starben.
Außerdem sind sich unter dem einheimischen Klerus mehrere ganz tüchtige Gelehrte; sind doch z.B. schon Werke chinesischer Priester sogar von der französischen Akademie (Académie des inscriptions) mit Preisen ausgezeichnet worden.
So ward 1899 der Preis Stanislaus Jullien geteilt zwischen den Werken zweier chinesischer Jesuiten:
Pierre Hoang, Notions techniques sur la propriété en Chine, und Etienne Zi, Pratique des examens militaires en Chine.