„Zum Wiegenlied hat man ihm einst
nicht gesungen“, schreibt P. Rindermann, „dass er der Oberhäuptling des
Basutolandes sein werde. Er war nämlich der zweite Sohn des Oberhäuptlings
Lerotholi und wurde im Jahre 1871 oder 1872 geboren. Er ist ein Enkelkind des
Gründers der Basutonation (heute Lesotho), Moshesh. Beim Tode Lerotholis folgte
diesem sein ältester Sohn Letsie II. als Oberhäuptling.
Griffith wurde Häuptling des Distriktes
Guthing im südlichen Teile des Basutolandes. Er führte wie die übrigen
Häuptlinge das Leben eines wahren Basutos. Er war der Vielweiberei ergeben und
hatte 25 Frauen. Vielleicht noch mehr als seine Frauen liebte er seine Flasche.
Täglich war er berauscht, und der Alkohol hatte so sehr seine Gesundheit zerrüttet,
dass ihm die Ärzte nur noch sechs Monate zu leben versprachen.
Da auf einmal gab ein Traum seinem
frivolen Leben eine andere Richtung. Es erschien ihm im Traum einer seiner
Ahnen und forderte ihn auf, seine Seele zu retten und seinen bisherigen
Lebenswandel zu ändern. Liebevoll ihn anschauend, zeigte ihm jener zwei Wege, der eine eine bequeme
Straße, der andere ein holperiger, rauer Pfad. Diesen schmalen Pfad finde er in
der katholischen Kirche, und den müsse er gehen, um sein Glück zu finden.
Dieser Traum beunruhigte Griffith sehr, sodass er am nächsten Tag den Rektor
der katholischen Missionen zu Bethel rufen ließ und um Aufnahme in die
katholische Kirche bat.
P. Fouloneau stellte ihm die
Bedingungen, unter denen er ihn aufnehmen wolle: Verzicht auf seine Frauen und
den Alkohol. Der Häuptling versprach es unter Tränen; jedoch der Missionär
zweifelte, ob er Wort halten werde. Mit Hilfe der göttlichen Gnade hat sein
eisenstarker Wille über diese beiden Laster den Sieg davongetragen; es kostete
ihn manchen heißen Kampf. Griffith wurde unter die Zahl der Katechumenen aufgenommen
und kam regelmäßig zum Unterrichte. Wie jeder gewöhnliche Basuto musste er
seinen Katechismus aufsagen. Er unterschied sich nur dadurch von den anderen,
dass er stets mit gespannter Aufmerksamkeit dem Vortrage des Missionärs folgte
und mit seinem geweckten Verstande die Erklärungen der heiligen
Glaubenswahrheiten leichter und schneller erfasste.
Nach zweijährigem Katechumenat
sollte er in den Schoß der wahren Kirche aufgenommen werden. Der 6. Oktober war
für die Taufe festgesetzt. Die katholische Mission bot alles auf, um diesen Tag
zu einem feierlichen zu gestalten. Da voraussichtlich die Missionskirche die
zum Fest herbeiströmende Menge nicht fassen würde, beschloss der Pater, die
Feierlichkeit unter freiem Himmel abzuhalten. Von nah und fern eilten am Morgen
des 6. Oktober die Christen und Heiden zur Mission. Außer dem Häuptling sollten
noch 106 Katechumenen getauft werden, darunter die Gemahlin Griffiths und seine
zwei Töchter. P. Fouloneau hatte den eingeborenen Priester Andreas (P. Andreas ist ein Zulu . Er spricht sechs Sprachen,
Englisch, Deutsch, Italienisch, Afrikaans, Zulu und Sesuto. Seine Stuiden machte
er an der Propaganda in Rom und wirkt augenblicklich unter den Heidnischen
Zulus) aus Natal zur Tauffeier eingeladen, um den Glanz des
Tages zu heben.
Obwohl selbst mit Arbeiten überladen
und fast unentbehrlich auf seiner Mission, hatte dieser seeleneifrige Priester
das Opfer einer beschwerlichen Reise nicht gescheut und sich nach Bethel
begeben. Am Tage selbst sang er das Hochamt und hielt die Festpredigt. Die
Feier der Taufe begann um 1 Uhr und endigte gegen 4 Uhr. Im Auftrag des
Apostol. Vikars Cenez O.M.I. spendete P. Pennerath, Superior und Direktor der
Mission in Roma, die heilige Taufe. In zwei großen Halbkreisen waren die
Täuflingen aufgestellt. Während der Priester die erhabenen Zeremonien vornahm,
erklärte ein Christ in der Sesutosprache den Sinn der einzelnen Handlungen.
Christen sowohl als auch Heiden waren sichtlich von der Erhabenheit der Feier
ergriffen, und vielleicht manch hartes Heidenherz ist vom Strahl der göttlichen
Gnade getroffen worden in jener feierlichen Stunde.
Hierauf folgte eine bescheidene
weltliche Feier. Griffith hatte 24 Ochsen und 200 Schafen schlachten lassen und
zeigte sich an seinem Ehrentage als großmütiger Gastgeber. Auch für die nötigen
Getränke war gesorgt, denn große Krüge mit dem köstlichen Lething — leichtes
Kaffernbier — standen jedermann in reichlichstem Maße zur Verfügung. P.
Pennerath hielt bei dieser Gelegenheit eine Ansprache, worin er die große
Bedeutung des Tages hervorhob und zugleich auf die wunderbare Ausbreitung der
katholischen Kirche im Basutoland hinwies. Vor 50 Jahren habe Moshesh ein
kleines Bäumchen in Roma gepflanzt. Jetzt ist es ein großer Baum geworden, der
seine Äste über das ganze Basutoland ausstrecke. Heute trage er eine edle
Frucht, indem Griffith, ein Enkelkind des großen Moshesh, durch die heilige
Taufe ein Mitglied dieser Kirche geworden sei. Niemand aber ahnte bei der
Feier, dass dieser Mann bald an der Spitze der gesamten Basutonation stehen
werde (Anm.: diesen Teil lasse ich wegen
gewisser Längen weg.)
Viele haben wohl die Fragen
gestellt: Wird Griffith als Oberhäuptling seinem katholischen Glauben treu
bleiben? Kurz nach dem Tode Letsies II. wagte ein Häuptling ihm zu sagen: ‚Morena
(Häuptling), du bist bald unser König, dann musst du auch leben wie die übrigen
deiner Ahnen‘, d. h. das heidnische Leben eines Basuto führen.
Griffith gab ihm eine eines Königs würdige Antwort: ‚Meinen Titel Oberhäuptling könnt ihr haben, aber meinen Glauben lasse ich mir nicht nehmen.‘ Möge Oberhäuptling Griffith seinen echten katholischen Gesinnungen treu bleiben! Das wird dem Basutoland und auch der katholischen Mission viel Segen bringen.
Griffith gab ihm eine eines Königs würdige Antwort: ‚Meinen Titel Oberhäuptling könnt ihr haben, aber meinen Glauben lasse ich mir nicht nehmen.‘ Möge Oberhäuptling Griffith seinen echten katholischen Gesinnungen treu bleiben! Das wird dem Basutoland und auch der katholischen Mission viel Segen bringen.
(Aus: die katholischen Missionen,
1914)
„Griffith“ ist wohl Nathaniel Griffith Lerothodi, m. E. der Urgroßonkel des jetzigen Königs von Lesotho, Letsie III, ebenfalls ein Katholik.