St. Franziskus Solanus: sein Leben war seiner Lehr gar ähnlich |
Im Jahre 1617
erschien zu Ingolstadt bei Frau Wittib Elisabeth Angermairin die von P. Tobias
Hendechelius O.S.F. verfasste „Relation von der frewdenreichen Bekehrung des
Königreiches Voxu von Japon“. Ihr hatte P. Calentin Fricius O.S.F.,
Generalkommissar des Ordens für Deutschland, Polen, Ungarn und Böhmen und
Beichtvater des Erzherzogs Matthias von Österreich, eine Abhandlung über die
Missionen seiner Mitbrüder beigefügt mit dem Titel „Indianischer
Religionsstandt der gantzen newen Welt beyder Indien“. Im neunten Kapitel gibt
uns der Verfasser eine Schilderung vom Leben der damaligen
Franziskanermissionäre. Da das seltene Werk wohl den meisten unserer Leser
unzugänglich ist, wollen wir die Ausführungen des Generalkommissars mit einigen
Kürzungen im Folgenden wiedergeben.
Das neunt Capitul
Lehr, Leben,
Wandel, Sitten und Bräuch, der Franziskaner, so in Indien (gemeint sind
hauptsächlich die herrlichen Missionen der Franziskaner in Mittel- und
Südamerika) gereist und wohnen.
1. Kein ander Lehr haben die
Barfüsser in der neuen Welt ausgesät, dann die alt Römisch, Catholisch und
Seligmachende Lehr.
2. Ihr Leben und Wandel war
ihrer Lehr gar ähnlich und gemäß. Haben auch das wenigst nicht gepredigt, das
sie auch nicht zuvor im Werk vollbracht hätten.
3. Zweier Ding haben sie sich
beflissen: der großen Andacht und Bekehrung und was von diesen anhängig.
4. Mit den allerschlechtesten,
geringsten und verächtlichsten Kleidern waren sie angetan.
5. Zu Fuß durchzogen sie über
Wasser und Land alle Inseln und Provinzen.
6. Ihr Lager und Bett waren
Stein, Heu und der harte Erdboden.
7. Kräuter, Brot und Wasser war
ihr Speiß und trank.
8. Der helle Himmel, die von
ihnen aufgerichten Hüttlein und Höhlen waren ihre Häuser.
9. Für Schwerter und Waffen
trugen sie Kruzifix und Brevier.
10. Des Golds haben sie gar nit
geacht, obwohl Indien dessen so voll gewesen, dass man auch ganz güldene Wänd
an Häusern gefunden, die Roß damit beschlagen und auch viel Berg gesehen
worden, in welchen mehr Gold dann Erde gewesen.
11. Armut war ihnen viel
angenehmer, dann den Weltkinder der Reichtum, derowegen sie dann auch überaus
von Indianern und anderen Geistlichen geliebt worden bis heutzutag.
12. Auf eine Reiß zogen sie
mehrmalen bei 100 oder 200 Meilen, bemühten sich allein mit Predigen, Taufen,
Bekehrung, Zerbrechen der Abgötter und ließen sich auch nicht abwendig machen,
obgleich einer oder mehr aus ihnen martyrisiert, erschossen oder erschlagen
worden.
13. Auf der Reiß haben sie
jederzeit alle notwendige Sachen zum Tauf und Meßlesen mit sich getragen.
14. Die Geheimnisse unseres hl.
Glaubens, die 10 Gebote, die 7 Todsünd usw. lehrten sie die Indianer durch
gemalte und in Teppich eingewirkte Figuren und Bilder.
15. Aufs äußerst haben sie sich
beflissen, damit die hl. Hochwürdigen Sakrament mit höchster Ehr, Reverenz und
Solemnität administriert und empfangen wurden.
16. Nicht weniger Müh haben sie
ausgestanden, bis sie das hin und herlaufend, zerstreute Volk aus den Wäldern
in eine Gemein und Gesellschaft zusammengebracht haben.
17. Gleichfalls lag ihnen nicht
geringer am Herzen, wie sie allerlei Sprachen lernen könnten, damit sie nur
möchten viel einschneiden und viel Nutzen schaffen. So artlich, so lieblich, so
zierlich haben sie in diesen fremden Sprachen Bücher geschrieben und gepredigt,
daß solches für das größte Wunder zu halten, so je die Allmacht Gottes in
Indien durch sie gewirkt.
18. So emsig waren sie im
geistlichen Schnitt, daß ein einziger Franziskaner 40.000 getauft hat, wie
Christophorus de capite Fontium in
der Vorred unsrer privilegiorum zu
Paris gedruckt, vermeldet.
Was ferner das
politische Wesen betrifft, haben sie auch nit weniger Fleiß fürgewandt, damit
die Indianer allerlei Handwerk ergriffen haben. Neben unsern Klöstern haben sie
fast aller Orten große Schulen gebaut, darin sie öfters, wie das auch heute
noch fast aller Orten geschieht, bei 100, 200 und oft 1000 Knaben in allerhand
freien Künsten, im Singen, Lesen, Malen, Schreiben und allerlei Saitenspiel unterwiesen. Damit
dadurch besonders der Gottesdienst möchte stattlich verrichtet werden.
Diese
treuherzige und arbeitsame Schnitter werden ihres unsträflichen Wandels halber
und vielgehabter Müh und Arbeit ohn allen Zweifel von Christo mit großen
Freuden hören: „Euge serve bone etc.,
du getreuer Knecht, geh ein in die Freude deines Herrn, welche auch uns
Christus Jesus gnädigst wolle mitteilen und verleihen. Amen.“
(aus: die katholischen Missionen, 1919)
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