Der heilige Joseph Freinademetz zeigt einem kleinen Chinesen den Weg zum Himmel |
Dem
geschätzten Blatte des Steyler Missionshauses entnehmen wir die folgenden
Zeilen eines Briefes, welchen der hochw. Provikar Joseph Freinademetz an einen
Jugendfreund und Wohltäter der Mission richtet.
Und nun,
lieber Freund, hätte ich so manches, was ich Dir mitteilen wollte, aber ich
muss mich kurz fassen. Das abgelaufene Jahr war für Süd-Schantung ein
Segensjahr. Wir zählen über 9.000 Taufen an Heidenkinder, haben 5.000
Katechumenen und über 2.000 getaufte Christen. So reich hatte uns der liebe
Gott bisher noch nie gesegnet. Ipsi soli
laus, gloria et honor! Möge er vollenden, was er begonnen.
Allerdings
ziehen eben jetzt schwere Gewitterwolken am Horizont auf; aber der, welcher dem
Sturm und Wind gebietet, wacht über seine kleine Herde. Darum unverzagt und
rüstig vorwärts, bis wir am Abend unseres Lebens unser Missionskreuz in die
Hände Desjenigen zurückgeben, von Dem wir es empfangen!
Ich will Dir noch
mitteilen, dass der 23. Mai 1889 mir beinahe die Krone des Lebens eingebracht
hätte.
Um einen Christen zu befreien, der vom Mandarin, eben weil er Christ war, eingezogen worden und mit 800 Stockstreichen bedacht worden war, musste ich in die Stadt, den Mandarin zu sprechen. Alles ging gut; ja der Mandarin gab mir sogar den Christen frei. Ich rüstete mich zur Abreise.
Um einen Christen zu befreien, der vom Mandarin, eben weil er Christ war, eingezogen worden und mit 800 Stockstreichen bedacht worden war, musste ich in die Stadt, den Mandarin zu sprechen. Alles ging gut; ja der Mandarin gab mir sogar den Christen frei. Ich rüstete mich zur Abreise.
Da stürmte eine mit
schweren Knütteln bewaffnete Rotte in mein Wirtshaus herein, schlug die Tür
los, ergriff mich und applizierte mir eine hübsche Portion wuchtiger Schläge;
hierauf warf man mich zu Boden und riss mich zur Tür hinaus.
Mit abscheulichem
Kot schmierte man mir das ganze Gesicht voll und schleifte mich so durch die Hauptstraßen
der Stadt (Zauschien), unter beständigen Verwünschungen, Todesandrohung usw.
Man verdrehte mir jämmerlich die Arme, riss mir ein großes Büschel Haare aus,
band mich und warf mich endlich draußen vor der Stadt auf den Boden hin, wo die
edle Rotte, die fast ganz aus dem Mandarinat war, mich liegen ließ.
Ich hatte
keine Schuhe mehr, keine Kopfbedeckung, die Kleider waren jämmerlich zerfetzt
und beschmutzt, der Wagen in Stücke zerschlagen, meine Messsachen, Taschenuhr,
Reisegeld usw. verschwunden. Den ganzen Tag irrte ich umher und die ganze Nacht
dazu, bis ich endlich beim anbrechenden Morgen, als die Christen eben zum
Morgengebet sich versammelten, halbtot vor Erschlaffung in einer
Christengemeinde ankam. Zelebrieren konnte ich nicht, da mir die Messgeräte
fehlten.
Ich freue mich
und danke Gott für die Beschimpfung, so ich aus Liebe zu Gott leiden durfte.
(Aus: die
katholischen Missionen, 1890)