Deckblatt der Verfassung von Mexiko im Jahr 1917 |
In Mexiko rast
der Verfolgungssturm gegen Kirche und Religion ungebrochen weiter. Die zu
Queretaro (5. Februar 1917) veröffentlichte und seither, wie es scheint, durch
weitere Gesetze ergänzte neue Verfassung zielt auf förmliche Vernichtung der
Kirche.
Artikel 5 bestimmt z.B., dass kein Vertrag, keine Abmachung und Vereinbarung
vom Staat als rechtskräftig anerkannt werde, welche den Verlust, das
unwiderrufliche Opfer oder die Einschränkung der menschlichen Freiheit zum
Gegenstand habe, gleichviel ob der Beweggrund Arbeit, Erziehung oder ein
Ordensgelübde sei. Damit sind die religiösen Orden unmöglich gemacht.
Artikel
70 erklärt, dass nur eingeborene Mexikaner im Land gottesdienstliche Handlungen
vornehmen dürfen. Es bleibt somit den ausländischen Priestern und Ordensleuten
nichts übrig, als das Land zu verlassen.
Vermutlich haben unter anderen auch
die bisher noch in Mexiko tätigen Lazaristen dem Sturm weichen müssen. Die
Maristen wurden bereits vertrieben.
Weiterhin bestimmen die
religionsfeindlichen Gesetze, dass die Kirche keinen Grundbesitz erwerben dürfe
und ihre Güter dem Staat verfallen. Der Geistlichkeit wir das bürgerliche
Stimm- und Wahlrecht abgesprochen.
Künftig sollen nur noch Staatsschulen
bestehen; alle Privatanstalten, d.h. die von Ordensgenossenschaften geleiteten
Schulen, werden unterdrückt. Die Mehrzahl der mexikanischen Pfarreien stehen
heute verwaist. In der Provinz Campeche sollen noch drei, in einer anderen noch
vier, in mehreren gar kein Priester mehr übrig sein.
Der Erzbischof von
Guadalajara, der in einem Hirtenbriefe mannhaft gegen das Vorgehen der
Regierung Einspruch erhob, musste sich verstecken; mehrere Priester, die den
Hirtenbrief verlesen hatten, wurden ins Gefängnis geschleppt und selbst der
Folter unterworfen, um von ihnen Angaben über den Zufluchtsort des Erzbischofs
zu erpressen. Die Leidensgeschichte mancher dieser gehetzter Priester und Bischöfe,
denen es gelang, über die Grenze zu entfliehen, klingt ergreifend.
Inzwischen sind die nach den Vereinigten Staaten geflüchteten Bischöfe und Ordensleute dort nicht müßig. Voll Vertrauen auf eine bessere Zukunft ist man eifrig bedacht, einen tüchtigen geistlichen Nachwuchs zu erziehen, und es ist tröstlich, dass trotz aller Verfolgung aus Mexiko selbst noch junger Zuzug kommt.
(Aus: die
katholischen Missionen, 1918)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen