Ein Missionspionier (…) im wahrsten Sinne des
Wortes war der deutsche Bischof Gerhard Heinrich Vieter, erster Apostolischer
Vikar von Kamerun. Geboren zu Cappenberg am 13. Februar 1853, erlernte der
Knabe das Schreinerhandwerk und gelangte erst in reiferen Jahren zu seinem
Beruf in der Kongregation der Pallottiner. Nach ausgezeichneten Studien in Rom
empfing er am 8. Mai 1887 die heilige Priesterweihe und schiffte sich zwei
Jahre später nach Brasilien ein. Schon nach dreijähriger Tätigkeit in der
Kolonistenmission rief ihn der Befehl der Obern nach Europa zurück, wo er die
Ernennung zum Apostolischen Präfekten von Kamerun erhielt.
Am 1. Oktober 1890 trat er die erste Reise nach
der deutschen Kolonie an, und nun folgte ein Leben der unermüdlichsten
Tätigkeit und der schwersten Strapazen. Die Vorstöße ins Innere des Landes
waren echte Eroberungszüge mit allen Mühsalen, die Urwald und Flüsse,
mörderisches Klima und wilde Bewohner nur bieten können. 11 Patres, 22 Brüder
und 8 Schwestern sah der seeleneifrige Mann im Tod niedersinken, und mehr als
einmal stand er selbst am Rand des Grabes. Aber die heldenmütige Arbeit sah
auch den herrlichsten Lohn. Durch die Ernennung des Präfekten zum Apostolischen
Vikar am 22. Dezember 1904 erkannte Rom die errungenen Erfolge an; doch sein
schönster Lohn war der reiche Gottessegen.
Bei seiner Ankunft hatte Bischof Vieter fünf
Katholiken vorgefunden; bei seinem Tod zählte das Vikariat 28 469 Christen und
17 650 Katechumenen. In 204 Schulen wurden 19 576 Kinder unterrichtet, und von
15 Haupstationen aus arbeiteten 34 Patres, 36 Brüder und 29 Schwestern; 223
eingeborene Lehrer unterstützen das europäische Missionspersonal.
Unter Tränen und Schweiß hat Bischof Vieter
die Kirche Kameruns begründet und befestigt; unter unsäglichem Weh musste er
den Anfang einer schmählichen Verfolgung derselben Kirche durch die Briten
sehen. „Es ist besser, wenn Gott mich zu sich ruft“, hatte der große Apostel gesagt,
als ihm die Nachricht von der Zerstörung Dualas und der Verbannung der
Missionäre (siehe hier) mitgeteilt wurde. Gott ersparte ihm den letzten Schmerz, die
Zerstörung seines Lebenswerks mitansehen zu müssen. Er rief ihn am 7. November
vom Schauplatz seiner Tätigkeit ab.
(Aus: die katholischen Missionen, 1915)