Hindugötze "Krishna" |
Im verflossenen Jahr veröffentliche die Zeitung The Leader von Allahabad eine Reihe von Artikeln über den Hinduismus, die später zu Madras als Broschüre erschienen unter dem Titel: Essentials of Hinduism, die wesentlichen Punkte des Hinduismus.
Einige von den 25 Verfassern, die den gebildeten Ständen angehören und hohe Ämter bekleiden, sind Vertreter der alten orthodoxen Schule, während andere deutlich die Merkmale der zerstörenden westlichen Wissenschaft zeigen.
Auf zwei Fragen wollten die Herren Antworten geben: Was ist der Hinduismus seiner Lehre nach, was in der Praxis? Wohl selten sind zwischen den zwei Deckeln eines Buches so zahlreiche sich widersprechende Ansichten gesammelt worden wie in dieser kleinen Broschüre.
Der eine schreibt: „Man kann alle Lehren annehmen, sogar Atheist sein, ohne dass man aufhört, Hindu zu sein.“
Im folgenden Satz heißt es: „Ein Hindu muss in der Theorie die Beden als geoffenbarte Religion annehmen, aber er darf die Texte nach Belieben auslegen. Auf diese Weise kann er sich dem Joch des Dogmatismus entziehen.“
Und dann wiederum: „Der Hinduismus besteht in der Annahme und Beibehaltung gewisser Zeremonien und Gebräuche, vor allem des Kastensystems. Die Lehre kann man fahren lassen, sofern man sich nur an die althergebrachten Gebräuche hält.“ — Ein zweiter definiert einen Hindu „als einen, der in Indien von einheimischen Eltern geboren ist und keiner fremden Religion angehört“. — Ein dritter verlangt zu einem echten Hindu die Beobachtung einer Unmenge von moralischen und rituellen Vorschriften. — Ein vierter erklärt jeden für einen Hindu, der diesen Namen nicht zurückweist.
Die einen verlangen sehr viel, die anderen sozusagen nichts; was der eine als wesentlich erklärt, verwirft der andere rundweg.
Eins geht aus dieser Schrift klar hervor, dass der Hinduismus in den Augen der verschiedensten Klassen seiner Anhänger etwas durchaus Verschwommenes und Unbestimmtes ist.
Unfassbar erschien dieses Religionssystem stets den Missionaren, die tiefer in dasselbe einzudringen versuchten; nun haben sie die Bestätigung ihrer Ansicht aus der Feder von 25 gebildeten Hindus selber.
(Aus: die katholischen Missionen, 1913)