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Dienstag, 13. November 2012

Wie die Missionäre die Sprachen der Einheimischen erlernen


Dass die Sprachenkunde den katholischen Missionären unendlich viel verdankt, ist allgemein anerkannt. Ihre wertvollen Arbeiten verdienen umso mehr Anerkennung, als sie häufig genug unter den schwierigsten Umständen als die Frucht unnennbarer Mühen entstanden.
Ein Beispiel dieser Art ist die große Eskimo-Grammatik des P. Franz Barnum S.J. (Grammatical Fundamentals of the Innuit Language of the Western Coast of Alaska. 8° [384] Boston & London 1901). In der Einleitung gibt dieser unsern Lesern wohlbekannte Missionär Alaskas (Foto hier) über die Entstehung seiner Arbeit interessante Aufschlüsse.
1891 kam er in die Mission. In Tununa, einem kleinen Eskimodörflein auf einer Insel nahe der Küste, richtete er sich mit seinen Genossen notdürftig ein. „Unser erstes Bemühen war, uns einige Kenntnisse der Sprache zu erwerben.
Es erwies sich dies als eine langwierige mühselige Arbeit. Wir kannten ja noch nicht einmal die richtigen Ausdrücke, um Fragen zu stellen. Unsere Methode bestand somit vorläufig darin, auf den Gegenstand, dessen Namen wir erfahren wollten, hinzudeuten und so gut oder so schlecht es ging, niederzuschreiben, was immer wir zur Antwort erhielten.
Um sicher zu gehen, stellten wir dieselbe Frage wiederholt und an verschiedene Personen. Bei Vergleichung unserer Aufzeichnungen ergab sich dann eine große Verschiedenheit, aus der wir gar nicht klug werden konnten.
Nachdem wir dann einige Fortschritte gemacht, kamen wir auf die Entdeckung, dass wir häufig auf die Frage nach dem Namen eines Gegenstandes Antworten erhielten, wie: ‚Ich weiß nicht‘, ‚Willst du’s haben?‘, ‚Es gehört meinem Vater‘, und diese Sätze als Bezeichnung jener Sache niedergeschrieben hatten.
Nach Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten brachten wir endlich eine ziemliche Menge Worte und Sätze zusammen, deren Richtigkeit gesichert schien. Es gab die Unterlage, um den grammatischen Bau der Sprache zu studieren.
Sobald wir mit den Dorfbewohnern etwas bekannt geworden, luden wir ältere Leute ins Missionshaus ein und ermunterten sie, uns Geschichten zu erzählen.
Anfangs war es sehr schwer, sie dazu zu bringen, so langsam zu sprechen, dass ein Nachschreiben möglich wurde. Einige zeigten eine kindische Furcht, wenn sie den Pater ihre Worte aufs Papier kritzeln sahen, und hielten dies für eine Art Zauberei. Es kostete unendliche Geduld, zwei bis drei so heranzuziehen, dass sie uns wirklich in die Feder diktierten.
So gelangten wir in den Besitz einiger einheimischer Erzählungen. Sie boten den Stoff, um ein Wörterverzeichnis anzulegen, die Wortbeugung und Abwandlung der Zeitwörter kennen zu lernen. Oft aber war die Arbeit von Monaten umsonst, da wir von einer falschen Voraussetzung ausgegangen waren.
Ein großer Teil dieser Arbeit geschah in den dumpfen dunklen Erdwohnungen der Innuits. Manch ein Wort wurde aufgefangen, während wir auf dem Hundeschlitten über die Eisfelder dahinsausten.
Oft genug kostete dabei der Versuch einer solchen eilig gemachten Aufzeichnung bei furchtbarer Kälte einen Akt der Überwindung, der sich nicht beschreiben lässt. Wiederholt riskierte ich eine erfrorene Hand, wenn ich die Pelzhandschuhe abstreifte, um schnell einen Ausdruck hinzuwerfen, der endlich Licht auf einen bis dahin hoffnungslos dunklen Punkt zu werfen schien,“

Lange Zeit fehlten den Missionären alle wissenschaftlichen Hilfsmittel und selbst die Mitwirkung eines Dolmetschers. In elender Hütte, äußerster Entbehrung, mitten unter Wilden, in trostloser Eiswüste war man ganz auf die eigene Tatkraft angewiesen. Erst allmählich wurden die Verhältnisse etwas günstiger.
Acht volle Jahre hatte P. Barnum so unverdrossen an seiner Grammatik gearbeitet, die anfangs bloß für den Privatgebrauch bestimmt war. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten wurde er dann in Stand gesetzt, die wertvollen Vorarbeiten zu einem Ganzen wissenschaftlich auszugestalten und zu veröffentlichen.

Der Name „Eskimo“ (französisch Esquimaux) ist ein verstümmelter Ausdruck für die Abnaki-Bezeichnung dieser nördlichsten Stämme und bedeutet „Leute, die ihre Nahrung roh essen.“ In ihrer eigenen Sprache heißen sie „Innuits“, d.h. Volk.
Es ist der weitverbreitetste Stamm Nordamerikas, da sein Gebiet den ganzen äußersten Norden von Grönland bis zur Bering-See umfasst. Barnum unterscheidet nach Stamm- und Sprachunterschieden die Ost-Eskimos (Grönland und Labrador), die Zentral Eskimos (von Point Barrow bis Norton Bay am Bering-Meer) und West-Eskimos (Norton Bay bis Nuschagak am Koskokwim). Seine Arbeit behandelt bloß die Sprache der West-Eskimos.



(aus: die katholischen Missionen, 1904)

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