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Donnerstag, 2. Januar 2014

„Die Sprache eines Märtyrers altchristlicher Zeiten“ - Brief eines seeleneifrigen äthiopischen Priesters an seinen Mitbruder


Die Kapuzinermission unter den Galla hat den Tod zweier seeleneifriger Veteranen zu betrauern. Es sind dies Abba Fezzah und Abba Elias, beide dem einheimischen Klerus angehörig. Abba Fezzah war der erste oder zweite von Kardinal Massaja, dem Apostel der Galla, geweihte einheimische Priester. 
Er erreichte ein Alter von 90 Jahren und konnte an seinem Lebensende auf ein 56-jähriges opferreiches Priestertum zurückblicken. 
Abba Elias war jünger, hatte aber auch 30 Jahre in Metscha als seeleneifriger Priester gewirkt. 

Den wahrhaft heroischen Geist beider Priester zeichnet so recht ein Brief, den Abba Fezzah an Abba Elias vom Kaiserreich Kaffa aus geschrieben. Man glaubt darin die Sprache eines Märtyrers altchristlicher Zeiten zu vernehmen. 

„Zu unserem tiefen Bedauern“, schreibt Abba Fezzah im Jahr 1892, „Hörten wir, dass Kumsa, der Häuptling Ihrer Christengemeinde, Sie gefangen setzte und auch aus dem Land verwies. Diese Verfolgung musste Ihnen jedoch anderseits zu großem Troste gereichen, da Sie dadurch gewürdigt wurden, Ihrem göttlichen Erlöser ähnlich zu werden. Ich verstehe und teile Ihre Freude mit Ihnen. 

Auch wir in Kaffa wurden um keines anderen Vergehens willen als wegen unseres Glaubens in Ketten gelegt, geschmäht und wie gemeine Sklaven behandelt. 
Mit uns schmachteten viele Christen im Gefängnisse als Opfer des Hungers, des Durstes, der Kälte und aller Schmähungen der Ungläubigen. 

Einige von ihnen hatten um des Namens Jesu Christi willen unter unseren Augen die grausamste Marter zu erdulden. Den einen hackte man die Hände, anderen die Füße ab. Wieder andre wurden unter den Streichen von Flusspferdpeitschen das Fleisch in Fetzen vom Leib gerissen. 
Vielen Christen wurden die Glieder mittels dünner Stricke zusammengeschnürt, so dass sie den Tod diesen Qualen vorzogen. Da wir aber all das um der Sache Jesu Christi willen litten, so freuen wir uns in unseren grässlichen Peinen. 

Und die Ursache der ganzen Verfolgung? Als im Jahre 1889 eine Seuche Menschen und Tiere dahinraffte, forderte ich alle auf, sich taufen zu lassen und durch Buße den göttlichen Zorn zu besänftigen. 
Durch Gottes Huld hörte man auf meine Stimme, und die Herzen wurden gerührt. Tausende von Gläubigen eilten von allen Seiten herbei. 

Während langer Monate unterrichtete und taufte ich Tag und Nacht die Katechumenen. Nach einiger Zeit ergrimmten der Tato (Kaiser) Gallito und sein Kanzler, der Katama-Rascha, in heftigem Zorn gegen mich. 
Sie zogen mich vor ihren großen Rat zur Verantwortung. ‚Warum verkündest du‘, fragten sie mich, ‚dass Gott, um die Sünden der Menschen zu züchtigen, Himmel und Erde zerstören wird? Warum hast du die Sklaven und Leute des Königs getauft?‘ – ‚Ich spende allen ohne Unterschied die Taufe‘, entgegnete ich, ‚weil ich Gott gehorchen muss, der uns befiehlt, alle zur Taufe zuzulassen, welche danach verlangen.‘
Auf diese Antwort geriet der Tato in Wut und ließ mich ohne Verzug einkerkern. Hier erduldeten wir alle Verfolgungen und Qualen, von denen ich Ihnen gesprochen. Ich schmachte ein ganzes Jahr und vier Monate in Ketten.“

Der Tod des Gallito im Jahr 1890 brachte dann dem Missionär und den Christen die Freiheit. 300 Christen verließen das Gefängnis, 8 waren im Kerker der Marter erlegen. 
„All diesen mutigen Seelen“, fährt Abba Fezzah fort „stelle ich vor Gott wegen ihres Heldenmutes, ihrer Tugenden und ihrer Liebe zu Jesus Christus offenes Zeugnis aus, und mit meiner Stimme vereint sich die von ganz Kaffa, sie zu segnen und zu beglückwünschen. 

Gott sei Dank, Kaffa, das uns sonst so viel Leid zugefügt hat, ist heute ganz umgewandelt. 
Die Liebe des Priesters ist für die, welche Jesus Christus angehören – und ihrer sind sehr viele , wie Honig und Milch; aber für die anderen, die Ungläubigen, ist seine Gegenwart bitter wie Galle. Gelobt sei unser Herr Jesus Christus, der uns heimgesucht, den Sieg verliehen und den Mund der Gottlosen geschlossen hat.


(Aus: die katholischen Missionen, 1910)