Das wichtigste Gebet ist das Gebet um die Beharrlichkeit bis zum Ende. Siehe hier

Dienstag, 6. März 2012

Die Mission unter den Schwarzen in Galveston, Texas (Teil 2)

Schwarze Schwestern mit Mädchen in Galveston (früher hat man bei Fotoaufnahmen ernst geschaut)

Fortsetzung von hier

Die Anstalt und die opferwillige Hingabe der Negerschwestern haben nicht verfehlt, unter den nichtkatholischen Negern eine günstige Stimmung gegen die katholische Kirche zu wecken. Man findet, dass gerade solche Gewerbeschulen das beste Mittel seien zur Lösung der schwierigen Negerfrage in den Südstaaten.
Daher wäre eine ähnliche Anstalt dringendes Bedürfnis. Leider fehlen die Mittel, und so ist die Gefahr da, dass man den günstigen Augenblick verpasst. Die glänzenden Erfolge unserer Anstalt haben bereits die Protestanten vermocht, auch ihrerseits Bewahr- und Erziehungsanstalten dieser Art für arme Negerkinder zu errichten. Gegenwärtig jedoch scheint unsere Anstalt sogar von protestantischen Negern bevorzugt zu werden, wenigstens in einzelnen Fällen.
Ein Mädchen, dem vor zwei Jahren eine Freistelle in einer protestantischen höheren Erziehungsanstalt angeboten wurde, zog es vor, in unsere Anstalt zu kommen, obwohl es und seine Angehörigen früher fast nie ein Wort über die katholische Religion gehört hatten. Das Mädchen wurde katholisch und macht der Anstalt alle Ehre.
Es ist allgemein bekannt, dass der Neger von Natur aus sehr religiös veranlagt ist, doch sagt man ihm nach, dass er keine Ausdauer besitze und nachdem er katholisch geworden sei, leicht wieder vom Glauben abfalle.
Meine Erfahrung in den zwölf Jahren unter den Negern hat mich eines andern belehrt. Zuerst möchte ich beiläufig erwähnen, dass bereits drei Mädchen unserer Anstalt Beruf zum Ordensstande zeigten und der Genossenschaft der heiligen Familie, die ganz aus Negerschwestern besteht und ihr Mutterhaus in New Orleans besitzt, beigetreten sind. Alle drei wirken nun als Lehrerinnen unter ihren Rassegenossen in verschiedenen Missionen.


Was die Standhaftigkeit mancher Neger im heiligen Glauben angeht, so habe ich in diesen Jahren manches Auffallende erlebt. Ich bin schon mehrere Male nach einer Negeransiedelung, 60 Meilen von Galveston, gerufen worden, um sterbenden Negern die heiligen Sakramente zu spenden. Die armen Leute waren vor 20 oder 30 Jahren katholisch geworden und später in diese Ansiedelung gezogen, wo sie zerstreut mitten unter protestantischen Negern und von protestantischen Hausgenossen umgeben, wohnten.
Obwohl sie fast nie einen Priester zu sehen bekamen, so hielten sie dennoch an ihrer Religion fest. In einer anderen Ansiedlung, 140 Meilen von hier, fand ich vor einigen Jahren mehrere Familien, deren Eltern schon zur Zeit der Sklaverei katholisch geworden waren. 


Sie sind seitdem der Religion treu geblieben und haben ihre Kinder katholisch erzogen; und doch hatten sie während 25 Jahren einen Priester jährlich nur ein- oder zweimal getroffen.
Andere Neger, die sich während meiner Tätigkeit hier unserer heiligen Kirche angeschlossen haben, sind dafür von ihren Verwandten und von früheren Glaubensgenossen verachtet und verfolgt worden, haben aber diese Nachstellungen mit erstaunlichem Heldenmut überwunden. Ähnliche Fälle hat auch unsere Anstalt mehrfach aufzuweisen.
Obwohl die uns zur Erziehung übergebenen Kinder, wie gesagt, in der Regel von Seiten ihrer Eltern auf keine Schwierigkeiten stoßen, wenn sie sich unserer Kirche anschließen wollen, so gibt es hie und da doch Ausnahmen. Vor zwei Jahren z.B. kam ein dreizehnjähriges Mädchen in die Anstalt. Dasselbe gehörte, wie auch seine Eltern, der Baptistensekte an. 


In den ersten Tagen nach seiner Aufnahme in die Anstalt kam ihm alles, besonders beim Gottesdienst, lächerlich vor, und es äußerte sich den anderen Kindern gegenüber, dass es nie katholisch werde. Doch diese sagten dem Mädchen einstweilen ganz gleichgültig: „Warte einmal ein bisschen — uns ging es anfangs gerade so wie dir“. Das Mädchen schien von Hause aus gegen den Eintritt in die katholische Kirche gewarnt worden zu sein.
Nach zwei Wochen hatte es jedoch nichts mehr gegen die katholische Religion einzuwenden und schien über die Sache ernsthaft nachzudenken. Einige Wochen später teilte es einer der Schwestern mit, dass es auch gern katholisch werden möchte und sprach auf Anweisung der Schwester von seinem Vorhaben mit mir. Ich gab ihm zur Antwort: „Wenn du recht brav bist und den Katechismus fleißig lernst, werde ich dich vielleicht nächstes Jahr (bedingungsweise) taufen und in die Kirche aufnehmen.“ Dies schien dem Mädchen zu gefallen. 


Einige Monate später, am 8. September 1900, kam die furchtbare Sturmflut, die unsere Stadt heimsuchte und auch an den Gebäulichkeiten der Mission erheblichen Schaden anrichtete. Ich hatte mich aus meiner armseligen Wohnung, die kurz darauf vom Sturm niedergeweht wurde, in die Schule geflüchtet, wo die Schwestern mit den Zöglingen in einem Zimmer sich versammelt hatten. 

Als der Sturm am furchtbarsten wütete und das Wasser anderthalb Meter hoch gestiegen war, und alle in der Anstalt mit jedem Augenblick den Tod erwarteten, sagte ich den Kindern, die noch nicht getauft waren, dass sie in einer Ecke des Zimmers beisammen bleiben, damit ich ihnen die Nottaufe spenden könnte, im Falle, dass das Gebäude einstürzen sollte. Wir kamen aber, Dank dem Schutze der lieben Mutter Gottes, zu der wir während der Dauer des Sturms unaufhörlich flehten, mit dem Leben davon.
Mehrere Tage nach dem Sturm teilte das erwähnte Mädchen einer der Schwestern mit, es habe in der Nacht des Sturmes gebetet, wir möchten untergehen, damit es ohne Verzug in die Taufgnade erhalte und als Mitglied der katholischen Kirche sterbe. Als nachher das Mädchen, unserer Regel gemäß, seine Eltern um Erlaubnis bat, katholisch zu werden, wurde dieselbe verweigert.


Traurig über die abschlägige Antwort ging das Kind mehrere Tage weinend umher. Schließlich sagte es zu mir: „Wenn Sie mich taufen und in die katholische Kirche aufnehmen wollen, werde ich doch katholisch, wenn es mir meine Eltern auch nicht erlauben.“
Da das Mädchen so eifrig war und eine ungewöhnliche Festigkeit zeigte, entsprach ich seinem Wunsch und nahm es letztes Jahr nach Ostern mit 20 anderen Negern in die Kirche auf. Seit der Zeit ist es ein Muster der Frömmigkeit und Sittsamkeit, und seine Eltern machen seitdem auch keine Einwendungen mehr. 

Solche Beispiele sind gewiss geeignet, uns zu weiteren Anstrengungen zu ermuntern.
Meine lieben Landsleute im alten Vaterland werden es mir daher nicht verargen, wenn ich bei ihnen um Unterstützung dieser armen Mission anklopfe. 


Wer das geistliche Elend und die bedauernswerte sittliche Lage dieser armen Neger kennt und andererseits günstige Gelegenheiten sieht, dieser verachteten Rasse aufzuhelfen, der muss gestehen, dass die hiesigen Negermission vollsten Anspruch auf die Unterstützung vonseiten der Katholiken Europas haben. Im Voraus mein herzliches Vergelt’s Gott!


(Aus: die katholischen Missionen, 1902)