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Samstag, 3. März 2012

Die Revolution in Ecuador (Teil 2)



Die Kathedrale von Quito, im Hintergrund die Statue der "Virgen de Quito"; Quelle: Neverhood
Fortsetzung von hier

Der Aufstand hatte somit leichte Arbeit. Die große, gläubige Masse des Volkes schien die Gefahr und Tragweite eines Erfolges von Seiten Alfaros nicht zu ahnen. Bischof Schumacher von Portoviejo und kurze Zeit nachher der Erzbischof von Quito erließen die feurigsten Hirtenschreiben, in welche sie das Volk vor der Gefahr des Radikalismus warnten. 

Die Mahnung des Bischofs Schumacher, dass das Volk vor der Wahl stehe zwischen Christus und Satan, wurde nicht beachtet und von dem gebildeteren Teil der Bevölkerung mit ungläubigem Achselzucken aufgenommen. Wie wahr der Bischof gesprochen, hat der Verlauf gezeigt.
Es ist heute schon über ein Jahr, dass der Radikalismus und die Freimaurerei durch Lug, Betrug und Verrat die Gewalt in die Hände Alfaros gebracht haben. Eine wahre Schreckensherrschaft, ein Gräuel der Verwüstung ist über das arme Land hereingebrochen.

Die Diözese des Bischofs Schumacher, des unermüdlichen Kämpen gegen Liberalismus und Freimaurerei, war infolge ihrer geographischen Lage und besonders ihrer religiös-politischen Stellung zur ersten Zielscheibe des Angriffes geworden. Man hatte es vor allem auf das Leben des Bischofs Schumacher abgesehen. Auf Anraten und inniges Bitten seiner Priester und der treuen Katholiken wollte sich der Prälat ins Innere des Landes zurückziehen, wurde aber in dem Dorf Calzeta von den Revolutionären eingeholt. Nur wie durch ein Wunder entging er der Mordlust der teuflischen Horde. Seine vier priesterlichen Begleiter wurden den gröbsten Insulten ausgesetzt. 

Der hochw. Herr Hecker, der Pfarrer von Calzeta, wurde gefesselt durch die Straßen geschleppt. Auf den oft wiederholten Befehl, Viva Alfaro zu rufen, antwortete er jedes Mal Viva el sagrado Corazón de Jesús — Es lebe das heiligste Herz Jesu! Und dies tat er, obgleich man ihm den Lauf des geladenen Gewehrs vor die Brust hielt.
Ein spanischer Kapuzinerpater erhielt einen Säbelstich in den Rücken, der ihm beinahe das Leben gekostet hat. Die amerikanischen Benediktinerinnen, die in Calzeta eine blühende Schule leiteten, wurden mit Flüchen überhäuft, ihre Habe wurde teils zerschlagen, teils gestohlen. Die amerikanische Flagge, auf deren Schutz sie gehofft, wurde von den Revolutionären zerfetzt. 

Ähnliche Gräueltaten wurden überall verübt. Unter dem wahrhaft höllischen Rufe: Muera Jesucristo — Nieder mit Christus! Brach die Bande in die Kirche von Chone und feierte dort am heiligen Orte ihre nächtlichen Orte ihre nächtlichen Orgien.
Wie mit einem Schlag war die jahrelange, mühevolle Arbeit des Bischofs und seines größtenteils deutschen Klerus vernichtet. Priester und Schwestern wurden verbannt oder mussten flüchten, um nicht den ärgsten Misshandlungen ausgesetzt zu werden. In den fünf übrigen Diözesen steht es nicht besser. 

Der Erzbischof von Quito ist flüchtig in den Urwäldern der Kordilleren; sein Palais wurde von den Horden Alfaros vollständig zerstört. Alle Seminarien und religiösen Schulen sind geschlossen. Das Institut der Schulbrüder, welche fast in allen Städten die herrlichsten Anstalten leiteten, ist unterdrückt.
Die Kapuziner, Redemptoristen, Lazaristen und einige französische Priester-Kongregationen sind aus dem Land verjagt. Die Patres eines Klosters wurden gezwungen, um sie zu verhöhnen, rückwärts auf Eseln aus der Stadt zu reiten. Die Jesuiten und einige ältere Orden sind bis jetzt noch nicht ausgewiesen, aber solchen Schikanen ausgesetzt, dass es schwer fällt zu sagen, welches das größere Übel für sie ist. 

Alle katholischen Zeitungen sind unterdrückt; dagegen betreibt die freimaurerische Presse mehr als je zuvor ihr gottloses Werk. Laien und Priester werden meuchlings erschossen; ein spanischer Priester wurde unter dem Vorwand, einen kranken Soldaten zu versehen, in die Kaserne gerufen, um dort sofort erschossen zu werden.
Einer der Mörder Garcia Morenos, den die vorherigen Regierung eingefangen hatte und der seiner Verurteilung entgegensah, wurde von Alfaro freigelassen, mit einem öffentlichen Bankett beehrt und dann als Direktor der Staatsschule nach Portoviejo geschickt.
Die große Masse des Volkes zittert vor Furcht, die angesehenen Bürger leben in steter Angst und Gefahr, ihr Hab und Gut konfisziert zu sehen und auf den geringsten Verdacht der Untreue hin aufgegriffen, in die Verbannung geschickt oder erschossen zu werden. 

Der Sohn Garcia Morenos, der sich der Politik ganz fern gehalten hatte, ist für vogelfrei erklärt und hält sich versteckt in den schrecklichen Urwäldern der östlichen Anden. Alle Einkünfte des Staates und der Kirche werden von dem Diktator und seinen Anhängern in Beschlag genommen.

Der Raum erlaubt es mir nicht, die zahllosen Gräueltaten, welche im verflossenen Jahre gegen Gott und Menschen von der Räuberbande Alfaros verübt worden sind, auch nur kurz zu erwähnen. Fürwahr, wer noch daran zweifelt, dass die Freimaurerei eine Ausgeburt der Hölle sei, der muss blind sein.
Doch, Gott sei Dank, die Anzeichen vermehren sich, dass die Tage der Schreckensherrschaft in Ecuador gezählt sind. Noch kürzlich wurde ein bedeutender Sieg der konservativen Truppen über Alfaro gemeldet. 
Die Revolutionen in Ecuador gleichen den verheerenden Eruptionen seiner Vulkane. Hoffentlich geht diese schwere Prüfung der Kirche des göttlichen Herzens bald vorüber, und dann wird mit Gottes Hilfe die Religion von neuem aufblühen und noch herrlichere Früchte tragen als zuvor.
„Gott stirbt nicht“, hat sterbend Garcia Moreno gesagt, ein Erbe des Trostes und der Zuversicht für alle Gutgesinnten.

(Aus: die katholischen Missionen, 1896)