Der Diener Gottes Bischof Heinrich Vieter SAC (Seligsprechungsprozess 2005 eingeleitet) |
Der Güte des
hochw. H. Kugelmann, Obern des Missionshauses zu Limburg, verdanken wir die
folgenden Zeilen des hochw. H. Vieter P.S.M., datiert Kribi (Kamerun), den 14. September
1895, über den reumütigen Tod zweier Neger, welche wegen eines Mordes hingerichtet
wurden:
„Vor 14 Tagen erfuhr ich, dass auf dem hiesigen Bezirksamt zwei zum Tode verurteilte Gefangene sich befänden. Es wäre nun gewiss eine Pflichtverletzung meinerseits gewesen, wenn ich mich nicht wenigstens bemüht hätte, die armen Sünder zur Reue und zur Buße zu bringen.
„Vor 14 Tagen erfuhr ich, dass auf dem hiesigen Bezirksamt zwei zum Tode verurteilte Gefangene sich befänden. Es wäre nun gewiss eine Pflichtverletzung meinerseits gewesen, wenn ich mich nicht wenigstens bemüht hätte, die armen Sünder zur Reue und zur Buße zu bringen.
Ich begab mich daher zum Herrn
Bezirksamtsmann von Oertzen und bat um die Erlaubnis, die zwei besuchen und
unterrichten zu dürfen. Diese Erlaubnis gab genannter Herr mir recht gerne, und
so machte ich denn gleich den Anfang.
Ich hatte erwartet, dass die zwei armen
Burschen sich mir gegenüber als unschuldig hinstellen würden, doch darin hatte
ich mich getäuscht.
Beide bekannten mir gleich, dass sie die ihnen zu Last
gelegte Tat wirklich begangen hätten. Weil in ihrer Heimat am Njong-Fluss bei
Klein-Batanga ein Tiger (anscheinend eine ältere Bezeichnung für Leopard) die
Gegend unsicher gemacht, hatte der ungefähr 50 Jahre alte Mahopo den 20 Jahre
alten Mamka beredet, mit ihm ein weibliches Kind zu stehlen, dies zu töten, und
dann aus der Leiche (namentlich aus der Haut) ‚Medizin‘ gegen den Tiger zu
machen. Das hatten beide denn in einer Nacht, als im Dorfe ein Fest gefeierte
und getanzt wurde, auch vollführt.
Doch die Mutter des Kindes hatte den
jüngeren erkannt. Dieser wurde am nächsten Tag vom Volk festgenommen, bekannte
sich schuldig, und um Mitschuldige gefragt, nannte er den Mahopo. Anfangs
leugnete dieser, wurde jedoch überführt und gab dann auch seine Schuld zu.
Ich erzählte
ihnen von Gott, vom Sündenfall des Menschen, dem Sohn Gottes, unserem Heiland
Jesus Christus, der uns zuliebe Mensch wurde, der namentlich die Sünder liebte
und aufsuchte und endlich die Strafen für unsere Sünden auf sich nehmen am
Kreuz starb usw.
Als ich meinen ersten Unterricht beendet hatte, fragte ich, ob
ich wieder kommen sollte, was beide bejahten. So setzte ich denn den Unterricht
während der Woche fort. Morgens ging ich und nachmittags ein junger Katechet
(Peter Sili), der ihnen die notwendigen Gebete, den Akt der Reue usw.
beibrachte. Beide verlangten dann die Taufe.
Da mir vom Bezirksamtsmann
mitgeteilt wurde, dass sie am 9. Des Monats in Klein-Batanga sollten erschossen
werden und dass die Überführung dorthin am 7. Stattfinden würde, taufte ich sie
am 7. d. M. morgens um 7 Uhr, nachdem beide vorher den Akt der Reue gebetet und
auch erklärt hatten, es sei recht, dass sie sterben müssten, weil sie einen
Menschenmord begangen hätten. Der ältere erhielt den Namen Petrus Dismas, der
jüngere Paulus Thaddäus. Nach der heiligen Taufe spendete ich beiden das
heilige Sakrament der Firmung.
Nach der heiligen Handlung ermahnte ich sie,
jetzt ihre Gedanken nicht auf das Ende dieses, sondern auf den Anfang des
ewigen Lebens zu richten und fest zu vertrauen, dass der liebe Gott ihnen um
des Todes unseres Heilands willen verziehen habe. Als ich ihnen zum Abschied
die Hand reichte und versprach, am folgenden Tage nach Klein-Batanga zu kommen,
sah ich das erste Lächeln auf den Lippen der armen in Christi Blut gereinigten
Sünder.
Am Sonntagmorgen nach der heiligen Messe ging ich denn in unserem Boot,
der ‚Regina Apostolorum‘ unter Segel
und kam abends 5 Uhr in Klein-Batanga an. Ich besuchte die beiden abends,
ermahnte sie und betete mit ihnen. Dasselbe tat ich am folgenden Morgen vor der
Hinrichtung, die um 7 Uhr stattfand. Auch gab ich beiden die Lossprechung.
Verlangen Sie von mir keine Beschreibung der Hinrichtung; es wiederstrebt mir. Betend gingen sie zur Richtstätte, ein Akt der Reue noch, nachdem sie dort angelangt waren, die Schüsse krachten, und der menschlichen Gerechtigkeit war Genüge getan. Ein fertiges Grab nahm ihre Leichen auf.
Verlangen Sie von mir keine Beschreibung der Hinrichtung; es wiederstrebt mir. Betend gingen sie zur Richtstätte, ein Akt der Reue noch, nachdem sie dort angelangt waren, die Schüsse krachten, und der menschlichen Gerechtigkeit war Genüge getan. Ein fertiges Grab nahm ihre Leichen auf.
Eine Träne im Auge und
die Hoffnung im Herzen, dass Gott ihnen gnädig sein werden, entfernte ich mich
und kam abends wieder hier an. Ein kleines Kreuz, das ich jedem gegeben hatten,
hielte beide nach dem Tode fest in der Hand.
Unsere Kinder haben auch ihren
Teil getan, nämlich Rosenkränze gebetet für die beiden, damit der liebe Gott
ihnen gnädig sei. Mancher möchte vielleicht denken: Aber hätte man nicht Gnade
für die beiden, und namentlich für den jüngeren Paul, erwirken können, der dazu
noch verführt worden war und nachher noch die meiste Reue zeigte und guten
Willen namentlich dadurch bekundete, dass er seinem älteren Genossen, der wenig
behalten konnte, im Gefängnis das Gehörte über die Glaubenswahrheiten
wiederholte?
Nun, ich glaube, die Regierung muss gewissen Verbrechen hier energisch
entgegentreten, namentlich solchen, wobei Menschenmorde vorkommen, die sich am
Klein-Batanga-Fluss so oft wiederholen.“
(aus: die
katholischen Missionen, 1896)