Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Donnerstag, 19. April 2012

Brief vom hl. Pater Damian Deveuster an seinen Bruder




Pater Damian auf der Totenbahre 



Hier ein einzigartiges Zeitdokument des großen Aussätzigenmissionars, dem hl. Pater Damian Deveuster SSCC. Es handelt sich um einen Brief, den er an seinen Bruder richtete, nachdem in Europa die Nachricht von seinem Tod kursierte.

Mein teurer Bruder! Da du durch einige Zeitungen Belgiens die Nachricht von meinem Tode erhalten hast, so setze ich voraus, dass dies die Ursache deines Schweigens ist, und du deshalb deinem verbannten Bruder nicht mehr schreibst. Aber leider, es hat Gott dem Allmächtigen noch nicht gefallen, mich aus dieser elenden Welt abzurufen, und bin ich noch, Gott weiß wie lange, in der mir von dem göttlichen Heiland anvertrauten gewöhnlichen Beschäftigung, die unglücklichen verbannten Aussätzigen auf Molokai zu ihrem geistlichen Wohle zu führen. 

Wie du schon seit langer Zeit weißt, bin ich selbst von der göttlichen Vorsehung als Opfer dieser schrecklichen Krankheit ausersehen. Ich hoffe, Gott ewig meine Dankbarkeit zu beweisen für diese Gnade. Wirklich scheint mir diese Krankheit den Weg zum himmlischen Vaterlande abzukürzen und zu heiligen. 
Ich habe die Krankheit empfangen in der Hoffnung, sie wie ein besonderes Kreuz, gleich Simon von Cyrene in die Fußstapfen des göttlichen Meisters selbst tretend, ihm nachzutragen. Ich bitte dich, mir durch dein frommes Gebet beizustehen, um die Gnade der Beharrlichkeit zu erlangen, bis ich glücklich auf dem Gipfel des Kalvarienberges angelangt bin.

Obgleich der Aussatz meinem Körper schon stark zugesetzt und mich selbst ein wenig entstellt hat, so bin ich doch noch stark und kräftig; der Schmerz an den Füßen ist auch verschwunden. Die Krankheit hat die Hände noch nicht erreicht, und so bin ich im Stande, täglich das heilige Messopfer darzubringen. 
Das ist nicht nur ein großer Trost für mich, sondern auch eine Wohltat, und zwar nicht nur zu meinem Wohl, sondern auch zu dem meiner zahlreichen leidenden Familie, die alle Sonntage meine beiden Kirchen anfüllt, in denen ich das heiligste Sakrament aufbewahre. 
Ich habe hier im Ganzen an 50 Waisenkinder, die mir während meiner freien Zeit ziemlich viel Arbeit machen. Der Tod hat die Zahl unserer Kranken bis auf 500 vermindert; aber die Regierung schickt uns wöchentlich ein Dutzend, und so wird die Zahl bald verdoppelt, wenn nicht verdreifacht sein. 
Also, wenn Gott der Allmächtige mir meine Kräfte erhält, so werde ich mehr und mehr Arbeit finden, um den armen Seelen meiner Aussätzigen die Gnade der Bekehrung zu erlangen: Ich bitte dich, deinen geistlichen Kindern das Gebet für die Bekehrung einer großen Zahl der unglücklichen Verstoßenen zu empfehlen, die mehr wegen des geistlichen als des leiblichen Aussatzes zu beklagen sind.

Ich tue mein Bestes, um das Feld, das unser göttlicher Heiland mir anvertraut hat, zu bepflanzen und zu begießen. Hie und da reiße ich ein wenig Unkraut aus. Aber um die wahre Frucht der Bekehrung zu erlangen, bedarf ich in besonderer Weise das Gebet frommer und meiner Kranken sich erbarmender Seelen. 
Da du also nicht persönlich herkommen kannst, so verwende dich in anderer Weise für meine Mission, indem du die Bekehrung so vieler Kranker erflehst. Ich bin der einzige Priester auf Molokai. P. Columban und P. Wendelin Müller sind die einzigen Mitbrüder, die ich seit 16 Monaten gesehen haben. Infolge der gehäuften Arbeit erscheint mir jedoch die Zeit sehr kurz. 
Die Freude und Zufriedenheit des Herzens, die mir die heiligsten Herzen verschwenderisch erteilen, bewirken, dass ich mich für den glücklichsten Missionär der Welt ansehe. 
So wir das Opfer meiner Gesundheit, das der gütige Gott gnädig angenommen hat, am Ende sehr leicht und selbst angenehm für mich. Ich kann mit dem hl. Paulus sprechen: Mortuus sum et vita mea abscondita es cum Christo in Deo. (Ich bin gestorben und mein Leben ist verborgen mit Christus in Gott) Im Übrigen habe ich dir keine Nachrichten mitzuteilen.

PS. P. Gregorius hat die Weisung erhalten, sich mit mir auf der Station für Aussätzige zu vereinigen, da auch er mit dem Aussatz behaftet ist; so werde ich also nicht mehr allein.

(Aus: Die katholischen Missionen, 1888)

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